Play-Alike George Harrison – Gitarren Workshop

Beatles Gitarrist George Harrison zählt zu den Meistern des Song-dienlichen Gitarren-Spiels. Wir haben seinen einzigartigen Stil für euch analysiert. Beschäftigt man sich mit den Gitarristen der 60er Jahre, fallen einem unweigerlich Namen wie Jimi Hendrix, Eric Clapton, Jeff Beck und eventuell noch Jimmy Page ein. Fragt man allerdings nach den bedeutendsten Bands dieser Dekade, wird niemand leugnen, dass die Beatles und bestimmt auch die Rolling Stones oder beispielsweise The Who dazugehören. Bands, deren Gitarristen nicht zwangsläufig mit virtuosem Solospiel oder stilweisenden instrumentalen Innovationen in Verbindung gebracht werden. Aber deren Spiel untrennbar mit den Kompositionen und dem Sound ihrer Band verbunden war und damit letztendlich das musikalische Erscheinungsbild dieser Dekade vermutlich noch entscheidender geprägt haben. Da mein geschätzter Kollege Thomas Dill bereits die Rolling Stones mit Keith Richards vorgestellt hat, möchte ich mich an dieser Stelle dem stillen und oft unterschätzten Beatle George Harrison widmen.

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Obwohl George immer im Schatten seiner Bandkollegen und Songwriting-Giganten Paul McCartney und John Lennon stand, ist sein Beitrag zum Thema “songdienliches Gitarrenspiel” nicht hoch genug einzuschätzen. Insbesondere seine Kompositionen, die in der zweiten Hälfte der 60er Jahre immer mehr an Reife gewannen, haben die Bandbreite der Beatles-Tunes um viele Facetten bereichert. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Harrisons Interesse an der indischen Musik starken Einfluss auf die stilistische Vielfalt der vier Pilzköpfe aus Liverpool hatte und er letztendlich auch als Mitbegründer der “Worldmusic” zählen darf. Bevor ihr euch gleich ins Getümmel stürzt, habt ihr jetzt schon mal die Möglichkeit, euch alle Noten des Workshops in einem PDF runter zu laden. So habt ihr alles was ihr benötigt in einem Dokument.

Biographie

George wurde am 25. Februar 1943 in Liverpool geboren. Seine Familienverhältnisse waren geordnet und die schulischen Leistungen sehr gut, abgesehen von ein paar Motivationsproblemen, die der typischen 50er Jahre Establishment-Rebellion geschuldet waren. Mitte der 50er Jahre kaufte Mama Harrison die erste Akustikgitarre, auf der George wie ein Besessener übte – laut eigener Aussage “bis die Finger bluteten”. George erhielt umgehend Gitarrenunterricht von einem Freund seines Vaters und der große Erfolg des aufkommenden Rock’n Rolls trug dazu bei, ihn vollständig für dieses neue Genre zu begeistern. Bald folgte die erste elterlich finanzierte E-Gitarre und Harrison gründete 1955 seine erste Band “The Rebels”. Als seine gitarristischen Haupteinflüsse nannte er später Carl Perkins, Eddie Cochran, Chet Atkins, Scotty Moore, den Rock’n Roller Chuck Berry, aber auch den Klassiker Andres Segovia. Und nicht zu überhören sind auch die Country-Einflüsse, die er zu einem Teil seines eigenen Stils machte.
1954 wechselte er auf das “Liverpool Institute”, das übrigens auch von Paul McCartney besucht wurde. Nicht zuletzt durch die gemeinsame Liebe zur Musik entstand bald eine enge Freundschaft zwischen den beiden und trotz Lennons Bedenken, den mit 14 Jahren eigentlich viel zu jungen Harrison in seine Band “The Quarrymen” aufzunehmen, konnte Pauls Überredungskunst und Georges Talent Lennon überzeugen.

Was dann folgt, ist Beatlesgeschichte, die ganze Bibliotheken füllt und den Rahmen dieses Workshops sprengen würde. Die Beatles jedenfalls beschritten eine Bilderbuchkarriere, die auf einer Kombination aus geschickter Managementstrategie zum einen und auf dem unfassbaren Songwriting-Talent von Lennon und McCartney basierte – gepaart mit dem Input des “fünften Beatles” George Martins, der für die Arrangements zuständig war. George musste sich mit dem Platz des “dritten Beatle” begnügen, der zwar als Sologitarrist eine wichtige Aufgabe erfüllte (auch wenn viele Gitarrenparts von Paul McCartney übernommen wurden – wie z.B. das Solo von “Taxman” oder die Akustikgitarren von “Blackbird”), aber auch in den späteren Jahren nur sehr wenige eigene Kompositionen zu den Beatlesplatten beisteuern durfte. Auch wenn man sich aus heutiger Sicht sagen mag, dass es tatsächlich wohl schlimmere Schicksale gibt, als ein Beatle gewesen zu sein, litt eine Künstlerpersönlichkeit, wie sie George nun mal war, extrem unter diesem Umstand. Und selbst bis zu seinem Tod konnte man das Verhältnis zwischen George und Paul nicht als harmonisch bezeichnen.

Mitte der 60er Jahre begann George sich immer stärker für die indische Kultur, den Hinduismus und selbstverständlich auch für die Musik Indiens, insbesondere Ravi Shankars, zu interessieren. Inspiriert von dieser vollkommen anderen musikalischen Welt begann Harrison, selbst die Sitar zu erlernen, die auch auf einigen Beatles-Stücken zu hören ist, wie z.B. “Within you, without you”. Doch es war nicht nur die indische Musik, mit der Harrison wiederum seine Zeitgenossen beeinflusste. Auch der Einsatz der 12-saitigen Rickenbacker E-Gitarre war ein Novum, das später den Sound der “Byrds” ganz entscheidend prägen sollte. Auch Harrisons Slidespiel war eine Technik, die bis zum damaligen Zeitpunkt nicht unbedingt in der Popmusik zu Hause war.
Nachdem sich die Beatles 1970 aufgelöst hatten, veröffentlichte George (bei dem sich in den letzten Jahren einige Kompositionen “aufgestaut” hatten) noch im selben Jahr das erste Dreifach-Album der Musikgeschichte “All Things must pass”, produziert von Phil Spector, dem legendären Erfinder der “Wall of Sound”. Dieses Werk erhielt von der Kritik wie vom Publikum nur das positivste Feedback, auch wenn Harrisons erfolgreichste Single “My Sweet Lord” als unbewusstes Plagiat des Stückes “He’s so fine” von den Chiffons entlarvt wurde und er einige Tantiemen abtreten musste. Dennoch gilt “All things must pass” als Georges bedeutendste Soloveröffentlichung (auf der Benefizkonzerte-Platte wirkten unter anderem auch sein guter Freund Eric Clapton und Ringo Starr mit).
In den Folgejahren erschienen immer wieder mehr oder weniger erfolgreiche Harrison-Alben – manche von Kritikern gelobt, andere wiederum verrissen.
Ganz nebenbei organisierte er das “Concert for Bangladesh”, das als Vorbild für Benefizkonzerte wie “Band Aid” oder die “Live Aid”-Projekte der 80er galt. Außerdem produzierte bzw. finanzierte er Filme wie z.B. Monty Pythons “Das Leben des Brian” (mit der sehr originellen Begründung: “Because I want to see the movie!”). Der nächste große musikalische Erfolg sollte Harrison erst 1987 mit dem Album “Cloud 9″ winken, dessen Singles ” I got my mind set on you” oder “When we was Fab” Chartplatzierungen erlangte.

Das Soloalbum All Things Must Pass
Das Soloalbum All Things Must Pass

Von 1988 bis 1990 war Harrison Mitglied der “Travelling Wilburys”, eine Art “Supergroup” um Bob Dylan, Jeff Lyne, Tom Petty und Roy Orbison, die mit “Handle with care” und “End of the line” einige Hits hatten. Bedauerlicherweise sollte dieses Comeback nur von kurzer Dauer sein – 1997 wurde bei ihm Krebs diagnostiziert, der am 29.11.2001 auch zu seinem Tod im Alter von nur 58 Jahren führte.
Posthum wurden ihm jedoch noch die großen Ehren der Rockindustrie beschieden, nämlich die Aufnahme in die “Rock’n Roll Hall of Fame” sowie ein Stern auf dem “Hollywood Walk of Fame”. Im Jahre 2011 würdigte Martin Scorsese mit der Dokumentation “George Harrison – Living in the Material World” Harrisons Lebensleistung. Wie ihr seht, gibt es jede Menge Material aus seinem musikalischen Nachlass, an dem wir uns erfreuen und von dem wir lernen können.

TechTalk

Betrachtet man Georges Equipment, erschlägt einen quasi die schiere Fülle an Gitarren, die er im Laufe seiner Karriere spielte. Deshalb möge man mir verzeihen, wenn ich nicht jedes Instrument, dass jemals durch die Harrisonschen Finger ging, einzeln auflisten kann. Ende der 50er Jahre sieht man George noch mit einer Höfner Club 40 oder einer Resonet Futurama (die sehr starke Stratocasteranleihen hat), doch bereits ab Anfang der 60er spielt er Gretsch-Gitarren – die Marke, mit der man George wohl am stärksten assoziiert. Auf ein konkretes Modell kann man ihn jedoch nicht festlegen, so sieht man ihn z.B. mit einer Gretsch 6128 Duo, einer 6131 Firebird, einer 6122 Country Gentleman oder einer Tenessean. Mittlerweile hat ihm Gretsch ein eigenes Modell gewidmet, die G6128T-GH Duo Jet.
Eine ähnliche Verbundenheit erkennt man zwischen George und Rickenbacker, und beispielsweise der 425 oder 1964 dem 12-saitigen Modell 360-12. Auch Gibson spielt in Georges Arsenal eine erhebliche Rolle, allen voran die Akustikgitarren Gibson J160E, die J200, aber auch die Semiakustik ES 345TD oder ganz klassisch SGs und Les Pauls.
Fender Telecaster und Stratocaster, wie z.B. die angemalte Strat “Rocky”, die im Video von “I am the Walrus” zu sehen ist, dürfen in den 60ern natürlich auch nicht fehlen. Auf einigen Bildern ist George auch mit einer Jose Ramirez Nylonstring, einer Epiphone Semiakustik, einer Maton Mastersound, einer 12-saitigen Vox Mandoline oder einer Coral Sitar zu sehen.

Rickenbacker Modell 360 12-String
Rickenbacker Modell 360 12-String

Waren es Ende der 50er Jahre noch ein Selmer Truevoice Stadium Amplifier, so wurde ab den 60ern die Verstärkerbatterie hauptsächlich von Vox und Fender bestimmt. Die Vox Amps waren AC 15, AC30 und 1964 der Prototyp eines AC 100 Topteils (später auch noch Vox 730, Vox Super Beatle oder AC 50).
Von Fender benutzte George gerne Bassmans und den Twin Reverb bzw. Showman.
Der Effektmarkt der 60er Jahre sah noch ziemlich dünn aus, deshalb stöpselte er seine Gitarre meist direkt in den Amp. Dennoch sieht man ihn hier und da mit einem Maestro Fuzztone, einem Vox Tonebender, einem Fuzzface oder einem Pep Rush Fuzz. Ansonsten findet man Tape Delays, Leslie und Wah Wah Pedale in seinem Arsenal.
Was man bei den Beatles nie vergessen darf, ist der Umstand, dass die Fab Four ab dem Jahre 1965 keine Livekonzerte mehr gaben und ausschließlich im Studio arbeiteten – aus diesem Grund entstanden auch viele Sounds durch die damalige Studiotechnik und die Tontechniker – die Abbey Road Studios galten in dieser Beziehung als regelrechte Versuchslabore und die Beatles waren für jedes Experiment zu haben. So ist der fuzzy Sound, den wir am Anfang von “Revolution” zu hören bekommen, lediglich einer direkt ins Pult gespielten Gitarre zu verdanken, wobei der Input-Gain des Kanals gnadenlos aufgerissen wurde. Aber auch Tricks wie zum Beispiel “Tape-Flanging” durch manuelles “Bremsen” des Tonbandes waren erlaubt.
Natürlich müsst ihr für diesen Workshop nicht all dieses Equipment auffahren. Ich persönlich habe für alle Aufnahmen eine Les Paul über einen Vox AC-15 gespielt. Für die 12-saitigen Gitarrenparts kam eine Danelectro 59 12-String zum Einsatz, die eine kostengünstige Alternative zur Rickenbacker sein kann, ohne diese beiden Modelle in irgendeiner Weise hier vergleichen zu wollen. Ebenso ratsam sind eine gute Steel- und Nylonstring für die Akustikparts, ebenso ein Kapodaster.

Der Workshop

Betrachten wir ein paar typische George Harrison Kompositions- und Spielweisen.


Ticket to Ride
Auf den frühen Beatlesplatten finden sich tolle Songideen mit Georges 12-saitiger Rickenbacker (George inspirierte übrigens dadurch Roger McGuinn zu dem klassischen Byrds-Sound) wie z.B. das Introriff von “Ticket to Ride” auf dem Album “Help!”

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Ticket to Ride – Riff Ticket to Ride – Play Along

A hard days night
Ebenso beim Introakkord von “A hard days night” vom gleichnamigen Album. Über diesen einen Akkord ranken sich diverse Mythen – viele nennen ihn einen Gsus4, G7sus4, D7sus4 oder Fadd9 – tragischerweise stimmt alles irgendwie und doch nicht. Als Harrison gefragt wurde, lautete seine Antwort: “It is F with a G on top (on the 12-string), but you’ll have to ask Paul about the bass note to get the proper story.” Ich konnte den guten Paule zwar nicht persönlich fragen, doch soviel sei gesagt: Er spielt ein D.
Das Klavier spielt die Töne D, G und C, sodass sich ein Cluster aus den Tönen D, G, F, A und C bildet. Da die beiden tiefsten Noten im Akkord – bedingt durch das Klavier – das D und G sind, entsteht eine Quarte (laut Paul Hindemith nimmt das Ohr bei einer Quarte den höheren Ton als den Grundton wahr – siehe auch im Introriff von “Smoke on the Water”), sodass sich für den Zuhörer der Klang zur Quinte G – D etabliert und er wohl am ehesten einen G7sus4 wahrnehmen würde. Falls ich alleine den Song zum Besten geben müsste, wäre das wohl auch meine Wahl. Anyway – in diesem Workshop möchte ich euch zeigen, wie George es gespielt hat. Sehr schön sind auch die Bassdurchgänge zum C und der chromatische Durchgang zum D in der Akkordbegleitung:

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A hard days night – Riff A hard days night – Play Along

If I needed someone
Im Stück “If I needed someone”, geschrieben von George für das Album “Rubber Soul”, finden wir ein Riff in A mixolydisch – ein Mode, der übrigens gerne in der indischen Musik verwendet wird. Dort spricht man dann nicht von “Modes”, sondern von “Ragas”, die quasi den melodischen “Boden” eines Stückes benennen. “Harikambhoji” entspräche in der südindischen karnatischen Musik- bzw. “Khamaj” in der nordindischen Musik dem mixolydischen Modus.
Auch dieses gepickte Intro spielte George mit einer 12saitigen E-Gitarre und dem Kapodaster im 7. Bund:

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If I needed someone – Riff If I needed someone – Play Along

Weitere indische Anleihen finden wir in Stücken wie “Within you, without you”, “Love you to”, “Norwegian Wood” oder “Blue Jay Way”. Letzterem liegen ebenfalls sehr abgefahrene Ragas wie z.B. Kosalam und Multani zugrunde, das ganze Stück pendelt zwischen C lydischem Dur und C-vermindert. So gerne ich diese Stücke auch zum Bestandteil dieses Workshops machen würde, sie featuren leider Georges Zweitinstrument, die Sitar, die in ihrem Sound so prägnant ist, dass man sie nicht eins zu eins auf die Gitarre übertragen kann. Aber wie ihr bereits durch den Einsatz der Ragas erkennen könnt, gab sich George nicht nur mit einer oberflächlichen Beeinflussung durch die indische Musik zufrieden, denn sein Umgang mit indischen Elementen zeugt von sehr profunder Kenntnis dieser Kultur.


Here comes the sun
Sehr schöne Pickings, gepaart mit interessanten “odd time”-Taktarten finden wir in der Harrison-Komposition “Here comes the sun” vom Album “Abbey Road”. Auch hier kommt Georges Kapodaster im 7. Bund zum Einsatz:

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Here comes the sun – Riff Here comes the sun – Play Along

Hier der Mittelteil des Stückes:

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Here comes the sun (Mittelteil) – Riff Here comes the sun (Mittelteil) – Play Along

Paperback Writer
Nicht nur “Keef Richards” wusste seinerzeit mit sehr prägnanten und mitsingbaren Riffs aufzuwarten, sondern auch der Zeitgenosse George.
Hier das Intro von “Paperback Writer”

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Paperback writer – Riff Paperback writer – Play Along

Day Tripper
Viele Riffs der frühen Beatleskompositionen stammen aus der Feder John Lennons, wie z.B. “I feel fine” oder auch das folgende Stück “Day Tripper”. Dennoch war George für die Dopplung der Lennonschen Gitarre verantwortlich und darum möchte ich euch dieses Riff nicht vorenthalten:

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Day Tripper – Riff Day Tripper – Play Along

Taxman
Das Stück “Taxman” (Album: “Revolver”), wurde ebenfalls eine wichtige Harrisonkomposition und immerhin von niemand geringerem als Stevie Ray Vaughan gecovert. Das Solo stammt übrigens nicht von George, sondern von Paul McCartney. Beachtet beim Spielen die knackigen zweiten Off-Beats des Dominantseptakkordes, während der erste Akkord pro Takt wirklich eine Viertellänge haben sollte. Auch dieses Stück bewegt sich übrigens im oben erwähnten mixolydischen Modus:

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Taxman – Riff Taxman – Play Along

I saw her standing there
Die Rhythmusgitarre von “I saw her standing there” zeigt uns eine typische Rock’n Roll/Rockabilly-Begleitung:

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I saw her standing there – Riff I saw her standing there – Play Along

Can´t buy me love – Solo
Werfen wir nun unser Ohr auf einige prägnante Soli und Georges Solo-Stilmerkmale. Wie oben bereits erwähnt, war Harrison kein reinrassiger “Bluesjünger”, wie viele seiner Zeitgenossen wie z.B. Clapton oder Keith Richards, sondern es gelang ihm, neben dem Blues auch Countryeinflüsse wie z.B. Chet Atkins einzuverleiben. Klassische Country-Rocksoli finden sich vor allem auf den ersten Beatles Platten. Hier das Solo von “Can´t buy me love” mit tollen Akkordeinwürfen – beachtet die geshuffelte Spielweise. Im Studio wurde das Solo über dem Original gedoppelt, aus diesem Grund könnt ihr stellenweise zwei Sologitarren hören:

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Can´t buy me love – Solo Can´t buy me love – Play Along

A hard days night – Solo
Auch im Solo von “A hard days night” finden sich viele Country-Elemente:

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A hard days night – Solo A hard days night – Play Along

I saw her standing there – Solo
Für Steve Lukather gehört das Solo von “I saw her standing there” zu den wichtigsten Einflüssen in seiner musikalischen Karriere. Grund genug, es sich genauer anzuschauen:

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I saw her standing there – Solo I saw her standing there – Play Along

And I love her – Solo
Auch wenn man Soli auf der Nylonsaiten-Gitarre eher seltener von Harrison hört, finden wir in “And I love her” (Album: “A hard days night”) ein sehr schönes Beispiel dafür. Das Solo basiert auf einer freieren Interpretation der Strophen-Gesangsmelodie:

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And I love her – Solo And I love her – Play Along

Something
Tolle Gitarrenarbeit gibt es auch in der Harrison-Komposition “Something”, ein Stück, von dem immerhin Frank Sinatra behauptete, es sei: “The greatest love song of the past 50 years” und das sogar von James Brown, Nancy Sinatra und Bruce Springsteen gecovert wurde.
An dieser Stelle würde ich gerne einmal einen Blick auf die Strophenharmonien werfen, die da wären:


I C I Cmaj7 I C7 I F I D7 I G I


George macht sich den tollen harmonischen Effekt einer chromatisch fallenden Stimme innerhalb der Akkorde zunutze: Das C im C Dur fällt zur großen Septime B im Cmaj7, dann zum Bb (also kleine Septime) im C7 und schließlich zur Terz A des F-Durakkordes. Und etwas ganz ähnliches passiert im Pre-Chorus:


I Am I Am/G# I Am/G I D9 I


Auch hier sehen wir einen Grundton chromatisch bis zum G nach unten wandern und das D enthält immerhin das F# als Terz (also A – G# – G – F#). Gespielt wurde die Rhythmusgitarre von “Something” vermutlich mit einem Leslie (Fender Vibratone ) – bandscheibenschonender ist für unseren Hausgebrauch ein einfacher Rotary Effekt – benutzt am besten den Stegpickup für den Sound:

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Something – Riff Something – Play Along

Das wunderschöne melodiöse Solo möchte ich euch nicht verheimlichen:

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Something – Solo Something – Solo Play Along

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, war George auch ein begnadeter Slidespieler.
Zeugnis davon legen Stücke ab wie “Give Me Love (Give Me Peace on Earth)” vom Album “Living in the Material World”, “Marwa Blues” vom Album “Brainwashed”, “Free as a bird” von den “Remake” – Beatles oder John Lennons “How do you sleep”.


This is love
Exemplarisch für Georges Slidespiel möchte ich euch das Stück “This is love” vom Album “Cloud 9” aus dem Jahre 1987 vorstellen, auf dem George ein sehr schönes Intromotiv mit dem Bottleneck spielt:

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This is love – Riff This is love – Play Along

My sweet lord
Und natürlich die Intromelodie von Georges erfolgreichster Single “My sweet lord”, deren Erfolg George aufgrund einer Plagiatsklage leider nicht genießen konnte.
Bei diesem Intro scheiden sich die Geister, ob es im Standardtuning gespielt oder ob die hohe E-Saite auf D heruntergestimmt wurde (was auf ein Open G Tuning hindeuten könnte). Wie auch immer – auf den Beispieltracks habe ich Standardtuning verwendet, auch wenn manche Saitenwechsel nicht ganz so elegant in den Fingern liegen:

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My sweet lord – Intro My sweet lord – Play Along

Die zweite Stimme, die ihr auch im Playback alleine hört, habe ich euch ebenfalls notiert:

Und das Begleitpattern der Akustikgitarre (gedoppelt mit 12 String Akustikgitarren) findet ihr hier:

Und damit sind wir auch schon am Ende unseres Workshops angelangt. Die großen Beatlesfans unter euch mögen mir verzeihen, dass ich eine rein subjektive Auswahl aus Georges Zeit bei den Fab Four treffen musste und ich mich aus diesem Grund auf Stücke fokussiert habe, bei denen George auch als Songwriter in Erscheinung trat oder er ein sehr prägnantes Gitarrenriff bzw. Solo spielte. Ganz egal, ob man auf die Beatles bzw. den Sound der 60er steht oder nicht, ich glaube, dass wir von George Harrison (und natürlich vielen anderen Gitarristen in ähnlichen Bandkonstellationen) manches lernen können, wenn es um ein Gitarrenspiel geht, das voll und ganz im Dienste der Komposition steht.
Wie häufig kommt man als Gitarrist in die Situation, dass uns im Studio oder im Proberaum ein Song präsentiert wird und wir sind aufgefordert, einen passenden Gitarrenpart beizusteuern? George erfüllte diese Aufgabe bei den meisten Lennon/McCartney-Kompositionen und gilt damit als einer der ersten wirklichen “Pop-Studiogitarristen”. Darum kann es nicht schaden, das eine oder andere Harrison-Lick einmal gespielt zu haben und einen Einblick in seine Spieldenke zu erhaschen. Mich persönlich hat das Schreiben dieses Workshops auf sehr viele neue, interessante Sounds gebracht und mir wieder einmal ganz deutlich aufgezeigt, warum die Beatles und George Harrison zu den wichtigsten musikalischen Erscheinungen des letzten Jahrhunderts gehören.
Abschließen möchte ich mit einem schönen George Harrison Zitat:
“I think people who truly can live a life in music are telling the world, ‘You can have my love, you can have my smiles. Forget the bad parts, you don’t need them. Just take the music, the goodness, because it’s the very best, and it’s the part I give most willingly”


In diesem Sinne, viel Erfolg !
Haiko

Diskographie

Studioalben Solo:
1968: Wonderwall Music
1969: Electronic Sound
1970: All Things Must Pass
1973: Living in the Material World
1974: Dark Horse
1975: Extra Texture (Read All About It)
1976: Thirty Three & 1/3
1979: George Harrison
1981: Somewhere in England
1982: Gone Troppo
1987: Cloud Nine
2002: Brainwashed

Livealben
1971: The Concert for Bangla Desh
1992: Live in Japan

Mit den Travelling Wilburys:
1988: Travelling Wilburys Vol. 1
1990: Travelling Wilburys Vol. 3

Mit den Beatles (Jahreszahlen beziehen sich auf den Release in Grossbritannien):
1963: Please Please Me
1963: With the Beatles´
1964: A Hard Day’s Night
1964: Beatles for Sale
1965: Help!
1965: Rubber Soul
1966: Revolver
1967: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
1967: Magical Mystery Tour
1968: The BEATLES (aka White Album)
1969:Yellow Submarine
1969: Abbey Road
1970: Let It Be (vor “Abbey Road aufgenommen zum großen Teil, jedoch später veröffentlicht!)

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