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Denon DJ MC3000 Test

Es ist immer ein besonderes Highlight, wenn die Damen und Herren von Denon in der Nettetaler Niederlassung ein Musterexemplar ihrer brandneuen Tüftelwerke in die Testredaktion schicken. Heute kam der Denon MC3000 an. An diesem Tag hat die Ankunft des Pakets meine Stimmung besonders gehoben und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Grund dafür, es ist einer dieser ungemütlichen Januartage, wo der Blick aus der zweiten Etage des Autoren-Studios fast ausschließlich trist graue Regenschauer anbietet. Die Ankunft des quietschgelben Fahrzeugs mit der tollen Fracht an Bord und einem nassen und trotzdem freundlichen Fahrer lies so den grauen Tag so gut wie in Vergessenheit geraten. 

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Mein heutiger Gast heißt MC3000 und versteht sich als vollausgestatteter und dennoch äußerst portabler MIDI-Controller für Effekt-Pyromanen, Samplefeuerwerker und Videoclasher, wie geschaffen für den mobilen Einsatz. Er lockt mit symmetrischen Ausgängen für die PA, zwei Line-Eingängen und einem USB-Audio-Interface. Für die Moderatoren unter uns hat der Hersteller zudem einen Mikrofoneingang spendiert. Was fehlt demnach noch, damit sich der neue Besitzer unverzüglich in die Tiefen nächtlicher Mix-Eskapaden stürzen kann? Ein adäquates DJ-Programm – was in diesem Fall für unsere Breitengrade Native-Instruments Traktor in der Version 2 LE bedeutet. In Sachen Preis und Funktionsvielfalt spielt der MC-3000 mit 599 Euro (UVP) taktisch in der gehobenen Mittelklasse, so wie Native´s Kontrol S2, Vestax´ VCI-100 MK2, Novation´s Twitch und Pioneer´s DDJ-Ergo, die sich alle etwa zwischen 500 und 600 Euro bewegen. Kann der Neuankömmling der Konkurrenz das Fürchten lehren? Wir werden es nach einem ausgiebigen Test hoffentlich wissen.

DETAILS

Der bunt bedruckte Karton gibt folgenden Inhalt frei: einen gut vor Stürzen geschützten Denon MC3000, ein USB-Kabel, ein Stecker-Netzteil (zum Betrieb Pflicht!), zwei Faltblätter mit Installations- und Betriebshinweisen sowie ein MIDI-Chart für Traktor 2 (LE/PRO) und Virtual-DJ. Dazu gesellen sich zwei Daten-CDs. Eine beinhaltet Traktor-LE und eine Windows ASIO-Treiber. Letztgenannter Silberling enthält zudem Handbücher und eine ausführliche Bedienungsanleitung als PDF-Dateien. Die Ausführungen sind ziemlich detailliert, sodass auch absolute Neulinge einen kompetenten Leitfaden zur Hand haben, allerdings sind die Übersetzungen an einigen Stellen sehr eigenwillig. Wie auch schon beim Vorgänger kommen Käufer aus europäischen und asiatischen Gefilden in den Genuss von Native Instruments Traktor, während für amerikanische Breitengrade Atomix Virtual-DJ7 im Paket schlummert.

Erstkontakt 
“Solid as a rock”. Das ist eine Aussage, die perfekt auf Denon´s MIDI-Controller-Palette passt und auch bei meinem heutigen Testkandidaten den viel zitierten Nagel auf den Kopf trifft.  Wie schon beimMC-6000, dem SC-2000 und dem HC-1000S ist das flache kompakte Gehäuse aus widerstandsfähigem Stahlblech gefertigt, das eine fehlerfrei aufgetragene und kratzresistente nachtschwarze Lackierung für sich beansprucht. Der überwiegende Teil der halbtransparenten Buttons trägt schwarze Funktionsaufdrucke. Zweitbelegungen und weiterführende Beschreibungen springen mir in gut ablesbarem Weiß ins Auge. Die vorderen und hinteren Buchsen sitzen fest im Chassis, dessen Ecken zwar leicht abgerundet sind, aber dennoch etwas kantig wirken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Denon, sollte er aus irgendeinem Grund einen Sturz aus einem guten Meter Arbeitshöhe ausgesetzt sein, diesen schadlos überstehen würde. Auf einen Test möchte ich zugunsten meines hölzernen Bodenbelages an dieser Stelle lieber verzichten.  
Der Trockenlauf über die Bedienelemente zeigt vollflächig auslösende, weiche Tasten mit definierten Druckpunkten, Line- und Crossfader von angenehmem Gleitverhalten und griffige gummierte Drehregler, die dort, wo es Sinn macht, mit einer Mittenrasterung versehen wurden und von großzügigem Abstand zueinander profitieren. Auch die Jogwheels präsentieren ein laufruhiges, gleichmäßiges Drehverhalten. Mein erster Eindruck ist daher rundweg positiv. Auf die champagnerfarbenen Zierblenden an der Seite muss das Dreitausender-Modell allerdings verzichten und auch die „Rackohren“ sind ihm nicht zuteilgeworden, können aber für knapp 30 Euro im Handel nachgeordert werden. 
Der Proband misst 40 x 27 x 7 Zentimeter und legt ein Gewicht von 3 Kilogramm an den Tag, was ich als angemessene Traglast für den Rucksack eines urbanen Wander-Deejays empfinde. Dazu noch ein Notebook mit knapp zwei Kilo und ein Kopfhörer samt Mikrofon – und das Setup steht. Wenn man bedenkt, was vergleichbare Einzelkomponenten an Raum und Gewicht ausmachen, dann bekommt der Begriff mobiles DJ-Setup bei einem MIDI-Controller definitiv eine neue Bedeutung. Der MC-3000 bietet zudem auch noch zwei Line-Eingänge, sodass er auf den ersten Blick durchaus auch im Datenträgermix eine Existenzberechtigung hätte. Dazu später noch ein paar Zeilen. 

Frontpanel und Backpanel 
Das Frontpanel zeigt an der der linken Vorderseite lediglich einen 6,3-Millimeter-Klinkenanschluss für den Kopfhörer. Die Monitoring-Sektion in Form eines Lautstärke-Potis und eines Drehreglers, der zwischen Cue- und Mastersignal hin- und herblendet, befinden sich praxisgerecht unterhalb der Mikrofonsektion auf der linken oberen Außenseite. Beim 6000er sind sie in Clubmixer-Manier links unten neben dem Jogdial zu finden (Master und Booth waren rechts unten platziert), was die Pitchfader auf die jeweils rechte Deck-Seite verschlagen hat. In puncto Sound zeigt sich der Kopfhörerausgang als clubtauglich laut, doch beginnt er auf den letzten beiden Teilern ein wenig zu zerren. Was mir fehlt, ist eine Split-Cue-Schaltung.

Das Frontpanel des MC3000
Das Frontpanel des MC3000

Am rückseitigen Anschlussfeld sind zwei Master-Outs untergebracht. Der symmetrische Ausgang ist als 6,3 Millimeter Klinkenpaar ausgeführt und sorgt für die Verbindung zu einer professionellen PA. Der zweite Out liegt als Cinch vor, um zum Beispiel Monitorboxen oder die Stereoanlage zu besaften. Ein separater Recording Out bzw. Booth-Ausgang sind nicht mit an Bord. Schade. Rechts daneben sind zwei Line-Eingänge platziert, die auf Phono-Vorverstärker verzichten. Ebenfalls schade, denn nur wenige Schallplattenfreunde verwenden Line-fähige Turntables, wenngleich diese natürlich eine Option darstellen würden. Die beiden Inputs können sich im Falle eines DJ-Wechsels, Computerabsturzes oder eines Totalausfalls des Rechners als Retter in der Not erweisen, denn über die Line-to-Master-Funktion lassen sich die anliegenden Audioquellen (zum Beispiel MP3-Player) auf den Hauptausgang schicken. Nützlich. Ganz außen sitzt der Klinkenanschluss für das Mikrofon.  
Die linke Seite startet mit einer Aussparung für eine Kensington-Diebstahlschutzvorrichtung. Weiter innen ist ein Kabelhalter befestigt. Die Netzteilbuchse (12V, 1,3A), ein schutzumrandeter Power-Schalter und die USB-Buchse Typ B zur Verbindung mit dem Computer beenden unseren Streifzug über das Backpanel. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das hintere Anschlussfeld…


Aufstellung und Taktik 
Mit seinen zahlreichen Knöpfen für Cuejuggling, Loop und Effekte setzt der MC3000 seinen Fokus auf elektronisch verwurzelte DJs und kann durch Controller für Sampler oder VDJ-Videomix-Elemente gleichfalls anderen Genres gerecht werden. Sehen wir uns den Tausendsassa nun im Detail an. 
Jeder Kanalzug beginnt mit einem grauweißen Gain-Regler, welcher genau wie die Steuerelemente des Dreiband-Equalizers auf eine nummerische Einteilung zugunsten einer Min/Max-Skalierung verzichtet. Dreht man alle Frequenzbänder nach links, bleiben im Betrieb mit Traktor anders als unter VDJ hörbare Signalanteile zurück. Zu meiner Freude wurde jedem Bus ein Knopf für das soft-gecodete Traktor-Kombifilter spendiert (Hochpass/Tiefpass), dessen Klangcharakteristik wir für euch aufgezeichnet haben. Darunter sehe ich noch den obligatorischen Cue-Button, der das jeweilige Signal auf den Kopfhörer routet.

Audio Samples
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Traktor EQ Cuts VDJ EQ Cuts Traktor Filter

Line- und Crossfader messen 45 Millimeter. In ihrer Mitte visualisiert eine LED-Kette aus sieben Segmenten den Bereich von –20 bis +10 dB plus Peak wahlweise die Pegelverhältnisse von zwei aktivierten Decks (A/C, B/D) oder die Summenlautstärke des Masters. Damit lässt sich ordentlich mixen, doch hätten es für meinen Geschmack ruhig einige Unterteilungen mehr sein können – zumal räumlich gesehen nach oben durchaus noch etwas Luft wäre. Eine hardwareseitige Kurvenanpassung oder Umkehrung der Blendrichtung für die Flachbahnregler ist nicht implementiert, was primär Scratch-Enthusiasten betrifft. 

Fadersektion mit viel Gefühl aber ohne Curve Controls
Fadersektion mit viel Gefühl aber ohne Curve Controls

Was die Position der Master- und Preview-Abteilung angeht, hat man sich bei Denon im Vergleich zum Vorgänger umorientiert und die beiden Sektionen an die Außenflanken verlagert. Das macht durchaus Sinn, schafft dies im Mixer-Zentrum doch Raum für Navigationselemente, die im Laufe der DJ-Session deutlich häufiger genutzt werden, als die zuvor genannten Regler. Dementsprechend umfassend konnte Denon seine Browser-Elemente ausarbeiten, wenngleich der Fokus etwas mehr auf Virtual DJ mit seinem Video-Crossfader und den benannten Tastern für die Scratch-, Video-, FX- und Record-Panels liegt. Das ist beim 6000er, der mit Atomix-Software ausgeliefert wird, ähnlich. Das Zusammenspiel dieses Bundles könnt ihr hier im MC-6000 Test nachlesen, denn wir verzichten in diesem Artikel auf ein umfassendes VDJ-Feature und halten uns primär an die Beipacksoftware Traktor LE.

VDJ-Konform dank separater Panelbuttons
VDJ-Konform dank separater Panelbuttons

Deck-Sektionen 
105 Millimeter beträgt der Durchmesser der von Denon verbauten Jogdials. Sie sind berührungsempfindlich und unterscheiden zwischen Rand- und Oberflächenkontakt, was im Vinylmodus seitliches Nudging und Scratch-Vorgänge per Handauflage auf den Teller (Durchmesser 90 Millimeter) ermöglicht. Die Empfindlichkeit des Touch-Sensors kann über eine Tastenkombination mittels SEL-Encoder in neun Schritten von -4 bis +4 eingestellt werden, wobei die werkseitige Einstellung 0 beträgt. Ferner lässt sich das Jogwheel abschalten, falls man es nicht benötigt. Optisch machen die Teller einiges her, denn sie sind mit Zierornamenten besetzt und auch der innere Silberring weiß zu gefallen.  
Darunter bilden zwei extragroße CUE- und PLAY-Buttons die Transportabteilungen. Sie werden links von Pitchbend-Tasten und rechts von Sync-Buttons eingefasst, die mittels Zweitbelegung das jeweilige Deck zum Masterdeck deklarieren. Die „Bends“ hingegen können alternativ zum Spulen verwendet werden. Zu den Decksektionen zählen ferner die Schaltflächen zum Umschalten der Software-Player, die in der typischen Konfiguration A/C und B/D ebenfalls an der Außenflanke zu finden sind.  
Über den Tellern befinden sich zwei horizontale Button-Leisten. Die Obere widmet sich der Loopsteuerung: Loop-In und Out setzen manuelle Schleifenflanken, wohingegen Auto-Loop computergestützte Wiederholzyklen voreingestellter Länge generiert, die mittels zweier Taster in der Länge halbiert oder verdoppelt werden können, wobei der In-Punkt bestehen bleibt. Eine Zeile tiefer sprechen die Buttons Cue 1 bis 4 ebenso viele Positionsmarkierungen an und mittels nachgelagerter Taste optional die Cuepoints 5 bis 8. Shift ruft Zweitfunktionen am Controller auf und ist außerdem für das Löschen der Cue-Bänke zuständig. 

Fotostrecke: 4 Bilder Liebevoll gestaltete Teller

Pitch 
Die 60 Millimeter langen Pitchfader mit ihren schlanken Kappen zeigen einen gut abgestimmtes Gleitverhalten und rasten am Nullpunkt ein. Mit knapp der Hälfte einer Skaleneinteilung sind die unsensiblen Bereiche an den Nord- und Südenden und um die Mitte herum marginal ausgefallen. Was die Präzision der Flachbahnregler angeht, gibt es nicht den geringsten Anlass zur Kritik. Bei Turntable-typischen +/- 8 % ermöglichen sie feinste Tempoabstimmungen von einem hundertstel Prozent. Damit sollte ein jeder Beatmixer, der Handarbeit statt Sync bevorzugt, zurechtkommen. Die Positionierung an den Außenflanken ist meiner Meinung nach ideal gewählt, da sie sich so nicht mit den Kanal-Fadern in die Quere kommen. Beim Thema Geschwindigkeiten möchte ich noch kurz die Keylock-Funktion erwähnen. Ein Tastenhieb auf das Notenzeichen schaltet einen softwareseitigen Time-Stretch-Algorithmus ein, damit man bei Tempomanipulationen während des Beatmatchings keine Tonhöhenänderungen wahrnimmt. Nachstehend haben wir den Pitch-Vorgang zur Verdeutlichung erst ohne, dann mit Keylock bei +/- 16 % festgehalten.

Kampfansage an die Tonhöhenverschiebung
Kampfansage an die Tonhöhenverschiebung
Audio Samples
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Pitch/Keylock plus 16 Pitch/Keylock minus 16

Beleuchtungskonzept 
Vor allem auf Seiten der analogen Gralshüter gibt es Deejays, die mit zunehmender Farbvielfalt und Beleuchtung die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wobei zeitweise reger Gebrauch von Begrifflichkeiten wie Christbaumlook, Bonbon- oder Kirmes-Optik gemacht wird. Ich möchte an dieser Stelle einfach mal die Lanze für die kompromittierten LED-Lämpchen brechen, denn die einhergehende visuelle Effizienz eines farbcodierten Schemas im Workflow macht in Zeiten von Vierdeck-Artistik und mehrfach gelayerten Sample-, FX- und Cuepoint-Buttons mehr als Sinn. Zudem entsteht ja bestenfalls noch eine gewisse Grundbeleuchtung und die haptischen Bedienelemente sind auch in dunkelsten Spelunken zu später Stunde gut auszumachen. 

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PRAXIS

Der Sound des Denon MC-3000 ist klasse und braucht sich nicht hinter dem Flaggschiff MC-6000 verstecken. An der PA klingt der Proband sehr druckvoll in den Bässen, luftig in den Höhen und in den Mitten detailreich. Und wo wir schon mal beim Thema sind: Die Mikrofonvorverstärker arbeiten rauscharm und klingen meiner Meinung nach gar nicht mal so schlecht, doch lässt der Mikrofoneingang zu meinem Bedauern Equalizer vermissen. Das Signal wird direkt auf den Master geschaltet, Mike-Effects (wie Delay oder Echo) sind nicht implementiert. Ferner ist es nicht möglich, das Mikrofon in ein Softwaredeck zu routen. Auch die Ducking-Funktion könnte für meinen Geschmack etwas besser eingestellt sein. Jedoch muss ich fairer Weise erwähnen, dass nur wenige Mix-Deejays der elektronsicher Musik während der Performance einen überschwenglichen Kommunikationsdrang mit der Menge verspüren – mal abgesehen von einigen impulsiven Lautbildungen zwischen „Aaaah“, „Oooooh“ und „Yeah“ (dann aber ohne Mikro, versteht sich).

Where have all the EQs gone?
Where have all the EQs gone?

Line-to-Master 
Mit der Line-to-Master-Funktion können angeschlossene externe Zuspieler auf dem Master ausgegeben werden. Die Lautstärke wird per Poti festgelegt, die Signalverteilung zwischen Line1 und Line2 justiert ein mittengerasterter Drehregler im Stile eines Crossfaders. An den beiden Extrempositionen gibt er jeweils einen Channel und in der Mittelstellung beide Kanäle aus. Das ist schon ein beträchtlicher Einschnitt im Vergleich zur vollständigen Mixerfunktion des großen Bruders und ähnelt eher eines Emergency-Through für den Systemcrash oder DJ-Wechsel. Wenngleich die Zielgruppe der Digital-Deejays hier passabel bedient wird: Manch einer wird in dieser Hinsicht wohlmöglich ein flexibleres Gerät bevorzugen, welches man auch als Ersatz für das analoge Mischpult einsetzen kann. Schade, hier wäre in meinen Augen mehr drin gewesen. Ein alternativer Work-Around wäre, die Line-Zuspieler über die USB-Audio-Eingänge in die Software einzuschleifen und dort mit EQs und Effekten zu beackern. 

Line-to-Master-Funktion integriert MP3-Player beim DJ-Wechsel oder Systemcrash
Line-to-Master-Funktion integriert MP3-Player beim DJ-Wechsel oder Systemcrash

Der MC-3000 kommt ohne die vom DN-MC6000 und den DJ-Mixern X600 und X1600 bekannte PC/Mac Schaltung aus. Unter Windows benötigt er ASIO-Treiber, die wir in einem Rutsch mit der Traktor-Light PC-Version aufspielen. Danach ist die Einrichtung über den Setup Wizard, wie im Anschluss dokumentiert, innerhalb weniger Klicks erledigt. Das Audio-Interface werkelt nur mit 16 Bit und einer maximalen Sampling-Frequenz von 48 kHz. Was die Pufferzeiten angeht, so haben wir den Probanden auf 128 Samples eingestellt, was einen reibungslosen Betrieb in gefühlter Echtzeit im Test gewährleistete.

Fotostrecke: 8 Bilder Screenshot Start Setup

Um auf dem Mac in den Genuss der vollautomatischen Einbindung unter Traktor Pro 2 zu kommen, ist zunächst ein 369 MB großes Update der Versionsnummer 2.12 über das Service-Center zu laden. Nach der Installation kann es dann auch auf dem Apfel losgehen, wobei sich die Integration via Setup-Wizard genauso problemlos vollziehen lässt, wie am PC in der Windows Fassung. Je nach Betriebssystem und Computerspezifikationen kann es unter Umständen nötig sein, die Übertragungsintervallzeit der MIDI-Befehle an die eigene Hardwareumgebung anzupassen. Diese lässt sich durch eine Power-On-Tastenkombination bewerkstelligen. Von Haus aus sind vier Millisekunden eingestellt. Die Wertetabelle reicht von 3 bis 20 – in Schritten von einer Millisekunde. Erwähnung finden sollte auch, dass nicht allen Bedienelementen eine MIDI-Funktion zugedacht ist (z.B. Line-to-Master-, Monitor- und Masterpotis).  
Bevor wir nun auf die einzelnen Software-Aspekte eingehen, möchte ich noch loswerden, dass der Blick ins Handbuch für geübte „Controlleristen“ kaum notwendig ist, denn die Oberfläche ist nahezu selbsterklärend. Zudem sind Basis-DJ-Manöver bei den meisten MIDI-Konsolen einheitlich gestaltet, sodass sich die substanziellen Unterschiede meist in den Tiefen der erweiterten Funktionen ergeben, was letztlich auch ein Kaufargument darstellen kann. 

Auf Anhieb klar, wer hier zum Zug kommt
Auf Anhieb klar, wer hier zum Zug kommt

Trecker fahren Light
Der Workflow unter Traktor LE ist weitgehend stringent, jedoch sind nicht alle Bedienelemente mit Funktionen versehen, was natürlich auch an den Restriktionen der Light-Fassung liegt. Die Navigation ist sehr effizient ausgearbeitet. Hier wurden nicht nur die Playlist und der Browser-Tree bedacht, sondern auch die Favoritenlisten, so dass man im Handumdrehen durch die Musikbibliothek browsen kann und mit dedizierten LOAD-Tastern die Auswahl ins Deck befördert. (Shift-Load legt ein Klon-Deck an). Auch der Preview-Player wurde untergebracht, was bei lediglich zwei Decks auch zwingend erforderlich ist (Shift-BACK lädt, Shift-FWD spielt ab).Die Abspieleinheiten drei und vier oder gar Sample-Decks stehen unter LE nicht zur Verfügung. Ferner gibt es nur eine Wellenform-Farbgebung, die zudem nicht zoombar ist. Braucht aber auch nicht jeder. Dann fehlen noch die Hotcues, der Loop-Rekorder, die Master-Clock und die Aufnahme-Funktion. Effekte sind auf die drei nachfolgenden Vertreter beschnitten (nur einer von drei Chained-FX kann zeitgleich abgefeuert werden). 

Audio Samples
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FX Traktor Reverb FX Traktor Delay FX Traktor Flanger

Ein Tastenhieb auf „Play“ und schon leuchtet es grün und Musik ertönt aus den Monitoren. Dann befördere ich einen zweiten Titel ins Deck B, der mittels Auto-Sync gematcht, per Autoloop festgehalten wird und per Filter-Cut rasch in den Mix galoppiert. An dieser Stelle ein Hinweis: Mittels Shift + Filter ist im aktuellen Mapping unter Traktor Pro der Direktzugriff auf die Kanalfilter von Deck drei und vier möglich. 
Wer es lieber klassisch mag: der manuelle Abgleich von Tempo und Takt ist mit den sehr gut eingestellten Jogwheels, den Bend-Tasten und dem hochauflösenden Pitch-Fader kein Problem. Soweit, so gut. Wer allerdings mehr kreative Freiräume benötigt, sollte ein Versionsupgrade einplanen, das knappe 130 Euro aufruft. 
Trecker fahren luftig 
Unter Traktor Pro 2 entfaltet sich das volle Kreativpotenzial des neuen Denon-Geschosses, denn der Kontrolletti kann nicht nur bis zu vier Software-Decks bedienen, sondern er nimmt sich auch zweier kompletter Effekt-Units sowie den Sampledecks an, die bei aktivierter Sample-Funktion über die Bedienelemente der Effektsektion gesteuert werden. Was die MIDI-Belegungen unter Traktor Pro 2 angeht, hat Denon ganze Arbeit geleistet. So kann der DJ im Sample-Modus nicht nur die einzelnen Bänke über die FX-Sektion abfeuern, sondern er kann für diese auch noch mit den zugeordneten Drehreglern die Lautstärke festlegen, die Grenzfrequenz des Filters steuern, zwischen One-Shots und Loop-Modus wechseln, Stummschalten, sowie Loops aus den Decks oder Looprecorder in die Speicherplätze befördern, respektive diese wieder leeren. Die Konfiguration für die Effektsektion im Gruppen- und Solo-Modus entspricht dem, was man landläufig erwartet. Also in Abhängigkeit vom Modus Steuerung des Mischungsverhältnisses, der Parameter sowie der Austausch der Effekt-Typen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Eine gut ausgestattete Effektsektion…

Besonders im Zusammenspiel zwischen zwei Trackdecks und zwei Sampledecks macht der Controller eine gute Figur, obschon der Vollständigkeit halber natürlich Erwähnung finden sollte, dass FX und Samples nicht simultan auf einem Deck bedient werden können und dass es nicht möglich ist, die FX-Units drei und vier mit einzubinden. Das lässt sich aber per Modifizierung des MIDI-Mappings nachholen, wenngleich es dann wegen der Drittbelegungen etwas unübersichtlich werden kann. Interessant ist auch: Betätigt der DJ die Deckswitch-Taste am Außenrand des Controllers, schaltet er die Mixerkanäle und die Abspiel-Sektion auf das gleiche Deck. Betätigt er hingegen die Deckswitch-Taste in der Mixersektion, werden lediglich die Channelfader umgeschaltet, die Decksektion bleibt davon unberührt. Fröhliches Punch-in allerseits. 

Deckswitch_mid_Denon_DJ_MC3000_13

Da die Drehregler in der Effekt-/Samplesektion mehrfach belegt sind, kann die Regler-Stellung des zu steuernden Parameters in der Software von der tatsächlichen Stellung an der Hardware abweichen, sodass man nicht verlässlich (mit einem Blick auf den Controller) sagen kann, wie weit zum Beispiel das Feedback eines Delays aufgerissen ist. Allerdings ist ein Soft-Pickup (alter Wert ist zunächst abzuholen) implementiert, der vor ungewollten Wertesprüngen beim Wechsel der Decks schützt. 
Summa summarum ist unserem Kandidaten der Spagat zwischen Funktionsvielfalt, Übersichtlichkeit und Größe geglückt. Noch mehr Bedienelemente würden der Bedienbarkeit in meinen Augen nicht wirklich zugute kommen. Vielleicht ist ja eine 50-Euro-Zusatzkomponente wie z.B. ein LPD-8 von Akai eine Option. 

VDJ MIDI-Jay 
Natürlich wollen wir auch die VDJ-Fraktion nicht im sinnbildlichen Bit-Regen stehen lassen und machen einen kurzen Test mit der lokal aufgespielten Virtual DJ Pro 7.31 (nicht im Lieferumfang!). Bei der Inbetriebnahme erfolgt eine native Eingliederung des MC3000 über Virtual DJs Auto-Mapper und nach manuellem Audiorouting lässt sich die Software weitestgehend gemäß der Beschriftungen bedienen. Etwa die grundlegenden Tastenbelegungen für Standard-Mixsessions auf maximal vier Decks (Browser, Fader, Cueplay, Pitch, Equalizing, Search, Filter und Co). Dazu gesellen sich Fullscreen-Views für Sampler, Browser, Rekorder, Direktzugriffe auf Video, Scratch und Mixerpanel durch Tastenkobinationen sowie zwei Instant-FX am Kanal. Die Kreativabteilungen präsentieren analog zu Traktor maximal acht Cuepoints, sowie manuelle Schleifen und Autoloops. Lediglich die Effektabteilungen sind anders gestrickt, da die meisten Klangverbieger unter Atomix- nur ein bis zwei steuerbare Parameter mitbringen. Im Test sah das wie folgt aus: Regler eins wählt den Effekt aus, zwei und drei dirigieren Attribute, vier widmet sich der Video Transition, respektive der Videoeffekte. Toll.

Fotostrecke: 2 Bilder Steuert Video Clip-Effekte in VDJ
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VDJ Filter

Unterschiede zum 6000er 
Selbstverständlich haben artverwandte Gerätschaften in der Controllerwelt, gerade wenn sie aus einem Haus kommen, meist einige Gemeinsamkeiten. Es gibt indes natürlich auch Unterschiede, wenn das Produktportfolio nach unten abgerundet wird, was sich im Idealfall nicht nur durch Weglassen von Features äußert, sondern auch konzeptioneller Natur sind. Augenscheinlichste Veränderung beim MC3000: Es gibt nur noch zwei Kanäle statt vier und das Front- und Backpanel wurde neu designt, respektive um Anschlussmöglichkeiten und die XLR-Outputs dezimiert. Im direkten Vergleich punktet der DN-MC-6000 mit einem Vierkanal-Mixer mit Master und Booth, nebst Phono-Preamps und zwei umfangreich ausgestatteten Mikrofon-Kanälen. Aber er ist schon ein echter Brocken und mancher DJ legt Halt hohen Wert auf ein kompaktes, robustes On the Road-Design a la MC-3000, da er im Studio vielleicht CDs und Turntables nutzt. Daraus zu schließen, dass MIDI-Controller grundsätzlich kompakt gestaltet und leicht zu transportieren sein müssen, wäre indes nicht folgerichtig, denn es besteht durchaus ein Markt für Fullsize-Kommandozentralen wie Numarks NS7 und NS6 oder Pioneers DDJ-Flotte eindrucksvoll bestätigen. Im Test konnte der MC-3000 neben seinem Portabilitätsvorteil einige Verbesserungen hinsichtlich des Layouts präsentieren, was im Besonderen auf die Nutzung der Sample-Slots, die Positionierung der Pitch-Fader und der Master-/ Monitor-Sektionen zutrifft. 
Der MC3000 ist meiner Meinung nach ein perfekter Sparringspartner für Einsteiger, Bedroom-DJs und fortgeschrittene Anwender, die ihre Performance gern mit kreativen Remix-Einlagen bereichern. Auch Wander-DJs, Kiezbar-Aktivisten, Partyrocker und sonstige Profis und Working DJs, die auf einen regelbaren Booth-Ausgang verzichten können, sind angesprochen. Und natürlich auch all diejenigen, die auf ein widerstandsfähiges Rocksolid-Design Marke Denon stehen. Wer auf externe Quellen angewiesen ist, oder das Mikrofon mehr nutzt als zur gelegentlichen Moderation, sollte indes besser zum Geschwistermodell (UVP 950 Euro) greifen. Zeit fürs Fazit

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FAZIT

Denon´s MC-3000 ist ein äußerst robuster und sehr kompakter Zweikanal-MIDI-Controller mit hochwertigen Bedienelementen und einem integrierten USB-Audio-Interface. Er besticht durch gute Klangeigenschaften, einen druckvollen Master-Ausgang und wuchtigem Kopfhörer-Sound. Jogwheels mit Touch-Sensor, hochpräzise Pitch-Fader, zuweisbare Pegelmeter und ein gelungener DJ-Workflow mit übersichtlichem Farbkonzept samt Vierdeck-Kontrolle für DJ-Programme fahren kräftig Punkte ein. Der Hersteller steckt Traktor 2 LE gleich mit ins Paket, richtig ab geht’s aber erst mit der Vollversion. Der „USB-Kontrolletti“ bietet sich primär für beatmixende Frequenzfrickler, für Mashup-DJs und Live-Remixer an, die Wert auf eine solide Performance legen und dabei nicht auf eine widerstandsfähige Hardware in bester Denon-Qualität verzichten wollen. Obendrein wartet Denon mit einer „Line to Master“-Funktion für den Fall eines Computercrashs oder DJ-Wechsels auf, die konzeptionell jedoch nicht mit der Standalone Mixer-Funktion des großen Bruders und der damit verbundenen Schnittstellenvielfalt (XLR-Ausgänge, Phono-Inputs) gleichzusetzen ist. Ich finde die Ausstattung der Mikrofon-Sektion und der „Line to Master“-Funktion dennoch etwas spartanisch, denn gerade Promoteams oder Wedding-Deejays könnten eine vollausgestattete Mikrofongruppe vermissen. Sieht man davon ab – irgendwo muss man bei einem Preisunterschied von knapp 200 Euro zum 6000er Modell auch Zugeständnisse machen – und definiert den rein digital arbeitenden Laptop-DJ als Kernzielgruppe, lässt der Testkandidat besonders im Zusammenspiel mit Traktor Pro 2 und VDJ7 Pro kaum Wünsche offen und nimmt Kurs auf einen Spitzenplatz in den Controller-Charts.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gut klingendes Interface
  • Sehr robustes und kompaktes Gehäuse
  • Solide Gesamtperformance
  • Gelungenes Farbkonzept der Buttons
  • Sehr präzise Pitchfader
  • Case-sensitive Jogdials
Contra
  • Spartanische Line-to-Master-Auslegung
  • Keine Mikrofon-EQs
Artikelbild
Denon DJ MC3000 Test
Für 389,00€ bei
Last_Denon_DJ_MC3000_03

Herstellerlink Denon

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Sascha sagt:

#1 - 19.05.2012 um 05:43 Uhr

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Hallo,sehr schöner Artikel. Hab mir jetzt diesen Mixer geholt und kann dem
Artikel voll zustimmen. Eine Frage habe ich jedoch noch zu folgendem
Work-Around:> Ein alternativer Work-Around wäre, die Line-Zuspieler über die
> USB-Audio-Eingänge in die Software einzuschleifen und dort mit
> EQs und Effekten zu beackern.Könnte man auf diesen Work-Around bitte noch etwas genauer eingehen?
Wie funktioniert dies in der praxis und was muß man dafür alles
konfigurieren?bye,
Sascha

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