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Moog Music Inc. Minimoog Model D für iOS Test

Kaum ein Synthesizer wurde so oft reproduziert wie der Minimoog Model D. Dass der Synth so beliebt ist wie kaum ein zweiter, lässt sich nicht zuletzt an seinen unzähligen Emulationen erkennen. Neben virtuellen Nachbildungen à la Arturia Mini V oder Native Instruments Monark haben die erst kürzlich erschienenen Hardware-Klone Behringer Model D und Roland SE-02 für Aufsehen gesorgt. Wenn aber Moog selbst eine Emulation des Minimoogs veröffentlicht, der vom Synth-Hersteller erst letztes Jahr noch mal als Hardware neuaufgelegt wurde, schaut man doch noch mal genauer hin. Was der iOS-Minimoog im Vergleich zum Original auf Lager hat, haben wir uns mit diesem Review genauer angeschaut. 

Moog_Minimoog-iOS_Bild_01_Aufmacher

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Wie auch schon bei der Model-15-App nutzt Moog die Metal-Technologie von Apple,  wodurch die App nur auf 64-Bit-Geräten läuft. Unterstützt werden Inter-App Audio und Audiobus, was schon mal die Konnektivität zu weiteren Apps ermöglicht. Mit Ableton Link lässt sich der iOS-Moog zu Ableton Live am Rechner und weiteren Ableton-Link-fähigen Produkten synchronisieren. Via Bluetooth LE MIDI-Controllern kann Mini für iOS auch durch die Luft mit MIDI-Daten gefüttert werden.

Beliebtes Konzept mit Extras

Moog fügt den iOS-Emulationen gerne weitere Features hinzu. Allen voran die Besonderheit, dass der ursprüngliche Monophone Synth in der App-Variante vierstimmig  gespielt werden kann. Dieses Feature kann bei Bedarf aktiviert werden – wer möchte, spielt den Moog natürlich auch monophon. Inwieweit die Polyphonie sich auf den Ressourcenbedarf auswirkt, schauen wir uns im Praxisteil an.

Das gewohnte Interface wurde originalgetreu umgesetzt.
Das gewohnte Interface wurde originalgetreu umgesetzt.

Auf der Bedienoberfläche kommen folgende Module hinzu, die es beim Original nicht gibt:

  • Arpeggiator-Modul mit Note-Hold-Funktion
  • Bender-Modulationseffekt
  • Stereo-Ping-Pong-Delay
  • Echtzeit-Loop-Recorder mit Overdub

Anders als bei der Hardware kann die LFO-Wellenform in den Settings zwischen Triangle und Square umgeschaltet werden. Die Form des Contour-Parameters in der Filtersektion lässt sich zwischen Classic und Clean auswählen. Classic arbeitet wie beim Original, die Clean-Form ermöglicht Sustain-Pegel, die den gesamten Bereich der Konturform ausnutzen können. Zudem gibt es keine Übersteuerungen beim Eintreten in den VCA.

Der iOS-Minimoog ist wahlweise auch polyphon spielbar.
Der iOS-Minimoog ist wahlweise auch polyphon spielbar.

Presets und Expansions

Über 160 Presets hat der iOS-Moog an Bord, die in den Kategorien Bass, Classics, Effects, Keys, Lead, Pads und Percussion sortiert sind. Schön ist, dass der Browser nicht die eigentliche Bedienoberfläche des Synths verdeckt, was Presetwechsel on the fly erlaubt.

Presets lassen sich im Browser-Menü öffnen, ohne dabei das Bedienfeld verlassen zu müssen.
Presets lassen sich im Browser-Menü öffnen, ohne dabei das Bedienfeld verlassen zu müssen.
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Praxis

Bedienung

Die Bedienoberfläche gleicht dem Vorbild, wodurch der Minimoog-Workflow erhalten bleibt. Bis auf das Output-Modul, das natürlich auf den A-440-Schalter zum Kalibrieren, den Kopfhörerausgang und den Main-out-Schalter verzichtet, ist alles an der Bedienoberfläche identisch zur Hardware. Die Extras verstecken sich nämlich in Untermenüs, die sich ausklappen und aufrufen lassen, wenn sie gebraucht werden. Über dem gewohnten Minimoog-Bedienfeld befindet sich eine Menüleiste, in der Presets durchgeskippt, gespeichert und geteilt werden können. Auch eine Undo/Redo-Funktion ist mit an Bord. Die vier Module Arpeggio, Bender, Delay und Looper lassen sich via Effect-Button einblenden. Um an die Parameter der Module zu gelangen, können sie wie Schubladen herausgezogen werden. Das Bedienfeld wird dann allerdings verdeckt.

Die neuen Module lassen sich ausklappen.
Die neuen Module lassen sich ausklappen.

Der Arpeggio hat fünf Patterns, Latch, Key Hold, drei Oktaven an Bord und erlaubt Rates von 1/4 bis 1/32. Bender ermöglicht Chorus- bis Short-Delay-mäßige Modulationen, die sich mit Time, Rate, Depth und Feedback justieren lassen. Das Stereo-Delay kann synchronisiert werden, was beim Nutzen einer DAW am Rechner bzw. iOS-Host immer eine willkommene Funktion ist. Der Looper kann durch seinen spartanischen Funktionsumfang eher nicht überzeugen.

Fotostrecke: 2 Bilder In der Standardansicht sind alle typischen Bedienelemente auf einen Blick sichtbar.

AUv3 und Ressourcenbedarf

Gut, dass der iOS-Moog als AU-Instrument in Hosts wie Garageband und Cubasis geladen werden kann. So können dessen Klaviaturen und Arpeggio- sowie Chord-Trigger-Features genutzt werden. Vor allem aber lassen sich mehrere Instanzen laden. Je nach iDevice auf einem iPad Air 2 (Apple A8X Chip, 3-Core 2 GHz Prozessor und 2 GB RAM) ist bei vier monophonen Instanzen Schluss, bei aktivierter Polyphonie sind je nach Anzahl der Stimmen entsprechend weniger Instanzen möglich. Auf dem iPhone X (Apple A11 Bionic Chip, 6-Core 2,74 GHz, 3 GB RAM) kam Garageband bei 9 monophonen Instanzen ins Stocken. Der iOS-Synth ist also einigermaßen Ressourcen-hungrig, was man für eine solch gelungene Emulation aber in Kauf nehmen sollte.

Als AU-Instrument in Garageband: Weitere Optionen wie Polyphonie, LFO-Wellenformen sowie Presets können in Garageband ebenfalls geöffnet werden.
Als AU-Instrument in Garageband: Weitere Optionen wie Polyphonie, LFO-Wellenformen sowie Presets können in Garageband ebenfalls geöffnet werden.

Synchronisation mit der DAW

Wer mit Ableton-Link-fähigen DAWs (Ableton Live, Reason, Bitwig etc.) arbeitet, hat es sehr leicht, den Moog synchron zum Host laufen zu lassen. Einmal „Link“ in der DAW und in der iOS-App aktiviert, läuft der Minimoog synchron zum Host, was im Test mit Ableton Live 9 wie erwartet funktioniert und auch stabil läuft. Doch auch mit anderen DAWs kann die Minimoog-App synchronisiert werden, da Moog in den MIDI-Settings auch die Nutzung der Netzwerk-Sessions ermöglicht hat, sehr gut! Hier befindet sich auch das Mapping-Feature, mit dem jedem Parameter der Bedienoberfläche CC-Nummern zugewiesen werden können.

Fotostrecke: 2 Bilder Simple Synchronisation via Ableton Link

Klang

Bisher war mir keine bessere Emulation für iOS bekannt als der iMini von Arturia. Im Vergleich verhält sich Moogs Variante originalgetreuer, besonders was die Filter-Sektion betrifft. Auch die Sättigung, die man mit dem External-Input-Regler erreichen kann, klingt einfach weniger nach Distortion als nach einer Sättigung, mit der sich die Sounds andicken lassen. Insgesamt erscheint der Sound druckvoll, was man vom iMini leider nicht behaupten kann, wie ihr es im letzten Klangbeispiel hören könnt. Unter den 160 Presets sind altbekannte Sounds, aber auch viele neue dabei, die erstmals durch die Polyphonie und auch die neuen LFO-Wellenformen möglich sind – ein Vorteil gegenüber der Hardware. In den folgenden Klangbeispielen habe ich einige Sounds aus dem Kategorie-Browser angespielt.  

Audio Samples
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Bass Classics Effects Keys Lead Pad (mono- und polyphon) LFO Modulation mit Square Wave

Zu guter Letzt habe ich den Minimoog und den iMini miteinander verglichen: Nur der erste Oszillator ist aktiv. Dessen Wellenformen werden von links nach rechts durchgeskippt, danach folgt eine erste Filterfahrt mit 50 % Resonanz und eine zweite mit 50 % aufgedrehtem External Input. Der iMini geht anders mit den ADS-Hüllkurven um, was man bei der Filterfahrt mit dem Ladderfilter gut raushören kann. Der External Input fügt dem Signal – zumindest ab 50 % – keine Sättigung, sondern eher eine unschöne Distortion hinzu. Beim Minimoog wird das Signal nicht komplett verzerrt, sondern leicht angedickt, was für wesentlich weichere Ergebnisse sorgt.

Audio Samples
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Moog_Minimoog-iOS_Audio_08_Minimoog-Vergleich.wav Moog_Minimoog-iOS_Audio_09_iMini-Vergleich.wav
Gleiche Settings: Minimoog und Arturia iMini im direkten Vergleich.
Gleiche Settings: Minimoog und Arturia iMini im direkten Vergleich.
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Fazit

Minimoog für iOS ist eine klare Kaufempfehlung für iPad-Musiker, die sich den Moog-Sound des legendären Klangerzeugers günstig ins eigene Setup holen möchten. Die Emulation klingt authentisch und die Bedienung gleicht dem Original bis ins kleinste Detail. Die neuen Zusatzfunktionen lassen sich bei Bedarf ausklappen und versperren somit nicht das originale Minimoog-Bedienfeld. Die App punktet mit einer zeitgemäßen Konnektivität, wodurch sich der Synth sowohl innerhalb iOS als auch am Rechner mit DAWs synchronisieren lässt. Die einzige Frage, die noch offenbleibt, lautet: Wann kommt die Plug-in-Version für den Rechner?

Pro
  • gewohntes Minimoog-Konzept
  • Klangqualität
  • zeitgemäße Konnektivität
Contra
  • Interface nicht frei skalierbar
Moog_Minimoog-iOS_Bild_01_Aufmacher
Features
  • Minimoog-Emulation für iOS
  • bis zu 4 Noten Polyphonie
  • über 160 Presets (Expansions im In-App-Store erhältlich)
  • Teilen von Presets und Audioaufnahmen
  • Arpeggiator mit Note-Hold-Funktion und Latch
  • Stereo-Ping-Pong-Delay
  • Bender (Zeitmodulationseffekt)
  • Echtzeit-Loop-Recorder mit Overdub
  • wählbare Wellenformen für LFO
  • Triggering Behavior
  • MIDI CC-Mapping
  • Presets in iCloud sichern
  • Play Mode für größere Darstellung von Bedienfeld und Tastatur
  • kompatibel zu AUv3 Audio Unit, Ableton Link, Inter-App Audio und Audiobus
  • unterstützt Bluetooth LE MIDI und Note Per Channel (MPE) MIDI Controller
  • unterstützt 7- und 14-Bit-MIDI
  • Systemvoraussetzungen: iOS 64-Bit-fähiges iDevice (ab iPhone 5s, iPad Air, iPad Pro, iPod Touch 6)
Preis
  • 16,99 Euro
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gewohntes Minimoog-Konzept
  • Klangqualität
  • zeitgemäße Konnektivität
Contra
  • Interface nicht frei skalierbar
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Moog Music Inc. Minimoog Model D für iOS Test
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