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Line 6 Amplifi FX100 Test

Praxis

Will man das Amplifi FX100 mit dem iOS Gerät verbinden, muss erst einmal die Amplifi Remote-App heruntergeladen und installiert werden. Das geht recht schnell und unkompliziert, die Remote-App gibt es gratis im iTunes Store. Ich habe das Programm auf einem iPhone 4 installiert und zum Start der drahtlosen Kommunikation die Bluetooth-Taste am Amplifi FX100 gedrückt. Das Gerät wird auf dem iPhone angezeigt und beide können miteinander verbunden werden. Beim Starten der Remote-App werde ich darauf hingewiesen, dass das FX100 noch mit einer älteren Firmware bestückt ist und es „… is about to become more awesome“, wenn ich nun die aktuelle Version lade. Ein Klick, und die Installation läuft – hat aber einen Haken, denn die Firmware kann nur über Bluetooth übertragen werden und das dauert seine Zeit, nämlich über 45 Minuten, auch wenn man sich mit dem iPhone/iPad in einem WLAN-Netz mit schneller Internetverbindung befindet. Also gut, was sein muss, muss sein. Nach der Installation ist noch ein kompletter Reset vonnöten und das Expression-Pedal muss geeicht werden. Das sind noch einmal zehn Schritte, durch die man aber von der App geleitet wird. Geschafft! Nach einer guten Stunde ist alles auf dem neuesten Stand, jetzt noch einmal ausschalten und die beiden wieder über Bluetooth verbinden, und es kann endlich losgehen. Denkste! Die App informiert mich, dass ich ja noch eine alte Firmware auf meinem Gerät habe und mit der neuen Firmware ist das Teil „… about to become more awesome“… ihr wisst schon! 

Direkt unbekümmert loslegen? Das war leider nicht drin.
Direkt unbekümmert loslegen? Das war leider nicht drin.

Na ja, vielleicht hatte ich beim Kalibrieren des Expression-Pedals eine Taste zu wenig gedrückt. War aber alles in Ordnung, denn nach einem neuen Versuch und Recherche im Internet wurde empfohlen, die Remote-App nach dem Firmware Update vom iPhone zu entfernen und erneut aufzuspielen. Und das war auch die Lösung und es klappte – endlich! Mittlerweile waren locker zwei Stunden vergangen – DAS NERVT! Bestimmt hätte ein funktionierender USB-Anschluss das Firmware Update schneller übertragen. Auch läuft die Remote App etwas holprig, der User wird als Beta-Tester eingesetzt und zahlt auch noch dafür. Hier sollte man sich bei Line 6 ein paar Gedanken machen und den Entwicklern einige Sonderschichten bezahlen oder mit der Veröffentlichung eines Gerätes und der dazugehörigen Software so lange warten, bis die gröbsten Probleme behoben sind. Mit dem iPad scheint es nicht so kompliziert zu sein, aber wenn man schon ein Geräte in den höchsten Tönen anpreist, dann sollte es auch stressfrei funktionieren.

So, genug gemeckert. Jetzt können wir endlich ans Werk gehen, eine kleine Bestandsaufnahme machen und uns die ersten vier Preset-Sounds anhören.

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Preset 1A Preset 1B Preset 1C Preset 1D

Der Basissound ist recht dünn und mit der Dynamik ist es auch nicht so gut bestellt. Am Ausgang scheint ein eisenharter Limiter zu hängen, der das Signal deutlich begrenzt, damit die HiFi-Boxen ja keine unerwarteten Pegelspitzen zu befürchten haben. Den Ampsimulationen fehlt es etwas an Druck aus dem Mittenbereich, und wenn man die Klangqualität mit der des POD HD vergleicht, dann gibt es bei unserem Kandidaten noch jede Menge Luft nach oben. Mal sehen was passiert, wenn man selbst Hand anlegt. Das sollte bei der Remote-App sehr gut funktionieren, wenn alles eingerichtet ist. 

Fotostrecke: 2 Bilder Remote auf einem iPad

Die App selbst ist sehr übersichtlich aufgebaut, oben sieht man die Signalkette, alle aktivierten Effekte sind  hell dargestellt. Die Parameter des gerade angewählten Effekts oder der Ampsimulation (eingerahmt) werden in der unteren Hälfte mit Slidern angezeigt. Zum Verändern eines Wertes muss man nur den Slider „anpacken“ und verstellen, was auch auf dem engen Bedienfeld des iPhones sehr gut funktioniert. Die Möglichkeit, in dieser Form einzugreifen, ist natürlich extrem komfortabel. Auch die Organisation der Menge an Effekten und Ampsimulationen (insgesamt über 200) ist gut gelöst. Die Amps zum Beispiel sind in unterschiedlichen Kategorien geordnet (Clean, American, British, High Gain), so dass man vorselektieren kann, will man den gewünschten Sound schneller erstellen. Ähnlich sieht es auch bei den Effekten aus. Als erstes Projekt zum Selbstbau steht ein Cleansound mit Chorus auf dem Programm. Hierfür habe einen Blackface Amp aus der American Abteilung mit dazugehöriger 2×12 Box aufgerufen. Dazu kommt ein Vintage Chorus und eine Prise Hall.

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Clean Chorus

Der dünne Cleansound ist in Ordnung, an den Effekten gibt es nichts zu bemängeln. Allerdings könnte es auch hier etwas eng werden, wenn man sich im Mix gegen eine komplette Band durchsetzen muss. Zweiter Kandidat ist ein Mid Gain Sound mit britischer Färbung, der in Richtung AC/DC gehen soll. Dafür kommt die Simulation eines Marshall SLP100 zum Einsatz, und außer einem leichten Room-Reverb befindet sich nichts in der Signalkette.

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Marshall

Hier zeigen sich die Schwächen der Ampsimulation, es sägt in den Höhen und vom druckvollen britischen Sound ist nicht viel vorhanden. Das hat Line 6 bei anderen Geräten schon wesentlich besser gemacht. Auch mit einem nachgeschalteten EQ, der die Höhen etwas zähmt und den Mittenbereich leicht anhebt, ist nicht viel wettzumachen. 

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Marshall EQ

Ein weiteres klangliches Manko ist die Echtzeitsteuerung des Wah-Effekts mit dem Expression-Pedal. Hier schafft der Prozessor es nicht, die Daten so zu übertragen, dass der Wah-Effekt gleichmäßig läuft. Es gibt immer wieder Sprünge. Eine feinfühlige Steuerung gerade bei langsamen Bewegungen kann nicht optimal umgesetzt werden. Ich weiß, ich bin da etwas pingelig, aber was die Klangqualität betrifft, sind einige Mitbewerber im selben Preissegment doch eine Ecke besser aufgestellt.

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Wha

Auch wer absolut keine Lust hat, an Sounds herumzuschrauben, wird von Line 6 gut bedient, denn in der Remote-App gibt es eine Tone Matching-Funktion. Man lädt einen Titel aus der Bibliothek des iOS-Gerätes und spielt ihn ab. Nach wenigen Sekunden macht die Remote-App ein paar Vorschläge, die dem im Song benutzten Gitarrensound nahekommen. Ich habe Purple Haze abspielen lassen und dieser Klang wurde vorgeschlagen:

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Purple Haze

Bei Hey Joe kam dieser Vorschlag:

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Hey Joe

Allesamt recht gute Treffer. Zumindest passen die Einstellungen und erleichtern dem Gitarristen die Suche nach dem richtigen Sound zum Jammen.

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Profilbild von Dieter

Dieter sagt:

#1 - 28.08.2014 um 23:59 Uhr

0

Schade!
1. Ich habe Android-Geräte (Smartphone und Tablet).
2. Die Marshall-Sounds klingen erschreckend schlecht. Das klang selbst mit meinem inzwischen schon in die Jahre gekommenen POD X3 Live deutlich besser.

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