DJ-MIDI-Controller sind schwer angesagt. Für mobile Diskotheken, Wedding-DJs und Jukeboxer sind sie deutlich leichter zu handhaben als ein traditionelles Setup aus zwei Plattenspielern, Mischpult, CD-Playern und Konsorten. Auch Wander- und Mashup-DJs setzen gern auf die praktischen Kommandobrücken, um in Kombination mit einem Laptop den kompletten Fundus ihrer Musikbibliothek kreativ nutzen zu können.
Der Traktor Kontrol S4 ist so ein MIDI-Controller, doch im Gegensatz zu manch kleinerem DVS-begleitenden Kollegen ist das Featurewunder deutlich zu groß für den Rucksack. Die Industrie reagierte und schaffte adäquate Transportbehältnisse. Allen voran S4-Schöpfer Native Instruments mit dem Traktor Kontrol S4 Case.
Mein heutiger Testkandidat ist ausnahmsweise einmal kein Schaltkreismonster, sondern ein robustes Flightcase, das speziell auf den Traktor Kontrol S4 zugeschnitten ist. Entwickelt wurde es vom Hersteller selbst. Auf den ersten Blick macht die Konstruktion aus Holzplatten und Alu-Leisten einen sehr widerstandsfähigen Eindruck, zumal an Unterseite und Deckel sogar Kugelecken für Entschärfung und Schutz sorgen. Außen, wo auch Native Instruments Logo und Schriftzug zu finden sind, sehe ich zwei gefederte Butterfly-Verschlüsse, die sich angenehm drehen, öffnen und schließen lassen und dabei den Blick auf das Innere freigeben. Der Klappgriff ist an vorderster Front eingelassen und teilweise mit Kunststoff überzogen. Der Traktor-Schriftzug oben und unten lässt unmissverständlich für jeden erkennen, welche Kontrolleinheit – oder besser gesagt, welche Software – hier den Ton angibt. Wirklich auffällig bei den Maßen von 60 x 46 x 21cm ist das stattliche Gewicht von 8,7 Kilo. Das ist mehr als doppelt so viel wie der S4 (3,7 Kilo) auf die Waage bringt und führt zu einem Gesamtaufkommen von 12 Kilogramm. Okay, das ist zwar immer noch leichter als ein komplettes MK2-Mixer-Setup, aber nix mehr für den Fußmarsch zur S-Bahn Station.
Ober- und Unterbau
Bei dem mit einem rauen Klettstoff überzogenen Deckel sind an den Innenseiten zwei Kunststoffschützer gegen Verrutschen des Laptop-Schlittens beim Transport angebracht. Auch der Unterbau ist perfekt auf den S4 abgestimmt. Die Kommandozentrale sitzt wackelfrei auf einer ziemlich dicken Schaumstoffmatte. An der Seite messen die Polster 15 Millimeter und vorn sogar 20. Der Boden dient dem S4 auch als Sockel und bringt ihn auf Augenhöhe mit einem Mischpult, den Turntables oder CDJs, sodass in diesem Punkt von ergonomischer Seite kein Anlass zur Kritik besteht. Mit einem Griff ist die Frontverkleidung entnommen und gibt den Zugriff auf die frontalen Bedienelemente frei. Prima.
Schlitten
Der Laptopständer ist eine äußerst praktische Angelegenheit, denn er ist leicht schräg aufgesetzt und offeriert dadurch einen guten Betrachtungswinkel auf das Display. Er lässt sich sehr weit nach hinten ausfahren, sodass der DJ einen uneingeschränkten Zugriff auf die Bedienelemente des S4 hat. Wer die Notebook-Ablage nicht benötigt, kann sie selbstverständlich ganz herausnehmen. Was die Stabilität angeht: Zwar wird’s auf den letzten Zentimetern etwas wackeliger, weil die Kontaktfläche zwischen Führung und Nut naturgemäß nachlässt, doch sorgen weder Bassvibrationen noch Rempler für Probleme. Dennoch wäre es schön, man könnte den Schlitten mit zwei Einschub-Steckern gegen Herunterrutschen absichern. Auch die scharfen Kanten am Laptop-Schlitten sorgen nicht gerade für Freudentaumel.
Auf 12-Uhr-Position ist ein Loch von 40 Millimetern Durchmesser ausgestanzt, um USB- und Laptop-Kabel durchzuführen. Zwei Klettbänder, die leider fest verschraubt und daher nicht in ihrer Länge verstellbar sind, sorgen für zusätzlichen Halt des Notebooks. Sie verdecken aber einen Teil der Tastatur. Vielleicht ist dieser Umstand für einige DJs zu vernachlässigen, weil sich sämtliche relevanten Bedien-Schritte bequem vom Controller erledigen lassen. Vielleicht aber auch nicht.
Die Kiste ist am Einsatzort sehr schnell aufgebaut, verlangt aber einigen Spielraum nach hinten, soll der Schlitten als Laptop-Stand genutzt werden. Im ausgefahrenen Zustand sind dies etwa 66 Zentimeter Gesamttiefe. Falls der DJ nicht von hinten an den Tisch kommt, um den Controller an die PA und Monitoranlage zu stöpseln, ist das kein Beinbruch. Deckel ab, Schlitten nach vorne ziehen und man kommt recht gut an die S4-Buchsen ran, um die nötigen Verkabelungshandgriffe durchzuführen. Dann einfach das Notebook aufsetzen und gegebenenfalls festkletten, die erforderlichen USB- und Stromkabel durch die Aussparung ziehen und die Strippen einstecken. Schon kann die Party beginnen.
Normale Bassvibrationen in der DJ-Booth machen weder dem S4 noch der Ablage was aus, zudem sorgen die dicken Schutzauflagen für eine zusätzliche Dämpfung. Trotz oder wegen dieser Polster hat man nicht das Gefühl, dass der Controller selbst bei intensivsten Scratch-Attacken und Button-Kloppereien unter den Händen nachgibt. Wer eine höhere Arbeitshorizontale benötigt, kann die Kontrolleinheit auch auf den Deckel stellen – was noch einmal gut 13 Zentimeter mehr Höhe bringt.
Alle Tasten und Regler am S4 sind gut zu erreichen, die leichte Neigung des Schlittens ist in meinen Augen eine gute Idee: Der Blickwinkel zum Monitor ist praxisgerecht. Vor allem, wenn man auch mal zur Tastatur greifen muss, ist die Lesbarkeit durch die leichte Schräglage besser. Vielleicht hätte man unter dem Schlitten noch ein kleines Aufbewahrungsfach platzieren können. Oder vielleicht dem Case etwas mehr Tiefe samt abnehmbarer Trennung zum Controller-Raum spendieren können – dann ließen sich Netzteile, Audiokabel und USB-Strippen gleich mit in den Koffer packen und angemessen transportieren – ohne möglicherweise an den S4-Buchsen zu schubbern. Und wie sieht’s mit dem Einpacken aus? Vielleicht möchte der eine oder andere ja sein Notebook beim Transport direkt in der Kiste lassen. Ob das machbar ist?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich erstmal eine Fahndung nach einem Zollstock eingeleitet. Ich wollte nämlich vor einem möglichen Fehlschlag sicherheitshalber herausfinden, wie viel Luft zwischen Laptop und Haube besteht. Die innere Deckeltiefe beträgt etwa 11 Zentimeter. Der hintere (höhere) Schlittenteil ragt in Transportposition knapp 80 Millimeter (vorne 60) in die Höhe. Ergo besteht ein maximaler Spielraum von knapp 30 Millimetern fürs Notebook bis zur Oberkante, was sich als ausreichend für mein 13-Zoll-MacBook herausstellte. Auch mit MacBook Pro Versionen (nur 25 Millimeter Bauhöhe) sollten daher keine Probleme auftauchen. Nachdem ich den 15-Zöller von Lenovo aufgebockt hatte, konnte ich den Deckel allerdings nicht mehr ohne kräftigen Druck schließen – was ich dem Display nicht zumuten wollte. An dieser Stelle wäre es schön gewesen, könnte man die abgewinkelte Hinterseite der Schlittenführung versenken, damit man nicht obendrein noch eine Laptoptasche packen und herumtragen muss. Obwohl Herumtragen in diesem Szenario auch irgendwie der falsche Begriff ist, denn das Berliner Transportgerät ist definitiv für den Kofferraum oder Van gemacht und nicht für nächtliche Marathons durch den Kiez. Dies relativiert meinen Kritikpunkt ein wenig.
Erfreulicherweise liegen einige zusätzliche haftende Polsterstreifen im Paket, mit denen es mir möglich war, auch den American Audio VMS 4 passend zu verstauen. Ich finde, das sollte man ruhig erwähnen und fotografisch festhalten.
Wer kann’s gebrauchen?
Wer diesen Sommer noch mit seinem S4 zum Elektrofestival in die Wüste, an den See, auf den Hangar oder aufs Ackerland will, dem sei gesagt: Das Flightcase ist keine schlechte Investition. Besonders auch mobilen Diskotheken, die in ihrem Transporter allerlei scharfkantiges Equipment, wie Endstufen, Boxen, Ständer und Licht zum Veranstaltungsort karren, sei es wärmstens ans Herz gelegt. Es ist robust genug konstruiert und sollte nicht nachgeben, selbst wenn der eine oder andere Kollege die Kiste unsanft auf die Ablage wirft. Wedding-DJs packen die Kiste in den Kofferraum und selbst im Partykeller schützt es vor erhöhtem Staubaufkommen. Wer jedoch mit dem S4 in die nächstgelegene Bar unterwegs ist oder ihn mit in den Kiez-Club schleppt, der ist vielleicht mit einem Trolley, wie dem Native Instruments Traktor Kontrol S4 Trolley besser beraten. Der bietet obendrein noch Platz für Laptop, Kopfhörer und Interface. Eine weitere Option wäre das Magma DIGI Control-Bag XL. Die sind für den Weg zum Airport oder den urbanen Wander-DJ einfach handlicher und leichter. Alle anderen sollten sich den Kandidaten einmal näher anschauen.
Native Instruments Traktor Kontrol S4-Case ist das ideale Flightcase für die gleichnamige Kontrolleinheit. Es besticht mit einer sehr robusten Außenkonstruktion aus Holz und Aluminium, die den wertvollen Inhalt kompetent vor Schadeneinflüssen schützt. Innen sorgt eine dicke Polsterung für sicheren Halt während des Transports. Mit dem Laptopschlitten integriert der Hersteller ein besonderes Schmankerl, denn so lässt sich der Koffer zu einer Workstation mit Laptop-Stand umfunktionieren, das den S4-Controller auf dieselbe Bauhöhe wie Mixer oder Turntable bringt. Die Frontverkleidung ist abnehmbar, sodass sich die vorderen Bedienelemente am Controller gut erreichen lassen. Hinter dem S4 ist noch ein wenig Platz, um Audiokabel und das Netzteil zu verstauen, allerdings hätte ich hier gern ein paar Zentimeter mehr Tiefe und eine herausnehmbare Zwischenplatte zum Schutz der Buchsen gesehen. Was mir nicht so gut gefällt, sind die scharfen Kanten am Laptop Schlitten, dem obendrein ein paar Sperrvorrichtungen gegen Verrutschen gut zu Gesicht gestanden hätten. Das Gewicht von 8,7 Kilo ist nicht zu unterschätzen, entspricht aber gängigen Marktgegebenheiten und auch das Preis/Leistungsverhältnis von 179 Euro UVP stimmt.
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