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Austrian Audio Hi-X55 Test

Praxis

Verwendungszweck

Als ein Kopfhörer in geschlossener Bauweise eignet sich der Austrian Audio Hi-X55 für den Einsatz in Aufnahmeräumen und dem Monitoring bei lauten Umgebungsgeräuschen. Da der Hi-X55 in Direktvergleich zu meinen professionellen Monitoring-Kopfhörern (Adam Audio Studio Pro, Audio-Technica ATH-M50X) bemerkenswert effektiv gedämmt ist, könnte man ihn bevorzugt in kritischen Situationen einsetzen, etwa bei übersprechungssensiblen Mikrofonierungen. Obwohl er darüber hinaus klanglich in einigen Parametern hervorragend performt, sehe ich persönlich den Hi-X55 subjektiv weniger am Mischplatz, doch mehr hierzu an späterer Stelle.

Tragekomfort

Die Passform und der Komfort, auch über längere Zeiträume, empfinde ich als ausgesprochen gelungen. Die Memory-Foam-Polster, sowohl an den Ohrmuscheln als auch am Kopfbügel machen einen erstklassigen Job und scheinen vom dem gleichen, sehr weichen Leder umhüllt zu sein, dass auch für die Ohrpolster meines AKG K812 verwendet wird. Allerdings konnte ich nirgends einen konkreten Hinweis auf das verwendete Material finden. Trotz der hohen Abschottung und einem regelrechten Ansaugen der Ohrmuscheln an den Kopf, erzeugt der AA-Kopfhörer kein unangenehmes Tragegefühl. Mit der Handhabung zur Größenanpassung muss man sich erst einmal vertraut machen. Prinzipiell handelt es sich um einen herkömmlichen Rastermechanismus, allerdings ist dieser beim Hi-X55 ungewöhnlich hoch am Kopfbügel zu bedienen, woran man sich aber schnell gewöhnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Weltklasse – die Ohrpolster des Austrian Audio Kopfhörers

Klang

Der Austrian Audio Hi-X55 wurde für diesen Test an den folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • Lake People G93
  • SPL Phonitor mini
  • Apple iPad (6. Generation)
  • UAD Apollo 8

Frequenzgang

Der konturierte Bass vermeidet Überbetonungen und auch die gut ausbalancierten Höhen gefallen mir prinzipiell sehr gut, wogegen die Wiedergabe der Mitten nicht meinen Präferenzen entspricht und mich ein wenig an den AKG K872 erinnert, den ich vor einiger Zeit getestet habe und mit dem ich nicht so richtig warm wurde. Während die unteren Mitten reduziert und kühl wirken, klingen insbesondere Gesangsstimmen in den oberen Mitten etwas „topfig“ und „resonant“. Für einen Monitoringkopfhörer ist dies kein Drama und kann unter Umständen sogar zweckdienlich beim Performen sein, bei geschlossenen Kopfhörern habe ich allerdings immer die Hoffnung, ultimative Allrounder zu entdecken, die sowohl zum Recorden als auch für alle weiteren Arbeitsschritte bis hin zum Mischen und Mastern geeignet sind. Für mich persönlich besitzt der Hi-X55 diese Art der Universalität nicht, obwohl ich nicht ausschließen möchte, dass der Austrian Audio genau diese Funktion für andere Anwender erfüllen kann. Probiert es aus und kommentiert gerne eure Erfahrungen und Eindrücke am Ende dieses Reviews! 

Impulsverhalten und räumliche Abbildung

Hier punktet der Hi-X55 mit einer bemerkenswerten Tiefenstaffelung und einem natürlichen, fast dreidimensionalen Bühneneindruck, den man bei Kopfhörern der geschlossenen Bauart selten vorfindet. Besonders geschlossene Kopfhörer erzeugen bei mir häufig das Verlangen, die Crossfeed-Matrix meines SPL Phonitor mini zu aktivieren, beim Austrian Audio sehe ich hierzu keine Notwendigkeit. Weiterhin verfügt der Hi-X55 über eine schnelle Transientenansprache und eine hervorragende Dynamikwiedergabe, die ohne spürbare Kompressionsartefakte auskommt. In den genannten Parametern hat der AA-Kopfhörer durchaus das Potential zu kritischen Klangbeurteilungen.

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Profilbild von Shane McGill

Shane McGill sagt:

#1 - 20.02.2020 um 13:43 Uhr

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Was ist 'topfiger' sound...?

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #1.1 - 20.02.2020 um 17:26 Uhr

    0

    Gute Frage ;-) Also: Die (oberen) Mitten haben eine Ausprägung, die für mein Empfinden außerhalb der Ideallinie sind, wenn man mit dem Kopfhörer Klangentscheidungen (Mix, Mastering) treffen möchte. Ich hatte erst überlegt, ob ich nasal oder "quäkig" schreiben soll ... habe mich aber für "topfig" entschieden - nimm dir am besten einen (leeren) Topf und sing etwas hinein, dann weißt du, wie ich das ungefähr gemeint habe. Aber Achtung: Mit diesem Attribut beschreibe ich lediglich eine Tendenz! Dieser Wiedergabecharakter kann unter Umständen tatsächlich die Performance während der Aufnahme begünstigen. Eine umgekehrte Ausprägung, also warme untere Mitten und lasche obere Mitten, wäre eine unprofessionelle Hifi-Abstimmung und einem Monitorkopfhörer nicht angemessen, was beim AA Hi-X55 nicht der Fall ist. Viel Grüße

    Antwort auf #1 von Shane McGill

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    +1
Profilbild von Shervin Sardari

Shervin Sardari sagt:

#2 - 07.03.2020 um 00:29 Uhr

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Ich hab die Kopfhörer seit knapp drei Wochen im Einsatz. Mein Fazit: dem positiven Urteil zu Konstruktion, Earpads & Isolation kann ich mich nur anschließen. Sie fühlen sich wirklich hochwertig und gut an! Der Anpressdruck ist angenehm sanft und hinterlässt auch nach mehreren Stunden keine Druckstellen (auch nicht bei Brillenträgern) - dem Drummer von Metallica würden die Kopfhörer aber irgendwann runterfallen ;-)Zum Sound ... hach. Sie klingen schon gut, können aber die hohen Erwartungen (die sie sich selbst auferlegt haben) nicht ganz erfüllen. Die Bässe gehen etwas unter, die oberen Mitten sind überpräsent und die Höhen von 9-10 kHz haben eine nervige Überbetonung. Heißt in der Praxis: einige Songs, die vom Bass leben, klingen plötzlich dünner (Bässe sind zwar da, aber halt im Hintergrund). HiHats und Vocals sind besonders präsent (erinnert ein bisschen an den Presence Boost vom Beta 58). Und manche Sänger*innen haben plötzlich Zischlaute, wo keine sein sollten. Dafür klingen die Kopfhörer unglaublich präzise und auch das Stereobild ist erstaunlich gut. Sie haben eben einen sehr analytischen Charakter - das muss man wollen.Besonders positiv ist mir übrigens der Einsatz am FOH aufgefallen. Die Kombination aus überdurchschnittlich guter Isolierung und präziser Klangwiedergabe machen sie zu einem tollen Werkzeug für Livesound. Ich konnte gut raushören, was im Mix vor sich geht, und deutlich besser als sonst das Reverb-Mischverhältnis bestimmen, ohne den Reverb mit dem Raumhall zu verwechseln und dadurch dem Mix eine Überdosis Hall zu verpassen. Auch subtile EQ-Anpassungen über eine schreiende Menge hinweg waren leichter möglich.Fazit: auf den Anwendungszweck kommt's an. Recording, Monitoring, Live-Sound? Ja, unbedingt! 'Private' Listening-Pleasure? Manchmal, aber nicht immer. Nur: einen finalen Mix würd ich mit diesen Kopfhörern nicht bewerten.

Profilbild von Andreas Schaefer

Andreas Schaefer sagt:

#3 - 26.05.2020 um 17:45 Uhr

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Ich habe mir den Kopfhörer für Sprachaufnahmen gekauft. Ich hatte ihn auch zum testen da. Sein Auflösung in den Höhen prädestiniert ihn für mich, um Sybilanten zu kontrollieren.

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