Roland JD-Xi Test

Der Roland JD-Xi ist ein kompakter Hybrid-Synthesizer mit einer analogen und einer digitalen Klangerzeugung. Moment – Roland und analog? Der letzte analoge Synthesizer des Traditionsherstellers liegt Jahrzehnte zurück. Seit Mitte der 80er Jahre konzentrierte sich Roland auf Sample-basierte und virtuell-analoge Verfahren, zuletzt mit Instrumenten wie dem Jupiter-80 und der FA-Serie. Doch das Analog-Revival ist in voller Fahrt und hat nun also auch Roland mitgerissen, die im JD-Xi und im größeren JD-XA erstmals wieder analoge Oszillatoren und Filter verbauen.

Der Roland JD-Xi besitzt einen analogen und einen digitalen Teil
Der Roland JD-Xi ist vor allem für Pattern-Performer interessant


Bei aller Analog-Euphorie sollte man jedoch den digitalen Teil des JD-Xi nicht unterschlagen, der auf den aus dem Jupiter-80 bekannten SuperNATURAL Synth Tones basiert. In Rolands Museum steht zudem mit dem JP-8000 ein heute noch sehr gefragter Klassiker der virtuell-analogen Technik – dass die Firma dieses Metier beherrscht, muss sie eigentlich nicht mehr beweisen. Hinzu kommen eine Drum-Abteilung, ein Pattern-Sequencer und Vocal-Effekte. Man darf also gespannt sein, wie diese Komponenten im JD-Xi zusammenwirken. Wir haben den Roland JD-Xi für euch getestet und es herausgefunden.

Details

Gehäuse

37 Minitasten, ein paar Drehregler, ein Anschluss für ein Schwanenhalsmikrofon – kennen wir das nicht irgendwoher? Tatsächlich hat der Roland JD-Xi äußerlich viele Gemeinsamkeiten mit den erfolgreichen Mini-Synthesizern rund um microKORG XL und Novation MiniNova. Das Kunststoffgehäuse hat ein ähnliches Format und ist mit gut 2 kg sehr leicht, sodass man den JD-Xi wie einen microKORG unter den Arm klemmen und überall hin mitnehmen kann. Trotz des geringen Gewichts macht die Verarbeitungsqualität einen guten Eindruck, wie man es von Roland erwartet. Das Gehäuse ist stabil und die Bedienelemente wackeln nicht und fühlen sich wertig an. Allerdings sind die Potis nicht mit dem Gehäuse verschraubt, daher sollte man den JD-Xi lieber nicht mit der Oberseite auf den Boden fallen lassen. In den Seitenteilen funkeln metallisch-rote Zierelemente. Hier wurde nicht auf Retro-Design gesetzt, sondern auf ein modernes, fast ein bisschen futuristisches Äußeres. Im Lieferumfang befindet sich neben dem externen Netzteil das besagte Schwanenhalsmikro.

Fotostrecke: 4 Bilder 37 Minitasten, Schwanenhalsmikro, ein paar Regler – kennen wir das nicht?

Struktur

Die oberste hierarchische Ebene des JD-Xi ist das „Program“, wofür es 256 nicht überschreibbare Presets und 256 User-Speicherplätze gibt. Ein Programm umfasst vier Parts bzw. Tones (Digital 1 und 2, Drums und Analog) und ein Sequencer-Pattern. Die beiden digitalen Parts und die Drums teilen sich 128 Stimmen Polyphonie, während der analoge Teil monophon ist.
Jeweils einer der Parts kann ausgewählt und live auf der Tastatur gespielt werden. Es ist also nicht möglich, einen einzelnen spielbaren Sound aus digitalen und analogen Komponenten zusammenzusetzen, wie es die Werbung vielleicht suggeriert. Die Struktur des JD-Xi legt eher nahe, dass Roland den Pattern-Sequencer als das zentrale Element betrachtet: Man speichert im Grunde genommen ein Pattern mit den vier Tracks Digital 1 und 2, Drums und Analog und den dazugehörigen Sounds als Programm ab. Der JD-Xi befindet sich also permanent im Multimode. Tones (also die Einzelsounds der digitalen und analogen Klangerzeuger bzw. das Drumkit) lassen sich nicht einzeln sichern, sondern nur als Teil eines Programms. Allerdings gibt es 256 Preset Tones für den digitalen Teil und 64 Preset Tones im analogen Bereich sowie 33 Preset Drum Kits.

Bedienfeld

Auch das Bedienfeld des JD-Xi verzichtet auf Retro-Romantik und wirkt modern. Es ist leicht zum Benutzer hin geneigt. Viele Taster sind rot beleuchtet, was neben einer verbesserten Übersicht auch für eine effektvolle Lightshow sorgt, vor allem bei Benutzung des Sequencers.
Links neben den 37 Minitasten findet man Räder für Pitch Bend und Modulation, die beim JD-Xi ebenfalls etwas kleiner als üblich ausgeführt sind und an die Stelle des klassischen Roland-Hebels treten. Der linke Bereich der Bedienoberfläche wird von dem zweizeiligen, rot beleuchteten Display dominiert, unter dem sich acht Taster zur Navigation durch die Menüs befinden. Der Shift-Button bietet Zugriff auf die Zweitbelegungen diverser anderer Taster, unter anderem wird er zum Muten von Parts benötigt. Rechts daneben findet man vier Taster zur Anwahl der vier Parts (Digital 1 und 2, Drums und Analog), zwei Plus-/Minus-Buttons zur Auswahl von Tones und einen Drehschalter zur Auswahl von Klangkategorien (Strings/Pad, Lead, Bass etc.), wie es ihn beispielsweise auch beim microKORG XL und beim Novation MiniNova gibt. Er bezieht sich auf die beiden digitalen Parts, für den analogen Strang gibt es darunter zwei Buttons zur Auswahl der Oszillator-Schwingungsform und einen kleinen Drehregler für die Pulsbreite. In der Leiste darunter findet man den Regler für die Gesamtlautstärke, ein weiteres Poti und einen Tap-Button für das Tempo, zwei Oktav-Buttons, zwei Knöpfe für den Arpeggiator und die Transport-Buttons des Pattern-Sequencers.

Fotostrecke: 5 Bilder Viele Bedienelemente und das Display sind beim Roland JD-Xi rot beleuchtet

SuperNATURAL Synth Tones

Die beiden digitalen Blöcke arbeiten mit der gleichen Technik und Struktur wie die SuperNATURAL Synth Tones des Jupiter-80. Ein Tone besteht aus bis zu drei „Partials“, die jeweils einen Oszillator, ein Multimode-Filter (Tiefpass, Hochpass, Bandpass, Peaking), einen Amp und einen LFO umfassen. Die digitalen Oszillatoren liefern die virtuell-analogen Schwingungsformen Sägezahn, Rechteck, variable Pulsschwingung mit PWM, Dreieck, Sinus oder den allseits beliebten Super Saw aus dem erwähnten JP-8000. Alternativ stehen Rauschen oder eines von 160 PCM-Samples als Klangquellen zur Verfügung. Darunter sind viele synthetische Sounds, aber auch einige Naturinstrumente, sodass man auf dem JD-Xi notfalls auch Klavier oder Slap-Bass spielen kann. Ob man das möchte, ist eine andere Frage.

Analoge Klangerzeugung

Der monophone, analoge Strang des JD-Xi ist recht simpel aufgebaut. Er verfügt über einen analogen Oszillator mit den Schwingungsformen Sägezahn, Dreieck oder variable Pulsschwingung. Dazu gibt es einen zuschaltbaren Suboszillator mit einer Rechteckschwingung, der eine oder zwei Oktaven tiefer klingen kann. In der Lautstärke regeln kann man den Sub leider nicht. Danach folgt ein analoges Tiefpassfilter mit Resonanz. Für Filter und Amp stehen zwei ADSR-Hüllkurven zur Verfügung, während die Pitch-Hüllkurve mit Attack und Decay auskommen muss. Ein zur Clock synchonisierbarer LFO mit den Schwingungsformen Dreieck, Sinus, Sägezahn steigend, Rechteck, Sample&Hold und Random (fließend) steht zu Modulationszwecken bereit und kann auf Pitch, Filter und/oder Amp wirken. Nur der Oszillator, der Suboszillator und das Filter sind tatsächlich analog. Die Hüllkurven und der LFO werden digital erzeugt, greifen ja aber auch nur indirekt in das Klanggeschehen ein.

Drums

Die Drum-Sektion des JD-Xi arbeitet mit Samples, von denen 453 im Speicher liegen. Der Schwerpunkt liegt auf Samples von Rolands zahlreichen berühmten Drum-Machines, aber es sind auch „natürliche“ Schlagzeugsounds dabei. Ein Drumkit umfasst 26 Tasten, wobei Roland bei den Presets von der GM-Tastaturbelegung zugunsten von mehr Bassdrums und Snares abgewichen ist. Auf jeder Note können bis zu vier gelayerte und/oder mit Velocity-Crossfades versehene Samples zum Einsatz kommen. Samples lassen sich verstimmen (auch eine leichte, zufällige Verstimmung bei jeder Note ist möglich) und mit einer recht komplexen Pitch-Hüllkurve mit zwei Decay-Phasen (ADDSR) bearbeiten. Zur weiteren Klangformung gibt es ein Multimode-Filter mit sechs Varianten und Hüllkurve sowie eine Amp-Envelope.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Anschlüsse liegen etwas versteckt unter der Gehäusekante

Vocoder und Vocal-Effekte

Das vom Mikrofon- oder Audioeingang kommende Signal kann mit einem Vocoder oder einem Auto-Pitch-Effekt bearbeitet werden. Bei Verwendung dieser Effekte tritt das Vocal-Signal an die Stelle eines der beiden digitalen Blöcke der Klangerzeugung, der dann ggf. auch das Carrier-Signal für den Vocoder liefert. Sowohl für Vocoder als auch für Auto Pitch gibt es etliche Presets, die Effekte lassen sich im Menü aber auch in einigen Parametern einstellen.

Effekte

Vier Effektblöcke bilden den Abschluss und lassen sich den vier Parts der Klangerzeugung flexibel zuweisen. Auch das von den Audioeingängen und den Vocal-Effekten kommende Signal kann mit dieser Effektsektion weiter bearbeitet werden. Effect 1 wartet mit Distortion, Fuzz, Compressor und Bitcrusher auf, während Effect 2 Flanger, Phaser, Ringmodulator und Slicer im Angebot hat. Block 3 ist ein Delay, das sich selbstverständlich zum Tempo synchronisieren lässt, Block 4 besteht aus einem Reverb mit sechs verschiedenen Typen. Die Blöcke 1 und 2 lassen sich als Inserts einzelnen oder mehreren Tones zuweisen, während Delay und Reverb als Send-Effekte arbeiten. Beim Drumkit lassen sich die Effekt-Sends für jede Taste bzw. jeden Sound separat einstellen.

Anschlüsse

Die rückseitigen Anschlüssen des JD-Xi muss man unter der weit überstehenden Gehäusekante ertasten, wenn man sich von vorn über den Synthesizer beugt. Zum Glück sind die Anschlüsse aber auch oben auf dem Bedienfeld beschriftet. Man findet hier zunächst den Anschluss für das Netzteil und einen kleinen Power-Schiebeschalter, der für mein Empfinden das am billigsten wirkende Bedienelement des Synthesizers ist. Aber er verrichtet seinen Dienst wie erwartet. Danach folgt eine USB-Buchse, über die der JD-Xi nicht nur MIDI senden und empfangen kann, sondern auch Audio. Außerdem dient die Buchse zum Aufspielen von Software-Updates und seit dem Update auf die Version 1.10 auch zum Sichern von Einstellungen auf dem Rechner und zum Laden von Sounds aus Rolands Axial-Soundlibrary. Daneben liegen die beiden MIDI-Buchsen In und Out. Auf der anderen Seite findet man einen Kopfhöreranschluss, ein Stereo-Ausgangspärchen und einen Mono-Audioeingang, der zwischen Line und Gitarre (Hi-Z) umgeschaltet werden kann. Einen Hardware-Regler zur Pegeljustierung gibt es leider nicht, man findet diese Einstellung aber im System-Menü. Nun fehlt noch der Mikrofoneingang, der oben auf dem Bedienfeld in Form einer XLR-Buchse zu finden ist. Hier kann man natürlich nicht nur das mitgelieferte Schwanenhalsmikrofon anschließen, sondern ein beliebiges dynamisches Mikro. Leider lassen sich der rückseitige Audioeingang und der Mikrofoneingang nicht gleichzeitig verwenden.
Was Roland leider genauso „vergessen“ hat wie Korg beim microKORG, ist der Anschluss für ein Sustainpedal. Wer den JD-Xi als die Pattern-Maschine benutzt, als die er konzipiert ist, wird das Pedal selten brauchen. Wenn man den Synthesizer aber wirklich spielen möchte, vermisst man es schnell, zumal gerade Flächensounds eine Stärke der SuperNATURAL Synth Engine sind.

Praxis

Tastatur

Spätestens seit dem microKORG zieht sich ein Graben durch die Keyboarderfraktion – nicht wenige kommen mit Minitastaturen gut zurecht und schätzen die kompakte Bauform solcher Instrumente, während andere sich niemals einen Synthesizer oder ein Controller-Keyboard mit verkleinerten Tasten kaufen würden. Ich persönlich gehöre zu jenen, die Minitasten nicht schlimm finden und ganz gut darauf spielen können, habe zugegebenermaßen aber auch keine besonders großen Hände. Letztlich muss das jeder für sich selbst entscheiden – mittlerweile sollte sich jedoch herumgesprochen haben, dass eine Minitastatur nicht zwangsläufig unspielbar sein muss. So verhält es sich auch mit der Tastatur des Roland JD-Xi. Mir persönlich gefällt das Spielgefühl nicht ganz so gut wie beispielsweise beim microKORG, aber für einen kompakten Pattern-Synthesizer gibt es auch wenig Anlass zur Kritik. Die kleinen Tasten spielen sich recht angenehm und reichen für Synthesizer-Leads und -Bässe aus, für Pads und zum Eingeben von Noten in den Sequencer sowieso. Die Velocity-Kurve lässt sich in drei Stufen einstellen oder auf einen festen Wert setzen. Auf Aftertouch muss man beim JD-Xi allerdings verzichten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Minitasten des JD-Xi lassen sich recht angenehm spielen

Analoge Sounds

Der analoge Teil des JD-Xi ist ja nicht sonderlich komplex aufgebaut, was sich auch in den Sounds ausdrückt, die er produziert. Für vielschichtige analoge Klänge mit umfangreichen Modulationen ist der JD-Xi mit seinem einzelnen Oszillator jedenfalls nichts. Sein Wesen ähnelt eher der TB-303 oder vielleicht dem SH-101: ein Oszillator, ein Tiefpassfilter, Hüllkurven, ein LFO – fertig. Bahnbrechende Möglichkeiten zur Klangformung darf man hier nicht erwarten.
Was am Ende heraus kommt, kann dennoch oft überzeugen. Der Grundsound des Oszillators und des Filters ist Roland-typisch recht aufgeräumt und sauber und gefällt mir gut. Dank PWM und Suboszillator kann es auch mal fetter werden, wobei man von dieser einfachen Struktur natürlich keine Unison-Monster erwarten darf. Das Filter oszilliert bei viel Resonanz fleißig – als eigenständige Klangquelle lässt sich die Eigenschwingung aber nicht einsetzen, weil man den Oszillator nicht im Mix herunter regeln kann.  

Audio Samples
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Schwingungsformen (Saw, Triangle, Rechteck, Pulsbreitenregler) Filter (verschiedene Resonanzeinstellungen)

Die Stärken des analogen Teils des JD-Xi liegen für mein Empfinden bei Bässen und Sequencer-Sounds, was im Kontext dieses Pattern-Synthesizers sehr gut passt. Hier hört ihr ein paar Beispiele:

Audio Samples
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TB Bass Saw Buzz Saw & Perc Reel PWM Base Portasaw Lead Bass Sequence

Digitale Sounds

Die beiden digitalen Blöcke des JD-Xi verfügen mit der SuperNATURAL Synth Engine über ein leistungsfähiges und vielseitiges Verfahren zur Klangerzeugung und klingen ausgezeichnet. Ein Sound besteht aus bis zu drei „Partials“, von denen jedes ein virtuell-analoger Oszillator oder ein PCM-Sample sein kann und über ein eigenes Multimode-Filter verfügt. Von breiten Klängen mit drei virtuell-analogen Oszillatoren bis hin zu drei gelayerten Sample-Sounds ist hier also fast alles möglich, mit bis zu 128-stimmiger Polyphonie.
Wie die analogen Sounds lassen sich einige Parameter der digitalen Klangerzeugung direkt mit den Drehreglern justieren, was hauptsächlich zum spontanen Schrauben während einer Performance dient. Die eigentliche Programmierung findet im Menü statt und lässt auf dem kleinen Display keine Freude aufkommen, zumal selbst ein Datenrad fehlt und die Plus-/Minus-Knöpfe wirklich der einzige Weg zum Einstellen von Werten sind. Da ist man bei drei Partials mit jeweils über 50 Parametern eine ganze Weile beschäftigt. Abhilfe könnte hier ein Software Editor schaffen, der nach meinem Kenntnisstand für den JD-Xi aber bislang nicht verfügbar ist.
Soundmäßig entschädigen die digitalen Blöcke aber für vieles. Für mein Empfinden liegen die Stärken bei den Pads und Synth Strings (wenig verwunderlich bei einem Roland Synthesizer) und bei Trance-Chords und -Leads auf Super-Saw-Basis.  

Audio Samples
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JP Strings 1 Hybrid Strings Analog Strings Ah Super Saw Super Saw 1 Pluck Syn Str Trans Sweep Pad 106 Bass

Drums

Die Drum-Sektion des JD-Xi klingt ebenfalls sehr gut und deckt mit etlichen Drumcomputer-Samples den typischen Soundbedarf von Dance- und Hip-Hop-Produzenten ab. In Verbindung mit dem Step-Sequencer bilden die Drums eine vielseitige Drum Machine, die in manchen Fällen vielleicht sogar ein separates Gerät ersetzen könnte. Dagegen spricht allerdings, dass der JD-Xi keinen gesonderten Ausgang für die Drums besitzt (geschweige denn Einzelausgänge für einzelne Sounds) und dass man sich zur detaillierten Bearbeitung von Sounds auch bei den Drums durch ein langes Menü quälen muss. In der Praxis dürften deshalb die wenigsten Benutzer von den vorprogrammierten Drumkits abweichen, die aber auch schon gut klingen und viele Stile der elektronischen Musik abdecken.

Audio Samples
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Drums 1 Drums 2 Drums 3 Drums Come On Baby

Sequencer

Mit dem Sequencer des JD-Xi kann man die vier Parts aufzeichnen und zu Patterns kombinieren. Ein Pattern ist dabei stets an ein Programm gebunden – möchte man ein weiteres Pattern mit den gleichen Sounds erstellen, so muss man das gesamte Programm kopieren. Allerdings lassen sich Patterns von einem in ein anderes Programm oder von einem in einen anderen Part kopieren. Die Länge eines Patterns kann einen, zwei oder vier Takte zu je 16 Steps betragen. Der Sequencer sendet MIDI-Noten und lässt sich selbstverständlich zu einer MIDI-Clock synchronisieren.
Zur Aufnahme gibt es einen Echtzeitmodus, in dem man live auf der Tastatur spielen und die Regler des JD-Xi aufzeichnen kann, und einen Step-Eingabemodus. Der Sequencer ist leicht zu bedienen und macht eine Menge Spaß. Nach eingehender Beschäftigung mit dem JD-Xi und seiner Struktur halte ich ihn für ein wesentliches Element des Synthesizers – der ganze JD-Xi ist vor allem interessant, wenn man den Sequencer nutzen und an Patterns basteln möchte. Alles kann bei laufendem Sequencer passieren, sodass Patterns sich spontan entwickeln können. Schön wäre allerdings noch eine Option gewesen, die Sequenzen der drei Synth-Parts per Tastendruck zu transponieren. Auch fehlt mir eine schnell zugängliche Möglichkeit zur Lautstärkeanpassung der vier Parts, dafür muss man nämlich auch ins Menü. Direkt auf dem Bedienfeld lassen sich Parts lediglich muten (durch Drücken von SHIFT und dem jeweiligen Part-Taster).
In jedem der Preset-Programme ist natürlich auch ein Preset-Pattern vorhanden, mit denen man experimentieren kann. In der Regel wird man diese meist löschen und eigene Patterns erstellen, aber die Presets können eine Inspirationsquelle sein. Es gibt sogar einige kleine „Construction Kits“, bei denen nebeneinander liegende Programme ähnliche bzw. aufeinander abgestimmte Patterns beinhalten. Hier ein paar Beispiele für Preset-Patterns:

Audio Samples
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Pattern 1 Pattern 2 Pattern 3 EDM (“Construction Kit”)
Für das Mikrofon stehen ein Vocoder und ein Auto-Pitch-Effekt zur Verfügung
Für das Mikrofon stehen ein Vocoder und ein Auto-Pitch-Effekt zur Verfügung

Vocoder und Auto Pitch

Für einen Synthesizer mit 37 Minitasten gehören ein Anschluss für ein Schwanenhalsmikrofon und ein Vocoder heute ja fast zum guten Ton. Und Roland hat mit dem VP-330 und dem SVP-350 zwei echte Vocoder-Legenden im Stammbuch. Gemessen daran sind die Einstellmöglichkeiten des Vocoders beim JD-Xi eher dürftig – man hat keinen Zugriff auf die einzelnen Bänder und kann lediglich aus einer Reihe von Presets auswählen und einige Parameter wie Hochpassfilter und Envelope (drei Settings) einstellen. Der Grundsound geht in Ordnung und für ein paar typische Vocoder-Effekte bei einer Electro-Performance brauchen wohl die wenigsten weitergehende Regelmöglichkeiten. Wer jedoch einen voll ausgestatteten Vocoder benötigt, sollte sich anderweitig umsehen.
Mit Auto Pitch kann man die typischen Autotune-Effekte erzeugen. Die Tonleiter der „erlaubten“ Töne lässt sich einstellen. Außerdem lassen sich die Formanten verschieben („Gender“) und eine Oktavierung einstellen.  

Audio Samples
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Vocoder

Bedienung

Ich hatte es bereits erwähnt: Der JD-Xi kann für einen kleinen Synthesizer sehr viel, aber um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen, führt der Weg immer wieder in die recht langen und nicht gerade übersichtlichen Menüs. Es handelt sich eher nicht um einen Synthesizer für Sound-Bastler, die jeden Parameter der Klangerzeugung selbst einstellen möchten. Die Regler auf dem Bedienfeld taugen hauptsächlich zum spontanen Schrauben während einer (Pattern-) Performance, womit die Stärke des JD-Xi meiner Ansicht nach klar umrissen ist. Alles, was man zum Auswählen von Presets, zum schnellen Verändern einiger ausgewählter Klangparameter und zur Programmierung von Sequencer-Patterns braucht, ist schnell zugänglich. Alles andere erfordert Geduld und ein wenig Leidensfähigkeit.
Sehr schade und unverständlich ist, dass die Drehregler keinen Modus zum Abholen von Werten bieten. Ich habe in den Menüs lange nach einer entsprechenden Option gesucht, ohne sie letztlich zu finden. Wenn der gespeicherte Wert nicht mit dem Regler übereinstimmt, gibt es unvermeidbare Sprünge.  

Fazit

Der Roland JD-Xi ist ein kompakter Hybrid-Synthesizer mit einer monophonen, analogen Klangerzeugung, zwei polyphonen, digitalen Blöcken auf Basis der SuperNATURAL Synth Engine und einer Sample-basierten Drum-Sektion. Außerdem bietet er einen Mikrofoneingang mit Vocoder- und Auto-Pitch-Effekten. Alle vier Abteilungen der Klangerzeugung klingen gut, auch wenn die klangliche Bandbreite des analogen Teils wegen seiner recht simplen Struktur nicht unerschöpflich ist. Ein wesentliches Element des JD-Xi ist der Pattern-Sequencer, der leicht zu bedienen ist und viel Spaß macht. Mit einigen Reglern kann man in Echtzeit an Sounds schrauben, die detaillierte Programmierung erfolgt aber in langen und wenig einladenden Menüs. Alles in allem ist der JD-Xi also hauptsächlich für all jene interessant, die mit Patterns arbeiten und während einer Performance einige Klangparameter und Effekte im Zugriff haben möchten. Wer Sounds von Grund auf selbst programmieren möchte, dürfte den einen oder anderen Regler vermissen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Sound (analog und digital)
  • gute Drumsounds
  • trotz digitaler Steuerung keine Regler-Abstufungen hörbar
  • Pattern Sequencer mit Regleraufzeichnung
  • Vocoder und Auto Pitch
  • leicht und kompakt
  • als USB-Audiointerface verwendbar
Contra
  • zu wenig Bedienelemente für intuitive Programmierung (vor allem bei den Envelopes)
  • kein Anschluss für Sustainpedal
  • kein „Abholmodus“ für Drehregler
  • Lautstärkeanpassung der vier Parts nur im Menü
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Roland JD-Xi Test
Für 599,00€ bei
Der Roland JD-Xi ist vor allem für Pattern-Performer interessant
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