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Peavey Vypyr 100 Test

Wie die Kollegen Fender und Marshall kann auch Hartley Peavey inzwischen auf eine lange Tradition in der Musikinstrumentenbranche zurückblicken. 1965 fing alles mit einer modifizierten Akustikgitarre mit selbst gewickelten Tonabnehmern und einem 35-Watt-Transistorverstärker mit dem sinnigen Namen „Musician“ an. Auf diesem bescheidenen Fundament entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte ein Unternehmen, das mit seinem Angebot nahezu den gesamten Bereich der aktuellen Musik abdeckt – vom Mikrofon bis zur PA, vom Plektrum bis hin zum prozessorgesteuerten Gitarrenamp.

Und genau um diese Spezies geht es auch in unserem folgenden Test. Denn in diesem Markt tummeln sich inzwischen nahezu alle Anbieter, und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass eine Firma wie Peavey im Konzert mitspielen will. Immerhin bietet diese Art von Verstärker nicht nur Anfängern einen unproblematischen Einstieg, sondern nährt auch die Illusion, für ein paar Euro die viel zitierte eierlegende Wollmilchsau zu ergattern. Aber ist es wirklich nur eine Illusion, oder kommt der Peavey Vypyr dem Ideal eines Universalverstärkers für’s kleine Budget tatsächlich nahe? Wir haben nachgeschaut.

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DETAILS

Konzept und Aufbau
Von den Abmessungen über das Aussehen und Bespannstoff bis zur Lautsprecherbestückung glaubt man zunächst, einem klassischen 2 x 12 Gitarrencombo gegenüberzustehen. Und es sind auch nicht unbedingt die Bedienelemente selbst, die wegen des riesigen Angebots an Amps und Effektgeräten in seinem Inneren wesentlich zahlreicher ausgefallen wären als bei einem „normalen“ Gitarrenverstärker. Es ist eher die Beschriftung der einzelnen Regler, die von einem regen Treiben in seinen Schaltkreisen zeugt. Der Klinkeneingang auf der linken Seite ist neben den beiden Blue Marvel 12-Zöllern aus eigener Fertigung das einzig wirklich Analoge an diesem Verstärker.

Die gesamte Elektronik befindet sich in einem Metallchassis, das ähnlich wie bei Fender-Amps von vorne zugänglich ist. Der Vypyr ist ein Modeling-Gitarrenverstärker, der 12 Amps mit jeweils zwei Kanälen simuliert. Insgesamt stehen dem Spieler also 24 verschiedene Grundkonstellationen zur Verfügung. Daneben beherbergt er zwei Effektsektionen, von denen der erste Block aus denjenigen Geräten besteht, die vor den Gitarrenamp geschaltet werden. Dazu gehören elf Stompboxen wie Auto Wah, Fuzz, Booster und andere. Im Bereich der 19-Zoll-Geräte, also derjenigen Effekte, die in aller Regel hinter den Gitarrenamp oder zwischen Vor-und Endstufe gehören, stehen ebenfalls elf Gerätesimulationen zur Verfügung. Neben Chorus und Rotary kommen hier diverse zeitverzögerte Effekte wie Chorus, Flanger, Looper oder Phaser zum Einsatz. Zusätzlich gibt es unabhängig und separat regelbar ein Delay- und einen Halleffekt. Außer dem Gitarreneingang bietet der Vypyr einen Anschluss für einen externen Audiozulieferer wie MP3- oder CD-Player. Hier kann man zu einem Playback üben oder mit seinen Helden jammen. Der Headphone-Ausgang schaltet beim Anschluss eines Kopfhörers die internen Lautsprecher ab und lädt zum nächtlichen Abrocken ein. Für das Arbeiten mit einem Sequenzerprogramm kann der Amp mittels USB-Kabel mit dem Rechner verbunden werden. In den Präferenzen der jeweiligen Sequenzersoftware wird er dann als Audiogerät angewählt.

19-Zoll-Effekte
Der dritte Drehstufenregler ist für die Anwahl der 19-Zoll-Effekte zuständig. Diese Effekte befinden sich, ähnlich wie im Tonstudio, hinter dem fertigen Gitarrensound und veredeln oder verdicken ihn bei Bedarf. Slap Back, Chorus, Flanger, Looper, Rotary, Phaser, Octaver, Reverse oder Pitch Shifter beruhen allesamt auf dem Prinzip der Zeitverzögerung. Dabei wird dem Originalsignal eine zeitverzögerte Kopie beigemischt, wodurch Modulationen unterschiedlicher Art entstehen. Durch die unterschiedliche Art und Weise der Modulation und dem zeitlichen Abstand, in dem die Kopie dem Originalsound folgt, werden die verschiedenen Sounds generiert. Eine genauere Beschreibung der Arbeitsweise dieser Effektgattung findet ihr übrigens in meinem Testmarathon Modulationseffekte.

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PRAXIS

Sound und Praxis
Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich der Vypyr zumindest äußerlich nicht von einem traditionellen Gitarrencombo mit klassischer 2 x 12 Bestückung. Das ändert sich allerdings hinter dem Bedienfeld, denn dort sitzen anstelle von Röhrensockeln Computerplatinen, die nach guter digitaler Sitte den Klang der Gitarre eingangsseitig in Zahlen umwandeln und ihn später wieder zusammensetzen. Ein Problem, das sehr viele Vertreter dieser Verstärkergattung mit sich bringen, ist ihr Hang zur Gleichmacherei. Auch der Vypyr kann sich davon nicht freisprechen, denn ähnlich wie bei Line 6 verschwinden die Nuancen, die der erfahrene Gitarrenspezialist so zu schätzen weiß. So wird der Unterschied zwischen einer Vintage-Stratocaster mit gut abgehangenen Pickups und speziell ausgewählten Hölzern zu einem preiswerten Modell aus asiatischer Fertigung marginal und fällt nicht mehr ins Gewicht. Eine Tatsache, die für den Soundgourmet vielleicht ein Problem darstellen, für den Einsteiger aber durchaus zum Vorteil gereichen kann.

Audio Samples
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British Amp – angezerrt 6 Amps 6 HiGain-Amps Rectifier Twin Clean

Die klanglichen Unterschiede und die Dynamik könnte man in etwa mit denen zwischen einer guten Hi-Fi-Anlage und einem MP3-Player ansiedeln. Das Noisegate und die eingangsseitige Kompression des Wandlers vermitteln zwar ein angenehmes Spielgefühl, im direkten Vergleich zu einem Röhrenamp, kommt die fehlende Dynamik jedoch schnell zum Vorschein und im Bandkontext setzt sich der Amp nur schlecht durch. Aber der Fairness halber sei gesagt, dass ich bislang leider noch keinen digitalen Gitarrensimulator gespielt habe, der an die Direktheit und Spritzigkeit eines „richtigen“ Gitarrenverstärkers herankommt. Das ist auch hier nicht anders. Die unzähligen Amp-Modelle ähnlich sich untereinander und man setzt hier vor allem auf sehr stark verzerrte Sounds, die, und das muss man ohne Einschränkung anerkennen, teilweise sehr gut klingen. Die großen Unterschiede, die in der Realität zwischen diesen Amps bestehen, kommen aber nicht unbedingt zum Vorschein. Ebenso verhält es sich mit den simulierten Bodeneffektgeräten, die vor einem echten Röhrenverstärker weitaus bissiger und aggressiver agieren. Wer schon einmal ein „echtes“ Fuzzpedal gespielt hat, weiß, wovon ich rede.

Audio Samples
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Pitch Shift Octave-Effect Rotary-Effect

Aber ich sehe den Vypyr als einen sehr guten Einstiegs- und Übungsverstärker, denn gerade seine geringe Dynamik prädestiniert ihn für solche Einsätze. In puncto USB-Recording bin ich als Mac-User leider nicht zu Potte gekommen, da es zurzeit nur PC-Treiber für ihn gibt. Logic-User schauen daher vorerst in die Röhre und müssen ein Audiointerface anwerfen, wenn sie denn ohne Mikrofon aufnehmen wollen.

Zum Abschluss noch ein Song, den ich ausschließlich mit Amps und Effekten des Vypyr eingespielt habe.

Audio Samples
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Vypyr-Song
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FAZIT

Der Vypyr von Peavey ist ein digitaler Einsteiger-Gitarrenamp, der im Wohnzimmer oder beim Einsatz in der ersten Schülercombo eine gute Figur macht. Er besitzt sehr viele unterschiedliche Gitarrenverstärker -und Effektgerätesimulationen, wodurch er auch dem kleinen Geldbeutel den Einstieg in den Gitarristenhimmel ermöglicht. Soundgourmets und Klangfetischisten gehören wegen der geringen Dynamik und der ähnlich klingenden Simulationen nicht unbedingt zur Zielgruppe. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • All – Inclusive Paket
  • Vielseitig
  • Geringes Gewicht
  • Einfache Handhabung
  • Preis
Contra
  • Sounds klingen komprimiert
Artikelbild
Peavey Vypyr 100 Test
Für 285,00€ bei
Technische Daten Peavey Vypyr 100
  • 100 Watt
  • 12 Verstärkermodelle mit je zwei Kanälen
  • Dreiband-Equalizer, Master Volumen, Pre- und Post Regelung
  • Zwei 12” (305mm) “Custom-Voiced” Modeling Lautsprecher
  • 11 editierbare Effekte
  • 11 editierbare Stompbox-Effekte
  • Bis zu fünf Effekte gleichzeitig nutzbar
  • On-Board Looper
  • Integrierter chromatischer Tuner
  • 12 frei programmierbare Presets
  • USB Computer-Interface
  • MIDI Ein-/Ausgang
  • Tap Tempo Taste
  • Kopfhörerausgang
  • Exklusiver Power Sponge™ Attenuator
  • Patentierte TransTube® Technologie in Vor- und Endstufe
  • Abmessungen (H x B x T): 24” (610 mm) x 26,3” (670 mm) x 11” (280 mm)
  • Gewicht: 49,5 lbs (22,5 kg)
  • Preis: 479,- Euro UVP
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PeaveyVypyr_05FIN2 Bild

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