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Oeksound Soothe 2 Test

Es gibt Dinge im Leben, die weiß man erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Und es gibt Dinge, da fragt man sich direkt: Wie konnte ich bisher ohne sie auskommen? Soothe 2 von Oeksound fällt definitiv in die zweite Kategorie – ein Plugin auf dem Weg zum modernen Klassiker und unabdingbaren Essential. Wir zeigen euch, warum!

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Details

What doing?!

Oeksound Soothe 2 ist eine Art „schlauer Equalizer“, der störende Frequenzbereiche automatisch erkennt und entfernt. Übermäßig dichte Frequenzbänder werden in Echtzeit detektiert und automatisch abgesenkt, sodass ein möglichst ausgewogenes bzw. „glattes“ Frequenzband entsteht. 

Qualität kostet – auch CPU. Gut, dass es unterschiedliche Settings für Realtime und Offline-Bounces gibt.
Qualität kostet – auch CPU. Gut, dass es unterschiedliche Settings für Realtime und Offline-Bounces gibt.

Hightech, aber einfach

Das mag zunächst komplizierter klingen, als es tatsächlich ist. Es bleibt auch trotz der vielen detaillierten Einstellungen unkompliziert, schließlich kann man die vornehmen, muss es aber nicht. In den meisten Fällen genügt es, Soothe 2 auf die entsprechende, oder auch einfach gleich auf jede, Spur zu packen – und fertig. Das Standardsetting, was per Default geladen wird, greift für Vocals passend bei 4 kHZ, während man die Intensität der Korrektur mit dem großen DEPTH-Regler zusätzlich und schnell anpassen kann.

Hat man verstanden, dass in der Mitte kein EQ sondern der Fokus für den Sidechain liegt, erklärt sich der Rest von selbst. Ansonsten helfen die Overlay-Tipps.
Hat man verstanden, dass in der Mitte kein EQ sondern der Fokus für den Sidechain liegt, erklärt sich der Rest von selbst. Ansonsten helfen die Overlay-Tipps.

Gute Balance 

Die sechs EQ-Bänder der Sidechain-Gewichtung bieten reichlich Möglichkeiten und lassen sich grafisch einwandfrei bedienen. Ferner lässt sich ein externer Sidechain zuführen. Die Parameter links der EQ/Analyser-Combo betreffen das Ansprechverhalten der Korrekturen, also die Reaktionsgeschwindigkeit und die Breite der einzelnen Bänder, deren Anzahl sich nicht direkt festlegen lässt.

Presets gibt es – falls man sowas nutzen möchte.
Presets gibt es – falls man sowas nutzen möchte.

Pro auf allen Ebenen

Die Qualität und das OVERSAMLPING lassen sich für Online-Processing und Offline-Rendering getrennt voneinander einstellen, was tatsächlich auch zweckdienlich ist. Die Stereo-Features umfassen außerdem einen globalen PANORAMA-Regler und auch einen für jedes EQ-Band, wodurch die Korrektureinschränkung auch im Panorama vorgenommen werden kann. Die Option,  zwischen L/R und M/S-Mode umzuschalten, kommt auch noch hinzu. Das Ganze gilt dann auch entsprechend für die einzelnen EQ-Bänder und ihr Panorama. Der STEREO-LINK regelt die Unabhängigkeit bzw. Abhängigkeit der Regulierung zwischen L/R bzw. M/S.
TRIM, Sidechain-SOLO und BYPASS erklären sich von selbst. Mit DELTA kann man die Korrektur isoliert hören. Zuschaltbare Features wie Auto-Band-Listen, das plugin-eigene Undo/Redo sowie die A/B- und A2B-Copy-Vergleichsmöglichkeiten runden das professionelle Erscheinungsbild ab.
Wahrscheinlich sieht es bereits jeder selbst, ich möchte es dennoch explizit hervorheben: Der Look der GUI fällt sehr angenehm aus, alles ist logisch angeordnet, gut zu erkennen, farblich passend und außerdem augenfreundlich gewählt. Last but not least findet ihr dort auch gut sortierte Presets und Links zum Manual und den passenden Tutorials.

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Praxis

Keep it easy

Dass die Bedienung von oeksound soothe 2 grundsätzliche unkompliziert ist, sollte in den Details klar geworden sein. Trotzdem neigen besonders Anfänger zum Übertreiben und erwarten gerne mal 180°-Wendungen – bei Extrem-FX ist das auch sicherlich angebracht, bei Mixing-Tools hingegen meist Quatsch. So kann auch niemand erwarten, dass eine schlechte Handyaufnahme nach der Bearbeitung mit soothe 2 nun nach Multi-Million-Dollar-Production klingt. Shit in – Shit out, daran ändert auch oeksound 2 nichts, es zaubert daraus oftmals nur „less Shit“

Ein guter Mix ist die Summe vieler kleiner und „richtiger“ Entscheidungen. Und dabei kann oeksound enorm helfen. Insofern gilt es, schon allein in einer Instanz nicht zu übertreiben, selbst wenn oeksound überraschend gutmütig mit wilden Vorhaben umgeht. Es ist nur so, dass sich unsere Ohren schnell an Quatsch gewöhnen und uns dann täuschen. Ich habe mich im Folgenden bewusst für etwas homöopathischere Beispiele entscheiden, um zu zeigen, wie das Tool schon mit feinen Änderungen konsequent helfen kann – eine gute Abhörsituation ist also Voraussetzung.

Erstes Beispiel: Eine einfache Monoaufnahme einer Akustikgitarre mit etwas SSL-EQ und Tai Chi Reverb: Klingt schon gut, aber etwas gewollt. Deshalb packe ich soothe 2 im zweiten Beispiel ganz dezent in den Anfang meiner Kette. Ohne, dass man den Effekt direkt greifen kann, klingt es nun schon wohlwollender. Das dritte Beispiel zeigt die Klampfe mit Soothe allein, das vierte die trockene Gitarre – der Unterschied zwischen beiden Files fällt kaum auf, obwohl es sich um die gleichen Settings wie im Beispiel zuvor handelt. Will heißen: Der positive Effekt wird erst im anschließenden Prozess deutlich, bei dem der Reverb eben alles breiter und größer macht, die Unzulänglichkeiten meiner Aufnahme damit aber auch durchaus nach oben holt. Soothe 2 macht also schön heile.

Audio Samples
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Acoustic – broad SSL EQ -> Reverb Acoustic – Soothe 2 -> broad SSL EQ -> Reverb Acoustic – Dry Acoustic – Soothe 2

Man sollte soothe 2 nicht nur als EQ betrachten, der Resonanzen automatisch wegdrückt – das Plugin kann durchaus auch als unauffälliger Kompressor arbeiten. Gerade Gitarren entwickeln oftmals nur in schmalen Frequenzbereichen starke Dynamiken und so lohnt es sich, mit soothe 2 vorzuregulieren und erst im Anschluss mit einem dezenten und klangfärbenden Overall-Compressor zu verdichten. Ebenfalls sehr gut gelingt dies bei Saiteninstrumenten, die Greifgeräusche mit der Solo-Band-Funktionen isolieren und somit unterdrücken, ohne dass das Signal bearbeitet klingt bzw. das Gegriffel bei anschließender Compression unangenehm nach oben kommt.

Audio Samples
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Bass – CL1B -> Pultec bass – Dry Bass – Soothe 2 -> CL1B -> Pultec

Ebenfalls interessant: Ducking mit Soothe – kommt die Kick, geht die Bassline. So kennt man das im EDM und Techno, teilweise sogar so extrem, dass es krass pumpt. Das geht mit soothe 2 jetzt nicht unbedingt, aber das will man ja auch nicht immer. Soothe 2 schafft auch da vor allem dezente Abhilfe, indem es nicht das ganze Signal wegdrückt, sondern nur kurz die dicken Frequenzen zur Seite schiebt. Bösem Kratzen von zu schnellen Attack-Zeiten entgeht man auf diese Weise auch. Wiedermal gilt: Es macht sich kein plakativer Unterschied bemerkbar, aber die Kick puncht durch den dicken Bass schon viel prägnanter durch.

Als VST3 empfängt das Plugin auch externen Sidechain – und eröffnet noch mehr Möglichkeiten!
Als VST3 empfängt das Plugin auch externen Sidechain – und eröffnet noch mehr Möglichkeiten!

Audio Samples
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Ducking Off Ducking On

Aufgerissene Amps profitieren ebenfalls von der Heilbehandlung, denn High-Gain-Sounds können ganz schnell unangenehm bitzeln, was einen im Mix manchmal daran hindert, sie ganz nach vorn zu holen – dazu das Metal-Beispiel. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass genau solche “Fehler” sie oftmals auch erst erst durchsetzungsfähig machen – alles ein Balance-Akt, wie immer. Und in dem Fall hier, würde man sowieso nochmal anders mischen, wären Vocals dabei. Dass man Soothe auch im Mastering-Kontext verwenden kann, um beispielsweise die mulmenden Probleme eines schwierigen Mixes zu beheben, erklärt sich von selbst. Und das soll das letzte Beispiel verdeutlichen.

Audio Samples
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Metall Stem Mix – no Soothe 2 Metall Stem Mix – with Soothe 2 Ambient Stereo – no Soothe 2 Ambient Stereo – with Soothe 2

Wir werden in einem zukünftigen Feature noch detaillierter darauf eingehen. Es gibt durchaus aber auch andere vergleichbare Plugins, zu denen beispielsweise auch Gulfoss gehört. Die beiden Plugins haben durchaus auch Überschneidungen, allerdings stellt soothe 2, genau wie im Übrigen auch der DSEQ, die bessere Wahl für Einzelsignale dar, da es bei Bedarf deutlich chirurgischer verwendet werden kann. Gulfoss ist eher was für die feineren Anpassungen von Summen oder Bussen. Oder anders ausgrückt: Gulfoss ist mehr Auto-Balancer als Resonance-Suppressor.

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Fazit

Oeksound soothe 2 ist ziemlich einfach zu bedienen und kann dabei auch noch sehr viel – ein moderner Problemlöser mit funktionalem Look, der Unzulänglichkeiten flink wegbügelt und antiquierte Prozessoren wie De-Esser obsolet macht. Warum sich also auf ein manuelles Band beschränken, wenn auch der Algorithmus Probleme fein korrigieren kann? Insbesondere beim Säubern von Vocals, Gitarren und Aufnahmen mit schlechten Rauminformationen kann der Prozessor punkten. Er ist damit nicht nur ein Tool für Profis, sondern auch für alle Singer-Songwriter, die Demos unkompliziert deutlich besser klingen lassen möchten. Es ist definitv kein Schnäppchen, aber für so einen einzigartigen Spezialisten fair bepreist – fünf Sterne!

Pro


  • dynamisches Echtzeit-Processing

  • automatische Resonanzunterdrückung 

  • detailliert und unkompliziert anpassbar

  • Umfangreicher EQ zur Fokusgewichtung

Contra


  • kein Contra
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Features

  • dynamische Resonanzunterdrückung
  • Fokusgewichtung mit sechs EQ-Bändern

  • L/R und M/S Bearbeitung

Preis


  • 199,- Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • dynamisches Echtzeit-Processing

  • automatische Resonanzunterdrückung 

  • detailliert und unkompliziert anpassbar

  • Umfangreicher EQ zur Fokusgewichtung
Contra
  • kein Contra
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Oeksound Soothe 2 Test
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