Reloop RP-2000 MK2 Test

Bei Reloop geht mittlerweile ein Plattenspieler nach dem anderen der zweiten Generation an den Start wie aktuell der RP-2000 MK2. Schließlich fahren die Münsteraner seit Beginn ihrer Firmengründung auf Vinyl ab, sodass sie teilweise ihr Turntable-Portfolio von außen aufpolieren und innen tunen. Nach den bereits getesteten Modellen RP-7000 MK2 und RP-4000 MK2 spendieren sie dem RP 2000 als MK2 eine Frischzellenkur. Mit verbessertem Chassis, präzisiertem Pitch und weiteren neuen Features soll dieser direktangetriebene DJ-Plattenspieler zum Preis von 249,00 Euro den Appetit zum Vinyl-Auflegen anregen.

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Allerdings ist der Platz im Bedroom heiß umkämpft: Sein größerer und damit besser ausgestatteter Bruder RP-4000 MK2 geht mit nur 40,00 Euro mehr über die Ladentheke. Zudem lauern auch mit dem Audio-Technica AT-LP120-USBHC und Pioneer DJ PLX-500 weitere Anwärter sogar mit USB-Soundkarte. Unser Test wird es zeigen, ob und warum es sich lohnen könnte, auf den RP-2000 MK2 zu setzen.

Das spricht an!
Das spricht an!

Details

Reloop bleibt der klassischen Turntable-Optik ihrer RP-Serie auch mit dem RP-2000 MK2 treu. Sein neues tiefschwarzes Top-Panel in Metallic wirkt sowohl hochwertig, als auch nicht sehr kratzempfindlich. Das verstärkte schwarze Plastik-Chassis zeigt sich ebenfalls von einer recht soliden Seite. Zudem wurde es laut Presseinfo von den Dämpfungseigenschaften für bessere vibrationshemmende Eigenschaften überarbeitet. Allerdings wird es die gerade einmal 6,75 Kilogramm leichte Gehäusekonstruktion wohl schwer haben, starken Bassresonanzen und schockartige Stöße beim mobilen Einsatz zu kontern, auch wenn sie von vier großen beweglichen, schockabsorbierenden, in ihrer Höhe verstellbaren Füßen getragen wird.
Beim Blick auf den Plattenspieler fühlt sich ein Turntablist beheimatet: Alle Funktionen sind an ihrem gewohnten Platz. Links vom Plattenteller befindet sich der Netzschalter samt Stroboskop, daneben die ebenfalls überarbeiteten metallischen Taster in beliebter Technics-Optik für Start/Stopp und Geschwindigkeiten (33 1/3 und 45 RPM), verbessert in Haptik und Feedback. Das verchromte Target-Light zum Ausleuchten der Nadelposition auf der Plattenrille fährt auf Knopfdruck raus.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein schicker DJ-Plattenspieler

Die rechte Seite des RP-2000 MK2 zeigt den zehn Zentimeter langen Pitch-Control, der direkt über das Chassis und nicht wie bei den Prestige-Modellen über eine tiefergelegte Bahn gleitet. Sein Umfang beträgt ausschließlich +/- 8 Prozent. Leider rastet der Schieberegler bei der Null-Position ein. Eine grün aufleuchtende LED signalisiert dies, den Antrieb unterstützt zudem ein Quartz.

Sanft fährt er seine Bahn – der überarbeitete Pitch-Control
Sanft fährt er seine Bahn – der überarbeitete Pitch-Control

Apropos Antrieb: Reloop verbaut für den Direktantrieb einen 8-poligen, 2-phasigen, bürstenlosen Motor mit einem Start-Drehmoment von über 1,0 Kilogramm/Zentimeter. Das liegt zwar deutlich unter dem gängigen Standard-Niveau von mindestens 1,5 Kg/cm. Aber schließlich bringt der neu entwickelte präzisionsgefertigte Plattenteller aus Aluminium-Druckguss samt typischen Stroboskopspiegeln nur ungefähr ein halbes Kilogramm auf die Waage. Es fehlt ihm an der Kautschuk-Dämpfung auf der Rückseite. Beim Start des Plattentellers ist dieses Leichtgewicht im Zusammenspiel mit dem Drehmoment von Vorteil. Den Plattenteller führt man mit den großen Griff-Löchern einfach in den Dorn ein und legt ihn ab.

Fotostrecke: 3 Bilder Präzise gefertigt und recht leicht – der Plattenteller

Bei der Tonarm-Basis setzt Reloop auf Metall und Plastik. Der leider nicht in der Höhe verstellbare Sockel wurde aus synthetischem Kunststoff gefertigt, dagegen der Tonarm-Bügel aus Metall. Das Anti-Skating-Rädchen mit einem Umfang von 0 bis 7 Gramm befindet sich oberhalb vom Tonarmhebel. Der per hydraulischem Lift absenkbare statisch ausbalancierte S-Tonarm in schillerndem Chrom endet mit einem standardisierten SME-Verschluss, kompatibel mit etlichen Tonabnehmern. Reloop steuert allerdings von Haus ein OM Black bei, gefertigt von Ortofon, vormontiert auf einem Headshell.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine solide Tonarmbasis

Obendrein liegen neben der Bedienungsanleitung eine Slipmat, das Auflagegewicht und ein Netzkabel, das an der Rückseite angesteckt wird, mit bei. Hingegen ist das Cinchkabel samt Erdung bereits fest mit dem Chassis verkabelt, was einen Austausch im Fall des Kabelbruchs nur vom Fachmann erlaubt. Für den, der den Plattenspieler gegen Staub schützen möchte, bietet Reloop auch eine optional erhältliche Abdeckhaube an, für die er rückseitig vorbereitet ist.

Für einen Plattenspieler dieser Preiskategorie ist der Reloop RP-2000 MK2 demnach ganz gut ausgestattet. Allerdings muss man leider auf einen 7″-Puk samt Mulde im Chassis, alternativ der optimale Ablageplatz für die Novation Dicers, verzichten.

Praxis

Reloop RP-2000 MK2 gegen Technics SL-1200GR – David gegen Goliath. Die Gegenüberstellung beider Modelle mag sicherlich haken, schließlich trifft Einstiegs- auf Premium-Modell. Für einen SL-1200GR kann man sich sechs RP-2000 MK2 leisten. Aber wann lohnt es sich, Geld in zweierlei Hinsicht zu sparen – sei es für ein teureres Turntable-Modell oder mit dem Kauf des RP-2000 MK2 Cash für anderes Equipment. Dem auf die Schliche zu kommen, nutze ich für meinen Test weiterhin:

  • Rane Seventy-Two-Mixer
  • Ortofon Concorde Scratch MKII
  • Ortofon Concorde Club MKII

Das Einrichten

Eine optimale Performance des Plattenspielers setzt das Einstellen des Tonabnehmers nach den Vorgaben des Herstellers voraus. In diesem Fall justiere ich das Auflagegewicht je nach montierten Tonabnehmer auf drei beziehungsweise vier Gramm. Der Skala-Ring auf dem Gewicht zeigt zwar etwas Spiel, sodass man es mit der präzisen Einstellung des Auflagegewichts nicht hundertprozentig genau nehmen sollte. Aber pedantische Vinyl-Nerds sind eh nicht des RP-2000 MK2 anvisierte Zielgruppe. Allerdings zieht der Tonarm auch beim Anti-Skating von null Gramm wie bei vielen Plattenspielern neuerer Generation in Richtung Plattentellerrand. Trotzdem bevorzuge ich für diesen Test diesen Wert, wobei generell ein Anti-Skating zwischen null und der Hälfte des eingestellten Auflagegewichts als optimal zu präferieren ist.

Das Chassis

Obwohl das Top-Panel-Gehäuse gegen Stoß und Vibration überarbeitet und mit vier absorbierenden Füßen ausgestattet ist, sollte man keine Wunder erwarten. Auf Klopfen gegen das Chassis, wie auch auf Trittschall reagiert der Plattenspieler recht empfindlich. Beide Störsignale nimmt man deutlich wahr, zumindest, wenn die Nadel aufliegt, aber die Platte steht. Im laufenden Betrieb geht es unter. Dagegen nimmt er es auch mit manchen Stößen gegen das Chassis auf. Die hört man zwar, aber er gerät nicht beim kleinsten Anraunzer aus der Bahn.

Antrieb

Trotz seines recht gering ausfallenden Drehmoments zieht der Plattenteller beim Start des Plattentellers ganz gut an, was sicherlich nicht auf das Konto der überarbeiteten Start/Stopp-Taste geht. Die Anlaufzeit wird mit unter einer Sekunde beziffert, und sie liegt wirklich darunter. Per Stopp läuft der Plattenteller sanft aus, was akustisch einen wirklichen schönen und gut einsetzbaren Effekt erzeugt.

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Start/Stopp Funktion

Beim Anhalten der Platte mit aufliegender Hand spürt man allerdings sofort die geringe Zugkraft. Denn der Plattenteller bleibt selbst bei niedrigerem Druck recht schnell stehen. Wer wie ich einen Technics SL-1210 MK2 gewohnt ist, kann sich aber dennoch damit anfreunden. Alles eine Frage der Übung. Zumal auch mit einer anderen Slipmat mit gewachster Unterfläche der Plattenteller trotz angehaltener Platte besser weiterdreht. Damit gelingen letztlich auch die Drops recht gut ohne deutliches Delay beim Loslassen der Platte.

Gleichlauf und Pitching

Den direktangetriebenen Motor unterstützt ein gleichlaufstabilisierender Quartz in der Null-Position. Damit bringt es der Reloop RP-2000 MK2 auf eine Schwankung von 0,15 Prozent. Um ein Gefühl für diesen Wert zu bekommen, habe ich im Vergleich abwechselnd den SL-1200GR und RP-2000 MK2 im DVS-Modus von Serato DJ Pro synchron mit dem gleichen Track im internen Modus abgespielt. Nach einer Minute Spielzeit hört man mit dem RP-2000 MK eine leichte Phasenverschiebung. Dagegen liegen mit dem Technics SL-1200GR beide Tracks vom Beat immer noch genau übereinander. Ergo, mit dem RP-2000 MK2 muss man schneller beim Mix eingreifen, um die Phase durch Anschieben oder Bremsen des Plattentellers zu korrigieren. Aufgrund des Drehmoments und Plattentellergewichtes gilt auch hier: Mit Bedacht rangehen! Schließlich ist der Plattenteller recht leicht zu bendi(n)gen. Hat man erstmal den Dreh raus, geht es von der Hand.
Laut Reloop wurde bei dem MK2-Modell der gedämpfte Pitch-Control präzisiert. Mein Resultat beim Ablesen der aktuellen Pitch-Position im Serato DJ Pro-Deck: Trotz Einrasten um den Nullpunkt verzeichnet der Pitch-Control kurz davor und danach keine größeren Tempo-Veränderungen, wie man es von dem älteren Technics SL-1210/00 MK2-Modell kennt. Auch genaue Tempoeinstellungen lässt der Fader zu.

Klang

Für den Klangtest stelle ich abermals den Reloop RP-2000 MK2 dem Technics SL-1200GR gegenüber. Beim Grundrauschen schlägt sich der Herausforderer überraschend gut. Mit komplett voll aufgedrehten Kanälen rauscht der RP-2000 MK2 identisch wenig wie der sechsfach so teure Technics SL-1200GR.
Um die Soundeigenschaften beim Playback zu vergleichen, montiere ich an beide Plattenspieler das elliptische Concorde Club MKII. Aber hier zeigt sich eindeutiger der Qualitätsunterschied. Im direkten Vergleich dunkelt der RP-2000 MK2 merklich ab. Es fehlen die obersten Spitzen, die Transparenz leidet darunter. Man hört es schon beim Auflegen der Nadel in der Einlaufrille, die weniger knistert und rauscht. Wen das beim Plattenhören allerdings eh stört, der wird darin sogar einen Vorteil sehen. Zudem klingt der RP-2000 MK2 homogen und angenehm. Das beigelegte OM Black ist dazu eine gute Allround-Lösung für den Einstieg in die Vinyl-Materie.

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Der RP-2000 MK2 ist als erstes zu hören. Auch hier spielt das Einstiegsmodell zuerst. Soundtest mit beigefügtem OM Black

Scratching

Für diese letzte Disziplin meines Tests verwende ich das Ortofon Scratch MKII. Beim Druck auf den Plattenteller fällt auf, dass dieser leicht nachgibt und dadurch der Tonarm nach oben federt. Dies begünstigt Nadelsprünge, wie auch das stets greifende Anti-Skating. Bei sehr schnellen Baby-Scratches und vor allem beim Drilling kommt es dadurch häufiger zu Nadelaussetzern als bei anderen Modellen, unabhängig des eingesetzten Tonabnehmers. Entsprechend sollte man sich mit dem von seiner Hand ausgehenden Druck auf den Plattenteller zurückhalten. Dann klappt es auch mit dem Kratzen!

Für welchen Einsteiger?

Der RP-2000 MK2 lockt als günstiger Start in das Vinyl-DJing. Vor allem, wenn für das komplette Setup (Mixer, DVS, Kopfhörer, Monitorboxen) weiteres Geld draufgeht. Wer unbeleckt mit diesem Modell seine ersten DJ-Schritte geht, wird sich beim Mixing und Scratching an das Feeling und die Haptik sicherlich gewöhnen. Mit dem RP-2000 MK2 auflegen zu können, heißt, es mit allen anderen gängigen Modellen erst recht zu beherrschen.
Dagegen kommen Grobmotoriker mit zu viel Kraft und fehlendem Feingefühl vermutlich durch häufigeres Stehenbleiben des Plattentellers und Springen der Nadel schnell an ihre Grenzen und Geduld. Insofern sollte man sich vor dem Kauf selber einschätzen, ob vielleicht die 40-Euro-Aufpreis-Alternative mit dem RP-4000 MK2 zu einem besser passt. Der ebenfalls von Reloop hergestellte Dreher punktet mit einem deutlich stärkeren Drehmoment (1,8 Kg/cm), schwererem Chassis (9,8 Kilogramm) und dazu einem vom prozentualen Umfang veränderlichen Pitch-Control. Womöglich ist er auch ein besserer Kandidat für den mobilen Einsatz.

Fazit

Reloops RP-2000 MK2 lädt zum ersten Auflegen mit Vinyl ein. Dafür spricht zunächst sein günstiger Preis. Aber auch seine hochwertige Optik mit tiefschwarzem Metallic-Finish in Top-Panel-Bauweise macht Appetit. Zudem wurden Chassis, Pitch-Control und die Taster überholt. Sein niedriger Torque bildet mit dem leichten Plattenteller ein ganz gutes Team, sodass selbst Drops mit der Platte von Hand und Scratches nach etwas Einspielzeit gelingen. Vom Sound präsentiert er sich zwar ausgewogen, wobei Details im Klangbild etwas auf der Strecke bleiben. Dafür ist sein Grundrauschen auf dem Niveau des Technics SL-1200GR. Seine Tonarmbasis lässt dagegen mehr die Preisklasse spüren: Sie ist nicht von der Höhe verstellbar, zudem driftet der Tonarm bei einem Anti-Skating-Wert von null zum Tellerrand.
Der RP-2000 MK2 bietet folglich seiner Klasse entsprechendes Know-how. Er erleichtert den Einstieg zwar preislich, erschwert aber das Einstudieren der ersten Skills. Übung macht den Meister!

Pro:
  • solides Chassis
  • klassische Turntable-Optik
  • geringes Grundrauschen
  • präziser Pitch-Control
  • beigelegter Tonabnehmer OM Black mit Headshell
Contra:
  • Antiskating wirkt ständig
  • nicht in der Höhe verstellbare Tonarmbasis
  • fest montiertes Phono-Kabel
  • keine Mulde für 7“-Puk
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Technische Spezifikationen
  • neukonstruiertes Top-Panel und verstärkte Gehäusekonstruktion zur Dämpfung
  • überarbeitete metallische Taster mit verbesserter Haptik & Feedback
  • präzisierter Pitch mit +/– 8 %
  • quarzgesteuerter Direktantrieb
  • 2 Geschwindigkeiten (33 1/3 & 45 RPM)
  • präzisionsgefertigter, druckgegossener Aluminium-Plattenteller mit hoher Laufruhe
  • statisch ausbalancierter, S-förmiger Tonarm mit hydraulischem Lift und Anti-Skating
  • universeller SME-Anschluss
  • ausfahrbare Nadelbeleuchtung
  • schockabsorbierende Füße
  • 8-pol., 2-phasiger, bürstenloser DC Motor
  • Startdrehmoment: > 1 kg/cm
  • Stoppzeit:
  • Anlaufzeit / RPM-Änderung:
  • Gleichlaufschwankung:
  • Abmessungen: 450 (B) x 352 (T) x 144 (H) mm
  • Gewicht: ca. 6,75 kg
  • Ladenpreis: 249,00 Euro (August 2018)
  • Zubehör:
  • Plattenteller
  • Auflagegewicht
  • Slipmat
  • Headshell und vormontiertem OM Black
  • Netzkabel
  • Bedienungsanleitung
  • Schutzhaube (optional)
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