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Hagstrom Fantomen Test

Die Hagstrom Fantomen E-Gitarre entstammt einer Zusammenarbeit mit Ghost, einer ebenfalls aus Schweden stammenden Metal-Band. Neben reanimierten Klassikern aus eigenem Hause zeigt sich das schwedische Traditionsunternehmen Hagstrom auch Innovationen gegenüber offen.


Ob die gemeinsame Entwicklung mit einer Metalband tatsächlich eine innovative Gitarre aus der Taufe gehoben hat und man bei der Fantomen deshalb ohne Weiteres auf Einsatzgebiet und Sound schließen kann? Wir werden sehen.

Details

Konzept und Aufbau

Schon beim Auspacken kam mir die Fantomen irgendwie bekannt vor. Die Gitarre hat rein äußerlich etwas von einem Mix aus Explorer und Firebird und kommt dem Erscheinungsbild der guten alten Gibson RD verdammt nahe. Und tatsächlich ist das Ganze kein Zufall. Schließlich spielten die beiden Gitarristen der Metal/Punk/Progressive-Band Ghost, denen man die Fantomen auf den Leib geschneidert hat, vorher modifizierte Gibson RD-Gitarren. Die RD wurde zwischen 1977 und 1982 gebaut, und das Besondere an ihr war neben der speziellen Korpusform die Verwendung einer Fender-Mensur. Auch das hat man hier glücklicherweise übernommen, denn eine längere Mensur bringt nicht nur einen etwas knackigeren Ton, sondern auch ein schnelleres Attack. Im Zusammenspiel mit den fetten Humbuckern und der durchgängigen Mahagonikonstruktion erhält man einen sehr durchsetzungsfähigen Ton mit einem ausgeprägten Sustain und saftigen Obertönen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Hagstrom Design-Team hat die u0022Fantomenu0022 in enger Zusammenarbeit mit der schwedischen Band Ghost entwickelt.

Die Rückseite des eingeleimten Mahagonihalses liegt zwischen einen C- und einem D-Profil und ich habe mich sofort pudelwohl gefühlt. Für die Stimmstabilität sorgt ein spezieller und für Hagstrom typischer H-Expander-Halsstab, dessen Profil einem T-Träger ähnelt. Diese Konstruktion ist nicht nur äußerst stabil, sie verhilft der Gitarre auch zu einem guten Sustain. Das Griffbrett besteht aus sogenanntem Resinator Wood. Hierbei handelt es sich um einen Verbundstoff, der aus mehreren Schichten von Holzblättern besteht, die unter Vakuumverschluss miteinander verleimt werden. Der Hals ist mit 22 perfekt abgerichteten Medium-Jumbo-Bünden bestückt und lässt sich über die gesamte Länge erstklassig bespielen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Mahagonihals ist eingeleimt und mit dem Hagstrom typischen Zapfensystem (Mortiseu0026Tenon) mit dem Korpus verbunden.

Ich musste zwar die Bundreinheit nachjustieren und die Saitenhöhe etwas verändern, aber nahezu jeder fabrikneuen Gitarren muss man diese Sonderbehandlung zukommen lassen. Für den Saitenkontakt sind korpusseitig eine Tune-o-matic Bridge samt Stop Tailpiece verbaut. Die Gussmechaniken stammen aus eigner Fertigung und arbeiten leichtgängig und präzise mit einer Übersetzung von 18:1.

Fotostrecke: 5 Bilder Ganz in der Tradition des Gibson Vorbildes wurde auf der Hagstrom Fantomen…

Die elektronische Schaltung

Die Hagstrom Fantomen ist mit zwei splittbaren Alnico Humbuckern des schwedischen Pickupwicklers Johan Lundgren ausgestattet. Deren Ausgangsleistung entspricht im weitesten Sinne der eines heiß gewickelten PAFs. Die Schaltung der Gitarre ist grundsätzlich recht klassisch aufgebaut. Die Pickups lassen sich mit einem Dreifach-Kippschalter anwählen und können einzeln oder in mittler Position zusammen verwendet werden. Jeder der beiden Pickups hat seinen eigenen Volume- und Tone-Regler. Dieses Schaltungsprinzip findet sich auf den meisten Gitarren, die mit zwei Pickups ausgestattet sind. Einziges Schmankerl ist hier die Möglichkeit, durch das Herausziehen der beiden Tone-Regler eine der beiden Humbucker-Spulen des jeweiligen Pickups zu deaktivieren. So erhält man einen halbwegs Singlecoil-ähnlichen Sound und gleichzeitig leider aber auch das typische Singlecoil-Brummen.

Fotostrecke: 8 Bilder Für den amtlichen Sound sorgen Pickups des schwedischen Tonabnehmerpapst Johan Lundgren.
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Praxis

Bespielbarkeit und Sound

Trotz ihrer auf den ersten Blick sperrigen Korpusform liegt die Hagstrom Fantomen gut in der Hand. Sie lässt sich sowohl im Stehen als auch im Sitzen angenehm bespielen. Mit einem Gewicht von 3,8 kg ist sie zwar kein ausgesprochenes Leichtgewicht, liegt aber in einem anständigen Mittelfeld. Auch die Bespielbarkeit des Halses geht absolut in Ordnung. Die Sattelbreite beträgt 43 mm und der 12. Bund misst 52,2 mm, allesamt Regionen, in denen man sich als Les Paul Spieler zuhause fühlen sollte. Der ausgewogene Primärklang ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Hals kein ausgesprochener Spargeltarzan ist. Er liegt zwar etwas fleischiger in der Hand, ist aber noch weit von dem entfernt, was Telecasterspieler im Allgemeinen unter einem Baseball-Neck verstehen. Am Gitarrenamp bringen die kräftigen Pickups einen muskulösen und leicht überzüchteten Ton. Kurz, die Hagstrom Fantomen eignet sich vornehmlich für den High-Gain-Bereich.
Nichtsdestotrotz stelle ich euch die Gitarre zuerst einmal vor dem cleanen Kanal vor. Hier der Bridge-Pickup zuerst als Humbucker und in der zweiten Hälfte des Soundbeispiels im Splitmodus.

Audio Samples
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Clean: Steg-PU erst als Humbucker, dann gesplittet

Wenn beide Pickups zusammengeschaltet werden, bekommt man eine Reihe unterschiedlicher Soundvarianten, weil man die beiden einzeln splitten kann. Insgesamt stehen vier Sounds zur Verfügung, die ich in folgender Reihenfolge anspiele:
1. Beide Pickups im Humbuckermodus
2. Bridgepickup gesplittet, Neckpickup in der Humbuckerschaltung
3. Beide Pickups gesplittet
4. Bridgepickup im Humbuckermodus

Audio Samples
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Clean: Beide PU als HB, dann Steg-PU SC, beide SC, Hals-PU SC

Im nächsten Soundbeispiel hört ihr den Halstonabnehmer zuerst in der Humbuckerschaltung und danach im gesplitteten Modus. Irgendwie können mich die Splitsounds im cleanen Bereich nicht überzeugen, weil es für meinen Geschmack hier einfach zu dünn klingt. Der Ton wird nicht etwa bluesig, so wie man es von einer Stratocaster her kennt, sondern leicht glasig.

Audio Samples
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Clean: Hals-PU HB, dann SC
Die Hagstrom Fantomen ist ein reinrassiges Rockbrett, das vor allem im High-Gain-Bereich überzeugt.

Meiner Meinung nach liegen die Stärken der Hagstrom Fantomen im High Gain Bereich, also in Classic Rock, Metal und Progressive/Fusion. Die Pickups sind kräftig gewickelt und neigen fast schon zur Gleichmacherei. Allerdings sind stärker gewickelte Pickups nicht per se schlechter als Vintage-Pickups. Sie sind anders, denn während sie im cleanen Bereich eher undynamisch und etwas hart in den Mitten daherkommen, verhilft gerade diese Eigenschaft bei High-Gain-Sounds zu einem stabilen und fetten Ton. Der verwendete Amp ist hier übrigens mein alter 100 Watt Marshall JMP im Zusammenspiel mit dem Baldringer Dual Drive. Hier der Bridge-Pickup im Splitmodus und als Humbucker.

Audio Samples
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High Gain: Steg-PU Single-Coil High Gain: Steg-PU Humbucker

Interessanterweise klingt auch die Zwischenposition der Tonabnehmer im High-Gain-Bereich sehr überzeugend. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Pickups gesplittet sind oder nicht. Der Ton ist sonor und kraftvoll mit einem guten Schuss Twäng, den ich merkwürdigerweise im cleanen Bereich vermisst habe. Das Audiofile ist dieses Mal etwas länger geworden und es gliedert sich genau wie das entsprechende File im cleanen Modus:
1. Beide Pickups im Humbuckermodus
2. Bridgepickup gesplittet, Neckpickup in Humbuckerschaltung
3. Beide Pickups gesplittet
4. Bridgepickup im Humbuckermodus, Neckpickup in der Humbuckerschaltung

Audio Samples
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High Gain: Beide PU HB,, dann Steg SC, beide SC, Hals-PU SC

Bliebe noch der Halstonabnehmer in Verbindung mit dem High-Gain-Kanal. Auch hier gefällt mir der Sound ausgesprochen gut. Trotz der fetten Verzerrung klingt es selbst in den tiefen Lagen nicht so mulmig wie erwartet. Dafür ist aber die Saitentrennung nicht so gut, wie es der Primärklang der Gitarre vermuten lässt.

Audio Samples
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High Gain: Hals-PU Singlecoil High Gain: Hals-PU Humbucker
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Fazit

Die Hagstrom Fantomen ist eine reinrassige Rockgitarre, die in Anlehnung an die Gibson RD gebaut wurde. Die Gitarre möchte keine eierlegende Wollmilchsau sein und wie man gut in den Audiobeispielen hören kann, geht es hier nicht um Allrounderqualitäten. Sowohl die Bespielbarkeit als auch die High-Gain-Sounds können auf ganzer Linie überzeugen. Cleane Sounds sind dagegen nicht ihre Stärke. Trotz der Split-Möglichkeiten klingen die Pickups nicht wirklich nach Singlecoil, aber solange man sich im Rock-/Heavy-Modus befindet, sprich, mit fetter Zerre spielt, funktionieren die Splitsounds auch hier erstaunlich gut. Die Gitarre sieht wertig aus und ist rundum gut verarbeitet, sodass man hier auch von einem fairen Preis-Leistungsverhältnis reden kann.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • hervorragende Bespielbarkeit
  • überzeugende verzerrte Sounds
Contra
  • Split-Kombinationen bei Clean-Sounds nicht überzeugend
Artikelbild
Hagstrom Fantomen Test
Für 799,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Hagstrom
  • Instrument: Fantomen
  • Body: Mahagoni
  • Style: Single Cutaway mit asymmetrischem Body
  • Hals: Mahagoni, eingeleimt
  • Griffbrett Material: Resinator
  • Halsspannstab: H-Expanded
  • Bünde: 22 Medium-Jumbo-Bünde
  • Mensur: 648 mm
  • Sattel: GraphTech Black Tusq XL
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Pickups: 2 Lundgren Design Alnico Humbucker
  • Schalter: 3-Wege-Toggleswitch
  • Regler: 2 x Lautstärkeregler mit R/C-Beschaltung (Widerstand + Kondensator), 2 x Klangregler mit Push/Pull-Coil-Split, verchromte Potiknöpfe
  • Brücke: Long Throw Tune-O-Matic Steg
  • Mechaniken: Hagstrom Design 18:1 Übersetzung
  • Werkssaiten: D’Addario EXP 110 (10-46)
  • Gewicht: 3,9 kg
  • Optional: Hagstrom Koffer C-47, Hagstrom Gigbag E-19
  • Ladenpreis: 849,00 Euro (September 2017)
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Den Ausgangsunkt des Designs bilden ein asymmetrisch geformter Korpus aus massivem Mahagoni und ein Mahagonihals.

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