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LepLoop V3 Test

Die LepLoop V3 ist eine analoge Groovebox und ein moderner Boutique-Klassiker aus Italien. Wir haben ihre dritte Version auf Herz und Nieren getestet.

LepLoop V3: Groovebox mit analogem Herz. (Quelle: Lukas Hermann)
LepLoop V3: Groovebox mit analogem Herz. (Quelle: Lukas Hermann)

In den letzten fünfzehn Jahren sind einige einflussreiche Grooveboxen im Markt. Erschienen; von Elektron Digitakt bis hin zur Novation Circuit. Doch eines waren die meisten nicht: analog. Genau das macht die LepLoop, die 2010 erstmals vorgestellt wurde, so besonders: Sie erzeugt minimalistische Beats ohne digitale Chips – nun ja, fast. Nachdem sie bereits im Jahr 2016 einmal überarbeitet wurde, erschien zur Superbooth 2022 die LepLoop V3. Was ist neu, was hat sich verändert und wie zeitgemäß ist die kleine Kiste heute noch? All das und mehr gilt es zu klären!

Details

Erster Eindruck

Wer die LepLoop V2 schon kennt, kommt mit der Oberfläche der aktuellen V3 gut zurecht – das Layout hat sich kaum verändert. Nur ein paar Schalter sind dazu gekommen. Was aber ist mit denen, die noch nie eine LepLoop bedient haben?

LepLoop V3: Schrägansicht
Die LepLoop ist bis in alle Ecken von Encodern, Schaltern und LEDs bevölkert. (Quelle: Lukas Hermann)

Die werden zunächst vom schicken Gehäusedesign beeindruckt sein. Für die dritte Version der analogen Groovebox haben sich die Macher eine etwas andere Rahmung überlegt, mit abfallenden Seiten aus schickem, dunklerem Holz. Für etwas mehr Geld erhält man sogar eine graue Designer-Ummantelung aus dem 3D-Drucker!

Als Zweites fällt das geringe Gewicht auf: Gerade einmal 650 Gramm bringt die LepLoop V3 auf die Waage – ideal für den mobilen Einsatz. Dem sind die gummierten Potis und die robusten Schalter auch in Sachen Stabilität eindeutig gewachsen.

Eine klassische Synthstimme

Mit denen steuern Anwender die überarbeitete Synth-Engine der LepLoop V3 mit ihren zwei Oszillatoren (Dreieck/Puls- bzw. Sägezahn), einem Tiefpassfilter mit Resonanz, zwei VCAs mit AR-Hüllkurven, einem LFO, einem Kickdrum-Generator namens „Cassa“ und einem Sequenzer. Mit dem kann man die LepLoop eigenständig steuern – Sequenzierung via Eurorack-CV oder MIDI ist alternativ auch möglich.

LepLoop V3: Oszillatoren und Filter
Die Oszillatoren können unterschiedlich gemixt und bei Bedarf am Tiefpassfilter vorbei geroutet werden. (Quelle: Lukas Hermann)

Alle genannten Elemente bilden insgesamt vier Stimmen, die mit dem Mixer oben rechts kombiniert werden können: nämlich die Kick, die direkte Filter-Ausgabe und das Resultat aus den beiden VCAs.

LepLoop V3: VCAs und Hüllkurven
Zwei AR-Hüllkurven öffnen und schließen die VCAs der zwei Hauptstimmen. (Quelle: Lukas Hermann)

Das Routing ist aber bereits davor extrem flexibel: Die beiden Oszillatoren können etwa separat mit Hüllkurven gesteuert werden oder sich gegenseitig modulieren. Sowohl FM als auch Ringmodulation ist möglich. Als Alternative zu tonalen Sounds steht für den VCA 1 noch via Schalter weißes Rauschen als Klangquelle bereit. Hi-Hats kann die LepLoop also ebenfalls generieren – und zwar mit dynamischen Hüllkurven. Doch dazu später mehr.

LepLoop V3: Cassa und Mixer
Der Mixer oben rechts summiert die beiden VCA-Outputs, den Filter-Ausgang und die „Cassa“-Kickdrum. (Quelle: Lukas Hermann)

Eigenartiger Sequenzer

Das alles erschließt sich dem geübten Auge recht schnell. Etwas komplizierter wird es allerdings mit dem Sequenzer. Der besteht aus zwei Elementen: einem analogen Sample-and-Hold, welches intern mit einem analogen Sequenzer mit 16 Kondensatoren kombiniert ist. Dieser kann, wie ein Shift Register bzw. eine Turing Machine, auf Befehl im Tempo der Clock Werte des Sample-and-Holds speichern.

Aufnehmen, loopen – und neu aufnehmen

Dafür gibt es unten rechts den „Rec/Loop“-Schalter. Er nimmt entweder mit jedem neuen Durchgang frisches Material auf oder loopt das zuletzt zufällig generierte Pattern. Nur auf diesen zwei Wegen lassen sich an der LepLoop Melodien generieren und loopen – und somit nicht speichern. Denn die Kondensatoren halten analoge Spannungswerte nur für eine bestimmte Zeit fest und verlieren diese nach und nach. Spätestens beim Abschalten ist das Pattern dann ganz futsch.

Was hingegen speicherbar ist, sind rhythmische Pattern im digitalen Trigger-Sequenzer. Dieser hat vier Spuren mit jeweils bis zu 16 Steps, wenn sie alle gespielt werden sollen. Alternativ kann eine Spur 64 Steps oder zwei je 32 haben. Mit Tastenkombinationen, über die das mitgelieferte Handbuch aufklärt, können in diesen Spuren Gate-Pattern erstellt werden. Sie triggern die Kickdrum und die zwei Hüllkurven – und bieten einiges an Spielraum für kreative Jams.

LepLoop V3: Rückseite
Auf der Rückseite stehen einige CV- und Gate-Anschlüsse für Eurorack-Equipment bereit. (Quelle: Lukas Hermann)

Das finale Mix-Signal kommt hinten mono raus, parallel kann auch die Kick abgegriffen werden. Zudem stellt die LepLoop noch acht CV-/Gate-Ausgänge bereit – hier können beispielsweise die Trigger der Sequenzerspuren oder die Werte des Sample-and-Holds für die Verwendung im Eurorack abgegriffen werden.

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Praxis

LepLoop V3 im Einsatz

Getestet haben wir die LepLoop primär „stand-alone“. Und dabei wurde schnell klar: Das Teil ist eine Kreativmaschine für minimalistische Techno-Jams! Hat man einmal verinnerlicht, dass seine Sounds nicht reproduzierbar sind, kann es mit dem Experimentieren losgehen. Die Groovebox gleicht dann einem etwas gefährlichen Spielzeug, mit dem man viel Mist anstellen, aber auch viele großartige Minuten verbringen kann.

Der Sound der LepLoop V3

Vier Elemente machen den Klang der LepLoop V3 im Kern aus: Die Oszillatormodulationen, das weiße Rauschen und die etwas andere Kickdrum („Cassa“). Fangen wir mit letzterer an. Hier sollte man keinen basslastigen, fetten Techno-Wumms erwarten, sondern eher einen grundlegenden Impuls, an dem sich der Rest der Jam entlang hangeln kann. Aber nicht falsch verstehen: Laut kann die „Cassa“ dank ihrer extrem variablen Resonanz und einer wilden Distortion trotzdem werden.

Wird der erste VCA parallel zur Kick mit Rauschen gefüttert, ist es mit etwas Sequenzer-Übung möglich, dynamische Rhythmen zwischen den zwei Elementen zu erzeugen. Mit dem Trigger-Sequenzer lassen sich sogar Polyrhythmen realisieren!

LepLoop V3: Sequenzer
Mit seinen vier Rhythmus-Spuren erlaubt der digitale Trigger-Sequenzer der LepLoop V3 das Erstellen komplexer (Poly-)Rhythmen. (Quelle: Lukas Hermann)

Viel Spielraum durch Modulation

Das Decay der zugeordneten Hüllkurve kann zudem über einen Schalter mit dem internen LFO moduliert werden, um „closed“ und „open“ hats zu basteln – dafür ist die steuerbare Auslenkung des LFOs („Amount“) sehr nützlich.

Und dann sind da noch die beiden Oszillatoren und das Filter, welche ebenfalls hervorragend auf Modulation reagieren. VCO1 ist besonders flexibel: Er kann über einen Sechs-Wege-Schalter von unterschiedlichsten Signalen gesteuert werden. Der „Standard“ ist der analoge – übrigens unquantisierte – Sequenzer mit seinen aufgenommenen Loops.

Aber auch das permanent im Hintergrund laufende Sample-and-Hold, der LFO (Puls, Sägezahn oder Dreieck) sowie die beiden Hüllkurven und externes CV können für die Pitch-Steuerung verwendet werden. Von simplen Arpeggios bis hin zu abgedrehten Laser-Sounds ist daher alles drin – und es kann zwischen diesen Elementen dank der Schalter schnell gewechselt werden.

Performen mit der LepLoop V3

Natürlich ist dabei nie ganz vorherzusehen, was passiert. Das macht die LepLoop selbst für erfahrene Jammer zu einem sehr experimentellen Tool. Es empfiehlt sich, einfach viel an den Knöpfen zu drehen – und zwar mal schnell und mal langsam. Aufgrund der flexiblen Soundarchitektur entstehen immer wieder „Aha“-Momente – von denen wir ein paar als Audiobeispiele aufgenommen haben.

Audio Samples
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LepLoop V3: Micro House LepLoop V3: FM Jam LepLoop V3: Cassa Distortion LepLoop V3: Hi-Hat Modulation LepLoop V3: Noise Drone LepLoop V3: Bassline LepLoop V3: Monotonous Loop

Klar ist aber auch: Ganz allein kann die LepLoop kein Liveset bestreiten – und selbst für ‚vollwertige‘ Tracks im Studio gibt sie ohne externe Hilfe nicht genug her. Da ist es kein Wunder, dass beispielsweise Techno-Meister Surgeon für seine „Dawless-Jams“ das Teil mit einem Elektron Octatrack paart. Dann hat man eine perfekte Kombi aus pumpenden Beats auf Sample-Basis und analoger Sounds abseits jeder Norm vor sich!

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Mehr Informationen
Leploop V3 Sound Demo (no talking)
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Fazit

Die LepLoop ist die Definition eines Boutique-Synths: Sie kann mit ihrer durchdachten, vielseitigen Klangarchitektur abgefahrene Sounds erzeugen, zwischen vielen Genres morphen – und ist dennoch das genaue Gegenteil einer eierlegenden Wollmilchsau. Denn: Der minimalistische, etwas rudimentäre Charakter ihres Sounds ist immer da – und muss einem echt gefallen, ansonsten ist das Teil für seine 839 Euro einfach viel zu teuer. Selbst dann, wenn es beim Spielen „klick“ macht.

Aber: Musiker mit Techno-Fokus erhalten für ihre Investition ein Gerät, das endlose Inspiration verspricht. Nicht nur macht der analoge Sequenzer mit Turing-Machine-Funktionalität das Erstellen neuer Patterns ziemlich leicht; die vielen Routing-Optionen hinter den Schaltern auf der Oberfläche liefern mit nur einer Bewegung immer wieder neue Sounds. Nur der Trigger-Sequenzer braucht einiges an Übung. Man sollte aufgrund der etwas schwachen Cassa-Kick der LepLoop außerdem am besten noch eine Drum-Machine für Livesets daneben stellen – oder ein Eurorack. In Kombination mit derartigen Kumpanen findet man in der LepLoop dann jedoch garantiert Sounds, die performt werden wollen!

LepLoop V3: Aufsicht
Die LepLoop V3 ist eine Kreativmaschine, die von der Unterstützung anderer Geräte profitiert. (Quelle: Lukas Hermann)

Features

  • 2 Oszillatoren mit Dreieck/Rechteck & Sägezahn/FM/Ringmodulation
  • Rauschgenerator
  • 24 dB/Okt. Tiefpassfilter
  • Kickdrum mit Verzerrung und Trigger-Mixer
  • 2 VCAs, 2 Hüllkurven, 1 LFO
  • Analoger 16-Step-Sequenzer mit Kondensatoren
  • 4-spuriger digitaler Rhythmus-Sequenzer; speicherbar
  • 4-Kanal-Audiomixer
  • MIDI-IN
  • 8 CV-/Gate-Ausgänge, 6 CV-/Gate-Eingänge
  • 1 Audio-Input (VCF), 4 Audio-Outputs (Mixer, Cassa, VCO2, Mix)
  • Clock-Ausgang

Preis

LepLoop V3: Ca. 839 € (Straßenpreis am 12.07.2022)

Webseite des Herstellers

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