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MFB Synth Pro Test

Die Berliner Synth-Schmiede MFB steht vor allem für solides, puristisches und charaktervolles Analog-Handwerk. Nach diversen Drum-Machines (Tanzmaus,  Tanzbär 2) und Mono-Synths (Dominion 1) präsentiert MFB nun seinen ersten polyphonen Synth, der auf den Namen „Synth Pro“ hört und unter anderem mit acht Stimmen, drei flexiblen VCO‘s, einem Dual Filter und On Board-Effekten ausgestattet ist. Nicht zuletzt durch Geräte wie dem Prophet REV28-v, Korg Minilogue XD Module oder dem Novation Peak ist der Synth Pro auf dem Analog-Poly-Markt nicht allein.

MFB Synth Pro Test
MFB Synth Pro Test


Nach einer ersten Test Preview finden wir nun genauer heraus, was den Synth Pro ausmacht und ob, beziehungsweise wie er sich von seiner Konkurrenz absetzen kann.

Details

Äußere Erscheinung

Wie bei MFB üblich, wurde auch beim Synth Pro auf ein ausschweifendes Design verzichtet. Der Fokus liegt hier eher auf dem Inhalt, als auf der Optik. Das kompakte, nüchtern graue Alu-Gehäuse (BxTxH: 31.5x18x4 cm) erzeugt dennoch einen charmanten Kontrast zu den schicken Holz-Seitenteilen. Mit seinen 4 kg Gewicht fühlt sich der Synth Pro zwar solide und wertig an, ist aber nicht zu schwer.

Die dunklen Holz-Seitenteile des MFB sind ein echter Hingucker (Foto: Tom Gatza)
Die dunklen Holz-Seitenteile des MFB sind ein echter Hingucker (Foto: Tom Gatza)

Aufbau und Bedienoberfläche  

Gleichmäßig auf der Bedienoberfläche aufgereiht sind die vielen Potis, welche durch Markierungen und die markant gelbe Schrift übersichtlich in verschiedene Sektionen aufgeteilt sind. Sie fühlen sich wertig an, lassen sich mit angenehmem Widerstand drehen und haben den Elektronik-Baukasten Look der bisherigen MFB-Geräte abgelegt. Die verschiedenen Sektionen sind relativ klassisch aufgebaut. Es gibt 3 syncbare VCO‘s, die sich zu stimmstabilen DCO‘s umschalten und gegeneinander verstimmen lassen. Zur Auswahl stehen die Wellenformen Rechteck, Dreieck und Puls, zwischen denen stufenlos übergeblendet werden kann. Befindet sich der Waveform-Regler auf 0, wirkt der jeweilige VCO als Sub-Oszillator. Ist er hingegen voll aufgedreht, bekommen wir es mit der sogenannten „Extra“-Wellenform zu tun, bei der pro Oszillator wahlweise zwischen Pulse oder Ring-Mod geswitcht werden kann. Bei Oszillator 3 dient die Extra- Wellenform außerdem als zugegebenermaßen gut versteckter Noise-Generator. Die Oktavlagen per Schalter zwischen 16‘, 8‘ und 4‘ gewechselt werden. 

Die vielen Potis wurden übersichtlich auf der Bedienoberfläche angeordnet (Foto: Tom Gatza)
Der MFB Synth Pro ist ein solider Analog-Synthesizer, der pusristisch ausgelegt einen markanten Grundsound mit Wiedererkenungswert bietet.

Dank tempo-syncbarem LFO (Rechteck, Dreieck, Puls) und stufenloser Wellenform-Überblendung lässt sich der gesamte Wellenform-Umfang der Oszillatoren modulieren, was bei anderen Synths nur mit der Pulse-Waveform möglich ist. Bei Deaktivierung des DCO-Modus lassen sich außerdem FM-Sounds erzeugen, deren Charakter mittels FM Amount-Poti reguliert wird. Die zusammengemischten Oszillatoren wandern nun in die Filter-Sektion. Hier trifft das Signal auf MFB’s ungewöhnliches Dual Filter-Konzept, welches ich in der Form aus keinem anderen Synth kenne. Ein 12dB Multimode Filter (Lowpass, Bandpass, Hipass) und ein 24dB Lowpass Filter lassen sich parallel oder seriell kombinieren. Via Global Cutoff-Schalter lassen sich beide Filter-Frequenzen syncen und mit nur einem Poti kontrollieren. Außerdem können beide Filter zu wahlweise 25 %, 50 % oder 100 % im Stereo-Bild platziert werden. So lässt sich zum Beispiel im linken Kanal eine andere Filter-Einstellung als im rechten erzeugen, wozu kaum ein anderer Analog-Synth fähig sein dürfte. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die drei Oszillatoren mit stufenloser Wellenform-Auswahl … (Foto: Tom Gatza)

Insgesamt drei Envelopes wurden dem Synth Pro spendiert, von denen die letzte allerdings keine ADSR, sondern eine AD/R-Hüllkurve ist. Pro Patch lässt sich jeweils eine Hüllkurve eurer Wahl auch loopen und als eine Art dritter LFO nutzen. Die Hüllkurven sind flexibel jeweils auf die beiden Filter oder den VCA routbar, weitergehende Routings auf einzelne Parameter (wie etwa beim DSI Prophet 08 REV2) sind nicht möglich. Das fertige Patch wird je nach Wunsch schließlich mit der On Board FX-Sektion dekoriert, die neben Hall und Echo auch Modulations-Effekte wie Chorus oder Flanger in Stereo-Manier bietet. Eine Drive/Distortion-Einheit wurde leider nicht verbaut, was bei Konkurrenz-Produkten wie etwa dem Novation Peak mittlerweile schon zum Standard-Repertoire gehört. Einen Überblick über das ganze Prozedere könnt ihr euch mittels des etwas rudimentären Mini LC-Displays verschaffen.
Hier werden auch alle weiteren Einstellungen wie Midi-Settings, der Voice Mode (Poly, Unisono, Mono, Chord, Rotate) oder Modulations- und Envelope-Routings eingestellt. Etwas umständlich dieser Workflow, möchte ich doch gerade bei einem analogen Synth am liebsten die Routings direkt in der Sektion einstellen können und nicht in einem undurchsichtigen Sub-Menü. Ähnlich hakelig kommt auch die Preset-Anwahl daher. Die acht Buttons, die die jeweilige Bank repräsentieren, übernehmen nämlich gleich mehrere Funktionen wie etwa die Anwahl des Sequenzers (polyphon) oder Arpeggiators (monophon). Ohne einen Blick in die Bedienungsanleitung ist man hier zunächst etwas aufgeschmissen und weiß nicht, ob man grad ein neues Preset anwählt, oder beispielsweise den Glide verändert. Die Aufregung dürfte sich aber mit der Zeit legen. Insgesamt stehen jeweils 240 Presets für Sounds und Sequenzen bereit, aufgeteilt in 30 Bänke. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Display bietet eine Übersicht über die meisten Parameter … (Foto: Tom Gatza)

Verbindung mit der Außenwelt  

Ein Blick auf die Rückseite behauptet eindeutig: Weniger ist mehr. Wo bei anderen Synths diverse In/Outs verbaut wurden, konzentriert sich MFB aufs Wesentliche. Neben einem 6,3 mm Stereo Klinken-Ausgang (Achtung: Y-Kabel benötigt!) gibt es einen 3,5mm Phones-Anschluss, Midi In/Out/Through und neben dem herkömmlichen USB PC-Anschluss einen umgedrehten USB KEYS-Eingang für den direkten Einsatz moderner USB-Controller ohne dezidierte Midi-Kabel. Cool! CV-Anschlüsse oder einen Audio-In zum Durchschleifen externer Geräte suche ich vergebens, was ich angesichts des Desktop-Formates und des aktuellen Analog/Eurorack-Hypes etwas schade finde. Mit Strom versorgt wird der Synth Pro über das mitgelieferte 6V-Netzteil, Batteriebetrieb ist nicht möglich.

Die Anschlüsse des Synth Pro mit Midi-Trio, USB/Audio-Anschlüssen und Netzteil-Eingang. (Foto: Tom Gatza)
Die Anschlüsse des Synth Pro mit Midi-Trio, USB/Audio-Anschlüssen und Netzteil-Eingang. (Foto: Tom Gatza)
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Praxis

Bedienung und Klang  

Bevor wir ins Detail gehen, solltet ihr wissen: Da der Synth Pro frisch auf dem Markt ist, handelt es sich bei dem uns zur Verfügung gestellten Synth Pro um ein Vorab-Gerät, welches von der finalen Ausführung des Synths teilweise abweichen könnte. Das wäre nun auch geklärt, dann kann es ja losgehen! Gleich zu Beginn fällt mir der hohe Output des Synth Pro auf, was wirklich erst einmal sehr erfreulich ist und lästiges Preamp- Rauschen minimiert. Auch ist der Synth Pro im direkten Vergleich mit einem Korg Minilogue xd erfreulich rauscharm. Trotz der übersichtlichen, minimalistisch anmutenden Bedienoberfläche des MFB ist der Workflow dann doch phasenweise etwas undurchsichtig und verwirrend. Die Presets Können nicht benannt werden, deren Anwahl und Verwaltung erklärt sich erst nach einem Blick in die Bedienungsanleitung … was übrigens auch für den Sequenzer und den Arpeggiator gilt.
Bei den Effekten wird zwar der FX-Type im Display angezeigt, nicht jedoch die Art der jeweiligen Parameter. Es lässt sich also nur durch Hören feststellen, welcher Poti beim Delay nun für die Time, und welcher für die Intensität zuständig ist – nicht besonders intuitiv und live-freundlich. Verwirrend ist außerdem, dass sich das Fine-Tuning der Oszillatoren nur über das Display Sub-Menü einstellen lässt, die Tuning-Potis sind nur für grobe Stimmung zu gebrauchen. Die Regler der Hüllkurven, Oszillatoren und Filter arbeiten hingegen sehr präzise und nachvollziehbar. Das Konzept des Dual Filters braucht einen Moment, um verstanden zu werden, erweist sich schließlich aber als ein nützliches Kreativ-Tool. Die Oszillatoren klingen nach MFB: Kernige, etwas mittig mit Vintage-Charakter. Die Wärme eines Juno-60 darf hier nicht erwartet werden, dafür kann das Filter schon mal richtig bissig werden und der Synth Pro im Unisono-Modus eine massive Wand aus Bass mauern.

Audio Samples
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Sägezahn-Wellenform mit Low Pass-Filterfahrt Dreieck-Wellenform mit Low Pass-Filterfahrt Rechteck-Wellenform mit Low Pass-Filterfahrt Extra-Wellenform mit Low Pass-Filterfahrt Pulswellen-Modulation 3 Oszillatoren im Unisono-Mode, leichter Detune

Ab und zu muss ich beim Sound-Basteln an 70er Jahre Synths wie den Korg Delta oder Arp Odyssey denken, was sich nicht zuletzt durch die Pad Sounds bemerkbar macht. Die gebotenen Effekte sind eher solide als luxeriös; hier wäre ein separater Chorus-Effekt für eine simple Stereo-Breite schön gewesen, den aber bietet der MFB Synth Pro nur in direkter Kombi mit einem der beiden Reverbs. Für den Glide hätte ich mir ebenfalls ein separates Poti gewünscht, zu dessen Justierung benötigt es dann doch 1 – 2 Klicks mehr. Dafür ist der resultierende Lead-Sound mit etwas Delay durchaus schön anzuhören.

Audio Samples
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Synth Pad + Chorus Reverb Saw-Lead mit Glide und Delay

Das Dual Filter-Konzept wird nicht zuletzt durch die Stereo-Optionen zur Quelle kreativer Klang-Experimente. Die Filter lassen sich zu 25 %, 50 % und 100 % im Stereo-Bild verteilen. Das könnt ihr beispielsweise für Stereo-Pads nutzen. Gepaart mit zwei unterschiedlich laufenden LFO‘s dürften sich aber auch Sound Designer hier über komplexe Synthesizer-Texturen freuen. 

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Stereo Filter + Modulation
Der Synth Pro glänzt durch seine minimalistische MFB- Ästhethik. (Foto: Tom Gatza)
Der MFB Synth Pro ist ein solider Analog-Synthesizer, der pusristisch ausgelegt einen markanten Grundsound mit Wiedererkenungswert bietet.

In Kombination mit dem Dual Filter ermöglichen die schnellen Hüllkurven populäre Drum-Sounds, ob nun in Form einer Techno Kick oder als präzise Hi-Hat.

Audio Samples
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Drum-Sounds mittels Filter-Oszillation und Noise Generator

Die beiden LFO‘s sind erstaunlich flexibel und machen wirklich Spaß. Sie lassen sich sogar gegeneinander modulieren. Mit einer Modulations-Matrix wären sicherlich noch abgefahrene Sound-Experimente möglich gewesen, aber auch mit den limitierten Optionen geht da schon einiges an schrägen Sound Design-Texturen.

Audio Samples
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Zwei LFO‘s jeweils auf Filter geroutet, Filter im Stereo Modus Zwei LFO‘s in wechselnden Modi modulieren Filter und Oszillator-Frequenz/Waveform, dazu Reverb

Sowohl Arpeggiator, als auch Sequenzer sind im Workflow zunächst etwas nervenaufreibend, was wohl vor allem an der Display/Menü-Struktur des MFB liegen mag. Die wirft zunächst eher Fragen auf, als Antworten zu geben und durch die minimalistische MFB- Ästhethik verliere ich bei den Sequenzer-Buttons schnell die Übersicht, welcher Step eigentlich gerade bearbeitet wird. Mit ein wenig anfänglicher Geduld erfreut der Sequenzer mein Ohr dann aber ungemein, nicht zuletzt auch durch die Polyphonie. Motion Tracking ist wie beim halb so teuren Korg Minilogue xd leider nicht möglich.

Audio Samples
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Mono-Arpeggiator + Stereo-Filter FX + Reverb Polyphoner Sequenzer + Reverb

Dank FM lassen sich dem Synth Pro auch charaktervolle, wunschweise fiese Lead-Sounds erzeugen, die irgendwo zwischen Electronica und Dubstep viele Freunde finden sollten.

Audio Samples
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FM (VCO 3 moduliert VCO 1+2)

MFB Synth Pro Sound Demo (no talking)

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Mehr Informationen
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Fazit

Der MFB Synth Pro ist ein solider Analog-Synth, der dem puristischen, analog-treuen Ruf seines Herstellers alle Ehre macht. Die gute Verarbeitung trifft auf einen soliden, markanten Grundsound mit Vintage-Charakter, der durchaus für sich alleinstehen kann und keineswegs versucht, andere Geräte nachzuahmen. Ein phasenweise erschwerter Workflow und die spärliche Konnektivität werden durch interessante und smarte Features wie das Dual Filter oder den Poly-Sequenzer ausgeglichen, die dem Synth Pro einen ganz eigenen Charakter verleihen. Bei Betrachtung der Features von gleichpreisigen oder günstigeren Konkurrenz-Produkten wie dem Novation Peak oder dem Korg Minilogue (xd) lässt der Synth Pro für seinen Preis doch einiges vermissen und besticht eher durch seinen puristischen Stil und einzelne Alleinstellungsmerkmale. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Eigenständiger, charaktervoller Vintage-Sound
  • Großzügig bestückte Bedienoberfläche
  • Inspirierendes Dual-Filter Konzept mit Stereo-Option
  • Praktischer USB KEYS Eingang
  • Wertige Verarbeitung
Contra
  • Etwas undurchsichtige Menü/Display-Führung
  • Limitierte Routing-Möglichkeiten für Modulationen
  • Keine Anschlüsse für CV/Gate
  • Keine integrierte Distortion
  • Preis/Leistungsverhältnis
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MFB Synth Pro Test
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Der MFB Synth Pro ist ein solider Analog-Synthesizer, der pusristisch ausgelegt einen markanten Grundsound mit Wiedererkenungswert bietet.
Der MFB Synth Pro ist ein solider Analog-Synthesizer, der pusristisch ausgelegt einen markanten Grundsound mit Wiedererkenungswert bietet.
Kommentieren
Profilbild von Adnan

Adnan sagt:

#1 - 24.05.2021 um 05:10 Uhr

0

Der affil. Link zu Thomann ist tot.Jegliche MFB Produkte scheinen wohl aus dem Programm genommen worden zu sein.

    Profilbild von Michael Geisel

    Michael Geisel sagt:

    #1.1 - 25.05.2021 um 08:15 Uhr

    0

    Sind Produkte im Moment nicht lieferbar, geht auch der affil. Link bei Thomann ins Leere. Das sollte sich sicherlich bald wieder ändern.

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