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Ketron Audya Test

Es ist der Traum eines jeden Keyboard-Entertainers: ein Keyboard, das alles kann und dabei auch noch richtig gut klingt. Fantastischer, inspirierender Sound, tolle Styles und Grooves und ausgeklügelte leichte Bedienbarkeit. Ketron will mit dem Audya 5 „neue Maßstäbe im Bereich moderner Arranger-Keyboards“ setzen.

Spitzenmodelle sind etwas Wunderbares: Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Der Hersteller zeigt, was er drauf hat. Es ist wie bei der neuen S-Klasse oder dem A8: Man verbaut die neuesten technischen Entwicklungen und kann seiner Produktphilosophie freien Lauf lassen. Für ca. 4000 Euro bekommt man bei den Herstellern der Profi-Entertainment-Keyboards auch so einiges geboten. Die italienische Firma Ketron hat mit Korg, Yamaha und Roland starke japanische Konkurrenz. Mal sehen, was man sich im schönen Ancona mit dem Audya 5 so alles hat einfallen lassen.

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Details

Aufbau
Das Audya 5 hat ein silberfarbiges Metallgehäuse mit stabilen Aluprofilen an den Seiten. Im Gegensatz zum bisherigen Spitzenmodell Audya (76 Tasten) hat das Audya 5 nur 61 Tasten, wiegt 1,5 kg weniger, bietet aber unter der Haube ansonsten dieselben technischen Details. Im Audya 5 läuft das neueste Betriebssystem 4.1, das auch für den „alten“ Audya zur Verfügung steht. Hardwaremäßig wurde jedoch beim kleinen Bruder eine Neuerung verbaut: 16 „assignable Tabs“ direkt oberhalb der Tastatur im Bereich der linken Hand.

Die Tastatur des Audya 5 mit Aftertouch ist bedingt durch die leicht rauen Oberseiten der schwarzen Tasten griffig und leicht spielbar, macht dabei aber keinen besonders wertigen Eindruck. Beim Testgerät klapperten die Tasten der mittleren Oktave hörbar! Im Mittelpunkt des Bedienfeldes thront leicht erhaben das farbige TFT-Display mit einer Auflösung von 320 x 240 Pixel. Es kann in der Neigung nicht verändert werden.

Um das Display herum liegen die Taster, mit denen die Menü- und Parameter-Einstellungen vorgenommen werden können. Rechts vom Display parkt ein Datawheel mit Cursortasten. Links befinden sich Taster mit der Überschrift „Play Control“. Hier werden Einstellungen wie beispielsweise Transpose, Oktavlage des Sounds der rechten Hand, Rotorgeschwindigkeit der Leslie-Simulation, aber auch Manualbass, Splitpunkt, Pianist-Einstellung usw. direkt angewählt. Darunter liegen neun Schieberegler, die für die Lautstärkemischung der gespielten Voices und der Bereiche Drums, Bass und Chords des Arrangers benutzt werden. Ein frei programmierbarer Slider ist auch dabei. Im Drawbar-Modus dienen diese neun Regler als Zugriegelersatz für die Orgel-Simulation.

Unter dem Display hat Ketron viele kleine Taster für die Steuerung des Arrangers und seiner Styles untergebracht. Auf der rechten Seite werden die Styles ausgewählt, unterteilt in 12 grobe Musikrichtungen von „Ballad“ bis „Ballroom“, rechts daneben liegt der Bereich der Voices. Sie sind in 16 Gruppen, den sogenannten Instrumentenfamilien, sortiert. Darunter lauern die Taster und Schieberegler für die Steuerung des Mediaplayers, mit dem WAV-, MP3- und MIDI-Files abgespielt werden können. Der Mix von Mikrofon- und Vocalizer-Signal und die Gesamtlautstärke wird mit weiteren Slidern geregelt.

Links neben der Klaviatur ist ein Pitch- und Modulation-Joystick angeordnet, der keinen stabilen Eindruck macht und auch nicht sonderlich ergonomisch wirkt.

Die Anschlussmöglichkeiten des Ketron Audya 5 sind sehr umfangreich: Neben den Stereoausgängen stehen vier weitere frei belegbare Klinkenausgänge zur Verfügung. Leider ist auch der Kopfhörerausgang auf der Rückseite angebracht. Zwei Cinch-Buchsen dienen als Audioeingang zum Einspeisen externer Klangquellen. Des weiteren gibt es einen digitalen Ein- und Ausgang (S/PDIF) sowie zwei (!) dynamische Mikrofoneingänge in Form zweier XLR-Klinke-Kombibuchsen, deren Empfindlichkeit direkt daneben mittels Gain-Potis eingestellt wird.

Die MIDI-Buchsen-Phalanx  wird – neben dem üblichen IN, OUT, THRU – durch einen zusätzlichen IN2(Keyb.) Eingang ergänzt, um hier optional eine zusätzliche MIDI-Tastatur oder z.B. ein MIDI-Akkordeon anzuschließen.  An die VGA-Schnittstelle kann ein externer Monitor angeschlossen werden, um Lyrics oder auch die Menüseiten des Displays größer darzustellen. VGA ist wesentlich besser als das von vielen Herstellern bereitgestellte Video (RGB)-Signal.

Ein USB-Device-Anschluss auf der Rückseite dient der Verbindung mit einem PC, um Daten auszutauschen. Eine spezielle Foot-Switch-Buchse ist für einen (optionalen) speziellen Mehrfach-Fußtaster zur Steuerung vieler interner Funktionen vorgesehen. Auch Sustain- und Volume-Pedale können angeschlossen werden. Ganz links außen auf der Vorderseite des Audya 5 befinden sich zwei USB-Buchsen (Typ A). Sie bieten die Möglichkeit, USB-Sticks oder andere Speichermedien anzuschließen. Gerade für den Live-Betrieb ist die ausgewählte Stelle allerdings extrem ungünstig, da man Gefahr läuft, den Stick im Vorbeigehen abzuknicken bzw. zu beschädigen.

Voices
Neben den 512 GM2-Sounds sind 430 Presets an Bord, die Ketron „Stereo Orchestral Presets“ nennt. Jedes Preset ist eine Soundkombination aus bis zu 3 Voices. Das Audya 5 besitzt eine neue, verbesserte Sound-Engine, die eine neues Feature mitbringt: Die „Voice Character Emulation“ (VCE). Sie ermöglicht musikalische Ausdrucksmöglichkeiten, die den Klang im Vergleich zu früheren Ketron-Keyboards realistischer machen.
Will man eine eigene Soundkombination kreieren oder ein Werks-Prest verändern, hat man die Möglichkeit, ein sogenanntes „Program“ zu erstellen und zu speichern. Jedes der maximal 300 Programs besteht aus 3 Voices, die jeweils editiert, gesplittet und gelayert sowie mit Effekten versehen werden können. Auch zahlreiche Control-Parameter werden erfasst. Parameter z.B. für Velocity-Switch, Morphing – also die Überblendung von einer Voice in eine andere durch Betätigung des Modulationsrades – und Harmony- bzw. Duet-Funktionen sind hier detailliert einstell- und speicherbar.  
 Jedem Preset bzw. Program für die rechte Hand wird automatisch ein zweites Instrument aus dem GM-Bereich zugeordnet (2nd Voice), das über den entsprechenden Slider unter den Basic-Sound gemischt wird. So liegt beispielsweise unter dem Piano automatisch ein breites Stringpad. Diese 2nd Voice kann ausgetauscht werden. Drückt man die Taste „RAM INS/SUPERSOLO“, so wird ein Sound in den flüchtigen 64MB-Arbeitsspeicher geladen, der bis auf 256MB vergrößert werden kann. Entweder man greift auf beliebige WAV-Dateien zurück, die man z.B. selbst am Computer erstellt hat (gesetzte Loop-Punkte werden erkannt), oder man nimmt direkt über den Line- oder Mikro-Eingang Signale selbst auf. Mit dem grafischen Wave Editor und der Multisample-Funktion (MSP) im Audya 5 stehen dem Benutzer alle Möglichkeiten zur Verfügung, um komplette eigene Sample-Sounds herzustellen. Auf der Festplatte stellt Ketron eine Vielzahl von Werkssamples zur Verfügung. Besonders interessant sind hier die SUPERSOLO-Sounds, die aufwändiger gesampelt wurden. 

Audio Samples
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Supersolo Sax

Neben den gesampelten Orgeln in der Voice-Gruppe „Organ“ gibt es eine Orgelsimulation, die mit der Taste „DRAWBARS“ aufgerufen wird. Im Drawbar-Modus dienen die Schieberegler links als Zugriegel. Man kann den Sound in allen wichtigen Parametern editieren und speichern, vom Volume des Key-Klicks bis zum Verzerrungsgrad des Overdrives.
Es gibt die Option, 16 eigene „Voice-Lists“ zu erstellen, in denen man jeweils 20 Presets oder Programs ablegt und so einen schnellen Zugriff auf seine „personalisierten Sounds“ erhält. Die nagelneue Funktion „User Voice Lists“ geht einenentscheidenen Schritt weiter: Nachdem eine solche Liste von Sounds erstellt wurde, kann sie mit einem Style oder sogar einem Song (MID, WAV oder MP3) verknüpft und danach automatisch aufgerufen werden. Vergleichbar mit dem OTS (One Touch Setting) von Yamaha stehen so zum Style passende Sounds schnell zur Verfügung. 9999 solcher User Voice Lists sind möglich.
Styles
570 Styles stehen im Arranger zur Verfügung. Das wirklich Besondere am Audya 5 ist die Tatsache, dass viele dieser Styles mit live eingespielten Audio-Drum-Sequenzen plus Percussion-Sequenzen (Live Drums) versehen sind. Bieten andere Hersteller nur MIDI-gesteuerte Drumsamples einzelner Schlagzeuginstrumente, so hat Ketron hier Wert darauf gelegt, dass der Live-Charakter eines real eingespielten Schlagzeug-Grooves zum Tragen kommt.

Audio Samples
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Pop Live Drums

Dadurch klingt der Style lebendiger und nicht so clean wie bei reinen MIDI-Styles. Die Drums sind sehr gut gesampelt und haben viel Druck. Natürlich muss man bei diesen Audio-Drum-Styles darauf achten, dass das Tempo nicht zu stark nach oben oder unten variiert wird, da sonst hörbare Verzerrungen bei der Wiedergabe entstehen. Außer den Drums wurden auch die Gitarren „live“ umgesetzt. 159 Live-Guitar Begleitungen, die in allen Tonarten und mit der charakteristischen Technik akustisch oder elektrisch eingespielt wurden, bieten musikalische Nuancen, die als MIDI-Spuren in dieser Form nicht umsetzbar gewesen wären. Neue Audio-Drums und Live-Guitars (vom Anwender importiert oder von Ketron angeboten) können in den RAM- Bereich geladen und mit den Styles und MIDI-Daten synchronisiert werden.

Das „Audio Style Modeling“ ist das Steuerungssystem der gesamten Struktur des Audya Styles. Hier kann mit Hilfe des Menüs „Style View“ der jeweilige Style regelrecht zusammengebaut werden, indem man die ursprünglichen Style-Parts durch neue Parts aus der internen Bibliothek ersetzt. Will man beispielsweise die Schlagzeugspur ändern, wählt man einfach eine neue Audio-Drum-Datei aus den 370 auf der Festplatte vorhandenen Files aus. Das Gleiche gilt für die Live-Guitar, die Bass-Spur oder die anderen Arranger-Parts. Bei den Drums muss man allerdings den Arranger kurz stoppen, bevor man die neuen Audio-Drums einsetzen kann, die übrigen Parts lassen sich sofort Probe hören. Den geänderten Style kann man anschließend im Anwenderbereich abspeichern.
Natürlich gibt es neben diesen Audio-Styles auch die althergebrachten rein MIDI-basierten Varianten, die den Vorteil haben, dass man einzelne Drum-Instrumente stummschalten oder mit Hilfe des Drum Mixers z.B. in der Lautstärke oder Effektanteil beeinflussen kann.
Es stehen vier Variationen pro Style zur Verfügung, 4 Fills, 4 Breaks, 3 Intros und 3 Endings. Interessante Features sind für das Livespiel gedachte Funktionen wie z.B. die Möglichkeit, einen Fill durch Aftertouch auszulösen (After Fill), beide Hände bleiben dabei auf der Tastatur; oder die Manual-Bass-Funktion, bei der der vom Style benutzte Basssound als Handbass weitergespielt werden kann, wichtig bei Intros oder Endings, wenn man nicht die „Maschine“ laufen lassen will.

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Praxis

Sound
Der Audya 5 hat einen guten Grundsound, durch die Audio-basierten Styles wirkt das Ergebnis eher wie eine Live-Band als wie eine CD-Produktion. Die Drums sind druckvoll, präsent und gut abgemischt. Die Live-Guitars erzeugen echtes Band-Feeling, gerade bei Rock- und Countrystyles sehen Konkurrenzmodelle oft schlechter aus.

Audio Samples
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Rock Guitar Bluegrass

Der Voice-Bereich ist gelungen, alle Instrumentenfamilien bieten hohe Qualität.
Die Pianos und E-Pianos sind sehr gut

Audio Samples
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Grand Piano Ballad Rhodes

Auch die Orgeln sind in einer großen Vielfalt vorhanden und lassen keine Wünsche offen. Naja, einen vielleicht, aber der gilt für alle Arranger-Keyboards: Eine richtige B3 mit Dreck, bei der man den qualmenden Röhrenstaub riecht, ist halt schwer nachzubilden, da kann man die Key-Klick-Simulation noch so laut machen. Der digitale Overdrive bringt’s eben nicht …

Audio Samples
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Orgel Swing Orgel

Bläser, Streicher und alle Naturinstrumente sind gut gelungen, Akustik- und E-Gitarren setzen sich sehr gut durch und die Bässe besitzen viel Druck, – davon profitiert vor allem der Arranger.
Der Synth-Bereich ist dagegen eher altbacken und verzichtet auf wirklich aktuelle Sounds. Da müsste Ketron nachbessern.

Audio Samples
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Brass Waltz Strings Musette

Sonstige Features
Ein großes Plus ist die Funktion KEY TUNES, bei der man beliebige eigene Samples oder WAV-Songs  auf beliebige Tasten der Klaviatur legen und so während des Spiels per Note-On-Befehl einfliegen lassen kann. Man hat so die Möglichkeit, die Darbietung durch passende Samples erheblich aufzuwerten. Hier ein Beispiel, bei dem ich den Style durch einen bekannten „Michael Jackson“-Loop ergänzt habe:

Audio Samples
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Key Tunes

Eine weitere Anwendung von Keytunes ist das Einfliegen kompletter Chöre und Begleitpatterns, die live nicht gespielt werden können. Man hat die Möglichkeit, auf den frei programmierbaren Slider ein Filter zu legen, das die Drums beeinflusst und für DJ-mäßige Effekte sorgt (Wave Filter).

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Eurodance

Für den Umgang mit Songs und Multimedia-Daten beeinhalt das Audya 5 einen kompletten professionellen Mediaplayer , mit dem sich maximal 2 WAV-, 2 MP3- und ein MIDI-File gleichzeitig abspielen lassen.
Die Steuerung der Multimedia-Tracks geschieht über die entsprechenden Taster und Slider auf der rechten Seite. Man kann Playlists erstellen, es gibt eine Crossfade- und Vorhörfunktion. Spezielle geloopte Tracks, die nie enden, werden als DJ LOOPS bezeichnet; SFX-Files sind besondere Tracks, um Effekte wie Applaus und Ähnliches abzurufen.
Abgerundet wird dieser Bereich durch eine Lead On/Off Funktion, mit der die Melodiestimme eliminiert wird. Dies geschieht beim MIDI-File einfach, indem der entsprechende Track gemuted wird, bei Audiofiles muss durch Subtraktion von rechtem und linken Kanal die in der Stereomitte liegende Melodie gelöscht werden, was nicht immer gelingt und das Original oft stark verfälscht.
Beim Audya 5 hat man die Möglichkeit, MIDI-Files aufzuwerten, indem man die oft mäßigen MIDI-Drums durch Audio-Drums von der Festplatte ersetzt. Durch diese REMIX-Funktion wird das MIDI-File wesentlich lebendiger. Eine sehr gute Idee.
WAVE SYNC erlaubt es, einer MIDI-Datei ein oder mehrere beliebige Wave-Samples zuzuweisen, die per MIDI-Clock synchronisiert und an beliebiger Stelle im Song abgespielt werden. Hier entstehen Möglichkeiten, die bisher bei Arranger-Keyboards nicht vorhanden waren. Der User kann weiterhin sein MIDI-File als Steuerprotokoll verwenden und z.B. live eingespielte Gitarren oder Gesangsspuren synchron mitlaufen lassen.
Man muss Ketron ein großes Lob machen: Die Möglichkeit sowohl im Arranger als auch im Mediaplayer Audio und MIDI zu verschmelzen, sind beim Audya 5 ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Ein Audio/MIDI-Recorder ist auch an Bord. Man hat die Option, MP3-, WAV- oder MIDI-Dateien aufzunehmen, MACRO RECORDING nimmt all das und nur das auf, was auf der Tastatur und dem Bedienfeld geschieht.
Alle Einstellungen, Sounds, Styles, Songs, Keytunes usw. werden in „Registrations“ abgelegt, das ist die übergeordnete File-Struktur, die alle anderen beinhaltet. Man hat die Möglichkeit, zusammengehörige Single-Registrierungen in einer Block-Registrierung zusammenzufassen (max. 20). Die Anzahl der auf der 80GB großen Festplatte gespeicherten Registrierungen ist unbegrenzt.
Die Größe der Registrierung kann der User wählen, von der einfachen Soundumschaltung bis zur Komplettregistrierung, in der sogar der Songtext oder der soeben editierte Style als Kopie enthalten ist. Der aufgerufene Text bzw. Style ist dann auf jeden Fall der gewünschte, auch bei Pfadverschiebungen und Änderungen im sonstigen Dateisystem. Auch das gesamte MIDI-Setup des Gerätes kann bei jeder Registrierung unterschiedlich programmiert werden. Wird die Zahl der Registrierungen immer größer, bietet es sich an, durch Eingabe einer Nummer die gewünschte Registrierung aufzurufen. Dies geschieht über die Tasten des Style-Bereichs, die dann wie ein Nummernblock beim Telefon eingesetzt werden.
Die Steuerung der Mikrofonsignale und des eingebauten 5-stimmigen Vocalizers geschieht im Voicetron-Bereich. Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten bis hin zum Vocoder-Effekt sind hier möglich. Der Klang ist durchweg sehr gut, und durch die Slider hat man die Lautstärke sofort im Griff.
Apropos Lautstärke: Ketron hat die Slider für die Lautstärken der Arranger-Spuren und der spielbaren Sounds hierarchisch über die gespeicherten Lautstärken gelegt, d.h. wenn man den Regler für die Drum-Spur auf einen bestimmten Wert setzt, dann bleibt das Schlagzeug auch beim Umschalten (relativ zu den anderen Spuren) auf demselben Level. Das ist praktisch, weil man die Level insgesamt verändern kann. Wenn also das Geburtstagskind zur Bühne kommt und bettelt: „Da ist zu viel Schlagzeug!“, dann wird diesem Wunsch mit dem Audya 5 innerhalb einer Sekunde für den Rest des Abends Genüge geleistet.
.Für die vielen Funktionen gibt es natürlich auch viele Taster auf der Bedienoberfläche, die relativ übersichtlich angeordnet sind. Allerdings sind sie nicht sehr hochwertig. Gerade die Taster der Arranger-Steuerung fallen sehr klein aus, und der Druckpunkt der so oft benutzten „Enter“-Taste des Cursors, ist schwammig. Unpraktisch: Bei der Änderung von Parameterdaten über das Data-Wheel springt der Parameter nach dem Wert „0“ beim Weiterdrehen sofort wieder auf den Maximalwert „63“ anstatt bei „0“ zu verharren. Pfiffig gelöst hingegen ist die Zeicheneingabe z.B. für einen Dateinamen: Dies wird über die oberen Oktaven der Tastatur gemacht. Das Keyboard wird zur Schreibmaschine.

Neu hinzugekommen im Vergleich zum älteren Audya sind die 16 kleinen LED-Taster in der Nähe des Joysticks direkt oberhalb der Tastatur (assignable Tabs). Für die Live-Performance lassen sich hier viele praktische Funktionen des Instrumentes mit einem schnellen Tastendruck aktivieren und deaktivieren, für die man sonst einen viel weiteren Weg zurücklegen oder sogar komplizierte Menüs und Untermenüs öffnen müsste. Die Taster sind recht klein ausgefallen, aber mit etwas Übung kommt man zurecht. Werksseitig sind Funktionen belegt wie z.B. Micro Rev – damit schaltet man den Hall auf dem Mikrofonsignal an und aus, praktisch für Ansagen zwischen den Songs. Der erste Tab ist mit der Funktion „Audio Reset“ verknüpft, einer Notfunktion, die man braucht, wenn eine Resynchronisation des Styles zwischen MIDI und Audio nötig wird. Es kommt eben doch manchmal vor, dass die Audio Drums den MIDI-Spuren leicht davonlaufen, vor allem, wenn gerade sehr viel „passiert“.
 Die Menüstruktur ist leider nicht sehr benutzerfreundlich umgesetzt. Bei einer derartigen Fülle von Möglichkeiten und solch offenen Systemstruktur, wie sie das Audya 5 bietet, ist es sehr schwer, ein übersichtliches Betriebssystem zu implementieren. Ketron hat viele Taster und Slider eingebaut, um beim Live-Spiel schnell und zielgenau die vielen Funktionen steuern zu können. Will man aber etwas tiefergehend editieren, muss man in die Menüs abtauchen, und hier beginnt das Problem. Ohne Handbuch ist man wirklich hilflos. Von Selbsterklärung keine Spur. Es dauert lange, bis man sich in dem verwirrenden Menü-Dschungel zurechtfindet. Ketron hat auf eine aufwändig gestaltete graphische Oberfläche bei den Menüs verzichtet, dadurch steht natürlich auch mehr Rechenpower für die Audio-Engine zur Verfügung: Das Audya 5 ist 197-stimmig.
Es ist allerdings nicht zu akzeptieren, dass Funktionen, die klare Priorität besitzen, nicht mehr beeinflussbar sind, nur weil man sich in einem bestimmten relativ unwichtigen Untermenü befindet.  Beispiel: Der Arranger läuft, man spielt einen Song und möchte während der Darbietung den Sound für die linke Hand ändern. Nach Drücken der Taste „LEFT VOICE“ blinkt diese, bis der Sound gewählt ist. Ist die Wahl erfolgt, muss man die Taste erneut drücken. Wird das nicht getan, ist der Arranger blockiert, der Taster „START/STOP“ kann nicht betätigt werden! Beim Live-Spiel würde der Beat weiterlaufen, obwohl man den Song beenden wollte. Durch die schlechte Menü-Struktur sind also Pannen im wahrsten Sinne „vorprogrammiert“. Hier müsste Ketron nachbessern!

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Mit dem Audya 5 geht Ketron einen eigenen Weg und hebt sich dadurch von der Konkurrenz ab. Die konsequente Einbindung von echtem Audiomaterial in Styles, Songs und Sounds und die umfangreichen Möglichkeiten, MIDI und Audio zu verknüpfen, sind das Besondere am Audya 5: Es entsteht ein Sound mit lebendigem Live-Charakter. Die Ausstattung des Gerätes ist beeindruckend.
Dem ambitionierten Sound-Tüftler, der seine eigenen Vorstellungen umsetzen und tief ins Tonmaterial eintauchen will, wird hier ein vielfältiges Werkzeug an die Hand gegeben. Die Möglichkeiten des Gerätes sind einzigartig, leider bleibt die Bedienung dabei auf der Strecke. Die Benutzeroberfläche wirkt beim Audya 5 wie eine Spaßbremse.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Gesamtsound
  • lebendige, druckvolle Styles
  • Ausstattung
  • sehr vielseitige Audio-Einbindung
Contra
  • verwirrende Menüstruktur
  • Bedienung mit Prioritäts-Problemen
  • mäßige Qualität der Bedienelemente
  • Synth-Sounds nicht zeitgemäß
Artikelbild
Ketron Audya Test
Für 3.298,00€ bei
Technische Details
  • Gewicht: 17 kg
  • Abmessungen: 990 (B) x 430 (T) x 150(H) mm
  • 197-stimmige Tonerzeugung
  • 61 halbgewichtete Tasten mit Aftertouch
  • 320 x 240 Pixel TFT Farbdisplay
  • 80 GB Festplatte
  • 64 MB RAM, bis 256 MB erweiterbar.
  • 430 Voices plus 512 GM2-Sounds
  • 570 Styles mit je 4 Variationen,
  • über 370 Real Audio Drum-Sequenzen
  • Mediaplayer für WAV-, MP3- und MIDI-Dateien
  • interner 5-stimmiger Vocalist
  • Sampling-Einheit
  • 2 Mikrofoneingänge mit separatem Gain
  • 2x USB Device Anschluss
  • 1x USB to Host Anschluss
  • MIDI IN1/IN2/Out/Thru
  • 4 zusätzliche Einzelausgänge
  • Anschluss für optionale Fußschalter FS6 oder FS13
  • Video Interface mit VGA Anschluss
  • Preis: 3750,- Euro (UVP: 4190,- Euro)
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