Viele Club-DJs haben in ihrer Laufbahn schon mal vor einem Set CDJs von Pioneer gestanden. Dabei ist es nicht nur die Creme de la Creme der Tanztempel, die den Quasi-Standard für sich adaptiert hat. Auch in kleineren Etablissements, ja sogar in manchem Pub gehören die Dauerbrenner einfach zur Standardausrüstung. Hier mal ein CDJ-500 oder 100 (das sagt natürlich auch was über die Langlebigkeit aus), dort ein 400-er oder 850-er. Lediglich die jeweilige Typennummer scheint proportional zur Größe und Besucheranzahl der Lokalität zu wachsen, könnte man meinen.
Das aktuelle Spitzenprodukt trägt die Bezeichnung CDJ-2000 und hat kurz nach seiner Markteinführung preiswerteren Familienzuwachs bekommen – meinen heutigen Testkandidaten CDJ-900. Dieser integriert eine Wolfson 24-Bit/48-kHz-Soundkarte, liest MP3, AAC, WAV, AIFF und Tonium Pacemaker-Dateien (!), spricht HID- und MIDI über USB, quantisiert Loops und arbeitet mit gespeicherten Analysedateien vom Wechseldatenträger. Zudem ist er knapp 600 Euro billiger als das Topmodell, was einen immer noch nicht unerheblichen Verkaufspreis von 1299 Euro bedeutet. Die Semi- und Profiliga ist die Zielgruppe. Da erwarten wir, neben spielerischen Qualitäten und technischen Finessen, eine gute Konstitution, Präzision und Durchhaltevermögen.
Schauen wir uns zunächst einmal den Inhalt des Kartons an. Da schält sich eine gut vor Transportschäden geschützte Unit samt Quickstartmanual und Recordbox-Software aus der Verpackung. Ferner sind ein Cinchkabel, eine 3,5-mm-Faderstart-Strippe sowie Strom- und Netzwerkverbindungen beigefügt. Verglichen mit meinem betagten CDJ-100 ist er schon ein echter Koloss, was nicht verwundert, bei dem immens großen Jogwheel. Der Testkandidat misst stolze 305 x 115,6 x 385 mm und wiegt 3,9 kg. Die Leistungsaufnahme gibt der Hersteller mit 29 Watt an. Auch wenn der Proband überwiegend aus Kunststoff gefertigt ist, habe ich keine großen Bedenken, dass er nicht mit impulsiveren Herangehensweisen im Club oder rauen Open-Air-Szenarien klarkommen sollte. Nur für den Transport sollte man den Boliden sicherheitshalber ins Case packen und zudem nicht vom Hochhausdach schubsen. Pioneers CDJ-Reihe konnte schon immer für sich beanspruchen, dass sie leicht zu bedienen ist. Diese Tradition setzt sich beim Generationswechsel fort. Das Layout ist wohl durchdacht, teilweise beleuchtete Taster praxistauglicher Größe mit eindeutiger Funktionszuweisung sorgen für unmittelbaren Durchblick. Die Komponenten bilden eine nahezu selbsterklärende homogene Einheit.
Interface Bis auf den USB-Port für externe Datenträger befinden sich alle Anschlüsse auf der Rückseite. Raus aus dem Interface geht’s analog über zwei Cinchbuchsen oder digital über einen koaxialen S/PDIF-Ausgang. Dazwischen ist eine Miniklinkenbuchse für die Faderstart-Option zur Fernsteuerung arrangiert. Ein RJ45-Link Kabel sorgt für den Verbundbetrieb von maximal vier Player-Einheiten per Hub. Diese können dann auf das gleiche USB-Medium zugreifen. Auch eine USB-Typ-B-Buchse für den Datenabgleich mit dem Rechner und den MIDI-Betrieb darf natürlich nicht fehlen. Am linken äußeren Rand sind Netzteilanschluss und Einschaltknopf platziert. Gegen Diebstahl schützt eine Kensington-Lock-Öse. Der Sound ist exzellent, die neuen Wolfson-Wandler leisten ausgezeichnete Dienste. Bei komprimierten Audiodateien mit niedrigen Bit-Raten muss man natürlich klangliche Abstriche machen, aber ich denke, ein Großteil der Anwender eines Premium-Gerätes, wie dem Pioneer CDJ-900 werden auch mit hochwertigem Basismaterial arbeiten.
Display Eine Neuerung, die einem direkt ins Auge springt, ist das leicht abgewinkelte Display. Es steht in etwa 30 Grad zum Betrachter und ist dadurch auch auf Entfernung noch besser lesbar, als bei den Vorgängermodellen. Der große Bruder nutzt dieses Layout ebenfalls, sein Screen ist aber zusätzlich noch grafikfähig, was ihm das Anzeigen einer höher aufgelösten Wellenform und Cover-Art ermöglicht. Der Testkandidat hingegen offeriert einen zweigeteilten Punktmatrix-Bildschirm. Den oberen Part kann man ruhigen Gewissens als Browser-Sektion bezeichnen, denn er dient primär zur Anzeige und Navigation auf dem Medienformat der Wahl. Dieses wird im Übrigen bequem mit den seitlich angeordneten Direktzugriffs-Tasten LINK, DISC und USB ausgewählt. Die Informationsaufbereitung ist formatabhängig und zeigt maximal vier Songs mit den Tags „Artist“ und „Titel“ an, wobei die aktuelle Auswahl invertiert dargestellt ist. Ein Push-Encoder navigiert zügig durch die Medien, startet das Musikstück und ruft auf Knopfdruck weitere Unterseiten auf. Diese sind komfortabel über vier Taster BROWSE, TAGLIST, INFO und MENU oberhalb des Displays zugänglich. Hält der DJ die MENU-Taste für etwa zwei Sekunden gedrückt, gelangt er in ein Konfigurationsmenü, in dem er unterschiedliche individuelle Anpassungen vornehmen kann. Unter anderem lässt sich hier das Autocue-Level ändern, der MIDI-Kanal wechseln, die Soundkarte von 24- auf 16-Bit-Betrieb umstellen oder global die Quantisierung aktivieren. Nach einer gewissen Spielzeit baut sich im südlichen Teil des Displays abhängig von der Widergabeposition eine Dot-Matrix-Wellenform auf. Sie bleibt auch bei einem Trackwechsel erhalten, steht allerdings nach einem Medientausch nicht mehr zur Verfügung. Die Analyse wird nur dann korrekt vollzogen, wenn zwischendurch nicht im Audiomaterial gespult wurde. Abhilfe für Wechseldatenträger schafft hier die Software Recordbox, auf die wir im Verlauf dieses Artikels noch näher eingehen werden. Das zweite Display versorgt den DJ mit Standardauskünften zu Laufzeiten (elapsed, remain), BPM und Pitchwerten und gibt zudem die logische Player-Unit im Net-Link-Verbund aus.
Jogwheel Kaum eine Company verbaut so imposant große Jogwheels wie Pioneer. Dabei muss ich ehrlich sagen, dass mir als elektronisch verwurzeltem Tellerschubser auch mit kleineren Ausgaben geholfen ist – aber diese Jogs sind schon bemerkenswert genau. Da können viele kleine Platter nicht mithalten. Auch wenn der Teller sich nicht wie bei einem motorbetrieben Numark V7 MIDI-Controller dreht: Wer in den Hiphop- und Breakbeat verwandten Stilrichtungen beheimatet ist, wird diese großen Wheels ins Herz schließen. Will man scratchen, ist der Vinylmode zunächst per Taster einzuschalten. Drückt der DJ dann auf den Teller, löst er die Scratchfunktion aus. Die leicht aufgeraute Oberfläche gibt je nach Andruckstärke geringfügig nach, was das Gefühl den Track jederzeit fest im Griff zu haben noch einmal verstärkt. Der Akteur scratcht mit einer Auflösung von 0,5 Frames, also rund 6,5 ms. Das sorgt während der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung für einen ziemlich guten Sound und vinyl-nahes Handling. Ist die Scratchfunktion ausgeschaltet, übernimmt das Jogdial alternativ Trackscanning oder Pitchbending. Die Anlauf- und Bremsgeschwindigkeit kann individuell über einen Drehknopf justiert werden.
Player An prominenter Stelle befindet sich die Transportsteuerung. Zwei angenehme, große Buttons für CUE und PLAY werden von SEARCH- und TRACK-SEARCH begleitet. Erstgenannter spult alternativ zum Jogdial im Song, zweitgenannter springt zum nächsten Track, was allerdings nur auf musikalischen Medien mit Root-Hierarchie datenträgerweit funktioniert. Bei verschachtelten Ordnerstrukturen bleibt man im aktuellen Verzeichnis. So soll es sein. Die Schaltfläche DIRECTION kehrt die Abspielrichtung um.
Tempobezogenes Mit dem vierstufig skalierbaren Pitchfader (+/- 6,10,16,100 Prozent) hat der Protagonist das Songtempo stets unter Kontrolle. Der Schieberegler liefert je nach gewähltem Intervall eine Feinabstimmung von 0,02 Prozent bis 0,5 Prozent. Das ist absolut praxistauglich. MASTER-TEMPO friert die Tonhöhe beim originalen Songtempo ein – und nicht wie bei manchen anderen Keylock-Lösungen in Relation zur aktuellen Tonlage. Das ist, denke ich, eine Frage des persönlichen Geschmacks. Davon abgesehen ist die Funktion wie üblich bei diesen Produkten bis zu drei bis fünf Prozent ohne Bedenken anzuwenden. Danach kann es zu hörbaren Artefakten kommen, die sich je nach Ausgangsmaterial stärker oder weniger stark bemerkbar machen. So wird man ein zeitgestrecktes Solo-Instrument meist eher wahrnehmen, als etwa eine interpolierte volle Big-Band-Komposition.
Setup Wie zu erwarten, ist der „Pioneer“ in Sekunden ins bestehende Setup eingebunden. Wer mit USB-Medien oder CDs spielt, muss lediglich das Netzkabel anschließen, die Cinch-Ausgänge mit dem Mixer verbinden und den Einschaltknopf betätigen. Unverzüglich illuminiert das Pioneer-Logo auf dem Screen, drei Sekunden später ist der Proband voll beleuchtet und ready-to-rock. Das Slot-In-Laufwerk nimmt meine Rohlinge sanft und zügig entgegen. Nur schade, dass der Einschub nicht beleuchtet ist. Sowohl die verschachtelte MP3-CD als auch die Audio-CD werden innerhalb von fünf Sekunden eingelesen. Schön, dass sogar der iPod-Nano mit allen Tags eingelesen wird. Wieder braucht es keine fünf Sekunden und der Inhalt ist abspielbereit. Mein etwas träger 2GB USB-Stick benötigte etwa die doppelte Zeit. Der Touchpod wurde indes nicht erkannt, und auch die Musikalien auf dem Samsung-YP-Player standen nicht zur Verfügung. Besonders überrascht hat mich der blitzschnelle Scan der externen Macintosh-Festplatte. Sie war in Sekunden startklar. Schön – und sehr praxistauglich.
Effekte und Loops Pioneer entschied sich bei den neuen Geräteklassen gegen eine Implementierung von Effekten. Die wird mancher vielleicht vermissen. Bedenkt man jedoch, dass ein Großteil aktueller Mixer über sehr gut klingende interne Lösungen verfügt, und zudem auch externe Effektgeräte immer mobiler, intuitiver und preisgünstiger werden, kann man diesen Schritt – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – vielleicht nachvollziehen.
Der 400er besitzt im Gegensatz zu den neuen Modellen Effekte
Wie die Geschwister aus der 800er-Baureihe besitzt der Testkandidat zwei interne Schleifenvarianten nebst Dividern. Zwei centgroße, hell beleuchtete Tasten IN und OUT setzen die Einsprungs- und Endpunkte manueller Loops at-the-fingertip. Und zwar in frei definierbarer Position und Länge. Wer einen der Buttons länger gedrückt hält, kann zudem die entsprechende Flankenposition mit dem Jogwheel anpassen. EXIT verlässt den Audiozyklus, Reloop reaktiviert ihn. Rechts neben dem Display unterhalb des USB-Ports sind vier beleuchtete Shortcuts für beatsynchrone nahtlose Schleifen in den Längen 1/1, 2/1, 4/1 und 8/1 arrangiert. In Kombination mit der Schaltfläche BEAT-SELECT können diese auch als Loopcutter verwendet werden, zum Beispiel für Viertel-, Achtel- oder Sechszehntel-Intervalle. Quantisierung steht sowohl für den manuellen als auch für den AUTO-Modus zur Verfügung.
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Fixed LoppdivisionsQuantize: Ja, Beatsync: Nein
Der SLIP-Modus lässt einen Track während einer User-Interaktion quasi im Hintergrund weiterlaufen. So kann der DJ Tricks vorführen und nach Beendigung der Aktion spielt der Song dort weiter, wo er sich ohne Eingriff befunden hätte. Voll im Flow. Das ist so ähnlich wie bei Numarks NDX-800 Bleep-Feature (Test hier) oder Seratos Censor-Funktion.
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Slip LoopSlip Scratch
Der Simultan-Dolmetscher Unter Windows werden zunächst die Treiber von Pioneers Website installiert, am Mac wird der Proband automatisch eingebunden. Er lässt sich als Audio-Interface, MIDI-Controller und HID-Device nutzen. Der HID-Modus ermöglicht vielen DJ-Programmen, Songinformationen und eigene Analyseergebnisse direkt an der Hardware auszugeben. Erfordern Traktor, VDJ oder Mixvibes lediglich eine USB-Verbindung, läuft Serato Scratch Live erwartungsgemäß nicht mit dem Pioneer-Interface, sondern verlangt ein SL1 oder SL3.
Traktor meets CDJ Ich starte zunächst Traktor 1.2.6. Am Testgerät wird die Verbindung bestätigt. Dann gilt es, dem Tabletop noch eines der vier Softwaredecks zuzuweisen. Für jenes Deck wird dann in den Preferences noch das Audiorouting (Pioneer-Interface) vorgenommen – fertig.
Tja, was soll ich sagen. Mucke läuft, Songdetails werden am Display dargestellt, Laufzeiten und BPM sind übermittelt und ich bin direkt im Geschehen. Vom automatischen und manuellen Looping, über den Scratchmode und der Keycorrection entspricht die Belegung im Wesentlichen den Aufschriften an der Hardware. Besonders gefallen hat mir auch die Option, multiple Loops per Tastenhieb speichern und löschen zu können. Auch mit dem Encoder durch den Browser-Tree zu manövrieren und mit den TRACK SEARCH-Buttons durch die Playlisten zu navigieren, kommt einer effizienten Arbeitsweise gleich – eine absolut gelungene Einbindung!
VDJ meets CDJ In einer nicht minder geglückten Umsetzung erkennt Virtual DJ den Controller auf Anhieb. Das Display zeigt bereitwillig alle relevanten Tags an. Der Blick zum Computer ist nicht einmal nötig, wenn man in der Musik-Bibliothek navigiert und Songs nachladen möchte, denn die aktuelle Auswahl wird ebenfalls am Pioneer-Display abgebildet. Aber halt leider nur die aktuelle Auswahl, also genau ein Song. Schnell ist dieser per Push ins Deck geladen. Nudging, Scanning und Scratching funktionieren ordnungsgemäß, Looping, Cuts und Hotcues gehen flott von der Hand. Die Steuerung der Software ist intuitiv, selbst der SLIP-Modus funktioniert. Zwar lassen sich beide Softwaredecks über einen Neunhunderter bedienen, das macht dann aber nur Sinn, wenn ein weiteres Interface eingebunden wird. Stereo-Split ist in meinen Augen keine Option.
Scratch-Live meets CDJ Zunächst ist der Download der aktuellen Scratch Live-Fassung von der Herstellerwebsite nötig, da erst die Versionen ab 2.1 unseren Testkandidaten von Haus aus einbinden. Das Update verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle. Danach werden alle benötigten Komponenten verkabelt und das SL3-Interface angestöpselt. Das war`s auch zunächst einmal mit der nativen Unterstützung. Von Kontrolle und HID-Modus leider noch keine Spur. Ein wenig Forschergeist bringt das nötige Pioneer Firmwareupdate auf die Version 3.1 ans Licht. Ist der CDJ geflasht, kann auch der Scratch Live-User loslegen. Zu den Features gehören unter anderem der direkte Zugriff auf die Library, manuelle und Autoloops, Scratching und Cuepoints. Ein Konfigurationsdokument von der Herstellerseite zeigt die genaue Belegung auf. Was der User allerdings noch immer benötigt, ist ein Rane-Interface. Das SL1-Serato-Set (16-Bit) bekommt er im gut sortierten Fachhandel ab etwa 500 Euro, mit dem Nachfolger SL3 kostet es rund 50 Prozent mehr.
CDJ-900 mit Timecodes Die Kontrolle einer DJ-Software per Timecode-CDs gelang ohne Probleme. Das Scratchverhalten war erwartungsgemäß gut, genau wie Tempomodifikationen und Loopfunktionen. Allerdings stellt sich für Notebook-Artisten grundsätzlich die Frage, ob nicht der komfortablere HID-Modus hier bessere Dienste leistet. Für mich persönlich fällt die Entscheidung hier zugunsten des Human-Interface-Devices aus. Warum? Zum einen, weil zusätzliche ID3-Tags auf dem Bildschirm erscheinen, oder weil sich hardwareseitiges Encoder-Browsen samt Screeninfo effizienter gestaltet als mit einem Selection-Track. Für Scratch-Enthusiasten indes ist sicherlich auch die minimal tightere Latenz des Audiosignals entscheidend und könnte für den Einsatz der Timecode-CD sprechen. Manchmal ist der Anwender jedoch von der Wahl befreit, denn nicht jede DJ-Software arbeitet mit HID. Aber dann gibt’s ja noch immer den MIDI-Modus ohne Displaykommunikation.
Recordbox Bereits vor dem Verkaufsstart verkündete Pioneer die Entstehung einer neuen Spezies. Da stellte sich natürlich die Frage, welche innovativen Features, Effekte oder Remix-Technologien wohl in die neue Generation einfließen würden. Die Antwort ist simpel. Das Motto lautet: „Prepare & perform“. Beim Generationswechsel hält also der digitale Workflow Einzug. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, mit welchen Privilegien die Fraktion der DVS-Artisten heutzutage beglückt wird. Ausgeklügelte Features wie Loops, Sampler, Cuepoints und FX sind eine Betrachtungsweise, der Workflow selbst wird aber ferner auch von der Bereitstellung einer Offline-Analyse, Beatgrid, Fade-Markern, Playlisten und der damit verbundenen Performance-Vorbereitung entscheidend geprägt. Da muss man sich schon mächtig ins Zeug legen, um mit den Platzhirschen der digitalen Setschöpfungskette, nämlich Traktor und SSL mitzuhalten. Eine Software muss her. Namentlich Recordbox.
Recordbox analysiert die Songs auf der Festplatte und dem USB-Stick, legt ein Beatgrid als Basis zur Quantisierung von Benutzerinteraktionen an und hilft bei der Vorbereitung der Mixsession mit Playlisten und Hotcue-Bänken. Der Club-Gig gestaltet sich daher, wenn Recordbox-kompatible Geräte vor Ort sind, komfortabel. Der DJ kann in aller Ruhe im Studio oder auf der Couch mit dem Laptop seine Darbietung planen, Playlisten erstellen, exakt im Timing sitzende Cues und Hotcues anlegen, Schleifen bauen und diese in der nächtlichen Performance nutzen. Die relevanten Daten werden gleich mit auf den USB-Stick geschaufelt.
Die Arbeit mit Recordbox orientiert sich schon ziemlich an dem, was DVS-Schwergewichte vorlegen. Und das ist in meinen Augen gut so. Recordbox ist sehr anwenderfreundlich, ich habe für euch eine Fotostrecke angelegt, die euch einen Überblick verschaffen und die Funktionsweise etwas verdeutlichen soll. Als Erstes gilt es, einen Ordner mit Audiodateien zu importieren. Die Songs werden in gut sieben Sekunden pro Stück analysiert.
Analyse
Ist eine Datei berechnet, erscheint im oberen Bereich des Programms eine Wellenübersicht mit den Basisinformationen zu Titel, Cover Art, Laufzeiten und Tempo. Darunter ist ein vergrößerter Ausschnitt zu sehen, der das Beatraster anhand von weißen Punkten darstellt.
Beatraster
Die Wellenformen lassen sich zur besseren Platzierung von Cuepunkten oder Loops in vierzehn Stufen zoomen. Was mir allerdings fehlt, sind Werkzeuge zum Verschieben, strecken und stauchen des Taktrasters, falls Unterschiede bei der Platzierung des Gitters nach der Auswertung auftreten.
Hotcue-Bänke speichern maximal je drei Markierungen, die dann unkompliziert auf den Stick exportiert werden, um sie am Player zu nutzen. Diese können allerdings nur am 2000er Topmodell abgerufen werden. Betrachtet man den vierstelligen Preis des kleineren Bruders, ist dies etwas schade. Sowohl in der Recordbox, als auch am Gerät selbst ist es allerdings möglich, bis zu zehn normale Cuepoints oder Loops pro Song anzulegen. Der DJ navigiert dazu einfach an die Position, wo er eine Markierung oder einen Loop platzieren möchte, betätigt die Taste CUE, oder bei Schleifen IN und OUT und speichert mit der Memory-Taste. Das ist soft- oder hardwareseitig das gleiche Verfahren, der wechselseitige Austausch funktioniert ohne Probleme. Mit den Pfeiltasten an der Konsole kann der DJ gespeicherte Punkte nacheinander anfahren. DELETE löscht, was nicht mehr benötigt wird .
In der Software-Transportsektion stehen viele Werkzeuge für die Vorbereitung am Rechner bereit. Farblich orientieren sich diese zum Teil an der Hardware, was den Zugang für computer-resistente Anwender erleichtert. Die Darstellung der Loops ist sehr gelungen, bei der Platzierung entscheidet der DJ selbst, ob seine Eingaben an die nächste Rastermarkierung verschoben, sprich quantisiert werden.
Genau so einfach gestaltet sich der Umgang mit den Songkatalogen. Im Playlistfenster wird zunächst ein neuer Index angelegt, markierte Songs werden dann per Rechtsklick eingepflegt. Die Einbindung der iTunes Bibliothek könnte man durchaus als nahtlos bezeichnen. Die Liste der Wahl wird einfach in die CDJ-Bibliothek geklickt. Und genauso einfach werden sie dann auf den USB-Stick geschaufelt. Hier zeichnet sich eine deutliche Handschrift der französischen Mixvibes-Truppe ab, die eine ähnliche Umsetzung in ihrem DVS-Zugpferd Cross implementierte (Test hier). Wer möchte, kann auch mit nebeneinander platzierten Fenstern im Drag-and-drop-Verfahren arbeiten. Eigene Ablauf-Zusammenstellungen können auch aus Recordbox heraus in ein anderes Format (.pls,.m3u), etwa nach iTunes zurückexportiert werden.
Natürlich darf auch ein Tag-Editor zum Editieren unterschiedlicher Datei-Informationen nicht fehlen. Hier (etwas versteckt) kann der DJ die Quantisierungsoption für die CDJ-Hardware manuell zuschalten. Nachdem die Songs mit den neuen Informationen auf den Speicherstick übertragen wurden, stehen Markierungen, BPM, Wellenformanzeigen und Beatraster unmittelbar nach dem Ladevorgang an der Konsole zur Verfügung.
Unterm Strich ist Recordbox eine gelungene Software für den CDJ-Anhänger. Eigentlich fehlt nur noch, dass Pioneer eine eigene kostenlose Mix-Software zum Download bereitstellt, die sich offline und später dann per MIDI oder HID mit den Geräten im Club betreiben lässt, ohne optische Medien oder Flashspeicher. Prepare-and-perform-Plus.
Unterschiede zwischen CDJ-900 und CDJ-2000 Auch wenn der 900-er sich featuremäßig näher am 2000-er als am 350er platziert, so gibt es doch einige feine Unterschiede. Ich möchte nun nicht jedes Detail aufzählen, aber zumindest diejenigen, die einen Kaufentscheid ausmachen könnten. Einige Hauptmerkmale sind sicherlich das grafikfähige Display des Spitzenmodells, der Leuchtkranz um das Jogwheel herum sowie die Unterschiede in der Buttonbeleuchtung und der Beleuchtung des CD-Einschubs. Er besitzt zudem Hotcue und Sample-Buttons, einen SD-Card-Einschub und einen großen REVERSE-Schalter anstelle eines Buttons. Statt umfangreich vordefinierter Schleifenlängen kommt allerdings nur ein 4-Beat-Autoloop mit Cutter vorhanden. Zudem hat das Flagschiff einen berührungsempfindlichen Ribbon-Controller für einen virtuellen Needledrop und ein Jogwheel-Widerstandspoti im Gepäck. Die DVD als Abspielmedium ist aufgrund mangelnder Unterstützung von Videoformaten für mich persönlich kein sonderlich wichtiges Kriterium.
Pioneers CDJ-900 ist ein anwenderfreundlicher Multiformat-Tabletop, der Spaß macht. Der Player liest Audio-CDs, dazu MP3, AAC, WAV und AIFF vom Silberling oder USB-Speicher. Bis zu vier Einheiten lassen sich per RJ45 und optionalem Hub verbinden und greifen im Kollektiv auf den gleichen Datenbestand zu. Das Gehäuse ist zwar leider komplett aus Kunststoff, die Verarbeitung insgesamt jedoch sehr solide. Der Testkandidat profitiert vom klaren Oberflächenlayout. Laufwerk, Jogdial und Bedienelemente arbeiten ausgezeichnet, die Lesezeiten sind zudem ziemlich schnell. Das neue abgewinkelte Display sorgt nicht nur für mehr Übersicht, es ist obendrein zweigeteilt, wobei der untere Part den DJ mit CD-typischen Informationen versorgt und der obere Teil hauptsächlich zur Navigation auf den Medien genutzt wird. Mit einem Push-Encoder und Direktzugrifftasten an der Seite gestaltet sich dies sehr effizient. Das extragroße Multifunktions-Jogdial hat ordentlich Grip und kommt schon nah ans viel zitierte Vinyl-Feeling heran. Überdies lassen sich Anlauf- und Bremszeiten individuell anpassen. Die Tonhöhenkorrektur arbeitet in einem Rahmen von drei bis fünf Prozent artefaktfrei. Der Slip-Mode ist eine sehr interessante Bereicherung, gerade in the Mix mit einem zweiten Track. CDJ900 besitzt eine sehr intuitive Cue- und Loopverwaltung von bis zu zehn Punkten pro Song, kann aber leider nicht mit den drei Hotcuebänken des 2000-ers aufwarten. Manuelle und automatische, wahlweise sogar quantisierte Loops bereichern den kreativen DJ, festgelegte Cut-Intervalle auf Knopfdruck lassen es ordentlich krachen. Die Recordbox Software trägt dazu bei, den Umgang mit Wechseldatenträgern im Clubeinsatz noch effizienter zu gestalten, denn sie packt dem Akteur Tempoinformationen, Wellenformdaten, Cuepoints, Loops und ein Beatgrid für die Synchronisation mit auf den Stick oder die Festplatte. DVS-User kennen das zum Teil schon seit Jahren, für CDJ-DJs ist dies aber ein absoluter Zugewinn. Ein Knackpunkt ist der etwas hohe Preis. Bei 1299 Euro kommt der Proband eher im Premium-Club zum Einsatz und wird daher vielen Scheibendrehern vorenthalten bleiben, die nicht dort spielen oder nicht bereit sind, rund 2500 Euro für ein komplettes CDJ-Bundle auszugeben. Das ist allerdings seit jeher ein Markenzeichen der Pioneer-Spitzenmodelle. Wer nicht so viel zahlen will und trotzdem in den Genuss von HID kommen möchte, könnte alternativ einen CDJ-400 oder Denon CD-1200 in Erwägung ziehen. Wer mit eingeschränktem Budget nach Effekten sucht und Loop-Funktionen nutzen will, der sollte einen Blick auf den Numark-Player NDX-800 werfen. Wer jedoch die Kohle hat und den neuen digitalen Pioneer-Workflow für sich adaptieren will, der kann standesgemäß zuschlagen, denn Leistung und Qualität stimmen.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Multiple Betriebsmodi (CD, Link, MIDI, USB)
Nativer Betrieb mit HID-Unterstützung der führenden DJ-Programme
Digitaler Workflow dank USB-Speicherung der Analysedaten
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