Schon seit geraumer Zeit mischt Hercules im Marktsegment der DJ-Produkte kräftig mit. Die ersten Gehversuche mit spielzeugartigen Billigkonsolen hat der Hersteller aus Frankreich längst hinter sich gelassen. Spätestens mit der DJ-Konsole Steel gelang es der Firma, die früher hauptsächlich Grafikkarten herstellte, sich im unteren Preissegment ernsthaft zu etablieren.
So macht das Audiointerface Deejay Trim 4&6 aufgrund seiner Featureliste und seines attraktiven Preises vor allem unter ambitionierten Einsteigern auf sich aufmerksam. Aber gerade spezialisierte Interfaces für den DJ gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, sodass Deejay Trim sich einer großen Konkurrenz stellen muss, die ähnlich viel zu bieten hat. Wir haben für Euch einmal einen genauen Blick auf den stählernen Boliden geworfen und eruiert, ob die Features wirklich DJ-alltagstauglich sind und die elektronischen Innereien es dem äußeren Erscheinungsbild gleichtun.
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Details
Aus dem Ei gepellt Deejay Trim kommt nicht allein daher, wenn er aus seiner Kartonage befreit wird, denn zum Lieferumfang gehört so allerhand. So zum Beispiel eine gedruckte deutsche Bedienungsanleitung – seit langer Zeit die erste, die mir begegnet. Ich bin hoch erfreut! Darüber hinaus gesellen sich externes Netzteil, US-, UK- und EU-Adapter, USB-Kabel sowie eine Treiber-CD zum Familienfoto. Eine eventuell beiliegende DJ-Software sucht man ebenso vergebens wie das eine oder andere Audiokabel, aber das wäre angesichts des niedrigen Preises wohl auch etwas zu viel verlangt.
Deejay Trim selbst macht einen soliden und ordentlich verarbeiteten Eindruck auf mich. Das Chassis ist aus Metall gefertigt und verdient sich das Attribut „Full metall jacket“ ohne Abzüge in der B-Note. Alle Schalter sind bedienfreundlich angebracht und haben weder Spiel noch Luft. Ebenso sieht es mit den Anschlussbuchsen aus. Zu meckern gibt´s da nix!
Einzig die Größe des Hercules-Vertreters wäre ein Grund zur Beschwerde. Ein Vergleich mit Audio8 von Native Instruments veranschaulicht gut, was ich damit meine.
Rein und raus aus Hercules Haus Die Anzahl der Ausgänge war maßgebend für die Namensfindung von Deejay Trim 4&6. Rückseitig findet man eine Menge Anschlüsse, die aus Trim „herausführen“. Unter anderem sind hier drei Stereo-Cinchpärchen untergebracht, aber auch zwei symmetrische Klinkenbuchsen, die ein Klon der Ausgänge 1/2 darstellen. Und nicht nur der Anschluss für das zum Lieferumfang gehörende Netzteil ist hier anzutreffen, sondern sogar ein Netzschalter. Den Netzstecker ziehen, um das Teil auszuschalten, ist also nicht nötig. Übrigens, die Stromversorgung funktioniert ausschließlich über besagten Adapter und nicht wahlweise über den USB-Port, was viele vielleicht als nachteilig empfinden mögen, doch sicherlich zu einer besseren Betriebssicherheit beiträgt.
Neben der standardisierten USB-Buchse sind hier noch zwei USB-Ports untergebracht, an die externe Controller oder Speichermedien angeschlossen werden können. Deejay Trim fungiert also als eigener USB-Hub mit eigener Spannungsversorgung, mitgedacht – toll! Kleiner Wermutstropfen: die fehlende MIDI-Schnittstelle, was ich ein wenig schade finde. Schließlich gibt es mittlerweile jede Menge DJ-Equipment, das man über MIDI anschließen kann. Aber nun gut, alles in einer Kiste unterzubringen ist halt auch kaum möglich und jeder Hersteller hat da so seine eigenen Präferenzen.
Hinein ins Audiointerface geht es auf vielfältige Weise. Rückseitig stehen zwei Stereo-Cinch-Paare bereit und warten auf Input. Die Eingänge verfügen über separate Masseanschlüsse sowie kleine Dip-Schalter, die über die Eingangsimpedanz entscheiden. Wahlweise können Phono- oder Linesignale verarbeitet werden. DVS – ick hör Dir trapsen …
Bei einer erneuten 180 Grad-Drehung entdeckt man einen weiteren USB-Hub. Denkwürdige Momente, schließlich handelt es sich für mich um das erste Audiointerface mit Dreifach-USB-Hub. Rechts daneben findet ein Mikrofoneingang Platz, der als symmetrische Klinkenbuchse ausgeführt ist. Ein darüber befindliches Drehpoti sorgt für eine stufenlose Eingangsverstärkung und ein Schalter für die Deaktivierung des Mikro-Eingangs.
Für die Verstärkung der rückseitigen Eingänge zeigen sich zwei Potis auf dem Frontpanel verantwortlich. Vier LED-Ketten, die mit jeweils sechs LEDs die Pegelverhältnisse dreifarbig visualisieren, dienen der optischen Kontrolle. Ein kleiner Kippschalter ermöglicht wahlweise die Anzeige der Pegel der Ein- oder Ausgänge (!). Zu guter Letzt sei der Kopfhörerausgang in Form einer 6,3 mm Klinkenbuchse erwähnt, der ebenfalls über ein Hardwarerouting verfügt. Auch hier schaltet ein Kippschalter wahlweise das Signal der Ausgänge 1/2 oder das von 3/4 auf die Kopfhörer, deren Lautstärke per Drehpoti angepasst wird.
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Praxis
Installieren und ab geht´s Die Installation läuft reibungslos und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Sowohl XP als auch Vista werden auf der PC-Plattform unterstützt. Von Windows 7 ist auch auf der Homepage von Hercules noch nicht die Rede – wer könnte es ihnen verdenken. Auf der CD sind auch Mac-Treiber zu finden. Deejay Trim läuft unter Mac OS 10.4 / 10.5, was aber nicht Gegenstand dieses Testberichts ist. Als Testsystem dient mein zwei Jahre altes Dell Latitude D630, Intel Core Duo (2,2 GHz) mit 2 GB RAM, auf dem XP SP2 installiert ist.
Für die Konfiguration von Deejay Trim zeigt sich das frisch installierte Softwarepanel verantwortlich, bei dessen näherer Betrachtung klar wird, warum es den Namenzusatz 4&6 trägt. Schnell wird aber leider ebenfalls deutlich, dass das mit der Namensgebung nicht so ganz astrein ist, denn Trim kann entweder mit vier Ein- und vier Ausgängen oder aber mit zwei Ein- und sechs Ausgängen betrieben werden. So müsste Deejay Trim eigentlich 2&6 oder 4&4 heißen. Aber gut, vielleicht verlange ich auch gerade zuviel angesichts des Preises, aber ein wenig irreführend finde ich das schon.
Auf dem ersten Reiter mit dem Namen “Main” werden die Einstellungen bezüglich genau dieser Audiokonfiguration ausgewählt.
Darüber hinaus wird hier der Mikrofoneingang als Quelle für Kanal 1/2 ausgewählt, außerdem die Talkover-Funktion aktiviert und die Absenkung in drei Stufen (-3/-6/-9 dB) eingestellt. Werden die ASIO-Treiber verwendet, findet man auf dem zweiten Reiter (ASIO) diverse Einstellungsmöglichkeiten wie Samplingrate, Quantisierung in Bit und ASIO-Buffergröße. Als mögliche Abtastraten stehen 44,1 kHz oder 48 kHz zur Verfügung. Bei der Einstellung der „Samplegröße“ sind 16 und 24 Bit möglich. Doch Vorsicht: Wird hier der 24-Bit-Modus angewählt, stehen im 2/6-Betrieb nicht mehr drei Stereoausgänge bereit, sondern nur noch zwei. Im 4/4-Modus entfällt Eingang 3/4.
Auf dem dritten Reiter kann das Hardwarerouting für den Ausgang 1/2 erledigt werden. Als mögliche Quellen kommen der Softwaremix 1/2, der Mikrofon- oder der Lineeingang 1/2 infrage. Diese Option ist ziemlich praktisch für den Fall, dass man Deejay Trim als Produktions-Interface nutzen möchte, live einspielt und einen Monitormix benötigt.
Deejay Trim und Traktor Natürlich darf ein Test mit einem der beiden Platzhirsche in diesem Zusammenhang nicht fehlen. Der Hercules-Vertreter wird von Native Instruments Traktor direkt erkannt und der ASIO-Treiber kann im Audiosetup ausgewählt werden. Nachdem dann auch das Audiorouting erledigt ist, können wir uns nun wichtigeren Dingen widmen.
Die Ausgänge von Deejay Trim klingen gut, soviel steht fest. Der Sound der D/A-Wandler ist neutral und ausgewogen. Die Ausgänge lassen im Vergleich zu Audio 8 von NI ein wenig an Ausgangspegel vermissen, doch handelt es sich hier um eine marginale Pegeldifferenz, die problemlos von der folgenden Peripherie ausgeglichen werden kann. Zu meiner Überraschung lässt auch der Kopfhörerverstärker nichts zu wünschen übrig und verfügt zudem über genügend Reserven, um auch lauteren Clubsituationen standzuhalten. Hut ab! Alles in allem funzt alles prima, auch der Betrieb mit drei Ausgängen. Die Scratch-Funktion von TSP kann freilich nicht genutzt werden, dies ist leider nur Audio 2, 4 und 8 vorbehalten.
Deejay Trim und Deckadance Trim wird auch unter Deckadance direkt erkannt, dort im Audiosetup als ASIO-Device ausgewählt und kann nach dem Routing als Interface genutzt werden. Da Deckadance ja mit einer offenen Struktur arbeitet, ist die Verwendung als DVS-System möglich. Das Programm unterstützt diverse Timecode-Vinyls und ist in dieser Hinsicht auch lernfreudig. Gesagt, getan, den „Learn TC“-Button gedrückt und schon kann es losgehen. Doch leider ist die Umsetzung ein wenig schwammig. Das Vinyl-Feeling wirkt auf mich etwas indirekt und verzögert. Auch die kleinste einstellbare ASIO-Buffergröße im Softwarepanel von Deejay Trim will keine Abhilfe schaffen. Hier sind zwei Millisekunden anwählbar, doch es fühlt sich eher nach mehr an. Schade!
Deejay Trim unter Cubase 5 Die Nummer mit der gefühlten Latenz ließ mir keine Ruhe. Ich fuhr mein Cubase 5 hoch und band Deejay Trim unter Verwendung der ASIO-Treiber in die Applikation ein. Die Messung der Latenz im Direct-X-Setup ergab die Werte, die auch Trims Softwarepanel angibt: 2,1ms. Ich verkabelte Ausgang 1 direkt mit Eingang 1, legte zwei Audiospuren an und nutzte Spur 1 als Playback und Spur 2 als Aufnahmespur unter Deaktivierung jeglicher Latenzkompensation. Der konkrete Vergleich von Playback und Aufnahmespur ergab eine Verzögerung von 12, manchmal auch 14 Millisekunden. Da es sich hier um die Summe von Eingabe- und Ausgabelatenz handelt, sprechen wir praktisch von einer gemessenen Latenz von 6-7 ms bei einer im Softwarepanel eingestellten Latenz von 2 ms. Dies würde auch die teils schwammige DVS-Performance erklären. Die Herstellerangaben sind also nicht ganz korrekt und ein wenig schöngefärbt. Dennoch ist eine gemessene Latenz von 6-7 ms für viele Aufnahmesituationen ausreichend, aber für eine performante DVS-Verwendung ein wenig zu viel.
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Deejay Trim 4&6 hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck. Für weniger als 200 Euro erhält der DJ-Einsteiger eine umfangreiche Audio-Schnittstelle, die sich auf PC und Mac zu Hause fühlt. Trim verfügt über gut klingende Wandler und über symmetrische Ausgänge, die man in dieser Preisklasse normalerweise lange suchen muss. Zur optischen Kontrolle der Pegelverhältnisse gesellen sich Features wie ein aktiver dreifach USB-Hub, ein satter Kopfhörerverstärker und ein robustes Metallgehäuse. Dieses ist ein wenig groß geraten und deswegen nur bedingt portabel. Leider hat Hercules Deejay Trim keine MIDI-Schnittstelle mitgegeben, und auch die Anzahl der Ein- und Ausgänge ist bei genauer Betrachtung unter Verwendung des 24-Bit-Modus ein wenig geschönt. Ebenso verhält es sich mit der Angabe der Latenz im Softwarepanel, weswegen der Vertreter von Hercules für eine DVS-Verwendung nicht unbedingt zu empfehlen ist. Seine Stärken spielt Deejay Trim als Interface einer DJ-Software in Kombination mit einem Controller aus. Egal, ob nun intern oder extern gemischt wird, es ist dafür mit seinen symmetrischen Ausgängen und einem druckvollen Kopfhörerverstärker sehr gut gewappnet. Aus diesem Grund und wegen des insgesamt guten Preis-Leistungsverhältnisses erhält Deejay Trim 4&6 eine klare Empfehlung mit guten 3,5 Sternen.
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