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Roland Boutique JX-03 Test

Praxis

Leider fehlt als Zubehör, wie in der gesamten Serie, ein Micro-USB-Kabel sowie ein Netzadapter hierfür. Das solltet ihr euch definitiv zusätzlich zulegen, sonst klappen die Verbindung mit dem Rechner und die Stromversorgung ohne Batterien nicht. Die Miniklinken-Ausgänge wirken auch nicht gerade professionell. Das Anschließen an das optional erhältliche 25 Tasten Minikeyboard K-25m ist hingegen spielend leicht. Das Flachbandkabel in den unterhalb liegenden Stecker des JX-03 gesteckt und schon kann ich dem Synthesizer Sounds entlocken. Über ein Kabel von Stereo-Miniklinke auf zweimal 6,3 mm Klinke verbinde ich das Modul mit meiner Soundkarte.
Wer kein Audiointerface zur Hand hat, dem hilft das integrierte des kleinen Rolands. Über die USB-Verbindung können neben MIDI- auch Audiodaten in beide Richtungen übertragen werden, wodurch man den Synthesizer direkt in der DAW aufnehmen und seine Ausgangsbuchsen zum Abhören von Audio aus der DAW nutzen kann. Dafür, und für die USB-MIDI-Korrespondenz, muss vorher der auf der Roland Website erhältliche Boutique-Treiber installiert sein. Ist das gemacht, steht einer Einbindung des JX-03 in meiner DAW als MIDI- und Audiogerät nichts mehr im Wege. Und das funktioniert tadellos und ohne lästige Einstellerei.

Sound

Und jetzt zum Sound. Vorweg muss ich sagen, dass ich den JX-03 in mein Herz geschlossen habe. Die Drehregler liegen zwar nah beieinander, sind aber im Vergleich zu den anderen beiden Boutique-Synthesizern JU-06 und JP-08, bei denen viele Parameter über Fader mit sehr kurzem Regelweg gesteuert werden, angenehmer zu bedienen und vor allem genauer justierbar. Leider besitze ich weder einen alten JX-3P, noch gibt es gute Software-Emulationen dieses Instrumentes, sodass ich zum JX-03 keine Vergleichssounds zeigen kann. Aber ich bin trotzdem beeindruckt, was man aus diesem Mini-Gadget herausholen kann. Nur solltet ihr aufpassen, dass die Gesamtlautstärke nicht zu hoch ist, da es sehr schnell zu Übersteuerungen kommt, die zu leichtem Kratzen und Klicken führen.
Die Presets des JX-03 klingen fett und warm. Genauso, wie ich es mir wünsche. Hier ein paar Beispiele:

Audio Samples
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Bass Sequence Bleep Sequence Organ Sequence Pad 1 Brass Sequence Chord Sequence 1 Chord Sequence 2 LFO Sequence Lead Sequence

Die Erweiterung um zusätzliche Schwingungsformen bringt den Vintage Sound des JX-3P in die Jetztzeit. Auch der schnellere LFO und die nun enthaltene Crossmodulation verhelfen zu extremeren Modulationen und interessanten Sounds. Zur Verbreiterung des Klangs spendiert Roland der kleinen Kiste zusätzlich einen Delay-Effekt. Und das klingt ebenfalls recht ordentlich.

Audio Samples
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Filter Synth Sequence mit Delay

So weit, so gut! Der Sound des JX-03 ist nicht alltäglich und passt somit sehr gut in mein Studio. Die Programmierung von Sequenzen, Bassläufe und Pad-Harmonien ist schnell erlernt und macht sich sehr gut als Abwechslung zu VST-Synthesizern, aber auch anderem analogen Spielzeug. Für einen günstigen Preis bekommt man mit dem JX-03 einen super ACB-Sound und bringt viel Achtziger-Flair ins eigene Studio.

Audio Samples
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Pad 2 Organ Sequence 2 Pad 3

Wegen der Vierstimmigkeit komme ich aber oft an die Grenzen, gerade bei lange ausklingenden Pads kommen abgeschnittene Noten häufig vor. Schade! Ich könnte mir vorstellen, dass eine mindestens sechsstimmige Version heutzutage leicht realisierbar und nur unwesentlich teurer gewesen wäre. Ein zweites Modul zu kaufen, ist meiner Meinung nach keine wirkliche Option, da man dann in eine Preisregion vorstößt, in der der Markt viele interessante Alternativen mit mitunter weitaus mehr Funktionen bietet.

Klanglich gibt es am Roland JX-03 nichts auszusetzen.
Klanglich gibt es am Roland JX-03 nichts auszusetzen.

Sequencer und MIDI

Der interne Sequencer ist über die 16 Preset-Auswahltaster leicht zu bedienen und läuft wie erwartet. Leider werden einige Optionen nur durch versteckte Tastenkombinationen erreicht, die ich erstmal erlernen muss. Auf der Oberfläche fehlen jegliche Hinweise zu den Funktionen. Shuffeln kann der Sequencer wie alle Roland Produkte, und das ist auch gut so! Wie schon vorher erwähnt, vermisse ich die Polyphonie des Originals und erreiche bei der Begrenzung auf maximal 16 Steps keine komplexen Sequenzverläufe, wie sie mit den 128 Steps des JX-3P möglich waren. Auch die Transposition von Sequenzen per Tastendruck ist nicht möglich, aber das zieht sich durch alle Boutique-Synthesizer. Note On, Note Off, Legato mehrerer Schritte und Gate Time beherrscht der JX-03 Sequencer – das war’s! Wichtiger ist aber: Der kleine Synthesizer läuft richtig tight zu meiner DAW. Die Sequenz startet punktgenau mit dem Locator in meiner Software und ich kann mich auf das Schrauben und Modulieren des Sounds konzentrieren.

Audio Samples
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interner Sequencer geclockt zur DAW

Wer gerne Reglerbewegungen aufzeichnet, Automationen mit der Maus einzeichnet oder gern mit externen Controllern arbeitet, der wird mit dem JX-03 ein neues Handwerk erlernen müssen. Denn das Steuern über MIDI-CC-Befehle ist nicht implementiert und die Regler des Synths senden keine Controller-Daten. Hier nimmt Roland das Wort „vintage“ ein wenig zu ernst, denn zeitgemäß ist das nicht, zumal der Synthesizer ja ohnehin durch und durch digital ist. Ich bin glücklicherweise mit den Retro-Synthesizern groß geworden und nehme gerne jede Reglerbewegung live in meiner DAW auf. Durch die besser bedienbaren Drehregler ist diese Art der „manuellen Automation“ einiger Parameter beim JX-03 für mein Empfinden auch unproblematischer als bei den mit Mini-Fadern bestückten JU-06 und JP-08. Manchmal wäre es dennoch schön, Automationen aufzeichnen zu können. Letztlich ist das eine reine Gewohnheitssache, aber es sollte beim Kauf berücksichtigt werden.

Kommentieren
Profilbild von Christopher Arndt

Christopher Arndt sagt:

#1 - 14.12.2015 um 14:02 Uhr

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Hallo Marcus,schöner Test, hier ein paar Anmerkungen:1. Der Link zum Audio-Beispiel "Pad 3" funktioniert nicht.2. Es gibt für das PG-200 einen Nachbau, das DT200, für etwas über 200 EUR. Für das Gespann JX-3P plus Programmer muss man also keinesfalls tausend Euro ausgeben. Reparaturanfällig ist der JX-3P auch nicht.3. Auch der JX-3P hat Oszillator-Crossmodulation, allerdings nur jeweils eine Einstellung für Sync und "Metal".4. Der Chorus rauscht zwar auch beim JX-3P, aber bei meinem längst nicht so stark. Man kann das durch ein Gate in der DAW meist ganz gut kompensieren.5. Die maximale LFO-Geschwindigkeit des JX-3P ist wirklich sehr gering. Da ist jede Verbesserung hochwillkommen.6. Am meisten fehlt mir beim JX-3P immer eine zweite Hüllkurve. Leider bringt der JX-03 dort auch keine Verbesserung.7. Der wichtigste Grund mir eine JX-03 zu holen, wäre für mich die bessere Einbindung in die DAW gewesen. Da aber, für mich total unverständlich, die Unterstützung von MIDI CC-Steuerung und/oder MIDI-Patchtransfers fehlt, sind weder der JX-03 noch seine Kumpanen für mich interessant und ich werde weiterhin auf ein Kiwi-Upgrade für meinen JX-3P sparen.8. Ein paar Sound-Demos des JX-3P, die ich kürzlich aufgenommen habe:https://soundcloud.com/spot...Gruß, Chris

    Profilbild von Lasse|bonedo

    Lasse|bonedo sagt:

    #1.1 - 14.12.2015 um 21:58 Uhr

    0

    Hallo Chris,
    vielen Dank für Deine Kommentare zum JX-3P und den Hinweis zum DT200. Sehr schöne Soundbeispiele!! Die fehlende MIDI-CC-Steuerung scheint mir wirklich die größte Schwachstelle der gesamten Boutique-Serie zu sein und erscheint umso unverständlicher, weil die Synths ja ohnehin digital sind.
    Der Link zum Pad 3 ist repariert, danke für den Hinweis!
    Viele Grüße
    Lasse (Red. bonedo)

    Antwort auf #1 von Christopher Arndt

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    Profilbild von Marcus Schmahl

    Marcus Schmahl sagt:

    #1.2 - 15.12.2015 um 08:55 Uhr

    0

    Hallo Christopher!
    Danke für die Anmerkungen! Das ist immer herzlichst Willkommen. :)
    Gerade wenn wir im Testlabor keine "alten" Gegenstücke zu den neuen Nachbauten testen können. Wirklich sehr schöne Soundbeispiele, die mich nochmals bestätigen, das der JX-03 soundmäßig wirklich nahe an dem Original liegt! Wegen Midi-Steuerung, nun ja, das ist wirklich kein guter Schritt von Roland gewesen. Aber beim JX-03 finde ich es nicht so auffallend, da die Drehregler wirklich gut (besser als die kurzen Faderwege des JU und JP!!) für Automationsfahrten funktionieren. Für einen Preis von knapp 300 Euro kann und sollte man sich nicht beschweren! ;)
    Grüße!
    Marcus

    Antwort auf #1 von Christopher Arndt

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    Profilbild von Daniel Holm

    Daniel Holm sagt:

    #1.3 - 02.02.2016 um 23:37 Uhr

    0

    Hi, größtes Manko beim alten JX-3P ist das Umschalten zwischen MIDI und Programmer, d.h. entweder Midi-Notes spielen oder über den Programmer manipulieren. Nicht aber beides. Geht das bei den Boutiques?

    Antwort auf #1 von Christopher Arndt

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    +1
Profilbild von HAUER

HAUER sagt:

#2 - 14.09.2017 um 23:02 Uhr

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Echt Nice ... geile soundfiles ... Danke ... unterschätztes gerät der Serie ...

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