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Denon DN-X1600 Test

Digitale Vinyl-Systeme sind salonfähig. Was liegt also näher, als die benötigte Soundcard direkt ins Mischpult und somit auch in die Disco zu integrieren? Mein heutiger Testkandidat Denon DN-X1600 ist ein digitaler 32-Bit-Clubmixer mit integrierten Effekten, USB-Interface und V-Link-Technologie zur Synchronisation von Videos. Im DVS-Modus können Timecode-gesteuerte DJ-Programme direkt auf die Hardware zugreifen, sodass der Einsatz einer externen Lösung nicht zwangsläufig nötig ist. Erst kürzlich gab Native-Instruments in diesem Zusammenhang die Traktor-Scratch-Pro-Zertifizierung bekannt.

Mit einem Verkaufspreis von 999 Euro richtet sich der 1600er an semiprofessionelle Anwender, Profi-DJs, Club-Inhaber und Veranstalter. Er steht somit in direkter Konkurrenz zum Ecler-EVO4 (1185 Euro), Xone:4D (1699 Euro) und dem USB-fähigen Rane Clubmixer Rane-68 (2699 Euro). Wie seine Konkurrenten verfügt er über dedizierte MIDI-Bedienelemente, die den Zugriff auf erweiterte Softwarefunktionen sicherstellen. Und wem das nicht langt, der kann ja mal einen Blick ins aktuelle Portfolio der Japaner werfen, denn da tummelt sich neuerdings so manch interessantes Schmankerl für den digitalen DJ. Ich sag nur HC-1000S oder SC-2000.

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Details

Kontaktaufnahme
Das ist schon ein ordentlicher Brocken, den Denon da auf die Szene loslässt. Der Straßenkreuzer oder besser gesagt „Club-Cruiser“ misst 320 x 91 x 357 Millimeter, bringt stattliche 6 Kilo auf die Waage und macht einen durch und durch robusten Eindruck. Die Bauteile stecken in einem sauber gefertigten Metallgehäuse, dass von einer schwarz-silbrigen Faceplate geziert wird. Schickes Design. Beim Schütteltest fällt nichts negativ auf – sämtliche Komponenten sitzen schön fest. Die Umverpackung fördert neben dem Mischpult je ein Strom und USB-Kabel, eine Treiber-Disc und eine Traktor-Demo-CD zutage. Und in Nullkommanix steht der Bursche auf dem DJ-Tisch. Ach ja, und dann ist da noch das teilweise lückenhafte englisch-japanische Handbuch, das mich ehrlich gesagt sofort dazu veranlasst hat, nach einer deutschen Ausgabe im Web zu fahnden. Auf den Herstellerseiten wurde ich fündig, die Dokumentation ist aber nicht wirklich gelungener.

Zurück zum Testkandidaten. Falls ich mich nicht verzählt habe, nennt er 5 Fader, je 4 Schalter und Switches, 30 Drehregler, 5 Endlos-Encoder mit Button-Funktion und 34 Tasten sein Eigen. Vier gesonderte Schaltflächen an den Hauptkanälen versetzen die einzelnen Baugruppen in den MIDI-Betrieb. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das in der Praxis bewährt. Die Neugier steigt.
Backpanel
In den Mixer hinein geht’s über acht Stereowege, von denen drei mit Phono-Preamps ausgestattet sind. Der Rest sind Line-Ins. Wer jemals mit drei Plattenspielern gearbeitet hat, kann vielleicht verstehen, warum Denon hier ein Limit gesetzt hat. Zudem arbeiten viele Multideck-Artisten inzwischen mit MIDI-Controllern, die eine weitaus komfortablere Steuerung von Loop und FX Decks zulassen. Und da spielt der 1600er mit seinem USB-Interface ganz vorn mit. Aber dazu später mehr. Für die Turntables ist oberhalb der Anschlussbuchsen eine griffige Erdungsschraube für die Massekabel der Plattenspieler platziert. Sie beugt Brummschleifen und akrobatischen Fingerverrenkungen vor. Die Vorverstärker klingen sehr transparent und zudem druckvoll. Da freut man sich richtig, während einer DVS-gepowerten Mixsession zwischendurch mal wieder ein paar Vinyl-Club-Classics aus der Plattenkiste zu ziehen und in den Mix zu integrieren. Wer möchte, kann kompatible CD-Player und Turntables, wie etwa die Vestax-PDX-Serie, über vier separate Faderstart-Buchsen fernsteuern. Und zwar nicht nur per Crossfader, sondern auch mit den Linefadern oder mit beiden. 

Audio Samples
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Phono-Preamps

Beschallungsgerätschaften werden via XLR (Master), Cinch (Master, Record) und 6,3 Millimeter- Klinke (Booth) sowie einem koaxialen S/PDIF (mit maximal 96 kHz) angesteuert. Man ist also umfangreich ausgestattet, was den Anschluss an Klubanlagen, professionelles PA-Equipment, Studio-Aktivboxen oder einfach nur die Party-Stereoanlage angeht. Ferner verbaut Denon zwei Mikrofonanschlüsse für Moderatoren und MCs, sowie je zwei Monoklinken Send/Returns.

Einmal MIDI 5-Pol, je ein USB-Port Typ-A und Typ B, ein Kaltgerätekabel-Anschluss und ein dicker Einschaltknopf runden das Backpanel ab. Könnte man zunächst auf die Idee kommen, der USB-Schlitz diene dem Einschleifen von Musik, die auf einer externen Festplatte oder einem Stick gelagert ist, ermöglicht er in Wahrheit den Austausch anwenderspezifischer Mixer-Settings. Sollte der DJ also unter gleichen Bedingungen in Studio arbeiten, kann er seine bevorzugten Einstellungen in den Club oder auf die Tour mitnehmen. Im Praxistest stellte sich heraus, dass es während des Ladevorgangs zu einer guten Sekunde Stille kommt, wenn Audioeinstellungen betroffen sind. Also zum Beispiel, wenn das Interface von 48 auf 96 kHz umgestellt wird. Inwiefern Silentium im praktischen Einsatz vor feierwütigem Publikum tragbar ist, kann nicht pauschalisiert werden. Bei einem DJ-Wechsel auf einem Reggae Open Air würde die Schaltsekunde nicht gleich von einem Pfeifkonzert begleitet. In einem Techno- oder Houseclub kann das aber schon mal etwas anders aussehen. Doch egal, welche Musikrichtung auch immer gespielt wird: 32 Bit D/A-Wandler am Masterausgang sorgen jedenfalls für einen authentischen, kraftvollen Sound.

Draufgeschaut
Mit den Jahren hat sich ein gewisser Standard beim Clubmixer-Design durchgesetzt. In den meisten Fällen bedeutet das: Links wird die Mikrofon- und Preview-Sektion platziert, rechts die Effekte und in der Mitte das eigentliche Mischpult. Schauen wir uns zuerst den Mixer mit seinen vollausgestatteten vier Kanalzügen an. Im unteren Zentrum ist ein Modul mit vier sanft gleitenden 60 Millimeter ALPS-Linefadern (da freut sich das technoide Herz) und einem leichtgängigen, mechanisch regulierbaren 45 Millimeter langen Flex-Crossfader verbaut. Die Kanäle besitzen separate Cue-Buttons, was ein simultanes Abhören mehrerer Channels sicherstellt. Alternativ kann der Akteur von Multi-Cueing auf Solobetrieb wechseln, der alle Spuren außer der Ausgewählten stummschaltet. Jeder Kanal lässt sich auf Wunsch auf die Crossfaderpole A, B oder direkt auf die Summe routen.

An prominenter Stelle im oberen Zentrum ist die Klangregelung arrangiert. Eine Input-Matrix ermöglicht wahlfreies Routing der vier Kanäle und bietet zusätzlich zwei fest zugeordnete USB-/DVS-Stellungen. GAIN (-90 bis +20 dB) hilft beim Einpegeln, Channelmeter liefern ein sechzehn-schrittiges optisches Feedback (-40/+10). Die Aufholverstärker packen untenrum schon ordentlich zu, sodass man trotz der großzügig ausfallenden LED-Kette mit Bedacht zu Werke gehen sollte. Das trifft in ähnlicher Weise auch auf die 3-Band-Equalizer zu. Sie haben einen Boost von +10 (Hi, Mid) und + 6 (Bass). Die mittenrastenden, gummierten Drehregler sind mit 20 Millimetern schön hoch und griffig geraten und profitieren von einem großzügigen Abstand zueinander. An den Extrempositionen stellten sich unsensible Bereiche von lediglich einer halben Skaleneinteilung bei Fader und Pots heraus, was ein vergleichsweise gutes Ergebnis ist. Abweichungen in der Regelintensität untereinander, die auf Ungenauigkeiten in der Fertigung schließen ließen, konnte ich nicht feststellen. Ich empfand es aber als etwas irritierend, dass die Null-Markierungen der Kappen am Testmodell nicht alle auf 12-Uhr zeigen, sondern vereinzelt um wenige Grad verschoben sind. Wie bei anderen digitalen Clubmixern lassen sich Trennfrequezen (HI, LOW) für die EQS individuell festlegen, was bei den werkseitig voreingestellten Werten für manches Genre durchaus zu überprüfen ist. Während des Probelaufs unter Verwendung des Traktor-internen Mischpults waren Feinabstufungen von einem Prozent möglich. Mix it, Baby!

Moderatoren freuen sich über zwei getrennt pegelbare Mikrofonverstärker mit relativ niedrigem Eingangsrauschen. Auf Phantomspeisung wurde leider verzichtet, daher lassen sich nur dynamische Mikrofone nutzen. Jeder der beiden Anschlüsse (Kombi / Klinke) besitzt einen eigenen Zuschaltknopf, der anliegende Signale störfrei von der Summe trennt, und lässt sich wahlfrei vorhören. Ein digital konfigurierbarer, nachgelagerter Treble/Bass-EQ verleiht dem Sound ein wenig individuelle Würze. High- und Lowshelf stellen dazu einen Cut/Boost von +/- 15 dB in Aussicht, Ducking fährt die Hauptlautstärke in einem Rahmen von -20 bis -40 dB runter. Der DJ kann das Tempo der Absenkung in zwei Stufen festlegen, die manuelle Angabe eines Schwellwertes ist nicht vorgesehen. Schön, dass der geneigte User interne Effekte auch auf die Mikrofonwege abfeuern kann. Nachstehend habe ich für euch die EQ-Cuts und drei stellvertretende Effekte aufgezeichnet.

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Mikro EQ Mikro FX Beat Breaker Mikro FX Delay Mikro FX Reverb Mikro FX Reverse Loop Mikro FX Scratch

Die bereits angesprochenen Line- und Crossfaderstarts werden durch zwei separate Schaltflächen aktiviert. Darunter befinden sich zwei Drehregler für die Faderkurven-Konturen. Regler eins kümmert sich um den X-Fader, Regler zwei um das Linefader-Quartett. Die Hauptkanäle weisen also stets eine identische Blendcharakteristik auf.

Der Kopfhörer-Ausgang liefert einen sehr klaren Sound. Er ist laut genug für den Club, und solange der Kanal-Gain nicht allzu hoch in den orangenen Bereich getrieben wird, auch sehr zerrfrei. In akustisch schwierigeren Umgebungen können Bässe und Höhen in den Utillities maximal um Plusminus 15 dB zulegen, um sich der Soundkulisse anzupassen. Hier wäre es vorteilhafter, anstelle eines dauerhaften Pegelhubs eine temporäre Lösung bei der Hand zu haben. Beispielsweise in Form von zwei Buttons, die auf Knopfdruck den jeweiligen Boost zuschalten. Etwa während einer nicht klar für das Ohr isolierbaren Überblendphase – auch wenn man natürlich mit der MONO-Split-Funktion und dem stufenlosen Master-Cue-Poti eigentlich gut zurecht kommen sollte. Bedenkt man, dass der Proband eine TSP-Zertifizierung besitzt und demnach auch einer Vierdeck-Session für DJ-Teams nicht abgeneigt sein sollte, ist es etwas schade, dass die Entwicklungsabteilung keinen zweiten Kopfhörerweg spendiert hat.

Am oberen rechten Rand sind die Regler für Master- und Monitorlautstärke platziert. Ihnen stehen ein Monoswitch und ein Panorama-Regler zur Seite. Zwei 16-stufige LED-Ketten (-40/+10) sorgen für den nötigen Überblick über die Pegelverhältnisse am Masterausgang. EFX schaltet die Effektsektion auf der Summe scharf.

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Praxis

Effekte
Wer keine Soft-FX nutzt, weil er zum Beispiel mit herkömmlichen Schallplatten oder Audio-CDs auflegt, der könnte gefallen an Denons eingebauten Klangverbiegern finden. Mit einem breit gefächerten Spektrum von 14 unterschiedlichen Genrevertretern und einem nachgelagerten bipolaren FX-Filter kann der DJ schon so manche kreative Eingebung auf den Dancefloor projizieren. Er kann die FX-Ausgabe im Vorfeld auf dem Kopfhörer prüfen, das übersichtliche Display zeigt ständig aktuelle Parameterwerte an. Ausgewählt wird mit dem Push-Encoder. Mit an Bord sind Delay, Echo, Flanger, Filter, Pingpong, Trans, Phaser, Reverb, Echo-Reverb, Loop, Reverse-Loop, Pitch, Beat-Break und Scratch. Wir hören mal rein.

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Delay Echo Filter Phaser Pingpong Pitch Trans Flanger Reverb Echoreverb

Vier Effekte möchte ich gesondert erwähnen, weil sie noch nicht so häufig in Clubmixern zu finden sind.

Der Beat-Breaker ist ein wahrer Soundhäxler und wird DVS-User zurecht an den Deckadance-Relooper oder VDJs Beatgrid erinnern. Er zerlegt den aktuellen Beat in Sechzehntelnoten. Das Raster auf dem Display besteht ebenfalls aus 16 Blöcken (4×4). Ausgewählte Teilbereiche werden durch den ersten Sound des aktuellen Taktes ersetzt. Werkseitig sind bereits 10 Programme voreingestellt, dazu kommen fünf User-Patterns.

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Beatbreaker

Loop und Reverse Loop
Ein Loop wird per Tastendruck in voreingestellter Länge eingefangen. Da der Zyklus manuell ausgelöst wird und nahtlos läuft, aber nicht beat-synchronisiert wird, ist es anzuraten, zunächst mit 100 Prozent WET oder voll DRY zu arbeiten. Wenn der Takt nicht genau getroffen oder der BPM-Wert nicht korrekt ausgewertet wurde, kann es zu einem Versatz kommen, der in der Mischung zu unangenehm auffallenden Holperern führt. Bei den Loop-FX übernehmen die Beat-Tasten die Aufgabe eines Loopcutters und halbieren oder verdoppeln die Längen in einem Rahmen von 1/16 bis 8/1 Beats. Der Reverse-Loop-FX funktioniert wie ein Standard-Loop, das entnommene Audiomaterial spielt jedoch rückwärts. Mit den Loop-Effekten kann der DJ, ein bisschen Konzentration vorausgesetzt, auch Rolls und Censors im Stile von Serato-Scratch-Live erzeugen. Dazu blendet er wiederholt zwischen dem (Reverse-) Loop und dem weiterlaufenden Original-Track. Das ist etwas komplizierter als mit SSL-MIDI-Shortcuts, zudem müssen der Originalsong und die Schleife absolut synchron takten. Obendrein wäre ein Dry/Wet Fader mit Hard-Cut dieser Aufgabe eventuell besser gewachsen. Für die besagten Einsatzbereiche kann der DJ, sollten die beiden Audiosignale aus dem Gleichlauf geraten, den Originalsong per Jogwheel bremsen. Pitch-Bend für die Loops sind nicht dabei.

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Loop Reverse Loop

Der Scratch-FX ist noch recht selten am Mischpult zu finden. Ich möchte ihn daher ebenfalls an dieser Stelle einreihen.

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Scratch

Mit den Beat-Tastern werden Auto-Modulationszeiten gesetzt, welche sich typenbedingt in werkseitig vorgegebenen Längen unterscheiden. Zum Beispiel hat der Gater-ähnliche Trans-Effekt einen Spielraum von 1/16 bis 8/1, der Flanger hingegen 32/1 bis ¼. Der aktuelle Beatcounter-Wert dient als Basis für die Synchronisation. Hier hat der Anwender die Auswahl zwischen einer automatischen Tempo-Erfassung des zuletzt angewählten Kanals oder des Masters. Alternativ erfolgt eine Mittelwertberechnung manueller Eingaben über TAP. Obendrein ist es möglich, das Timing schrittweise um eine Millisekunde per Hand zu ändern. Schade, dass die Beleuchtung der Effektsektion nicht über alle Komponenten reicht. Für meinen Geschmack hätten die Konstrukteure ruhig noch PARAMETERS, BACK und die BEAT-Tasten mit einbeziehen können. Auch eine Werte-Anzeige für das Kombi-Filter (PARAMETERS) hätte nicht geschadet. Links Tiefpass, rechts Hochpass, das Filter klingt potent. Allerdings hat der DJ keinen Zugriff auf die Resonanz.

Was die steuerbaren Parameter der einzelnen Effekte angeht, sollte man den Testkandidaten nicht an den Möglichkeiten einer DJ-Software a´la Traktor oder Serato messen, denn da herrscht am DENON X1600 eher Purismus. Schaut man sich hingegen das Feld der Clubmixer-Konkurrenten an, kann man der Effekt-Sektion Clubtauglickeit attestieren, denn die gebotene Auswahl klingt nicht nur fett, sondern ist auch intuitiv zu bedienen. Unliebsame Extremsounds, die in ungeübten Händen akustische Verwirrung stiften könnten, braucht der Akteur kaum zu fürchten. Bei zeitkritischen Typen muss er naturgemäß damit rechnen, dass sie aus dem Timing geraten, wenn der Beatcounter sich verrechnet oder aufgrund eines Breaks von einer Sekunde auf die nächste eine völlig andere Einschätzung des Songtempos vornimmt. Das ist aber nichts Neues, damit kämpfen ziemlich viele hardwareseitige BPM-Analysen.

MIDI
Bis auf wenige Ausnahmen sendet die komplette Bedienoberfläche des Mixers auf Wunsch auch MIDI-Steuerbefehle. So etwa die Cue-, Effekt- und Mic-Buttons sowie die Pots der Hauptkanäle, die FX-Sektion, alle Fader und die Booth/Master-Knöpfe. Damit keine Wertesprünge stattfinden, wenn der DJ auf MIDI schaltet, friert der Mixer die aktuellen Einstellungen an den Hauptkanälen ein und aktiviert den Pick-up, sobald es zurück in den Mixer-Modus geht. Die vorherigen Werte müssen also abgeholt werden. Das Display zeigt die Richtung und Distanz an.

Wie Eclers Evo4 oder Ranes 68 verfügt auch der Testkandidat zusätzlich über eine eigenständige MIDI-Sektion. Vier Push-Encoder und ebenso viele Buttons senden auf vier MIDI-Pages bis zu 48 Steuersignale und zwar 12 pro Layer. Diese Art der Konstruktion macht gerade Schule, prima. Allerdings muss sich der Käufer – im Gegensatz zu den vorher erwähnten doppelseitig bestückten Modellen – mit nur einer Sektion auf der rechten Außenseite zufriedengeben. Außerdem wäre eine kleine Status-LED neben der Schaltfläche für die aktive MIDI-Page wünschenswert.

Erfreulicherweise stellt Denon als Alternative zum USB-MIDI-Betrieb auch eine 5-Pol-Schnittstelle bereit. Das bringt zum einen ältere Ausstattung ins Spiel, zum anderen sind gerade Besitzer eines Mac-Book-Pro oftmals mit zwei USB-Buchsen Typ-A ohne einen Hub schnell mit ihren Möglichkeiten am Ende. Da schafft eine MIDI-Standardbuchse noch mal Platz für ein Triggerpad oder ein Fußpedal. Die MIDI-Clock lässt sich im Übrigen für USB und 5-Pol separat oder simultan aktivieren.

DVS-Setup
Nun soll das Timecode-gepowerte Traktor-Scratch Pro Setup an den Start gehen. Zu diesem Zweck werden je zwei Plattenspieler und zwei CD-Player mit den Eingängen am Mischpult verbunden. Dafür ist zuvor die Soundkarte einzurichten. Für Windows liegt der passende ASIO-Treiber auf CD vor, der Apfel ist zunächst auf mindestens OS X SL10.6.4 upzudaten. Zusätzlich empfiehlt der Hersteller, den Mixer mit Denons aktuellem Firmware-Update 1020 zu flashen, damit es nicht zu Audioaussetzern auf dem Mac kommt. Die Sample-Raten von Mischpult und Software müssen unbedingt identisch sein. Es ist nicht möglich, die Vorgaben im laufenden Betrieb, respektive in-the-mix zu ändern. Ferner muss das Pult im Setup-Menü auf Mac oder PC Betrieb eingestellt sein. Hat der DJ die Input-Matrix an den benötigten Kanälen auf P1-P4 gestellt und den USB-B-Modus aktiviert, taucht der Testkandidat in Traktor als Denon DN-X1600 auf. Sobald der Besitzer auf External-Control (2/4) schaltet, richtet die Berliner Software das korrekte Routing selbstständig ein. Dann noch die Timecodes in die Lade oder auf den Teller, und der Spaß kann beginnen. Hört sich vielleicht etwas kompliziert an, ist aber in wenigen Minuten erledigt. Mit vier Zuspielern kann man schon ordentlich Fahrt aufnehmen. Kommen Loop-Decks ins Spiel, sind die wahlfreien Kontureinstellungen der Linefader sehr nützlich. Die Effektsektion trägt ebenfalls ihren Teil zur Langzeitmotivation bei. Auf dem Mac konnte ich mit den voreingestellten 4 Millisekunden Latenz sehr flüssig arbeiten.

Alle Jahre wieder…
Das Jahr neigt sich dem Ende und mancher nutzt die Gelegenheit, um sich selbst noch einmal kräftig zu beschenken. Kommen wir also zum Thema Investition, das sicherlich nicht nur für Erstkäufer interessant ist. Um ein qualifiziertes Setup wie das zuvor beschriebene auf die Beine zu stellen, muss man schon ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Zwei MK2-Plattenspieler der Häuser Technics (Stückpreis 700 Euro) oder Vestax (Stückpreis 750 Euro) schlagen mit etwa 1400 Euro zu Buche, dazu kommen zwei Tonabnehmersysteme, wie Ortofon-Scratch a 100 Euro, zwei CD-Geräte wie Pioneers CDJ-350 mit einem Anschaffungspreis von 600 Euro, Kabel für nen Zwanziger und nicht zu vergessen ein Traktor-Scratch-Upgrade für 299 Euro, eventuell noch ein Mittelklasse-Notebook und natürlich der Testkandidat für je einen Tausender. Die Gesamtkosten belaufen sich somit in der Summe auf knapp 5000 Euro (!). Wahrlich nichts für den Partykeller-Aktivisten. Ein DJ-Set bestehend aus einem Mischpult und zwei MIDI-Controllern gestaltet sich nur halb so teuer und ist zudem auch noch platzsparender. Die Kontrollettis könnten aus Traktor Kontrol X1-Einheiten, Allen & Heath Xone:1D, Stantons Da Scratch oder Geräten aus der Hamburger Faderfox-Schmiede bestehen. Eine Traktor Pro- oder Duo-Lizenz genügt – sie ist bis zum Jahresende zu einem um fünfzig Prozent reduzierten Sonderpreis erhältlich. Die Verkabelung ist schnell vollzogen. PA und Monitorboxen wandern ans Mischpult, die Controller an den Rechner – in diesem Fall ein Traktor Kontrol X1 für die Decks A/B und ein Faderfox DX3 für die Decks C/D. Die Steuereinheiten passen gut an die Außenflanken des Pults. Wir mixen extern, die Einstellungen am Denon dürfen in DVS-Stellung verharren. Und der Kostenfaktor? Ein 4GB-RAM Doppelkern Intel Notebook vom Elektro-Discounter (599 Euro), der Mixer (1000 Euro), Software (299) Euro und 2 Controller (450 Euro) machen zusammen weniger als 2500 Euro aus, also knapp die Hälfte des vorangegangenen Equipments. Immer noch kein Schnäppchenpreis, aber sicherlich keine schlechte Alternative für Timecode-resistente Deejays elektronischer Spielrichtungen, die sich in den Testkandidaten verguckt haben und auf vier Decks arbeiten wollen. Wer zwischendurch einmal nur mit der MIDI-Sektion arbeiten will, könnte folgendes Mapping anlegen: Jede MIDI-Page steuert ein Traktor-Deck. Encoderfunktionen: Browse/Load, Pitch/Master, Loopcutter/Active, Search/Setcue. Buttonfunktionen: Play/Pause, Sync, Bendplus, Bendminus.

Mein Bruder und ich
Man möchte gar nicht glauben, dass der Denon DN-X1700 der große Bruder des Sechzehnhunderters ist. Sicherlich, er hat ein hoch auflösendes Display, längere Mastermeter und zwei unabhängige Effektgeräte mit je 12 Effekten. Dafür verzichtet er aber auf die MIDI-Sektion und die Traktor-Scratch-Pro-Zertifizierung. Und auf den praktischen DVS-Modus. Mir persönlich fällt da die Wahl leicht, denn der Aufpreis von 700 Euro scheint mir doch etwas überzogen.

Ich muss schon sagen, so einen Allrounder wie den Denon DN-X1600 kann man schnell ins Herz schließen. Sicher sind 1000 Euro eine Menge Holz, mit seinem Mehrkanal-USB-Interface und der MIDI-Sektion fällt er aber definitiv in die Kategorie Langzeitinvestition. Im Club oder in der Tanzbar stellt das Pult in Kombination mit analogen Zuspielern und einem seitengelagerten MIDI Controller a´la Xone:X1 für nahezu jeden DJ und jede DJ-Software ein passendes Arbeitswerkzeug. Die Intensität der Buttons und Leuchtkränze am Mischpult könnte allerdings etwas stärker ausfallen. Neben Traktor Scratch Pro sind auch Mixvibes, Deckadance, Virtual-DJ und Konsorten schnell eingebunden und konfiguriert. Allerdings sollte der DJ sicherheitshalber eine CD oder eine Schallplatte im Gepäck haben, denn für den Wechsel zwischen zwei Notebook-Artisten ist eine Trennung des Interface erforderlich. Und somit das kurzzeitige Einbinden einer alternativen Audioquelle. Via V-Link kann der Sechzehnhunderter sogar Daten an die Videomischer Roland V-4 oder V-8 senden. Leider ist zum Testzeitpunkt keines dieser Geräte vor Ort verfügbar, sodass die Funktionsweise hier nicht überprüft werden kann. Doch es sind nicht nur Profis und Semiprofis, die sich angesprochen fühlen sollten. Auch fortgeschrittenen Hobbyanwendern mit entsprechendem Budget möchte ich den Denon ans Herz legen, gerade wenn sie Platten und digital auflegen.

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Denon DN-X1600 ist ein qualitativ hochwertiger Clubmixer, bei dem das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Die robuste Konstruktion trumpft mit durchdachtem Layout und zeitlosem Design. Zahlreiche Anschlussoptionen inklusive Standard-MIDI bringen gängige Zuspieler, Fernsteuerungen und Beschallungssysteme im Nu ins Spiel. Griffige Knöpfe geschmeidige Line-Fader mit wahlfreier Blendcharakteristik und ein weicher Flex-Crossfader mit stufenloser Curve-Control ermöglichen präzise Mixvorgänge und profitieren von ausreichend Platz zueinander. Im negativen Bereich greifen die Isolatoren und der Gain allerdings etwas stark.

Der Klang ist transparent und druckvoll, zudem auch sehr authentisch, was bei ausgefeilter 32 Bit/ 96 kHz Digitaltechnik nicht weiter verwundert. Die Phono-Preamps sind knackig, eine gut bestückte Mikrofonsektion erfreut die Moderatoren unter uns. Auch die synchronisierbare Effektsektion mit nachgelagertem bipolarem Filter und 14 Genrevertretern wie Looper und Beat-Breaker ist als gelungen zu bewerten. Sie ist leicht zu bedienen und klingt gut, eröffnet aber fortgeschrittenen Anwendern zu wenige Kontrollparameter. Ein Knüller ist für mich das Traktor-Scratch-Pro zertifizierte Vierkanal-USB-Interface in Kombination mit den DVS-Presets. Schnell ist die Berliner Software eingebunden und bereit für erste intensive Mixrunden. Dank einer dedizierten MIDI-Sektion kann der DJ weitere Software-Funktionen auf vier Layern mappen. Obendrein ist auch fast der ganze Rest des Mischpults MIDI-kompatibel. Lediglich beim Wechsel zwischen zwei Laptop-Akteuren muss man kurzzeitig improvisieren. Dank Input-Matrix kein Problem. Und nicht zu vergessen, die zahlreichen Einstelloptionen wie Trennfrequenzen, Output- oder Duckinglevel inklusive Export und Ladefunktion der eigenen Voreinstellungen.

Kommen wir zum Verbesserungspotenzial. Ich finde, eine stärkere Grundbeleuchtung würde nicht schaden. Zudem wären Status-LEDs für die aktuelle MIDI-Page sinnvoll, um nicht immer zum Display zu schielen. Dann noch einen weiteren Kopfhöreranschluss für den Partner-DJ – ich wäre entzückt. Kann man aber wahrscheinlich bei einem Streetpreis von 999 Euro nicht alles erwarten. Summa summarum: Denon DN-X1600 ist ein Mischpult für ambitionierte Deejays aller Spielrichtungen und Klassen, das ordentlich Dampf macht, eine einsteigerfreundliche Kreativabteilung im Gepäck hat und mit vielen wichtigen DJ-Softwares per MIDI und Timecode kommuniziert. Zum Beispiel mit Traktor Scratch Pro. Ohne zusätzliches Audiointerface. Daumen hoch.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hohe Audioqualität, saubere Phono-Preamps
  • Integriertes 4-Kanal-USB-Interface mit Traktor Scratch Pro Zertifizierung
  • Dedizierte MIDI-Sektion
  • 4 Kanalzüge mit Input-Matrix und DVS-Modus
  • 14 gut klingende integrierte Effekte
  • Standard- und USB-MIDI
  • Viele digitale Konfigurationsmöglichkeiten
  • Satter Kopfhörerverstärker
  • Sehr gute Verarbeitung
Contra
  • Wenig Kontrollparameter in der Effektabteilung
  • Sehr sensibler Cut der Gain- und EQ-Regler
Artikelbild
Denon DN-X1600 Test
Für 1.049,00€ bei

Herstellerlink: DENON

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Profilbild von Kubiq

Kubiq sagt:

#1 - 09.08.2011 um 00:06 Uhr

0

Hallo,
Erstmal danke für den tollen ausführlichen Bericht. Der hat unter anderem dafür gesorgt, dass meine Kaufentscheidung auf den x1600 gefallen ist.
Eine Frage hätte ich allerdings auch. Du schreibst, dass man die FX auf dem Kopfhörer vorhören kann, allerdings höre ich die bei mir nicht. Muss man das evtl erst einschalten. Allerdings weiss ich nicht wo. Der cue Knopf auf der effektsektion scheint keine Funktion zu haben...Danke und viele Grüße,
Kubiq

Profilbild von twi..

twi.. sagt:

#2 - 30.08.2011 um 21:54 Uhr

0

hey kubiq erst must du den effect auf einen kanal legen, danach den effect anschalten ,dan kannst du in der effect sektion die taste cue drücken der effect wird dan über den master und über die kopfhörer zur gleichen zeit wieder gegeben. ich glaub anders geht das nicht :)
beim dn-x 1500 ging das das man auch den effect vohrhören konnte befohr er über den master ausgegeben wirt.bis denne

Profilbild von Merdee

Merdee sagt:

#3 - 08.11.2011 um 21:43 Uhr

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Ist es Möglich die Midi Funktionen des Mixers zu nutzen und zusätzlich einen Controller (z.B. Traktor X1) anzuschließen?Grüße!!

Profilbild von peter

peter sagt:

#4 - 09.11.2011 um 18:15 Uhr

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Hallo Merdee.
Absolut. Du kannst unter Traktor so viele MIDI-Controller einsetzen, wie du willst.
Gruß
Peter

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