Markbass Little Mark Vintage D2 Test

Praxis

Ich habe beim Test des Vorgängermodells, dem Markbass Little Mark Vintage, vor etwa einem halben Jahr kritisiert, dass die Amps aus der Little-Mark-Serie immer noch ohne AUX-IN und Kopfhöreranschlüsse ausgeliefert werden. Bei modernen und kompakten Basstops, die so leicht zu transportieren sind wie die Little Mark Amps, sollte diese Ausstattung in meinen Augen einfach zum Standard gehören. Markbass sieht das offensichtlich anders und verzichtet auch beim neuesten Spross der Little-Mark-Serie auf diese Features, sodass man sich zum stillen Üben mit Playbacks eine andere Lösung einfallen lassen muss. Das ist nicht zuletzt auch deshalb ärgerlich, weil der LM Vintage D2 einen überaus leisen Lüfter an Bord hat und sich damit ohne Frage als nebengeräuscharmer Übe-Amp für zu Hause eignen würde.

Aber kommen wir doch zu den klanglichen Fähigkeiten des neuen Little Mark Vintage D2, denn in dieser Disziplin schneidet der Testling wirklich nur mit Bestnoten ab! Er liefert aus dem Stand einen detailreich-vollen Sound und klingt durch die Röhrenvorstufe etwas wärmer und griffiger als ein “normales” Top aus der Little-Mark-Serie. Wenn man den Gain-Pegel erhöht, wird der Sound noch eine Spur fetter, die Transparenz bleibt jedoch lobenswerterweise zu keinem Zeitpunkt auf Strecke.
Legt man den EQ-Schalter in Richtung “Old” um, geht es noch wesentlich deutlicher in Richtung “Vintage” – der Amp wird nun seinem Namen vollends gerecht! Markbass gibt an, dass bei diesem EQ-Preset die Höhen abgesenkt werden – ich habe allerdings den Eindruck, dass im unteren Bereich zudem ein zusätzlicher Bass- oder Tiefmitten-Boost für mehr Fülle sorgt.

Markbass ist bekannt dafür, auf die Wünsche seiner Kundschaft mit offenen Ohren zu reagieren - der LMV D2 ist ein Ergebnis dieser Offenheit!
Markbass ist bekannt dafür, auf die Wünsche seiner Kundschaft mit offenen Ohren zu reagieren – der LMV D2 ist ein Ergebnis dieser Offenheit!

Aber wie auch immer, das Ergebnis klingt wirklich klasse, wenn man zusätzlich zum Preset den Gainpegel deutlich nach oben schraubt und den Limiter ausschaltet. Der Sound zerrt dann zwar nicht hörbar (der Vergleich zu einem echten Bassverzerrer ist noch lange nicht in greifbarer Nähe), die Mitten klingen dafür aber durchaus eine Nuance rauer und lebendiger, wenn die Röhre stärker angefahren wird und der Limiter nicht eingreifen kann.

Richtig spannend wird es, wenn man sich mit der Mittenregelung des LM Vintage D2 vertraut macht, denn hier liegt eine weitere große Stärke dieses Amps. Durch die weiten Bereiche der beiden Frequenzwahl-Regler lassen sich mit dem Vierband-Equalizer unzählige Klangvorstellungen umsetzen. Die entscheidende Frequenz, um den jeweiligen Bass im Mix nach vorne zu bringen, ist schnell gefunden, und sollte eine störende Frequenz im Raum stehen, so kann man sich darauf verlassen, dass sie mit der semiparametrischen Mittenregelung garantiert ausgespürt und eliminiert werden kann.
Ich fand bei meinem Test des LM Vintage die “Lücke” zwischen den beiden Mittenbändern des Equalizers (400 Hz und 2,2 kHz) etwas problematisch. Mit der unglaublich flexiblen semiparametrischen Mittensektion im LM Vintage D2 hat Markbass dieses Problem wirklich restlos eliminiert – Daumen hoch dafür!

Die extrem wandelbare EQ-Sektion entpuppt sich als absolute Geheimwaffe dieses neuen Markbass-Topteils!
Die extrem wandelbare EQ-Sektion entpuppt sich als absolute Geheimwaffe dieses neuen Markbass-Topteils!

In Sachen Equalizer gibt es außerdem noch eine weitere Änderung: Die Einsatzfrequenz des Bassreglers wurde nämlich auf 80 Hz nach oben verschoben (LM Vintage: 68 Hz). Damit sind auch extrem starke Anhebungen möglich, ohne im Dröhn-Nirvana zu landen, und der EQ liefert trotzdem satte Tiefbässe für erderschütternde Sounds. Absolut spitze!
Richtig gefreut habe ich mich auch über das neue Boost-Feature, denn es ist schon ungeheuer praktisch, wenn man im Livebetrieb den Pegel für bestimmte Songpassagen oder bei solistische Einlagen während des Sets kurzerhand nach oben schrauben kann. Wie bereits erwähnt, ist die Aktivierung leider ausschließlich per Fußtaster möglich – aber tatsächlich macht dieses Feature anders auch nicht viel Sinn, denn wenn ich für die Pegeländerung zum Amp rennen muss, kann ich auch gleich den Lautstärkeregler benutzen! Schade ist allein, das für den Fußschalter ein erneuter Griff zum Portemonnaie fällig wird, weil er nicht zum Lieferumfang gehört.

Große Freude verursacht der LM Vintage D2 hingegen mit Blick auf die Leistung und die erreichbare Lautstärke: Markbass bezieht die Endstufen für die Amps nicht (wie die meisten anderen Firmen) von speziellen Herstellern, sondern verwendet seit Jahren ausschließlich eigene Module, die extrem stabil performen. Der 500 Watt starke LM Vintage D2 ist meinem Empfinden nach lauter als die meisten vergleichbaren Amps und bietet auch für größere Gigs ausreichend Leistungsreserven.

Tolle Optik, Hammer-Sound und Power-Reserven ohne Ende - was will man mehr?
Tolle Optik, Hammer-Sound und Power-Reserven ohne Ende – was will man mehr?

Wie immer habe ich zum Abschluss noch einige Soundfiles für euch:

Audio Samples
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Flatstellung 500 Hz Mid-Boost, Treble-Boost Bass-Boost, HiMid-Cut, Treble-Boost, Slap Bass-Boost, LoMid-Boost, Treble-Cut Bass-Boost, LoMid-Cut, HiMid-Boost, Treble-Cut “Old”-Preset, no EQ Fretless-Akustikbass
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