Anzeige

Yamaha CP73 Test

Yamaha hatte lange keine Antwort auf die erfolgreichen Nord Stagepianos. Mit den neuen Modellen CP73 (73 Tasten) und CP88 (88 Tasten) bietet Yamaha jetzt zwei Stagepianos an, die dem Konzept der roten Schweden sehr ähneln: Hochwertige Piano-Sounds, zusätzliche Synthesizer- und Orgel-Klänge, eine gute gewichtete Tastatur, aber vor allem auch eine intuitive Bedienoberfläche mit vielen Schaltern und Reglern, ohne komplexe Untermenüs. Die Pianos sind für den Einsatz auf der Bühne gedacht und besitzen keine eingebauten Lautsprecher. Mit den geforderten Preisen liegen CP73 und CP88 deutlich unter der schwedischen Konkurrenz.

Yamaha CP73 Test
Yamaha CP73 Test


Der Live-Keyboarder braucht – neben diversen Synthesizern – vor allem ein Grund-Instrument, dass in erster Linie solide Piano-Sounds bereitstellt und mit einer entsprechenden Klaviatur mit gewichteten Tasten ausgerüstet ist. Zusätzlich werden gute Effekte benötigt, um die Piano-Klänge interessant und inspirierend zu machen. Im Live-Betrieb muss alles schnell gehen, ohne Zeit aufzuwenden, um sich für die Veränderung eines Parameters durch viele Untermenüs zu bewegen. Hier ist es klar von Vorteil, wenn man mit einem Dreh, oder einem Tastendruck bereits am Ziel ist! Wenn sich dann noch das Gewicht des Instruments in Grenzen hält und das Gehäuse für den rauen Bühnen-Alltag robust gebaut ist, dann sind bereits viele Wünsche erfüllt. „CP“ steht bei Yamaha für „Combo Piano“. In diesem Test wird das CP73 in der aktuellen OS Version 1.20 auf Herz und Nieren geprüft und auf seine Alltagstauglichkeit getestet.

Fotostrecke: 4 Bilder Das CP73 Stagepiano von schräg links …

Details

Erster Eindruck

Beim Auspacken ist man erleichtert: 13,1 kg hebt man ohne Mühe aus dem Karton. Trotz des geringen Gewichts macht das mattschwarze Aluminium-Gehäuse des CP73 einen erstaunlich robusten Eindruck. Da klappert nichts, alles wirkt sehr stabil und bühnentauglich! Yamaha hat den Namen CP73 nicht zufällig gewählt. Die legendären halbakustischen E-Flügel CP70 und CP80 haben ihren festen Platz im Vintage-Bereich und mit ihrem eigenen Klang den Sound vieler Songs der 1970er und 1980er Jahre beeinflusst. Diesen Vintage-Bonus hat Yamaha beim CP73 ausgespielt. Die drei bunten Wippschalter (gelb, rot und grün) könnten auch von einem CS80 Synthesizer aus dem Jahr 1976 stammen. Die kleinen silbernen Kippschalter zum Aktivieren der Sektionen kommen ebenfalls aus einer vergangenen Zeit. Als Zubehör liegt dem Gerät das Haltepedal FC3-A bei.

Einige Bedienelemente erzeugen einen gewissen Vintage-Look.
Einige Bedienelemente erzeugen einen gewissen Vintage-Look.

Bedienfeld

Die Benutzeroberfläche des CP73 ist in unterschiedliche Sektionen unterteilt. Neben den drei Sound-Bereichen Piano, E.Piano und Sub zeigen sich rechts die Effekt-Sektion mit Delay, Reverb und Master EQ. Auf der linken Seite befindet sich das Bedienfeld für die LIVE SET-Register sowie alle sonstigen Einstellungen.

Display und Live-Set-Bereich beim CP73.
Display und Live-Set-Bereich beim CP73.

Da ist zunächst der Drehregler für MASTER VOLUME und das einfarbige Display mit 128 x 64 Pixeln und ein Datenrad, das auch gedrückt werden kann und so zur ENTER-Taste wird. Tasten wie EXIT und MENU vervollständigen die Menü-Bedienung. Das Display zeigt im Hauptfenster die vom aktuellen Live Set verwendeten Voices an und über welchen Keyboardbereich (L und/oder R) die Voices gespielt werden. Für die Einstellungen der Anschlagdynamik und des Tunings gibt es die direkten Tasten TOUCH und TUNE. Mit PANEL LOCK kann das Bedienfeld vor versehentlicher Veränderung geschützt werden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Beim Yamaha CP73 werden …

Komplette Kombinationen aus Sounds und Effekten können beim CP73 als LIVE SET abgespeichert werden. Dabei gibt es 160 Speicherplätze. Mit den acht Live-Set-Sound-Tasten können die acht Register einer der 20 Bänke angewählt werden. 88 Live-Sets sind bereits vorprogrammiert, können aber überschrieben werden. Über die Page-Taster werden die Bänke umgeschaltet. Die Tasten STORE, SPLIT POINT und TRANSPOSE erklären sich selbst, mit SETTINGS gelangt man in Untermenüs, in denen detaillierte Einstellungen für das Live Set gemacht werden können, z. B. Masterkeyboard-Funktionen oder Controller-Zuweisungen. Kommen wir nun zu den wichtigen Klang-Bereichen des CP73: Piano, E. Piano und Sub. Mit Sub ist dabei alles gemeint, was nicht in die Kategorie Piano-Klänge gehört. Jeder dieser drei Bereiche kann mit einem kleinen ON/OFF-Schalter am unteren Rand schnell ein- oder ausgeschaltet werden.
Mit einem Dreh-Wahlschalter wird die Unterkategorie (z. B. „Clv“ für Clavinet bei den E-Pianos) eingestellt. Anschließend lässt sich mit dem bunten Wipp-Schalter die benötigte Voice auswählen, deren Nummer mit einer LED-Anzeigen darüber angezeigt wird. Bei den Pianos sind der Wippschalter und die LED-Anzeige gelb, bei den E-Pianos rot und bei den Sub-Sounds grün. Der komplette Name dieser Voice wird auch im Display des CP73 dargestellt. Bei allen drei Sound-Bereichen ist ein VOLUME- und ein TONE-Regler mit LED-Kranz vorhanden. Mit einem SPLIT und zwei OCTAVE-Tastern wird der Tastaturbereich eingestellt, in dem die Voice gespielt werden soll. Die Bereiche Left und Right sind durch den einstellbaren Split Punkt voneinander getrennt. Neben diesen bei allen drei Voice-Bereichen gleichen Bedienelementen hat es zusätzliche Funktionen, die für jeden Voice-Bereich unterschiedlich sind:

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bereiche Piano …

Im Bereich Piano lassen sich einerseits DAMPER RESONANCE aktivieren, andererseits kann ein Insert-Effekt (Compressor, Distortion, Drive oder Chorus) zugeschaltet werden, dessen Stärke mit dem DEPTH-Drehregler eingestellt wird. In der E.Piano Sektion gibt es hingegen einen DRIVE-Effekt mit LED-Regler, sowie zwei zusätzliche Modulations-Insert-Effekte, die von Tremolo über einen Wah Wah-Effekt bis hin zum Phaser alles abdecken, was man für die Klang-Veredelung der elektrischen Pianos so braucht.
Auch hier stehen LED-Regler zur Einstellung der Stärke und der Geschwindigkeit des Effekts bereit. Im Sub-Bereich wird – passend zu den Sounds – ein ATTACK- und ein RELEASE-Regler angeboten. Als Insert-Effekte stehen hier Chorus, Tremolo, Distortion und ein Rotary-Effekt für die Orgeln zur Verfügung. Übrigens gibt es einen „Advanced Modus“, bei dem man in einem Voice-Bereich jede beliebige Voice anwählen kann, also auch einen Klang, der aus den anderen Voice-Bereichen stammt. Damit ist es beispielsweise auch möglich drei Sounds aus demselben Voice-Bereich zu layern, oder ein akustisches Piano mit einem Wah Wah Effekt zu belegen.
Rechts von den Voice-Sektionen liegt der Delay- und Reverb-Bereich. Jeder dieser Effekte kann wieder über einen kleinen Kippschalter um unteren Rand ein- oder ausgeschaltet werden. Beim Delay-Effekt lässt sich zwischen einem warmen analogen, oder einem exakten, längeren digitalen Delay auswählen. Über FEEDBACK und TIME verändert man den Effekt nach Belieben. Reverb kann nur in der Länge verändert werden (TIME). Für jeden der drei Voice-Bereiche lässt sich mit dem DEPTH-Regler der Send-Pegel der beiden Effekte einstellen. Die letzte Sektion des CP73 besteht aus dem Master-Equalizer, der das Gesamtsignal klanglich beeinflusst. Neben einem HIGH- und LOW-Regler bietet dieser Bereich auch einen Regler für die Mitten (MID), dessen Arbeitsfrequenz durch einen FREQUENCY-Regler einstellbar ist. 

Die Master-Effekte und der Master-EQ.
Die Master-Effekte und der Master-EQ.

Spielhilfen des CP73 stehen in Form eines Pitch-Bend- und eines Modulations-Hebel zur Verfpgung. Beide sind etwas ungünstig in der linken hinteren Ecke des Frontpanels untergebracht und eher klein und fummelig ausgeführt. Sie erinnern an die Schalter, die man in den Siebziger Jahren in portablen Radio-Recordern verbaut hat und passen zum unterschwelligen Vintage-Look des CP73. 

Die kleinen Hebel: Pitch-Bend und Modulation.
Die kleinen Hebel: Pitch-Bend und Modulation.

Anschlüsse

Alle Anschlüsse des CP73 findet man auf der Rückseite. Es fällt auf, dass hier hochwertige Anschluss-Buchsen verbaut wurden, die für eine häufige Verwendung ausgelegt sind. Leider bietet die Oberseite des Pianos keine Beschriftung. Zum Anschließen der Kabel muss man sich also hinter das Instrument begeben. Neben dem ON-Schalter und der Netzbuchse für die Stromversorgung, liegen der USB-To-Device-  und der USB-To-Host-Anschluss. Damit können USB-Sticks angeschlossen, und eine Verbindung zu einem Computer hergestellt werden. Auch ein Smartphone oder iPad lässt sich hier anschließen. Das CP73 ist class compliant.
Weiterhin stehen ein MIDI-In-Out-Paar und diverse Anschlüsse für Fußpedale zur Verfügung. Neben dem Sustainpedal-Anschluss für das mitgelieferte Yamaha FC3A liegt eine ASSIGNABLE-FOOT SWITCH-Buchse, an die man einen Fußtaster anschließen kann, um verschiedenste Funktionen auszuführen: Vom Hochschalten der Live-Sets bis hin zum Ein- und Ausschalten des Hall-Effekts. Zwei FOOT CONTROLLER, wie das Yamaha FC7 Pedal, können ebenso angeschlossen werden, um beispielsweise das Volumen einer Voice zu beeinflussen, oder den Wha-Wha-Effekt zu steuern. Daneben liegt ein Stereo-Audio-Eingang (2 x Klinke) mit kleinem Gain-Regler, um z. B. ein externes Keyboard anzuschließen, das dann mit über den Output des CP73 ausgegeben wird. Neben den obligatorischen unsymmetrischen Klinken-Ausgängen verfügt der Master Output des CP73 auch über zwei symmetrische XLR-Buchsen. Damit braucht man beim Gig keine DI-Boxen, sondern kann das CP73 direkt über XLR-Kabel mit dem Pult verbinden. Eine Kopfhörerbuchse vervollständigt die Anschlussleiste auf der Rückseite.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Rückseite des CP73 mit allen Anschlüssen.

Tastatur

Das CP73 besitzt eine neu entwickelte 73-Tasten-BHS-Tastatur (E1- E7) (Balanced Hammer Standard). Die schwarzen Tasten sind mit einer matten Oberfläche versehen, um die Griffigkeit zu erhöhen. Diese Tastatur ist für Bandkeyboarder gedacht, da sie sowohl das ausdruckstarke Klavierspiel erlaubt, und sich auch gut für Synthie- oder Orgelsounds spielen lässt. Das teurere CP88 ist mit der hochwertigeren 88-Holztasten-NW-GH-Tastatur (Natural Wood Graded Hammer) ausgestattet, die mit Tastenbelägen aus synthetischem Elfenbein und echtem Ebenholz versehen ist. Hier soll eher der Pianist zufriedengestellt werden. Echtholztasten sind allerdings schwer: Das CP88 wiegt schon deswegen 5,5 kg mehr.

Die Klaviatur des Yamaha CP73
Die Klaviatur des Yamaha CP73
Anzeige

Praxis

Inbetriebnahme und Merkmale

Das CP73 ist kurz nach dem Einschalten spielbereit im Live-Set Modus. Das für Yamaha völlig neue Bedienkonzept ist sehr intuitiv und erinnert stark an die Struktur eines Clavia Nord Stage. Man kommt sehr schnell zum Ziel, weil man auf alle entscheidenden Parameter direkt zugreifen kann. Layer und Split-Sounds sind im Handumdrehen zusammengebaut und mit den richtigen Effekten versehen. Ein Blick auf die vorhandenen Klänge zeigt eindeutig, dass es sich um die typischen Sounds handelt, die man als Live-Keyboarder oft benötigt. Die Grundlage bildet doch meistens ein gutes Piano oder E-Piano mit Effekten, eventuell gelayert mit einem Pad. Genau diese Sounds können mit dem CP73 in Windeseile zielsicher zusammengebaut und abgespeichert werden. Das Display ist zwar recht klein, reicht aber für seinen Zweck vollkommen aus, da die Bedienung ja direkt über die Regler erfolgt. Die 128-stimmige Tonerzeugung kommt nicht an ihre Grenzen. Durch „SSS“ (Seamless Sound Switching) klingt der alte Klang nach dem Umschalten auf den neuen Klang aus, ohne dass er abbricht.

Klang

Nach Aufspielen der aktuellen OS Version 1.20 stellte ich fest, dass der Content sich zu älteren Versionen bereits vergrößert hat. Es sind ein Yamaha Konzertflügel, drei E-Pianos und 30 Synthesizer-, String- und Natursounds dazugekommen. Yamaha zeigt damit, dass – ähnlich wie bei Nord mit einer Sample Library – die Klangpalette ausgebaut wird. Allerdings kann der Anwender beim CP73 den Samplespeicher nicht nach eigenem Geschmack aus einer großen Auswahl von Klängen selbst befüllen – wie bei Nord. Die entscheidende Frage lautet: Wie klingt das CP73? Sehen wir uns dazu die unterschiedlichen Bereiche an: 

Piano-Bereich
Die akustischen Pianos sind in folgende Unterkategorien aufgeteilt:

  • Grand Piano (Flügel)
  • Upright Piano  (Klavier)
  • CP (E-Flügel)
  • Layered Piano (Piano + weiterer Sound)

Geboten werden fünf verschiedene Flügel-Samples: Die wichtigsten sind das Yamaha CFX, der Bösendorfer Imperial 290 und das bekannte Yamaha S700. Mit dem OS Update 1.10 kam noch das Yamaha C7 hinzu. Ich habe einmal das bonedo Vergleichs-MIDI-File über diese vier Klänge laufen lassen … hier das Ergebnis:

Audio Samples
0:00
01 CFX Grandpiano 02 Boesendorfer Grandpiano 03 S700 Grandpiano 04 C7 Grandpiano

Das CFX ist sehr brilliant und bietet eine große Dynamik. Der Bösendorfer ist wärmer und ziegt eine ganz eigene Klangcharakteristik. Das S700 ist „dünner“ im Klang, hat aber alleine schon durch seine Präsenz in den erfolgreichen Yamaha S90EX-Keyboards seine Existenzberechtigung im CP73. Der Yamaha C7 Konzertflügel kommt etwas „drahtiger“ daher als der CFX und ist übrigens auch im Nord Stage zu finden. Hier noch ein direkter Vergleich der vier Flügel mit zwei unterschiedlichen Spielweisen.

Audio Samples
0:00
05 Grand Piano Mix 1 06 Grand Piano Mix 2

Die Flügel-Klänge klingen besonders mit Dämpfer-Resonanz ganz amtlich. Die Abstimmung von Anschlagdynamik und Soundmaterial ist sehr gut gelungen. Die Piano-Sounds lassen sich sehr gefühlvoll spielen und sehr dynamisch wiedergeben. Hier ein Upright Piano, der CP80, sowie zwei Layer-Sounds (CFX Flügel einmal mit Strings und einmal mit einem Synthpad unterlegt). Diese ge-layerten Klänge hätte man eigentlich nicht in den Piano-Bereich legen müssen, denn bei diesen beiden Sounds kann man das Lautstärkeverhältnis zwischen Piano und Fläche nicht beeinflussen. Viel besser kontrollierbare Layer-Sounds kann man selbst bequem über die Kombination aus Piano- und Sub-Klängen erstellen.

Audio Samples
0:00
07 Upright Piano 08 CP80 09 Piano Strings 10 Piano Synth

E-Piano-Bereich
Hier gibt es diese Unterkategorien:

  • Rhodes (E-Piano)
  • Wurlitzer (E-Piano)
  • Clavinet 
  • DX (E-Piano)

Die E-Pianos klingen auch sehr gut und sind in großer Vielfalt vorhanden. Alleine das Rhodes gibt es in fünf verschiedenen Sample-Varianten. In dieser Sektion sind die beiden Insert-Effekte sehr wichtig. Ein E-Piano wird gerne beispielsweise mit Tremolo oder Chorus gespielt. Hier zunächst die fünf Rhodes-Klänge, anschließend ein Wurlitzer, ein Clavinet und ein DX7-Sound

Audio Samples
0:00
11 Rhodes Mix 12 Natural WrWide 13 Clav 14 DX7II

Im Folgenden habe ich die zahlreichen Modulations-Effekte der E.Piano-Sektion mit einem durch den DRIVE-Regler leicht angezerrten Rhodes-Sample ausprobiert:

Audio Samples
0:00
15 Rhodes mit A-Pan (Panorama) 16 Rhodes mit Trem (Tremolo) 17 Rhodes mit R-Mod (Modulation) 18 Rhodes mit Wah (Wah-Wah)) 19 Rhodes mit Comp (Compressor) 20 Rhodes mit Cho1 (Chorus 1) 21 Rhodes mit Cho2 (Chorus 2) 22 Rhodes mit Flang (Flanger) 23 Rhodes mit Pha2 (Phaser)

Sub-Bereich
Hier findet man alle übrigen Klänge, die eingesetzt werden können:

  • Pad/Strings
  • Organ
  • Chromatic Perc
  • Others

Mit dem OS Update 1.20 kamen hier einige Wellenformen hinzu, beispielsweise einige Synth-Lead-Sounds. Die wichtigen Pads und Strings eignen sich gut, um unter die Pianos gelegt zu werden. Die übrigen Sounds werden eher im Split-Modus getrennt vom Piano mit der rechten Hand gespielt. Die Hammond-Orgeln sind in Kombination mit dem Rotary-Effekt durchaus brauchbar. Allerdings kommt das CP73 hier nicht an die Möglichkeiten eines Nord Stage mit seiner Zugriegel-Simulation heran.

Audio Samples
0:00
24 Pad/Strings Mix 25 Hammond Mix 26 Vibraphone 27 Brass 28 Synth Brass 29 Lead Synth Mix 30 Dirty Hook

Der Sub-Bereich ersetzt keinen echten Synthie, dafür ist die Auswahl an Klängen zu gering. Die Sub-Sounds können in puncto Attack und Release angepasst werden. Ich vermisse einen Tiefpaß-Filter mit Cutoff- und Resonanz-Regler, mit denen man die Sub-Sounds stärker im Klang hätte beeinflussen können. Der in allen drei Voice-Bereichen vorhandene „TONE“-Drehregler hebt die Bässe und Höhen zwar etwas an, hat aber meiner Meinung nach zu wenig Wirkung. Abschließend noch zwei Live Sets, die aus ge-layerten Flügelsounds bestehen. Sie verdeutlichen, dass man sehr interessante und ausdrucksstarke Kombinationen aus den vorhandenen Klängen bilden kann:

Audio Samples
0:00
31 80sPiano 32 CFX + DX Legend

Yamaha CP73 Sound Demos (no talking)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

USB-Audio

Das CP73 bietet ein USB-MIDI- und Audio-Interface. Alle Audio-Beispiele für diesen Testbericht habe ich ohne herkömmliche Audiokabel eingespielt. Ich musste nur eine USB-Verbindung zwischen dem CP73 und meinem Computer herstellen. Das Stereo-Signal konnte ich dann in digitaler Form direkt in Logic aufnehmen. Umgekehrt konnte ich das Gespielte im Kopfhörer des CP73 hören. Auch die MIDI-Verbindung klappte problemlos. Ich habe Mainstage auf meinem Mac geöffnet und konnte sofort alle Sounds aus dem Rechner über die Ausgänge des CP73 laufen lassen und mit den Klängen des Keyboards mischen. Die Latenz war zu vernachlässigen. Diese Möglichkeit ist für viele Keyboarder sehr nützlich, denn ein separates Audio-Interface ist nicht mehr nötig und das Setup ist wesentlich übersichtlicher. Schade, dass Yamaha dem CP73 keine weiteren Einzelausgänge spendiert hat.

Soundmondo

Die CP-Serie ist auch kompatibel zu Yamahas sozialem Sound-Sharing-Netzwerk Soundmondo. Diese als Website oder App existierende Plattform dient den Usern als Tauschbörse ihrer Sounds. Im Moment gilt das für folgende Yamaha-Synths: Montage, MODX, die reface-Serie und eben CP73/88. Die Anmeldung ist kostenlos möglich. Entweder man nutzt die App für iOS oder Googles Browser „Chrome“, denn der ist Web-MIDI-fähig.
Per USB-Kabel stellt man die Verbindung zum Tablet, Smartphone oder Computer her. Beim iPhone, oder iPad benötigt man beispielsweise noch einen Lightnung-to-USB-Adapter, auch Kamera-Adapter genannt. Zu Beginn muss man sich beim Soundmondo-Portal anmelden, um in den Genuss der kostenlosen Sounds zu kommen. Dann genügt ein Klick auf das Live-Set und schon werden die Daten in das Keyboard übertragen und können gespielt und abgespeichert werden. Das Foto der Bedienungsoberfläche in der App zeigt dabei sogar genau die Einstellungen des betreffenden Live-Sets.

Fotostrecke: 3 Bilder Sobald die Verbindung zwischen dem iPad und dem CP73 hergestellt ist … (Andreas Recktenwald)

Zusätzlich liest die App alle Live-Sets des Yamaha CP73, und es lässt sich sehr leicht die Reihenfolge ändern. Auch gibt es Möglichkeiten, alle Live-Sets in einer Setlist aufzulisten, sodass man alle, für einen Auftritt benötigten Klänge, per Finger-Tipp aufrufen kann. Die Sounds lassen sich auch mit einem Foto und Notizen verknüpfen … Es wird bunt! An dieser Stelle können nicht alle Möglichkeiten von Soundmondo aufgezeigt werden. Es ist auf jeden Fall eine tolle Sache, dass Anwender untereinander Sounds tauschen können und zwar kostenlos! 

Fotostrecke: 3 Bilder Im Live Set Edit Modus können die Sounds des CP73 verwaltet werden. (Andreas Recktenwald)

Sonstiges

Das CP73 kann als Master-Keyboard mit bis zu vier Zonen eingesetzt werden. Interne und externe Sounds können so problemlos kombiniert werden. Die detaillierten Einstellungen der Master-Keyboard-Funktion werden mit im jeweiligen Live-Set abgespeichert. Die Einstellungen für die Zonen finden in Untermenüs statt und sind leider nicht so benutzerfreundlich wie die für die internen Sounds. 

Anzeige

Fazit

Yamaha geht mit dem CP73 und CP88 einen interessanten Weg. Das Konzept ist klar auf den Live-Keyboarder zugeschnitten: Man erhält hervorragende akustische und elektrische Piano-Klänge perfekt angepasst an die erstklassige Tastatur. Die Bedienung ist extrem intuitiv und bietet direkten Zugriff auf alle wichtigen Parameter. Man ist in der Lage, den Klang des Instruments augenblicklich tiefgreifend zu verändern. Die Drehregler mit LED-Kranz sind hier ein großer Pluspunkt. Das Gerät ist für den harten Bühnenalltag ausgelegt und verfügt – bis auf die kleinen Pitch Bend- und Modulation-Hebel – über stabile Komponenten und Anschlüsse. Im Vergleich zum Nord Stage ist Yamaha mit der CP-Reihe gut aufgestellt, vor allem wegen des günstigeren Preises. Der eigentliche Konkurrent ist aber das gleich teure Nord Electro. Nord bietet zwar eine gute Zugriegel-Simulation, aber das CP73 hat die besseren Piano-Sounds, die bessere Tastatur und ein integriertes USB-MIDI- und Audio-Interface.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hervorragende Piano Samples
  • Hochwertige Tastatur
  • Intuitives Bedienkonzept mit direktem Zugriff
  • Robuste Verarbeitung
  • Kompakt und leicht
  • Seamless Sound Switch
  • USB-Audio
  • Masterkeyboard-Funktionen
Contra
  • Fummelige Pitch Bend- und Modulation-Hebel
  • Tone-Regler mit zu geringer Wirkung
Artikelbild
Yamaha CP73 Test
Für 1.879,00€ bei
Das Yamaha CP73 ist klar für den Live-Keyboarder ausgelegt und hat klanglich einiges zu bieten.
Das Yamaha CP73 ist klar für den Live-Keyboarder ausgelegt und hat klanglich einiges zu bieten.

Weitere Informationen zu diesen Produkten gibt es auf der Webseite des Herstellers.

Kommentieren
Profilbild von DanKey73

DanKey73 sagt:

#1 - 17.11.2019 um 17:17 Uhr

0

Sehr schöner Test mit Tollen Hörbeispielen! Die Aussage am Ende, das CP73 habe „die besseren Piano-Sounds“ als das Nord Electro, halte ich für viel zu pauschal und auch einfach nicht richtig. Ich hatte beide Pianos für ein paar Tage nebeneinander zum ausführlichen Vergleich. Ich kam da für mich zum gegenteiligen Ergebnis: Sowohl die Flügel - als auch die Upright-Samples fand bei Nord weiterhin deutlich besser, da lebendiger und natürlicher klingend. Ist natürlich immer auch Geschmacksache, aber selbst die Rhodes Samples, denen ich bei Nord eigentlich immer schon sehr zwiespältig gegenüber bin, fand ich im CP insgesamt auch nicht deutlich besser.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.