Mad Professor Big Tweedy Drive Test

Praxis

Praxis und Sound

Schon beim ersten Anspielen spürt man die ausgeprägte Dynamik des Big Tweedy Drive. Der Ton ist alles andere als statisch und reagiert im Gegensatz zum Urvater aller Overdrivepedale, dem Tubescreamer, sehr gut auf den Anschlag und die Spielweise des Benutzers. Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Tatsache, das man keinen angezerrten Gitarrenamp benötigt, um zu guten Sound-Ergebnissen zu kommen, was bei klassischen Overdrive-Pedalen keine Selbstverständlichkeit ist. Da es sich hier um einen Low/Medium-Verzerrer handelt, habe ich zuerst einmal versucht, den Sound an das Originalsignal anzupassen, sprich, so wenig Zerre wie möglich einzustellen. Das gelingt hier nicht komplett, weil das Pedal den Bassbereich unterhalb von 100 Hertz ausdünnt und dem Signal insgesamt einen Tacken Verzerrung hinzufügt. Gleichzeitig erhält der Klang eine dezente Mittennase, die dem Ton eine leichte Färbung verleiht.

Das erste Soundbeispiel besteht aus zwei Teilen. In der ersten Hälfte hört ihr den Sound ohne und im zweiten Teil mit aktiviertem Pedal in seiner cleansten Einstellung. Die Settings am Pedal sind wie folgt: Volume 15 Uhr, Drive 7 Uhr, Tone und Presence 16 Uhr.

Audio Samples
0:00
Zuerst ohne Pedal, dann mit Pedal – Min. Gain

Realistisch wird der Einsatz des Pedals erst ab der 9-Uhr-Einstellung des Drive-Reglers. Hier erhält man eine sehr authentische, weiche und silbrige Verzerrung, die man als solche kaum wahrnimmt. Diese Einstellung eignet sich bestens für knackiges Akkordspiel und leicht angeraute jazzige Sounds.

Audio Samples
0:00
Gain 9 Uhr
Der Big Tweedy Drive klingt offen und ehrlich und verfügt über eine ausgeprägte Dynamik.
Der Big Tweedy Drive klingt offen und ehrlich und verfügt über eine ausgeprägte Dynamik.

Ab der 12-Uhr-Position des Drive-Reglers erwachen dann auch die beiden Klangregler allmählich zu Leben. Hier erhält der Ton eine weiche Kompression, die gut mit der Spielweise interagiert. Gleichzeitig ist der Obertonbereich noch lebendiger, was besonders für Blueser und Rockabilly-Fans interessant ist.

Audio Samples
0:00
Gain 12 Uhr

In der 15-Uhr-Position lassen sich schmutzige und leicht bröselige Licks im Stil von Keith Richards wunderbar imitieren. Zwar verliert der Ton etwas an Geschmeidigkeit, was seinem Charme aber keinen Abbruch tut. Ruppige Classic-Rock-Riffs brauchen nun mal einen gewissen Anteil an Schmutz, um authentisch zu klingen.

Audio Samples
0:00
Gain 15 Uhr

Selbst bei maximaler Drive-Einstellung bleibt die Saitentrennung perfekt erhalten. Wie man hören kann, gibt es hier nur einen eher gezähmten Zerrgrad, der nichts mit “modernen” Bratsounds zu tun hat. Stattdessen liefert das Pedal einen sehr ehrlichen, angenehm rauen und direkten Ton, der an Tommy Bolin und Rory Gallagher erinnert. Aber auch Country-Rocker könnten hier fündig werden. Klasse! Einziger Nachteil ist die gnadenlose Offenlegung von Spielfehlern, die das Pedal nicht weg-komprimiert oder den Sound irgendwie schönfärbt. Man muss also um den Ton kämpfen. Insofern ist das Pedal eher etwas für Spieler, die wissen, wie man den Ton mit den Fingern formt.

Audio Samples
0:00
Gain auf Maximum
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.