Mit dem Fender Tre-Verb setzt der Hersteller seine vor einiger Zeit begonnenen Aktivitäten auf dem Effektpedalmarkt fort. Tremolo und Reverb sind die beiden separat bedienbaren Effekte, die zusammen in einem Pedalgehäuse untergebracht sind und uns soundmäßig zurück in die 60er beamen sollen. Dabei handelt es sich laut Fender beim Hall um digitale Stereo-Ausgaben der Varianten, die in den legendären Verstärkern aus den Jahren 1963 und 1965 eingebaut waren. Und das Tremolo verspricht, alle Möglichkeiten für den gewünschten Effekt an Bord zu haben.
Sechs Potis mit blau leuchtenden Markierungsstrichen, zwei Mini-Kippschalter und zwei Fußschalter suggerieren auf jeden Fall umfangreiche Einstellmöglichkeiten, zumal die beiden Effekte unabhängig voneinander, aber auch zusammen betrieben werden können. Und nicht zuletzt wirkt der Blaumetallic-Look durchaus wertig und ansprechend und macht neugierig, ob das Fender Tre-Verb dem guten optischen Eindruck auch in der Praxis entspricht.
Details
Zumindest mit seiner Höhe überragt das Tre-Verb viele andere Treter – die Dimensionen 122,5 x 96 x 62 mm und auch das Gewicht von 436 g sind recht ordentlich, und auch der Strombedarf ist nicht gerade bescheiden: 9V bei 350 mA werden angegeben, allerdings gehört kein Netzteil zum Lieferumfang, sodass eine leistungsstarke Stromversorgung Voraussetzung ist – Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen und würde sich bei diesen Werten auch nicht empfehlen.
Wie bereits erwähnt, wartet der Reverb-Sektor des Pedals quasi mit einer digitalen Hallfeder aus den 63er und 65er Amp-Modellen auf, und im Tremolo-Bereich verspricht Fender u.a. mit der Harmonic-Vibrato-Einstellung die Simulation des legendären Vibratos der Fender Brown Amps aus den 60ern. Dies alles in True-Stereo, also mit Stereo-Ein- und -Ausgängen.
1/6 Die Anschlüsse sind auf die Gehäuseseiten und die Stirnseite verteilt.
2/6 Auf der rechten Seite befinden sich zwei Klinkenbuchsen, die das Eingangssignal in Stereo oder Mono aufnehmen.
3/6 Die gegenüberliegende Seite bietet das passende Pendant und beherbergt die Ausgänge.
4/6 Der Strombedarf ist mit 350 mA schon recht ordentlich und erfordert ein optionales Netzteil, das an der Stirnseite angeschlossen wird.
5/6 Hier finden sich auch je ein Schalter zum Deaktivieren der LEDs und zum Umschalten der internen Effektreihenfolge.
Die Bedienelemente auf der Oberseite sind ebenfalls nach Effekt geordnet, rechts der Hall, links das Tremolo. Beide verfügen dazu über einen kleinen Kippschalter, der in der Hall-Abteilung die Simulationen des 63er und des 65er Amps und einen Plattenhall bereitstellt. Dazu gesellen sich ein Tone-Poti, das die Anteile der hohen Frequenzen im Signal bestimmt, ein Dwell-Regler für die Länge des Halls und ein Blend-Poti, das den Hall-Anteil im Verhältnis zum Gitarrenton zwischen 0 und 100 % justiert.
Die Tremolo-Abteilung auf der linken Seite verfügt ebenfalls über einen kleinen Kippschalter, der hier zwischen Opto für ein Optokoppler-basiertes Tremolo, Bias für ein Bias-basiertes Röhrentremolo und HM für ein “harmonic vibrator style tremolo”, wie es Fender beschreibt, wählt. Geregelt wird das Tremolo über die drei Regler Level für den Tremolo-Pegel, Rate für die Geschwindigkeit, die von einer kleinen LED mitgeblinkt wird, und Depth für die Effektstärke.
1/3 Die Oberseite ist mit sechs schwarzen Potis, die mit ausschaltbaren LEDs ausgestattet sind, zwei Minischaltern und zwei Fußschaltern bestückt.
2/3 Die Tremoloeinheit wird über die Potis auf der linken Seite gesteuert, die rechte Seite ist zur Bearbeitung des Reverbs vorgesehen.
3/3 Zwei robuste Fußschalter aktivieren oder deaktivieren die beiden Effekte und zeigen das mit einer blauen und roten Status-LED an.
Zusätzlich finden sich an der Stirnseite neben dem Anschluss für ein Netzteil noch ein Schiebeschalter, der die Effektreihenfolge festlegt sowie ein LED-Killswitch, mit dem die Beleuchtung der Regler ausgeschaltet werden kann.
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Praxis
Natürlich testen wir das Fender Tre-Verb stilecht mit Klassikern aus dem Fender-Universum: Es kommt eine Fender Stratocaster mit Fender Lace Pickups zum Einsatz, deren Signal ins Pedal geht und von dort aus in zwei Fender Twin Reverbs – logischerweise unter Ignorieren des Amp-eigenen Halls.
Wir beginnen mit dem Reverb, gewissermaßen chronologisch mit dem 63er, was auch der zuständige Kippschalter anzeigt. Blend steht auf 11 Uhr – ein FOH-Mischer würde es weniger üppig wollen – aber zu Demonstrationszwecken darf es gern ein wenig mehr sein. Dazu setzen wir die Länge des Halls mit Dwell auf 11 Uhr und den Tone-Regler auf 14 Uhr. Nun wird der Stegtonabnehmer der Strat zuerst einmal trocken gespielt, also ohne Effekt, dann mit einigen Pickingakkorden und Effekt. Und tatsächlich, es klingt nach Federhall der Marke Fender und hat somit einen gewissen Nostalgieeffekt.
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Reverb ’63
Für das nächste Beispiel bewegen wir uns per Mini-Schalter zurück ins Jahr 1965, zumindest halltechnisch. Gleiche Einstellungen, nur Blend auf 12 Uhr, um denselben Hallanteil zu bekommen wie beim ersten Beispiel, denn dieser Regler greift bei dieser Hallvariante anders, sprich, später. Diesmal ist die Strat mit ihrem Halstonabnehmer vertreten, die erste Phrase wieder ohne Effekt. Man hört die Hallfedern hier zwitschern wie bei einem guten alten Fenderamp. Die Resonanz der Obertöne ist gut getroffen, Vintagefeeling kommt auf.
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Reverb ’65
Es ist noch ein Platz frei beim kleinen Dreifachschalter, den die Fender-Entwickler mit einer Plattenhall-Simulation mit etwas Modulationsanteil belegt haben. Diesmal steht der Blend-Regler sogar auf 14 Uhr, denn er interagiert tatsächlich bei jeder Hallvariante unterschiedlich. Der Hall wird mit Dwell auf 14 Uhr verlängert und Tone auf 12 Uhr etwas angewärmt. Fazit: Plattenhallsimulationen hat man schon besser oder sogar viel besser gehört – Fender, bleib bei deinen Federn, möchte man hier schon fast sagen.
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Plate
Das Tre-Verb gibt dem Gitarristen zwei weitgehend authentische Vintage-Effekte an die Hand, die unabhängig oder kombiniert einsetzbar sind.
Nun begeben wir uns in den Tremolobereich und fangen mit dem Opto-Modus an, Fender Deluxe oder Twin Tremolos sind hier die Vorlage. Der linke Mini-Kippschalter, der für das Tremolosegment zuständig ist, steht auf Opto, Depth und Rate jeweils auf 13 Uhr. Das Tempo des Tremolos liegt übrigens mit dem Rate-Poti auf 10:30 Uhr ungefähr bei 120 bpm. Die erwähnte kleine blaue Leuchtdiode daneben blinkt im Tempo mit. Diese Einstellung ist natürlich elementar, deshalb ist es ein gutes Feature, dass man das Tempo nach längerem Verbleib auf dem Tremolo Ein/Aus-Schalter auch tappen kann. Bei einer zukünftigen Version wäre vielleicht auch eine bpm-Angabe für die Einstellung der Rate ein bedenkenswerter Ansatz. Hier spielt eine Strat mit Stegtonabnehmer, anfangs ohne, dann mit Tremoloeffekt, und auch der zeigt sich nicht weit entfernt vom Original.
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Tremolo Opto-Mode
Nun zum Bias Modus, der Mittelposition des Kippschalters. Vorlage hier ist die Tremoloeinheit des Fender Princeton Amps. Wir benutzen dieselben Einstellungen, lediglich die Rate steht bei 12:15 Uhr. Bei 110 bpm ergibt das von der Rhythmik her ein triolisches Tremolieren. Das Bias-Tremolo schneidet noch etwas schöner als die Opto-Variante in das Gitarrensignal und klingt ebenfalls absolut authentisch. Hier kommt Spielfreude auf.
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Tremolo Bias-Mode
Der Harmonic-Modus, also die Kippschalterstellung HM, klingt insgesamt am wärmsten und ‘fettesten’. Wir testen bei Rate auf 10 Uhr, Level auf 13 Uhr und Depth auf All in, also auf Vollgas bei 17 Uhr. Trotz des Stegtonabnehmers präsentiert sich dieser Effekt wunderbar weich und cremig, aber im Bandkontext könnte es sein, dass sich die Bias-Variante am besten durchsetzt.
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Tremolo Harmonic-Mode
Die Kombination der beiden Effekte ist ebenfalls sehr verlockend. Man kann die Reihenfolge in der Effektkette mit dem Path-Schiebeschalter an der Stirnseite des Gerätes festlegen. Wir beginnen mit der Reihenfolge Tremolo-Reverb, wofür sich das Bias-Tremolo mit der Einstellung Rate 12 Uhr, Level 13 Uhr und Depth 14 Uhr sehr gut eignet. Hallseitig nehmen wir den 63er Hall wie im vorgenannten Beispiel. Ergebnis ist ein Sound, der jedem Old-School-Agententhriller gut zu Gesicht stehen würde. Klingt irgendwie ziemlich nach Schwarz-Weiß-Film, insofern: Mission accomplished!
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Bias Tremolo mit Reverb ’63
Nun drehen wir den Spieß um und ändern den Path, zuerst Hall, dann Tremolo bei fast gleichbleibenden Einstellungen der beiden Einheiten. Lediglich der Depth-Regler des Tremolos steht jetzt auf 12 Uhr und es ergibt sich ein ganz anderes Zusammenspiel der beiden Effekte. Dadurch, dass der Hall nun mit ins Tremolo wandert, kommt dieser Effekt noch ein wenig mächtiger daher, so mächtig, dass er im Prinzip diktiert, was gespielt wird. Noten, die in den Tremolopausen liegen, werden nämlich gerne mal komplett verschluckt. Das Timing der Anschläge ist wichtig, wenn man so mit dieser Effektkombi arbeitet.
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Reverb ’63 mit Bias Tremolo
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Zuerst die zwei Effekteinheiten getrennt voneinander und dann kombiniert, beginnend mit dem 63er Hall, dann die nächste Position, die Simulation des 65er Federhalls sowie des Plattenhalls. Tremoloseitig beginnen wir ebenfalls mit der ersten Einstellung des Kippschalters im Opto-Modus. Dann die wunderbare Bias-Einstellung und schließlich die HM (Harmonic Modulation) Einstellung. Bei der abschließenden Kombination der beiden Effekte in der Reihenfolge Reverb-Tremolo funktioniert der ansonsten nicht so herausragende Plattenhall am besten. Man kann schöne Akkordkaskaden bauen und mit dem Timing des Tremolos spielen. In diesem Fall geschieht dies alles mit einer Strat in Stegposition, direkt in das Pedal gestöpselt und von dort aus stereo in zwei trockene Fender Twins.
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Mit dem Fender Tre-Verb kommen Fender-Nostalgiker auf ihre Kosten, denn die beiden Federhallsimulationen sind sehr gelungen. Ob man die dritte Variante, den Plattenhall, wirklich braucht, sei dahingestellt. Aber zumindest in der Kombination Reverb-Tremolo macht er einen guten Job. Auch die Tremolo-Variationen decken den gesamten Bereich ab, lassen keinen Effekt vermissen und sind durch die Tap-Möglichkeit gut zu timen. Für runde 200 Euro bekommt man zwei weitgehend authentisch klingende Vintage-Effekte in Stereo in einem Pedalgehäuse, und wer die beiden in seinem Verstärker vermisst, für den könnte das Fender Tre-Verb eine echte Alternative sein.
Die Federhallsimulationen sind gelungen, der Plattenhall fällt deutlich ab, die Tremoloeffekte sind authentisch – alles in allem ist der Fender Tre-Verb ein gute Alternative beim Einsatz mit puristischen Amps ohne interne Effekte.
Technische Spezifikationen
Hersteller: Fender Musical Instruments
Modell: Tre-Verb
Typ: Kombiniertes Tremolo- und Reverb-Pedal
Herkunft: China
Anschlüsse: 2x 6,3 mm Klinkeneingang, 2x 6,3 mm Klinkenausgang, Netzadapter
Schalter: Mini-Kippschalter für Hall- (63′, 65′, Plate) und Tremolovarianten (Opto, Bias, Harmonic), Path-Schiebeschalter und LED-Ein/Ausschalter an Stirnseite
Fußschalter: Tremolo/Tap-Tempo, Reverb
Regler: Wave, Rate, Depth, Blend, Dwell, Tone
Stromversorgung: 9V Netzadapter (nicht im Lieferumfang enthalten)
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