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Casio PX-S3000 Test

Praxis

Workflow

Das Konzept der Touch-Bedienoberfläche ist gut gelungen, man muss sich allerdings daran gewöhnen: Ist das System einmal verstanden, kommt man schnell und meist unkompliziert an das gewünschte Sound-Ziel. Satt diverser Sub-Menüs im Display blitzt beim PX-S3000 eher eine neue „Leuchtschrift“ auf dem Bedienpanel auf, die dann per Touch bedient werden kann. Das schafft einerseits Übersicht und spart Verwirrung.
Andererseits bin ich gerade im Live-Betrieb auf Haptik und Dreh-Potis für eine intuitive Performance angewiesen. So richtig vertrauen möchte ich dem Touch-Panel im Live-Kontext auf Anhieb noch nicht, denn im Eifer des Gefechts im Live-Einsatz auf eine falsche Fläche des recht engen Touch-Panels zu gelangen, ist vorstellbar. Die zwei belegbaren Potis schaffen hier nur geringfügig Abhilfe. Im Heimgebrauch mit Ruhe und Muße ist die Bedienoberfläche sicherlich eine feine Sache. 

Die Bedienelemente des Casio PX-S3000 (Foto: Casio)
Die Bedienelemente des Casio PX-S3000 (Foto: Casio)

Klang

Dass Casio für deren ‚AiR‘-Klangerzeugung beim PX-S3000 vor allem im Pianobereich einige Verfeinerungen vorgenommen hat, kommt besonders (Heim)-Pianisten zugute, die ohnehin fast ausschließlich mit Piano-Sounds üben möchten. Die Optimierung zahlt sich aus: Besonders das Grand Piano klingt angenehm warm, weich und ist mit seiner Authentizität weit entfernt von digitaler Kälte, wie sie in anderen Modellen dieser Preiskategorie gerne auftritt. Diese Ästhetik schimmert bei den Attack-lastigen Pianosounds schon leicht durch, die sich dafür allerdings hervorragend im (Band)-Mix durchsetzen dürften.

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Grand Piano Concert Bright Piano Honkey Tonk 1

Bei allen E-Pianos fällt mir eine gewisse Schärfe in den hohen Mitten auf, was einen etwas „pieksigen“ Sound erzeugt. Auch hier gilt: Dieser Klang könnte gerade im Band-Kontext genau den nötigen Biss entwickeln, um nicht im Gesamtmix unterzugehen. Hier könnten derartige Klänge also fabelhaft funktionieren, auch wenn sie mir einzeln ein wenig kalt und komprimiert vorkommen. 

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Electric Piano 1 Digital EP 2 Clavi 3

Mit den internen Effekten kann den Sounds ein wenig Wärme beigefügt werden, wie mir dieses feine Wurlitzer bewies.

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60‘s E Piano

Je länger ich mich durch die 700 Klangfarben höre, wünsche ich mir immer öfter den warmen Grand Piano-Sound zurück, mit dem alles so schön angefangen hat. Auch bei den Orgeln fehlt mir eine Portion Feinschliff und ‚Feenstaub‘. Die Strings und Pads hingegen zaubern mir wieder ein Lächeln ins Gesicht, so auch die Solo-Violine, die mit ihrem vom Spieler erzeugten Vibrato aufgezeichnet wurde.

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JS Organ 70‘s Organ Pipe Organ Mellow Strings 1 Solo Violin Xenon Pad Syn-Strings 3

Schließlich werde ich in der Kategorie „Others“ mit einer Wand unterschiedlichster Sounds empfangen, von denen die vielen Bass/Lead-Synths eher eine Anwendung finden sollten, als beispielsweise die Saiten-Instrumente, wie Nylon-Gitarre oder Slap Bass. Das aber ist Geschmackssache. Die Brass-Sounds eignen sich für Einsätze in Cover-Bands und bieten eine vernünftige Grundlage für Arrangement-Layouts, wie auch die verschiedenen Drum-Sets. Inspirierend für derartige Arrangement-Versuche, aber auch einfach hilfreich zum Üben und Spielen sind die Begleitrhythmen, in denen die Drum-Sounds eingesetzt werden. Mit den Fill-In-Funktionen und den verschiedenen Stilistiken kann man viel Spaß und Inspiration finden.

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Nylon Guitar Ride Bass Slap Bass 1 Synth Bass 7 Brass Sec 1 Trance Poly Lead Trance Pluck Vocal Sample Splice EDM Theme Sy1 Drum Kit 1 Begleitautomatik Funk-Pop Begleitautomatik Soul 1

Insgesamt würde ich einige Sounds aufgrund des mittigen Charakters und mangelnder Dynamik/Tiefe weniger in Solo-Momenten auf der Bühne verwenden, abgesehen vom herausragenden Klang des Klavieres. Genau dieser Fokus dürfte aber perfekt passen für einen Grand Piano-orientierten (Wohnzimmer)-Player, der sich jedoch nicht der Welt anderer möglicher Klangfarben komplett verschließen möchte. Denn einen Geschmack auf mehr geben die diversen Klänge definitiv, und viele lassen sich auch gut für Arrangement- und Recording-Zwecke nutzen. 

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Profilbild von Rainer Werner

Rainer Werner sagt:

#1 - 06.05.2019 um 03:32 Uhr

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Interessant wäre noch ein direkter Vergleich mit der Tastatur des Casio CDP S-350 gewesen, welches auch neu auf dem Markt ist.Handelt es sich hier gar um die gleiche Tastatur?

    Profilbild von higgy77

    higgy77 sagt:

    #1.1 - 12.01.2021 um 13:05 Uhr

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    Ist zwar a bisserl spaet, aber vielleicht intererssiert des ja noch Spaetleser: Haptisch sind beide Tastaturen identisch (identische Tasten, gleiche Mechanik) - mit einem kleinen Unterschied: die der PXen hat einen eigenen Rahmen, in den CDPs sind Tasten u. Mechanik im Gehaeuse selbst aufgehaengt. Folge: auf dem Praesentationsstaender im Musikgeschaeft war das CDP Gehaeuse leicht durchgebogen und diverse Tasten waren komplett verklemmt (liessen sich kaum mehr druecken). 'Unterstuetzen' des Gehaeuses mit der Hand = Klemmer waren weg ... ;)

    Antwort auf #1 von Rainer Werner

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Michael Geisel sagt:

#2 - 07.05.2019 um 07:43 Uhr

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Hallo Herr Werner,die Instrumente der PX-S und CDP-S Modelle verfügen jeweils über verschiedene Tastaturen.CDP-S100 und CDP-S350 bieten die "Scaled Hammer Action Keyboard II", während PX-S1000 und PX-S3000 mit dem "Smart Scaled Hammer Action Keyboard" ausgestattet sind, das mit einem speziellen Note Off Algorithmus und mit Smart Grand Response ausgestattet ist.Die höherwertige Tastatur ist somit in den PX-S Modellen verbaut.Wie auch immer Tastaturen marketingseitig beschrieben werden, man sollte sich selbst ein Bild davon machen, wie sie sich spielen lassen. Die Wahl fällt hinterher immer auf die zurück, welche das beste Spielgefühl vermittelt und den eigenen Anspruch, den man an eine Tastatur stellt.Viele Grüße aus der Redaktion

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Dieter Sylla sagt:

#3 - 29.06.2020 um 20:31 Uhr

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Ich habe das Casio PX-S3000 heute im Vergleich zu Roland FP-30 und Yamaha P-125 im Laden getestet. Und ich habe den Eindruck, ein komplett anderes Keyboard als das hier aus dem Test gespielt zu haben.
Ich fand nahezu alle Sounds interessant bis gut. Bis auf das Grand Piano! Das ging sowas von gar nicht!. Künstlich mit einem völlig Flügel-untypischen Anschlags- und Abklinggeräusch. Sehr seltsame, quasi Störgeräusche, beim Einsatz des Sustain-Pedals. Dies war vor allem mit den eingebauten Lautsprechern so und das trifft ja vor allem den im Artikel erwähnten "(Heim-)Pianisten". Ich finde, genau für diesen Zweck geht das Casio gar nicht.
Über Kopfhörer und damit vermutlich auch über eine PA war es deutlich besser. Hier gefielen mir auch das "Stage-Piano" und das "Jazz-Piano". Die könnte ich mir auch in einer Band gut vorstellen.
Da ich vor allem ein leichtes, transportables Piano mit einer guten Auswahl an Strings und Synthi-Pads suche, ist das Casio noch immer in der engeren Auswahl, da die beiden anderen oben genannten das gar nicht abdecken.Aber so ist das mit den Tests... dem Einen gefällt Dies, dem Anderen Jenes. Am Ende muss man immer noch selber probieren. Aber trotzdem vielen Dank für die an sich total informativen und ausführlichen Tests ;-)

Profilbild von Rob F

Rob F sagt:

#4 - 16.03.2021 um 15:15 Uhr

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Irgendwie scheinen die Rhythmen dieses Keyboards wohl zum Schämen zu sein. Alle Videos, welche dieses Piano behandeln, zeigen die Rhythmen entweder gar nicht oder wenn dann nur die 2 hier vorgeführten.
Das ist schade, denn da ich bereits ein batteriebetriebenes Piano habe und mir eben diese Rhythmen wichtig wären...
Und leider kann ich ja, Dank unserer so fürsorglichen Regierung, nicht einfach so zu meinem nächsten Händler gehen und dort das Instrument probieren.
Zudem ist es mir zu teuer, als es einfach zu ordern und dann mir das Geld wieder erstatten zu lassen.
Manchmal muss man regelrecht betteln, vor dem Kauf das Produkt prüfen zu dürfen.

    Profilbild von Rob F

    Rob F sagt:

    #4.1 - 16.03.2021 um 15:40 Uhr

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    Ich kann ja auch nicht einfach mein batteriebetriebenes Piano nutzen und mir noch eine Drummaschine dazu holen, denn diese emuliert einen Drummer, dem entweder zum Ende des Stücks die Stöcke aus den Händen fallen oder der plötzlich einen Anruf bekommt oder der vor Schreck erstarrt, als er das Ende des Songs verpasste.

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