Denon HC 1000S Test

Praxis

Loops
Im oberen Teil der Decksektionen sind die Loop-Abteilungen beheimatet. AUTOLOOP setzt einen taktsynchronen Zyklus. Die Länge bestimmt der DJ selbst in einem Rahmen von 1/32 bis 32 Beats. Mehrfache Loops in Audiodateien sind per Regler auszuwählen, und werden per RELOOP wiederbelebt. Ist keine Schleife aktiv, ändert der Push-Encoder das Loop-Interval, ansonsten halbiert er die Länge oder verdoppelt sie. Ein Teilen kann auch über die integrierte Buttonfunktion erfolgen. Zwei separate Schaltflächen für LOOP ROLL und AUTO LOOP ermöglichen einen praktischen Wechsel der Betriebsmodi, ohne die SHIFT-Taste mit einzubeziehen. ROLL deaktiviert den Autoloop.

LOOP ROLL ist ein besonders tolles SSL-Feature. Es aktiviert die Schleifenwiedergabe. Der Track läuft aber quasi im Hintergrund weiter und sobald man ROLL ein weiteres Mal betätigt, befindet sich der Song an der Position, wo er ohne Unterbrechung gewesen wäre. Ähnlich funktioniert hier auch der REVERSE. Solange der Button gedrückt wird, läuft das Audiomaterial rückwärts und überspringt losgelassen den zeitlichen Zwischenraum. So zensiert der DJ schnell mal ein paar explicit Lyrics, wenn es sein muss.

Manuelle Loops
Ganz klassisch erstellen IN und OUT manuelle „Schleifenflanken“. Reloop holt deaktivierte Zyklen zurück. Sie sind im beatsynchronen Livemix natürlich eher mit Vorsicht zu genießen, denn um einen taktgenauen Loop per Hand zu setzen, ist ein gutes Timing erforderlich. Wem on-the-fly Loops ohnehin zu heikel sind, der legt sie mit dem SSL-Editor an spielfreien Abenden im Vorfeld an. Alle gespeicherten Markierungen sind von der Controllerhardware zugänglich.

Flankenschubser
Was mir sehr gut gefällt ist die Möglichkeit, Loop-Flanken über den Endlosdrehregler im laufenden Betrieb anzupassen, und zwar sowohl bei manuellen, als auch bei Auto-Loops. Ist eine Schleife eingeschaltet, drückt der DJ entweder IN oder OUT und kann dann mit dem Encoder Start- oder Endpunkt verschieben.

Denon_HC1000S__Loop_Cutter

Cuepunkte
Besonders Scratch-Artisten freuen sich über fünf explizite Positions-Buttons. Sie nutzen die imaginären weißen Punkte auf dem Vinyl, um ihre Lieblingsstellen im Song jederzeit kratzparat zu haben. Jetzt noch unterschiedliche LED-Farbgebungen wie bei den Software-Cuepunkten. Das wäre praktisch, würde gut aussehen und machte dem Weihnachtsbaum Konkurrenz. Obwohl ich zugeben muss, dass mir eine horizontale Anordnung der Schaltflächen zum Jugglen lieber wäre. Dann könnte ich die Lesezeichen Piano-like spielen, was beim vorliegenden senkrechten Arrangement nicht möglich ist. Aber das ist ja auch irgendwie Geschmackssache. Die Taster leuchten jedenfalls orange auf, wenn sie eine Position markieren. Als Zweitfunktion bieten drei von Ihnen Zugriff auf Samplebänke.

Denon_HC1000S__Cuepads

Was noch…
Im Zentrum des Deckgeschehens, wo normalerweise immer die Abspielsektionen untergebracht sind, findet man am Denon-Controller einen ziemlich großen TAP-Button. Für mich als Anti-Tapper schreit dieser geradezu nach Remapping. Ein Fall für den Praxisteil. Links von TAP werden Rückwärtslauf und die Tonhöhenkorrektur entfesselt, der weiße Taster ist in die Bedienung der Samplebänke eins bis drei verstrickt. Auf der anderen Seite bedient er Slots vier bis sechs. Der Zugriff auf den Sampler ist etwas umständlich gelöst, vermutlich ein Zugeständnis an die kompakte Bauform. LOAD öffnet zunächst das Panel. Zur Befüllung der einzelnen Bänke ist es nötig, SHIFT und LOAD gemeinsam zu drücken und mit der dritten Hand das entsprechende Samplepad zu pressen. Ist es beladen, wird es mit einem Combo-Move aus LOAD und dem entsprechenden Sample-Button abgespielt. Dabei sollt der DJ den Modus zuvor von Trigger auf Start/Stop oder Hold (spielt nur während des Niederdrückens) stellen. Ansonsten erlebt er vielleicht eine ungewollte Überraschung, denn er kann das Sample ohne einen Griff zur Tastatur nicht stoppen.

Samplebaenke

Ist gar nicht so kompliziert? Auch gut. Schnipselladen und Abfeuern sind also im Rahmen der persönlichen Fingerfertigkeit zu betrachten. Ich bin wirklich kein Freund von umständlichen Controller- oder Keyboard-Shortcuts im DJ-Set und empfinde es in Zeiten von MIDI-Learn eher als Performance-hinderlich Fingerakrobatiken mit drei oder mehr gleichzeitig auszulösenden Buttons zu vollziehen. Schließlich muss das Timing ja auch sitzen. Bleiben noch die südlichen vier Taster der Steuereinheit. Sie ermöglichen Pitchbending, Fast- und Track-Search sowie den Sprung zum nächsten oder vorhergegangenen Song.

MIDI – 1. Remapping the Beast
Scratch Live verwendet eine recht unkomplizierte Methode, um MIDI-Steuerelemente auf die Software zu Mappen. Die Theorie sagt: Aktiviere die MIDI-Funktion im Programm, wähle dann die zu kontrollierende Funktion in der grafischen Benutzeroberfläche aus und betätige abschließend das Bedienelement der Fernsteuerung. Fertig. Die Praxis jedoch zeigt, dass ich die Rechnung zumindest teilweise ohne die Wirte gemacht habe. Zum Beispiel war es mir nicht möglich, TAP von seiner angestammten Funktion zu befreien und statt dessen zum Play/Pause-Button umzufunktionieren. Stattd essen wechselt der Anwender  zunächst in einen anderen MIDI-Kanal (1,2,3 oder 4) unter Verwendung von SHIFT und einem der vier darüber liegenden Buttons (File = 1; Browse = 2;, History = 3, Prepare = 4).  Sendet er nun etwa auf Kanal drei, um die Abspielsteuerung zu bauen, ist ein Rücksprung zum Steuern der Browser- und Loop-Funktionen nötig. Alternativ mappt er diese Auslöser doppelt. Diese Lösung empfinde ich als suboptimal. Freiheit für den TAP-Button! Auch hätte eine Reihe LED-Indikatoren für den aktuellen MIDI-Kanal sicher nicht geschadet. Sollte die Konsolenverbindung unterbrochen werden, zeigen die Cuepads eins bis vier bei einem Hotplug immerhin den zuletzt aktiven Kanal durch kurzzeitiges Blinken an.

MIDI – 2. Mapping the Beast
Einen kleinen Ausflug ins Treckerland möchte ich auch dieses Mal unternehmen und das hat einen bestimmten Grund. Es geht mir hierbei um die SHIFT-Taste. Im Traktor-Test stellte sich erwartungsgemäß eine volle MIDI-Kompatibilität der einzelnen Controller-Elemente heraus, zudem wurde meine Vermutung bestätigt, dass HC1000 kein hardwarebasiertes Shifting mitbringt, sondern einen softwaregesteuerten Quasi-Modifier, der die Zweitfunktionen in SSL anspricht. Willkommen im Club! Ich hoffe, Serato macht diese Funktion bald für die Anwender zugänglich, denn leider liefert der Denon-Controller nicht alle Bedienelemente, an die man sich so im MIDI-gesteuerten DJ-Alltag gewöhnt hat. Besonders optimistisch bin ich aber diesbezüglich nicht. Ich denke, viele Anwender alternativer Software, die HC1000S vielleicht aufgrund seiner geringen Ausmaße ins Auge gefasst haben – er sollte wirklich in jeder noch so kleinen Kanzel Platz haben – werden den lieb gewonnenen PLAY/ PAUSE-Button ebenfalls schmerzlich vermissen. Aber kein Problem, je nach Mix-Software können sie ja tatsächlich TAP nutzen, und ROLL für die automatische Synchronisation, die Samplebänke zur Effektaktivierung, Dritt- und Viertfunktionen für die Encoder. Und da soll einer noch den Überblick behalten? Klar, mit einem scharfen Verstand, der sich die individuellen Belegungen merkt. Prinzipiell geht’s aber auch mit etwas Engagement und Fingerfertigkeit. Weil der schokoladentafelbreite Kontrollspezialist kleiner als ein DIN A4 – Blatt ist, kann sich der geneigte „Photoshopper“ nämlich ein persönliches Overlay anfertigen und mit jedem Standard-Printer ausdrucken. Laminiert wird beispielsweise im Copyshop. Mich hat der Controller überzeugt, allerdings nicht wegen der Overlays, sondern wegen seiner maßgeschneiderten Bedienelemente und der engen Verzahnung und Performance mit SSL. Bleibt nur abzuwarten, wie es nach der Effektimplementierung in Schratch Live 2 aussehen wird. Vier MIDI-Kanäle bieten hoffentlich ausreichenden Spielraum. Nachfolgend seht ihr noch einmal übersichtlich die gemappten Funktionen…

Decksektionen Oben

Decksektionen Unten

Browsersektion

CUE 1-5
CLEAR 1-5

SAMPLER 1-3 (4-6)

LOAD SAMPLE

PLAY SAMPLE
LOOP DIVIDE
LOOP SELECT
LOOP ROLL
AUTO LOOP
LOOP-IN P
LOOP-OUT
EXIT LOOP
RELOOP

REVERSE

KEY LOCK
TAP
PITCH BEND
TRACK SEARCH
TRACK SKIP

FAST SEARCH
MIDI KANAL

FILE SELECT

RECORD
BACK
FWD
A-LOAD

INST. DOUBLE DECK A.
B-LOAD

INST. DOUBLE DECK B.
FILES
BROWSE
HISTORY

PREPARE

SHIFT

DELETE

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