Eine detaillierte Analyse beschreibt, aus welchen Komponenten sich der Bass-Sound von Michael Jacksons Billie Jean-Bassline zusammensetzt … und wir erfahren noch ein bisschen mehr.
Die Bassline in Michael Jacksons „Billie Jean“ aus dem „Thriller“-Album ist ein ikonischer Sound, der den Titel zu einem der beliebtesten Songs aller Zeiten gemacht hat. Billie Jean war ferner nach „The Girl Is Mine“ die zweite Auskopplung aus Thriller und wurde im Januar 1983 veröffentlicht. Nach Angaben der Billboard Music Sales Awards verkaufte sich der Song weltweit über 9,3 Millionen mal. Grund genug, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Schon deswegen, um zu beleuchten, wie viel Arbeit – und sei es „nur“ ein Sound – hinter einem Erfolgstitel steckt.
Der Komponist und Synthesizer-Spezialist Anthony Marinelli hat zu diesem Thema eine sehr interessante und detaillierte Soundanalyse des legendären Bass-Sounds von Billie Jean vorgenommen. Marinelli erklärt, dass der Bass-Sound des Songs, der eigentlich ziemlich einfach erscheint, tatsächlich eine Menge zu bieten hat. Denn er verleiht jeder Note der Bassline Spannung und hebt zudem die wichtigsten Noten hervor.
Der Aufbau des „Billie Jean“ Bass-Sounds
Dass der „King of Pop“ Michael Jackson bei seinen Produktionen alle Register zieht, ist hinsichtlich der erzielten Erfolge bekannt. Er gilt als einer der erfolgreichsten Sänger aller Zeiten und verkaufte im Laufe seiner Karriere mehr als 300 Millionen Musikalben, davon allein 33 Millionen im Jahr 2009, in dem er starb. Jackson hatte aber auch einen der besten Produzenten an seiner Seite: Musiklegende Quincy Jones. Und Jones allein ist schon ein Erfolgsgarant, wenn es um die kreative Umsetzung von Musik und Sound geht. So wurde auch am Bass-Sound von Billie Jean so lange gefeilt, bis er die gewünschte Wirkung erzielte.
Den Bass-Sound von Billie Jean erzeugen übrigens insgesamt vier verschiedenen Instrumente, die innerhalb der Bassline alle simultan spielen. Marinelli selbst hat für das Album drei verschiedene Synthesizer programmiert, die ursprünglich Greg Phillinganes spielte. Das vierte Instrument ist eine elektrische Bassgitarre. Die wurde traditionell von Louis “Thunder Thumbs“ Johnson gespielt und im folgenden Video von Ernest Tibbs demonstriert.
Hier das Original: Michael Jackson – Billie Jean (Official Video)
… und eine weitere Erkenntnis …
Gerüchten zufolge sei die Basslinie von Billie Jean eine Kopie der Basslinie von Jon & Vangelis‘ ‚State of Independence‘ aus dem Jahr 1981. Hört man sich die beiden Titel einmal an, fällt die Ähnlichkeit auch sofort auf. Ändert man Tempo und Tonart, wird aus dem State of Independence-Bass die Bass-Sequenz, die in Billie Jean verwendet wird. Der Bassist Louis Johnson, der das Bass-Riff in „Billie Jean“ einspielte, erklärte in Interviews, dass ihn „State of Independence“ inspirierte, als er an der Bassline für den Song arbeitete. Er habe den Song gehört und sei von dessen Bass-Sound beeinflusst worden. Jon Anderson (bekannt als Sänger von Yes), der das Original von State Of Independence gesungen hat, scheint es nicht gestört zu haben, dass Michael Jackson sich bei der Produktion von Billie Jean so tief inspiriert fühlte. Er soll lediglich gemeint haben, dass das Riff erst durch Jackson richtig funky geworden sei.
Im folgenden Video demonstriert Germán Laguer, wie man die Bassline von Vangelis verlangsamt und wie sie in der richtigen Tonart zum Bass von Billie Jean wird.
Das Original von Jon & Vangelis – State of Independence (Video Edit)
Zum Schluss
Es ist wichtig, festzuhalten: Inspiration und kreative Einflüsse sind in der Musikindustrie nichts Ungewöhnliches. Künstler lassen sich oft von anderen Songs und Kompositionen inspirieren, um dann auf dieser Basis etwas ganz Eigenes zu entwickeln. Die Bassline in „Billie Jean“ ist trotz der musikalischen Ähnlichkeit mit der Bassline in „State Of Independence“ eine einzigartige Kreation, die gerade durch ihr Tempo, ihre Tonart und ihren unverwechselbaren Bass-Sound ihre individuelle Stärke beweist.
Phileas Fogg sagt:
#1 - 23.07.2023 um 21:26 Uhr
Hall & Oates - I can't go for that
AndreasG sagt:
#2 - 26.01.2024 um 22:30 Uhr
ähm so für sich betrachtet, wahsinnig kreativ ist die Basslinie nun auch nicht, auch nicht so wahnsinnig schwer zu spielen. Sie ist trotzdem ein Ohrwurm und ein gutes Beispiel, wie eine Basslinie einen Song einzigartig macht. Aber der Sound ist sehr speziell. Für einen Cover-Bassisten braucht es ein paar Effekte, EQ, Octaver (1 down) und der Attack muß weg, der Sustain aber auch , das kriegt man mit nem guten Gate hin und nem Kompressor... Jazzbass mit Flatwounds (Ibanze SR2600).