Amp-Modeler werden klanglich immer besser und genießen in der Veranstaltungsbranche aus praktischen Gründen inzwischen einen exzellenten Ruf. Kein Wunder, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand. So muss der Tontechniker kein Mikrofon mehr vor dem Amp postieren, das Umgebungsgeräusche mit aufnimmt und bei der kleinsten Veränderung seiner Position einen komplett anderen Sound generiert. Ein Amp-Modeler liefert ihm jeden Abend dasselbe Signal und Einstreuungen von anderen Instrumenten gibt es keine – bei einem lauten Bassverstärker in der Nachbarschaft und dem Drumset um die Ecke eine absolute Offenbarung! Schön für den Mann am Pult und natürlich für das Publikum, das einen sauberen und klaren Gitarrenton erwarten darf. Aber was ist mit dem Gitarristen?

Spielt man ohne In-Ears und bevorzugt einen etwas kraftvolleren Bühnensound seiner Gitarre, dann ist es sinnvoll, den Amp-Modeler mit einer aktiven Fullrange-Box zu verstärken, die über einen möglichst linearen Frequenzgang (FRFR – Full Range Flat Response) verfügen sollte. Weil der Modeler ein frequenzkorrigiertes Signal mit Speaker-Simulation ausgibt, das für den Einsatz von Fullrange-Boxen generiert wird, macht es natürlich auch Sinn, sich selbst auf der Bühne über eine solche Box zu hören. Als Bonus kommt hinzu, dass Akustikgitarren über Fullrange-Boxen am besten klingen. Wer ab und zu zur Akustikgitarre greift, spart sich eine separate Abnahme und das entsprechende Monitoring. Hierfür sollte selbstverständlich ein Preset ohne Amp-Modeling und Speaker-Simulation benutzt werden.
Wir haben unterschiedliche Modelle auf ihre Tauglichkeit am Amp-Modeler getestet, “normale” Bühnenmonitore genau so wie spezielle Aktivboxen, die für den Einsatz mit den digitalen Amps und Pedalboards und den entsprechenden Gitarrensounds konzipiert sind. Hauptkriterium ist natürlich der lineare Frequenzgang der Box und die Frage, wie weit sich ihr Klang vom Referenzsound des Modelers entfernt, der in unserem Fall aus zwei Genelec 8050A Studiolautsprechern kommt. Außerdem wollten wir herausfinden, für welche Ampsounds/Gitarrensounds die jeweiligen Boxen am besten geeignet sind und wie es mit ihrer Tauglichkeit für Akustikgitarren aussieht.
Top 10 der besten Fullrange-Boxen für Amp Modeler 2023
Pro
- sehr gute Verarbeitung
- hoher Schalldruck
- transparenter Sound
- gutes Spielgefühl
- authentische Amp-Sounds
- stereo
Contra
- keins

Pro
- tadellose Verarbeitung
- geringes Gewicht
- breites Abstrahlverhalten
- amtlicher Schalldruck
- sehr flexibel
- authentisch klingende Speaker-Imprints
- sehr gut geeignet für E- und Akustik-Gitarrensounds
Contra
- keins

Pro
- weiter Frequenzgang / hervorragender Sound
- amtlicher Schalldruck
- authentischer Akustikgitarren-Klang
- Genre-übergreifend flexibel
- Ausgabe auch in Stereo
- perfekt für klassische Amp-Sounds
Contra
- keins

Pro
- recht linearer Sound
- hoher Schalldruck
- satter Bassbereich
- sehr flexibel einsetzbar (Vintage- und moderne Ampsounds)
- guter Sound mit Akustikgitarren und Bass
- solide Verarbeitung
- Hochtöner regelbar
- Line-Out/DI-Out
- Cab-Simulationen
Contra
- keins

Pro
- ausgezeichneter Sound
- authentisches Spielgefühl
- satter Schalldruck mit ordentlich Fundament
- fülliger Sound bei niedrigen Lautstärken
- Umschaltbar zwischen GFR und FRFR
- flexibel bei den Amp-Modellen
- sehr gute Verarbeitung
Contra
- keins

Pro
- sehr linearer Sound
- hoher Schalldruck
- solide Bauweise
- zwei Eingänge
- flexibel bei Gitarrenamp-Profilen
- gute Wiedergabe von Akustikgitarren
Contra
- leicht „pappiger“ Sound im Bassbereich

Pro
- weitgehend linearer Sound
- kompakte Größe
- geringes Gewicht
- amtlicher Schalldruck
- gut für klassische Ampsounds
- gute Akustikgitarren-Sounds
Contra
- leicht pappiger Sound im Bassbereich

Pro
- tadellose Verarbeitung
- variable Einstellmöglichkeiten
- Editieren mit dem Powercab Editor
- Laden von Impulsantworten
- Speakersimulationen
Contra
- Transparenz (vor allem bei High-Gain-Sounds)

Pro
- authentische klassische Ampsounds
- guter Schalldruck, Abstrahlverhalten
- moderates Gewicht
- kompakte Maße
Contra
- Akustikgitarren-Sounds

Pro
- angenehmes Gewicht
- solide Bauweise
- zwei Kanäle
- authentische Akustikgitarren-Wiedergabe
- flexibel bei Gitarrenamp-Sounds
Contra
- Bassbereich leicht undefiniert

Als Testamp kam der Kemper Profiler zum Einsatz, der über den Monitor Out an die Testkandidaten angeschlossen wurde. Der Equalizer dieses Ausgangs war primär neutral eingestellt, um auch direkte Vergleichsmöglichkeiten mit den anderen Boxen und dem Referenz-Sound der Abhörboxen in der Regie zu haben. Die Fullrange-Boxen wurde dann mit diversen Amp-Profilen und Gitarren getestet. Eigentlich hätten wir euch gerne einen amtlichen Audiovergleich wie beim Speaker-Test oder dem Pickup-Marathon geliefert, aber der Klang der unterschiedlichen Lautsprecher-Konstruktionen war auch mit ähnlicher Mikrofonierung nicht neutral und auf vergleichbarem Niveau einzufangen. Deshalb werden die Ergebnisse der Tests auch “nur” verbal wiedergegeben. Bei den Profilen waren verschiedene Amps (Fender, Divided by 13, Dumble, Vox, Marshall, Mesa Boogie) aus dem Angebot von Michael Britt und das Friedman Profil aus dem bonedo Audio-Vergleich am Start. Außerdem wurde der Einsatz mit Akustikgitarre (Nylon & Steelstring) getestet, ebenfalls über den Profiler, allerdings mit dem Profil einer Reddi Tube DI, das Kollege Oliver Poschmann für einen bonedo Bass-Test erstellt hat und das auch ausgesprochen gut mit der Akustikgitarre funktioniert.