Jeff Beck – Das Leben eines rastlosen Gitarrengenies

Jeff Beck gilt als einer der außergewöhnlichsten Gitarristen der Rockgeschichte. Sein Spiel war geprägt von technischer Brillanz, Eigenständigkeit und der Fähigkeit, seine Gitarre wie kein anderer „singen“ zu lassen. Von den Anfängen in den 1960er-Jahren bis zu seinen späten Soloauftritten prägte Beck die Musikszene über ein halbes Jahrhundert. Seine Biografie zeigt das Bild eines Künstlers, der sich nie mit Stillstand zufrieden gab und dessen Ton bis heute unerreicht ist.

Jeff Beck – Das Leben eines rastlosen Gitarrengenies | 
Credit: Shutterstock / Adam McCullough
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Jeff Becks Kindheit und frühe Jahre

Geoffrey „Jeff“ Arnold Beck wurde am 24. Juni 1944 in Wallington, Surrey, England, geboren. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für Musik und sang im örtlichen Kirchenchor. Seine Liebe zur E-Gitarre entwickelte er, nachdem er die Les Paul-Version von „How High the Moon“ gehört hatte. Neben diesem zählt auch Cliff Gallup, Django Reinhardt, Chet Atkins sowie Rock- und Bluesgitarristen der 1950er-Jahre wie Scotty Moore, Muddy Waters oder B.B. King zu seinen wichtigen frühen Einflüssen. Nach seinem Schulabschluss besuchte er die Wimbledon School of Art und betätigte sich kurzzeitig als Maler und Autolackierer. Seine Liebe zu Autos – sowohl deren Besitz als auch deren „Tuning“ – sollte ihn sein Leben lang begleiten.

Jeffs Durchbruch im Musikbusiness: The Yardbirds

Nach ersten Erfahrungen in verschiedenen Bands und als Session-Gitarrist in der Londoner Studioszene kam für Jeff Beck 1965 der entscheidende Karrieresprung. Auf Empfehlung von Jimmy Page ersetzte er Eric Clapton bei den Yardbirds, die damals zu den führenden Vertretern des britischen Bluesrocks zählten. Beck brachte völlig neue Klangwelten in die Gruppe, indem er mit Feedback, Distortion und ungewöhnlichen Spieltechniken experimentierte. Obwohl sein Mitwirken nur rund 20 Monate dauerte und er lediglich auf dem Album „Roger the Engineer“ (auch bekannt als „Yardbirds“ oder „Over Under Sideways Down“) vollständig zu hören ist, entstanden in dieser Phase die größten Erfolge der Band, darunter Hits wie „Shapes of Things“, „Heart Full of Soul“ und „Still I’m Sad“. Nach Spannungen innerhalb der Gruppe und gesundheitlichen Problemen wurde Beck 1966 aus der Band geworfen. Aber ab jetzt war sein Name fest in der Szene verankert.

Die Gründung der Jeff Beck Group

1967 gründete Jeff Beck nach einigen Studiosessions für den Produzenten Mickie Most seine eigene Band, die Jeff Beck Group. Zum Line-up gehörten Rod Stewart als Sänger, Aynsley Dunbar am Schlagzeug und Ron Wood am Bass. Mit ihrer rauen Spielweise klang die Formation deutlich härter und energiegeladener als vieles, was man bis dahin kannte. Das 1968 erschienene Debütalbum „Truth“ gilt auch heute noch als ein Meilenstein und wichtiger Vorläufer des Hard Rock, der auch Bands wie Led Zeppelin nachhaltig beeinflusste. Mit „Beck-Ola“ legte die Gruppe 1969 ein weiteres starkes Album vor, doch interne Spannungen und wiederholte Besetzungswechsel führten noch im selben Jahr zur Auflösung dieser Formation. Trotz der kurzen Lebensdauer setzte Beck mit der Band neue Maßstäbe und erweiterte die Möglichkeiten der Rockgitarre entscheidend.

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Die 70er-Jahre: Fusion und Experimente

Nach dem Ende der Jeff Beck Group beteiligte sich Beck zunächst an verschiedenen Bandprojekten, die jedoch jäh unterbrochen wurden: Ein schwerer Autounfall, bei dem er sich eine Schädelverletzung zuzog, zwang den leidenschaftlichen Autofahrer zu einer Pause. Rückblickend beschrieb Beck die 1960er-Jahre als eine für ihn frustrierende Zeit – nicht nur wegen gesundheitlicher Rückschläge, sondern auch, weil das damalige Equipment seinen Klangvorstellungen nicht gerecht wurde.
Anfang der 1970er-Jahre hatte er sich weitgehend erholt und wandte sich, inspiriert von John McLaughlin und dem Mahavishnu Orchestra, neuen musikalischen Wegen zu. Mit Schlagzeuger Cozy Powell nahm er 1971 das Album „Rough and Ready“ auf, gefolgt von „Jeff Beck Group“ im Jahr 1972, das seinen Übergang zu einem Fusion-lastigeren Stil markierte.

Jeff Beck als Solokünstler

Ab 1972 arbeitete Beck mit zahlreichen Künstlern zusammen und entschloss sich 1974 schließlich, auf Solopfaden zu wandeln. Das erste Instrumental-Album unter eigenem Namen war „Blow by Blow“ (1975), produziert von George Martin, seines Zeichens vormaliger Produzent der Beatles. Dieses gilt nach wie vor als eines seiner Meisterwerke. Insbesondere das von Stevie Wonder geschriebene Stück „Cause We’ve Ended as Lovers“ zeigt Becks gefühlvolles, melodisches Spiel sowie seine Vorliebe für jazzige Chord-Changes. Das Album wurde ein internationaler Erfolg und etablierte Beck endgültig als Solokünstler.
Das ein Jahr später erschienene Album „Wired“, bei dem auch Jan Hammer mitwirkte, schloss an Becks neue Jazz-Rock/Fusion-Orientierung an und festigte seinen Ruf als experimenteller und unberechenbarer Gitarrist.

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Ständiger Wandel in den 80ern und 90ern

In den beiden folgenden Jahrzehnten zeigte sich Jeff Beck weiterhin als äußerst wandlungsfähiger Künstler. Zwar brachte er in den 1980er-Jahren nur wenige Studioalben heraus, doch arbeitete er mit einer beeindruckenden Reihe von Musikerinnen und Musikern zusammen – darunter Eric Clapton, Tina Turner und Mick Jagger.

1985 erschien mit „Flash“ ein Album, auf dem auch Rod Stewart zu hören ist, der beim Curtis-Mayfield-Klassiker „People Get Ready“ die Vocals übernahm. Beck orientierte sich hier, wenn auch nicht ganz freiwillig, stärker am poppigen Mainstream und setzte vermehrt auf Gesang. Diese Ausrichtung brachte ihm zwar gemischte Kritiken ein, bescherte ihm aber zugleich einen Grammy. Dennoch wurde deutlich, dass sich Beck mit dem Sound der 80er schwertat und seinen Platz als Solokünstler in dieser Dekade nicht wirklich finden konnte.

Nach einer vierjährigen Pause meldete er sich 1989 mit „Jeff Beck’s Guitar Shop“ zurück und kassierte einen weiteren Grammy. Auf diesem erneut reinen Instrumentalalbum verzichtete Beck nun endgültig auf das Plektrum und spielte ausschließlich mit den Fingern. In den 1990er-Jahren arbeitete er zudem mit zahlreichen prominenten Künstlern zusammen, darunter Kate Bush, Roger Waters, Stevie Wonder und Jon Bon Jovi. Besonders sein Beitrag zu Bon Jovis Soloalbum und „Young Guns“ – Soundtrack „Blaze of Glory“ gilt bis heute als unerreicht. Mit dem 1999 erschienenen Album „Who Else!“ wandte sich Beck schließlich neuen Klangwelten zu: Elektronische Einflüsse hielten Einzug in sein Spiel und unterstrichen, dass er keine Scheu hatte, moderne Sounds in seine Musik zu integrieren.

Späte Karriere und Tod

Im neuen Jahrtausend zeigte sich Jeff Beck musikalisch sehr umtriebig und erlebte ein wahres Comeback. Das Album „You Had It Coming“ (2001) wurde mit einem Grammy ausgezeichnet und Beck wurde mehrfach in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen: zunächst 1992 mit den Yardbirds und später, 2009, als Solokünstler. Es folgten noch einige Soloalben, darunter eine Kollaboration mit Jonny Depp, sowie zahlreiche Auftritte.

Besonders hervorzuheben ist das Livealbum „Live at Ronnie Scott’s“ mit Vinnie Colaiuta am Schlagzeug und Tal Wilkenfield am Bass. Gerade die zahlreichen Videomitschnitte dieses Konzerts beweisen, dass Jeff Beck auch mit über 60 Jahren nichts von seiner Genialität eingebüßt hatte. Am 10. Januar 2023 starb Jeff Beck im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer bakteriellen Meningitis. Die Musikwelt reagierte geschockt. Kollegen wie Mick Jagger, Eric Clapton, Jimmy Page und Brian May würdigten ihn als einen der größten Gitarristen aller Zeiten.

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Jeff Becks Equipment

Jeff Beck war besonders eng mit der Fender Stratocaster verbunden, die er seit 1969 regelmäßig spielte. Heute ist dieses Modell sowohl als Standardausführung als auch als Fender Custom Shop Signature erhältlich. In seinen frühen Jahren nutzte er zudem Fender Telecaster, Esquire sowie verschiedene Gibson Les Pauls. Seine legendäre „Oxblood“-Paula wurde 2009 von Gibson neu aufgelegt, später folgte eine preisgünstigere Epiphone-Version.

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Bei den Verstärkern begann Beck mit Vox-Amps, bevor er auf Fender-Modelle wie den Princeton, Bassman oder Twin Reverb Reissue umstieg. Auch Marshalls, etwa der JTM45 oder DSL50, gehörten zu seinem Arsenal.

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An Zerrpedalen bevorzugte er die ProCo Rat oder den Klon Centaur. Zuletzt brachte J.Rockett mit dem Jeff Archer eine Version nach seinen Vorgaben heraus. Weitere Effekte setzte Beck sparsam, aber wirkungsvoll ein: meist Wah-Wah und Delay, gelegentlich auch Ringmodulator, Flanger, Talk Box oder Octaver. Letztlich blieb jedoch seine einzigartige Fingertechnik der Schlüssel zu seinem unverwechselbaren Klang.

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Fazit

Jeff Beck zählt zu den bedeutendsten Gitarristen der Musikgeschichte, auch wenn er nie die kommerzielle Strahlkraft eines Eric Clapton oder Jimmy Page erreichte. Gerade dieser Umstand lässt sich auf seine künstlerische Haltung zurückführen: Beck entzog sich konsequent den Erwartungen des Zeitgeists und verfolgte unbeirrt seine eigenen musikalischen Vorstellungen. Sein Erbe besteht daher nicht allein aus Alben und Auszeichnungen, sondern vor allem aus der Inspiration, die er Generationen von Gitarristen vermittelte. Für Beck war die Gitarre stets mehr als ein Instrument: Sie war das unmittelbare Sprachrohr seiner Persönlichkeit. Charakteristisch für sein Spiel waren der musikalische Einsatz des Vibratohebels, die präzise Kontrolle von Obertönen sowie der gefühlvolle Ton, den er durch seine Finger erreichte. Sein Spiel besitzt eine unverwechselbare, individuelle Note, die kaum zu imitieren ist. Mit Innovationsgeist, technischer Finesse und musikalischem Genius hat Beck die Rockmusik entscheidend geprägt und sich einen festen Platz unter ihren Legenden gesichert.

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