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Gretsch G5422TDCG Electromatic Test

Mit der Gretsch G5422TDCG Electromatic haben wir heute eine Semiakustik-Gitarre im bonedo-Test, deren Hersteller zweifelsohne zu den ganz großen und legendären im Gitarren-Business zählt und gerade in der Rockabilly-Szene eine Menge Anhänger um sich schart. Unter dem Begriff Electromatic stellten die deutschen Einwanderer aus Mannheim 1939 ihre erste E-Gitarre vor, die den Grundstein für ein florierendes Unternehmen legte und den Namen Gretsch als ernstzunehmende Marke neben den beiden traditionellen Marktführern Fender und Gibson etablierte. Als Electromatic-Modelle werden heute verschiedene in Fernost gefertigte Gitarren angeboten, die an die legendären Modelle Gretschs angelehnt, jedoch deutlich günstiger zu haben sind.

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Nachdem mein Kollege Thomas Dill schon die etwas ausladendere G5420T mit gutem Ergebnis auf Herz und Nieren checken konnte, möchte ich im heutigen Test schauen, ob auch die etwas schmalere Hollowbody-Fassung der Electromatic-Serie den für den Hersteller so berühmten “Twäng” mitbringt.

Details

Geliefert wird unser in Cadillac Green gehaltenes Modell ohne jegliches Zubehör, den passenden Koffer gibt es vom Hersteller bei Bedarf als kostenpflichtiges Extra, aber auch relativ preiswert ohne Markenaufdruck. Auf den ersten Blick bringt unsere Testkandidatin zweifelsohne den typischen Flair der legendären Gretsch-Gitarren mit. Auch bei genauerem Hinsehen sind es lediglich einige Kleinigkeiten, die das Instrument ein wenig schlichter erscheinen lassen. Dazu zählt die Chrom-Hardware, die zwar für Gretsch-Gitarren nicht unüblich ist, bei den in den USA gefertigten Modellen allerdings überwiegend durch eine vergoldete Variante ersetzt wird. Auch gestaltet sich die Kopfplatte unseres Modells äußerst schlicht und ohne jegliche Verzierung, sie ist nur mit dem Namenszug und der Serienbezeichnung versehen. Die eben schon erwähnte Cadillac Green Lackierung schmückt, abgesehen von der in schwarz gehaltenen Vorderseite der Kopfplatte, das ganze Instrument und ist tadellos aufgetragen. Abgerundet wird das Design durch ein cremefarbenes Binding, das die Korpusränder, die beiden F-Löcher sowie den Übergang zwischen Hals und Griffbrett ziert. An Letzterem erscheint das Binding jedoch ein wenig heller und will deshalb nicht so ganz zum Korpus passen.

Fotostrecke: 4 Bilder Rein optisch ganz klar ein Mitglied der Gretsch-Familie

Zusätzlich ist das mit 22 Medium Jumbo Bünden bestückte Palisandergriffbrett mit Gretsch-typischen Hump-Block Einlagen versehen. Der eingeleimte Hals mit seiner Mensur von 622 Millimetern besteht aus Ahorn und auch beim 57 Millimeter tiefen Double Cutaway-Korpus hat der Hersteller sich für eine Fertigung aus fünfschichtigem Ahorn entschieden.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals/Korpus-Übergang

Natürlich darf auch bei diesem Modell das obligatorische Bigsby B60 Vibrato nicht fehlen, das genau wie die etwas eigenwillig angeordneten Bedieneinheiten und das Plexi-Pickguard typisch für Gretsch-Gitarren ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bigsby B60 Vibrato darf natürlich nicht fehlen

Für die Verstärkung kommen bei der Electromatic die 2010 in einer Neuauflage eingeführten Blacktop FilterTron-Pickups zum Einsatz. Diese lassen sich über einen 3-Wege Schalter einzeln aktivieren und in der Mittelstellung natürlich auch zusammenschalten. Die Bedieneinheiten für das Pickupsystem setzen sich dabei aus zwei Volume-Potis für die Pickups, einem Master-Tone und einem Master-Volume-Poti zusammen.
Ab Werk liefert Gretsch diese Electromatic mit Nickelwound-Saiten in einer Stärke von .010 – .046 aus, die vom Bigsby aus über einen Adjusto-Matic-Steg laufen, der auf einer Brücke aus Palisander sitzt. An der Kopfplatte sorgen offene Vintage-Style-Mechaniken für die exakte Stimmung.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Pickups fügen sich nahtlos ins äußere Erscheinungsbild ein
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Praxis

Gretschs Semiakustik-Spross offenbart beim ersten Anspielen ohne Amp einen sehr spritzigen und knalligen Sound, der später am Amp das “twängige” Soundideal dieser Instrumentengattung durchaus unterstützen dürfte. Gleichzeitig mischt sich bei härterem Anschlag aber auch ein Scheppern zum Sound hinzu, dass von den Saiten hinterm Steg herrührt. Ein – ohne Frage – etwas unschöner Nebeneffekt, der aber sehr häufig bei dieser Bauweise auftritt. Abhilfe schafft hier z.B. ein Stück Filz, das man zwischen die Saiten an dieser Position schiebt. Im Sitzen lässt sich unser Proband sehr bequem bespielen, am Gurt zeigt das Instrument jedoch eine leichte Kopflastigkeit, die aber meines Erachtens nicht weiter stört. Die Abrichtung der Bünde sowie die Haptik der Bedienelemente ist tadellos, lediglich die Werkseinstellung des Instruments in punkto Saitenlage lässt zu wünschen übrig, was auch bei einer Gretsch in dieser Preisklasse eigentlich nicht vorkommen sollte. Die Gitarre ist wegen ihrer flachen Saitenlage sehr gut bespielbar, speziell auf der tiefen E- sowie auf der g- und h-Saite klirrt es aber auf einigen Bünden ganz beachtlich. In diesem Punkt müsste also nach dem Kauf zweifelsohne nachgebessert werden, falls diese Problematik nicht nur unser Testmodell betreffen sollte.

Nun wollen wir aber endlich hören, wie unser Saiten-Cadillac am Amp tönt. Ich nutze dafür heute ein Engl Gigmaster 15 Topteil in Kombination mit einem 1x 12 Celestion G12 Greenback Speaker. Die Box habe ich mit einem SM 57 mikrofoniert, das von einem Golden Age Project Pre 73 MK II Preamp verstärkt wird. Das Signal geht von hier aus in den Wandler meines Motu Ultralite Interfaces.
Los geht´s wie immer im Clean-Channel.
Ich spiele als erstes alle drei Tonabnehmer-Positionen vom Hals beginnend an.

Audio Samples
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Clean – 3 PU Positionen
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Das schon trocken angespielt sehr spritzige Klangbild der Gitarre wird von den Tonabnehmern bestens übertragen. Gleichzeitig bringen die – was die Ausgangsleistung anbelangt – moderaten Pickups speziell in der Mittel- und Stegposition für Humbucker eine erstaunliche Portion “Drahtigkeit” mit, sodass man stellenweise fast meinen könnte, es mit Singlecoils zu tun zu haben.
Ich gehe zurück in die Mittelstellung und spiele eine Strumming-Figur. Toll, wie präsent, knackig und aufgeräumt sich hier die Electromatic präsentiert!

Audio Samples
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Clean – Beide Tonabnehmer

Mit dem schon angesprochenen drahtigen Ansatz im Sound ist unsere Gretsch natürlich – wie so viele ihrer Geschwister – prädestiniert für Country-Sounds. Ihr hört im folgenden Audiobeispiel noch einmal den Steg-Tonabnehmer in Kombination mit einem Slap Back Delay und einem Compressor.

Audio Samples
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Clean – Bridge PU
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Das Bigsby liefert, wie ihr im folgenden Beispiel hören könnt, wunderbar schimmernde Vibrato-Sounds. Für “Dive Bombs” ist dieses System verständlicherweise nicht ausgelegt. Insgesamt arbeitet das Vibrato aber auch bei etwas stärkerem Einsatz erstaunlich stimmstabil.

Audio Samples
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Clean – Neck PU

Nun wollen wir dem ersten Kanal des Amps etwas Feuer unterm Hintern machen, und wie sich herausstellt, eignet sich der spritzige Charakter des Instruments auch hervorragend für Crunchsounds. Spätestens jetzt sollte man aber die Saiten-Enden hinter dem Steg gedämpft haben, da es sonst zu unschönen Nebengeräuschen kommt.

Audio Samples
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Crunch – Bridge PU

Zu guter Letzt möchte ich noch sehen, wie sich unser Proband mit deutlich mehr Gain schlägt und schalte dafür in den Lead-Kanal des Amps. Verglichen mit Solidbody-Modellen ist die Gretsch natürlich deutlich anfälliger für Feedback, abgesehen davon muss sie sich jedoch auch hier keineswegs verstecken.

Audio Samples
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Drive – Bridge PU
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Fazit

Gretsch präsentiert mit dem vorliegenden Modell aus der Electromatic-Serie ein gut verarbeitetes Instrument, das verglichen mit den daheim in den USA gefertigten Gitarren deutlich günstiger zu haben ist. In punkto Design muss der Käufer dafür zwar auf ein paar kleine Details verzichten, soundtechnisch wird einem hier jedoch wirklich eine Menge geboten. Die Electromatic kann daher nicht nur sehr interessant für Freunde des “Twäng”-Sounds sein, sondern darüber hinaus auch mit einer erstaunlichen Vielseitigkeit glänzen, die man dem Instrument auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zutrauen würde. Mit anderen Worten: Auch ohne Föhnwelle lohnt es sich, dieses Modell mal in die Hand zu nehmen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound / Pickups
  • Bespielbarkeit (mit Abstrichen siehe Contra)
Contra
  • Werkseinstellung
  • Saitenschwingen hinterm Steg
Artikelbild
Gretsch G5422TDCG Electromatic Test
Für 855,00€ bei
Rein optisch ganz klar ein Mitglied der Gretsch-Familie
Rein optisch ganz klar ein Mitglied der Gretsch-Familie
Technische Spezifikationen
  • Bauform: Hollow Body mit Double Cutaway
  • Korpus: Ahorn
  • Korpusstärke: 57 mm
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Hump-Block Einlagen
  • 22 Bünde
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Mensur: 622 mm
  • Tonabnehmer: 2 Blacktop FilterTron
  • 3-Weg Schalter
  • Adjusto-Matic Steg auf Palisander Brücke
  • lizensiertes Bigsby B60 Tremolo
  • Chrom-Hardware
  • Offene Vintage Style Mechaniken
  • Farbe: Cadillac Green
  • Preis: 855,00 Euro
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