Radial PZ-D.I. Test

Die kanadische Firma Radial hat sich seit über 25 Jahren dem Bau von musikalischen Helferlein verschrieben. Diese sollen Musikern den Alltag erleichtern und Problemlöser für manch kniffelige Situation sein. Der Großteil des Radial-Portfolios sind D.I.-Boxen unterschiedlichster Couleur für alle möglichen Instrumente und Einsatzzwecke. Eine der schwierigsten Aufgaben im Livebetrieb ist sicher die Verstärkung von akustischen Instrumenten – in unserem Fall sind also Akustik- oder Kontrabässe. Vor allem bei gehobener Lautstärke hat man meist mit einem unnatürlichen Klang und/oder Rückkopplungen zu kämpfen. Rückt man diesen mit einem herkömmlichen Equalizer zu Leibe, verändert man schnell zu stark den Charakter des Instruments. Laut Radial liegt die Ursache des Problems häufig in der falschen Eingangsimpedanz, die bei Verstärkern oder Mischpulten nicht für akustische Instrumente optimiert ist. Hier kommt nun die PZ-D.I. (“PZ” steht für “Piezo”- Tonabnehmer) ins Spiel. Sie verspricht Abhilfe für die geplagten Akustik- oder Kontrabassisten/innen!

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… aus Vancouver im kanadischen British Columbia.

Details

Als erstes fällt auf, dass die Radial PZ-D.I. richtig massiv gebaut ist und für ihre Größe mit über 600 Gramm ordentlich Gewicht mitbringt. Sie macht den Eindruck, als würde sie strapaziösem Tourleben viele Jahre mühelos standhalten. Die Ausstattung ist überschaubar – für eine D.I.-Box jedoch wiederum sehr umfangreich. Auf der Stirnseite befinden sich ein Klinkeneingang für Instrumente aller Art sowie ein Ausgang (ebenfalls Klinke) mit der Bezeichnung “Thru”. Dieser dient dazu, das Signal an einen Verstärker weiterzuleiten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Radial PZ-D.I. verfügt über ein sehr stabiles Äußeres, …

Auf der Rückseite findet man den XLR-Ausgang, der zu einem Mischpult oder einem Recording Interface etc. führt. Dieser liefert eine für Mischpult-Eingänge optimierte Impedanz und ein symmetriertes Signal, das deutlich weniger empfänglich für Einstreuungen und Nebengeräusche ist.

Fotostrecke: 2 Bilder So präsentiert sich das kleine Radial-Wunderkästchen …

Das Herz der PZ-D.I. ist sicherlich der Dreifach-Wahlschalter für die verschiedenen Eingangsimpedanzen. Mit ihm kann man zwischen 220 KiloOhm, 1 MegOhm und 10 MegOhm wählen – je nach angeschlossenem Instrument und Pickup-Typ. 220 KiloOhm sind laut Bedienungsanleitung prädestiniert für magnetische Pickups, also E-Bässe. 1 MegOhm liefert einen höhenreicheren Ton für magnetische Pickups und ist ansonsten die Wahl der Mittel für z.B. Keyboards. Es ist darüber hinaus auch die Eingangsimpedanz, die man an den meisten Verstärkern oder D.I. Boxen findet ‑ sozusagen das Mädchen für alles.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Hauptfeature der Radial-Box ist …

Man bekommt daher mit der Radial PZ-D.I. also auch eine “normale” D.I.-Box, die universell verwendbar und nicht auf akustische Instrumente beschränkt ist. Die dritte Option, welche die PZ-D.I. liefert, ist 10 MegOhm. Dies soll laut Radial optimiert für Piezo-Tonabnehmer sein, wie man sie an Akustik- und Kontrabässen (aber natürlich auch an allen anderen akustischen Instrumenten mit entsprechenden Pickups) findet. Diese können oft nasal oder hupend klingen mit Verlusten im Bassbereich, und bei falscher Eingansimpedanz sind auch Nebengeräusche und Rauschen möglich. Die 10 MegOhm sollen allen diesen Problemen entgegenwirken.
Zudem bietet die Radial PZ-D.I. noch einen Pad-Schalter (-15dB) für Instrumente mit hohem Pegel, einen stufenlos regelbaren Low Cut Filter, einen schaltbaren Hi Cut (ab 3kHz), einen Ground Lift Schalter für Probleme mit Netzbrummen und einen Schalter zur Phasenumkehrung. Dieser kann helfen, wenn sich P.A. und eigener Amp gegenseitig auslöschen oder zu Dröhnen etc. aufschaukeln.

Fotostrecke: 2 Bilder Radial Engineering ist ein Hersteller von professionellem Equipment …

Die Radial PZ-D.I. ist aktiv, d. h. sie benötigt Strom. Diesen bezieht sie exklusiv über die Phantomspeisung eines Mischpults oder eines Recording Interfaces etc. Ein Betrieb mit Netzteil oder Batterie ist nicht möglich.

Praxis

Aber widmen wir uns doch den möglichen Einsatzgebieten der Radial PZ-D.I. Der klassische Fall ist, dass beim Gig/Probe ein Mischpult mit Phantomspeisung vorhanden ist. Dieses versorgt die PZ-D.I. via XLR-Kabel mit Strom und nimmt gleichzeitig das symmetrische Signal entgegen. Mit dem “Thru”-Ausgang geht es zum eigenen Amp auf der Bühne.
Ein weiterer Fall ist die Recording-Situation. Hier liefern das Interface, der Mikro-Preamp oder ebenfalls das Mischpult per Phantomspeisung den nötigen Saft, und man kann somit das Tonabnehmersignal des Akustik- oder Kontrabasses entsprechend direkt aufnehmen und bei Bedarf mit einem Mikrosignal mischen.

Built like a tank - diese D.I.-Box ist wirklich stabil!
Built like a tank – diese D.I.-Box ist wirklich stabil!

Eine Sache zeichnet sich schon ab: Es ist immer eine Phantomspeisung nötig! Spielt man also beim Gig oder der Probe “nur” über den eigenen Amp, so kann die PZ-D.I. nicht betrieben werden. Natürlich ist der eigentliche Existenzgrund einer D.I.-Box, eine Impedanzwandlung und Symmetrierung des Signals vorzunehmen, um dieses entsprechend für die Eingänge eines Mischpults zu optimieren. Ich persönlich würde mir jedoch wünschen, dass ich die Vorteile der PZ-D.I. auch alleine mit meinem Bassamp (vor allem bei kleineren Gigs mit Kontrabass) nutzen könnte. Das ist natürlich nicht primär ihre Aufgabe und man kann es ihr deshalb auch nicht als Nachteil ankreiden – ihre Einsatzmöglichkeiten würden auf diese Weise jedoch deutlich erweitert!

Die Anfänge der kanadischen Company reichen zurück bis ins Jahr 1991.
Die Anfänge der kanadischen Company reichen zurück bis ins Jahr 1991.

Kommen wir zum Sound. Und da war ich vor allem beim Kontrabass wirklich erstaunt, denn noch nie wurde mir der Unterschied zwischen verschiedenen Eingangsimpedanzen so deutlich vor Augen geführt! Das liegt vor allem an der Möglichkeit des A-B-C-Vergleichs durch den Wahlschalter. Auf den Versuchsaufbau möchte ich gerne noch etwas näher eingehen, da es viele verschiedene Tonabnehmer für Kontrabass gibt, die auch an unterschiedlichsten Positionen am Bass angebracht werden.
Ich besitze einen ca. 100 Jahre alten tschechischen Kontrabass mit David Gage Realist-Pickup. Hierbei handelt es sich um einen Piezo-Tonabnehmer, der unter den Steg geklemmt wird. So klingt der Realist mit den drei verschiedenen Eingangsimpedanzen:

Audio Samples
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Kontrabass, 220-KOhm-Stellung Kontrabass, 1-MegOhm-Stellung Kontrabass, 10-MegOhm-Stellung

Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich, man hat fast den Eindruck, es handele sich um drei verschiedene Instrumente! Während die Stellungen bei 220 KOhm und 1 MegOhm viele Verluste im Bassbereich, dafür aber ausgiebige Höhen und Hochmitten mit sich bringen, bietet die 10 MegOhm-Variante ein deutlich ausgeglicheneres Klangbild. Hier sind die tiefen Frequenzen mit meinem Tonabnehmer fast schon zu mächtig, doch dafür liefert die Radial PZ-D.I. mit ihrem stufenlos regelbaren Low Cut gleich intern die Lösung – und die klingt so:

Audio Samples
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Kontrabass, 10-MegOhm-Stellung, Low Cut 30%

Für ein reines Pickup-Signal ohne jegliche Bearbeitung ist das ein durchaus beachtliches Ergebnis! Hier muss man nicht mehr groß mit dem Equalizer des Amps/Mischpult eingreifen.
Als zweites nehme ich mir einen Akustikbass vor: einen Ortega Private Room Striped Suite mit werkseigenem Tonabnehmer und Preamp:

Audio Samples
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Akustikbass, 220-KOhm-Stellung Akustikbass, 1-MegOhm-Stellung Akustikbass, 10-MegOhm-Stellung

Durch den internen Preamp wird bei diesem Bass die Impedanz bereits gewandelt. Insofern ist der Effekt, den die PZ-D.I. bewirken kann, hier deutlich kleiner. Nur in den Höhen scheint die 10-MegOhm-Variante etwas luftiger und transparenter. Um dies besser beurteilen zu können, spiele ich noch eine Akkordfolge, die hoch bis zum 15. Bund auf der G-Saite reicht.

Audio Samples
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Akustikbass, Akkorde, 220-KOhm-Stellung Akustikbass, Akkorde, 1-MegOhm-Stellung Akustikbass, Akkorde, 10-MegOhm-Stellung

Zuletzt teste ich die Radial PZ-D.I. noch mit einem Precision Bass, denn schließlich verspricht sie auch gute Ergebnisse für magnetische Tonabnehmer. Die meist verbreitete Eingangsimpedanz bei Amps beträgt 1 MegOhm. Dies führte (wie so Vieles!) Leo Fender ein und wurde seitdem vielfach übernommen. Laut Bedienungsanleitung der Radial PZ-D.I. sollen sich aber 220 KOhm deutlich besser eigenen. Vergleichen wir also beide:

Audio Samples
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E-Bass, 220 kOhm E-Bass, 1 MegOhm

Tatsächlich scheinen die 220 KOhm etwas ausgeglichener zu klingen; eine gewisse “Harschheit” im Bereich der Hochmitten ist verschwunden. Dies ist sicher auch ein Stück weit Geschmackssache, aber tatsächlich bewahrheitet sich der versprochene Effekt. Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass die Radial PZ-D.I. in allen Situationen absolut frei von Nebengeräuschen war.

Fazit

Die Radial PZ-D.I. ist ein Gerät, das nur einen einzigen Auftrag hat und diesen absolut professionell abliefert. Will heißen: Sie kann vergleichsweise wenig – das aber auf höchstem Niveau! Das ist mir sehr sympathisch und deutlich lieber als viel Ausstattung zu Lasten einer eher mittelmäßigen Performance. Viele Probleme mit schlechtem Sound und Rückkopplungen werden durch die PZ-D.I. obsolet oder zumindest stark verringert. Somit muss man deutlich weniger mit Equalizern zu Werke gehen und der Charakter des Instruments bleibt erhalten. Dieser Effekt ist am deutlichsten bei Pickups ohne eigenen/internen Preamp. Das ist gerade für den Kontrabass sehr interessant, da hier ja die Tonabnehmer meistens nachgerüstet werden und das Signal ohne vorherige Anpassung der Impedanz “nackt” in die D.I.-Box geht. Für uns Bassisten/innen sehe ich da die größte Stärke der Radial PZ-D.I. Das kleine Tool gibt es nicht für ein Butterbrot, denn professionelles Equipment hat nun einmal seinen Preis. Die Anschaffung spart aber unter Umständen sogar Geld für Equalizer, spezielle Akustikamps oder ähnliches. Ich persönlich würde mir noch die Möglichkeit wünschen, die PZ-D.I. mit Netzteil betreiben zu können. Das würde ihre Flexibilität deutlich erweitern, da man gerade bei kleineren Gigs oder Proben oft nur mit dem eigenen Amp unterwegs ist.

Pro:
  • sehr gute Soundqualität (v.a. beim Kontrabass)
  • praxisnahe Ausstattung
  • Wahlmöglichkeit der Eingangsimpedanz
  • massive Bauweise
Contra:
  • Betrieb ist nur mit Phantomspeisung möglich
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Die Radial PZ-D.I. verfügt über ein sehr stabiles Äußeres, …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Radial
  • Modell: PZ-D.I. Box
  • Herstellungsland: Kanada
  • Anschlüße: Input 1, Thru, Balanced Output
  • Regler: Pad, Low Cut, Hi Cut Schalter, Dreifach-Wahlschalter für Eingangsimpedanz, Ground Lift, Phase 180°
  • Maße: 12,7 cm x 8,4 cm x 4,5 cm (L x B x H)
  • Gewicht: 650 Gramm
  • Straßenpreis: 255,- Euro (Ladenpreis im November 2017)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Soundqualität (v.a. beim Kontrabass)
  • praxisnahe Ausstattung
  • Wahlmöglichkeit der Eingangsimpedanz
  • massive Bauweise
Contra
  • Betrieb nur mit Phantomspeisung möglich
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Radial PZ-D.I. Test
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... aus Vancouver im kanadischen British Columbia.

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