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Yamaha MM6 Test

Du hast Probleme mit deiner Band? Du willst dich nicht mehr über verspätete Bandkollegen ärgern? Du bist es Leid, dir einen Kopf darüber zu machen, wie du dem Schlagzeuger möglichst schonend seine mangelhafte Tightness erklären sollst? Der MM6 von Yamaha könnte deine Probleme lösen. Die Begleitautomatik des Einsteigerkeyboards erspart so manche Diskussion im Proberaum und liefert auf Knopfdruck die passende Untermalung für jedes selbstverliebte Solo – ganz gemütlich im eigenen Wohnzimmer. Natürlich muss man der Band deswegen nicht gleich kündigen. Man kann mit dem MM6 auch sehr effektiv Songideen entwickeln und sich eine bestimmte Harmonieabfolge mal als Samba, mal als R’n’B-Groove auswerfen lassen. Der Yamaha ist ein Einsteiger-Synthesizer mit Standard-Sounds und Begleitautomatik-Sequencer zum kleinen Preis. Ob man den anstehenden Gig dann mit Band oder als „One-man-show“ spielt, bleibt jedem selbst überlassen…

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AUSSEN
Äußerlich gibt sich das MM6 ausgesprochen sportlich. Will sagen: Flach. Als ob ein zu hoher Windwiderstand die Kreativitätsflussgeschwindigkeit bremsen würde. Abgerundete Ecken, ein leicht eingelassenes Display und die von Yamaha bekannte Großzügigkeit der Controlleranordnung verstärken den eleganten ersten Eindruck des Leichtgewichts. Beim ersten Handanlegen wird man allerdings schnell an den günstigen Preis des Synthies erinnert: Ungewichtete und leicht klapprige Tastatur sowie ein Plastikgehäuse, das keinen besonders stabilen Eindruck macht, holen einen auf den Boden der Tatsachen zurück.
Das Bedienfeld stellt sich wie folgt auf: Als Controller stehen einem auf der linken Seite ein schnörkelloses Pitchbend- und ein Modulationsrad zur Verfügung. Außerdem vier Drehpotis zur Echtzeitbehandlung von Filtercutoff, Resonance, Attack und Release. Diese Potis kann man nicht mit anderen Parametern belegen. Weiterhin befindet sich auf der linken Seite des Cockpits die Steuerung für die Begleitautomatik des MM6, sowie die Taster zur Auswahl der Songs und der Metronom Einstellungen; schließlich noch vier Taster um bestimmte Menüpunkte aufzurufen und Dateien auf einem USB Stick zu verwalten. Rechts des großen, gut lesbaren Displays liegen das Wählrad und die Dec/Inc-Taster für das Durchscrollen von Sounds oder Patterns; Bedienelemente, die um so wichtiger sind, da es keinen numerischen Tastenblock gibt. Schnell (und unauffällig) sind außerdem die daneben liegenden Transpose- und Octaveswitch-Taster zu erreichen. Außerdem lassen sich Dual-, Split- und Arpeggiomode per Knopfdruck an- und ausschalten. Schließlich gibt es noch zwei Reihen von Direktanwahltastern für die Sound-Kategorien und Performances.
Rückseitig bietet der MM6, ebenfalls elegant versenkt, Anschlüsse für Kopfhörer, einen Stereo-Ausgang, zwei Anschlüsse für Fußpedale (Sustain und Volumen-Controller), MIDI In/Out sowie USB-to-device und -to-host.

INNEN
Die entscheidende Speicherungseinheit im MM6 sind die so genannten Performances. Eine Performance besteht aus bis zu drei (über die Tastatur verteilte) Sounds und einem Begleitpattern. Hierbei sei angemerkt, dass eine nur 32-fache Stimmenanzahl dabei schnell ausgeschöpft ist. Insgesamt stehen einem 64 Performances in acht Bänken zum Drauflosspielen zur Verfügung und können mit eigenen Kreationen überschrieben werden. Doch beginnen wir bei den Sounds, die über die Tastatur angespielt werden. Diese lassen sich als Main-, Dual- und Splitvoice aufs Keyboard legen. Ein Werkeln an den Klängen selbst ist leider nicht möglich. Envelopes, Filtereinstellungen oder sonstige Parameter können nicht variiert werden, einmal abgesehen von der vorgegebenen Belegung der bereits erwähnten Drehpotis. Die einzige Einflussmöglichkeit auf den Klang eröffnet sich über die Effekte, von denen jeweils ein Equalizer, Hall, Chorus und ein dritter, frei wählbarer jedem Klang beigemischt werden können. Das Angebot umfasst insgesamt 190[!] Effekt-Typen. Der MM6 ist also definitiv kein Synthie für Klangtüftler. Doch auch mit den 569 Soundpresets (inklusive Drumkits und GM) lässt sich bereits etwas anfangen. Die Klänge stammen zum Teil aus den Motif-Synthies von Yamaha und sind dementsprechend qualitativ hochwertig. E-Pianos, Strings, eine erfreulich große Anzahl an Analogsynthies, Gitarren und Bläser – alle nicht allzu fernen Wünsche werden vorbildlich erfüllt. Und dank der recht großen Auswahl sind die fehlenden Editiermöglichkeiten für diejenigen zu verschmerzen, die lieber spielen als zu schrauben.

BEGLEITUNG
Die zweite, wichtige Komponente einer Performance ist das Pattern. Ein Pattern lässt sich über den Start/Stop-Taster dazu schalten (dies ist leider nicht per Fusspedal zu erledigen) und beinhaltet wahlweise Rhythmus, Harmonien oder beides. Es gibt 56 Patterns, die jeweils in dreifacher Ausführung (Drums, Drums/Bass, Drums/Bass/Harmonien) vorhanden sind. Jedes Pattern wiederum bietet vier Variationen, die sich im Intensitätsgrad voneinander unterscheiden und sich somit beispielsweise für Strophe-Refrain-Wechsel anbieten.

Stilistisch reicht das Patternangebot von Mainstream orientierten Hip-Hop-Grooves über Rock-Shuffles bis hin zu Tabla-Beats. Polka, Walzer und ähnliche abgenutzte Stilistiken sucht man im MM6 vergeblich. Yamaha versucht sich vielmehr an Zeitgenössischem zu orientieren. Und das klingt größtenteils erstaunlich frisch, obgleich es natürlich in der Natur der Sache liegt, dass mit jedem Pattern musikalische Klischees bedient werden.

Die harmonische Begleitung richtet sich nach den Akkorden, die mit der Splitvoice (also im linken Bereich der Tastatur) gespielt werden. Die etwas weniger versierten Keyboarder können auch nur eine Taste für einen Dur-Akkord oder eine Taste plus die darunterliegende schwarze Taste für den entsprechenden Moll-Akkord drücken.
Doch auch eine Akkorderkennung über das gesamte Keyboard ist einstellbar. Für jemanden, der es nicht gewohnt ist, schon sehr verwunderlich, wie sich die Begleitpatterns traumwandlerisch an die eigenen Improvisationen anpassen. Die Akkorderkennung funktioniert dabei recht zuverlässig. Allein Voicings ohne Grundton werden falsch (oder besser: “interessant”) interpretiert.

Weiterhin zu erwähnen ist die Arpeggio-Funktion. Ähnlich der Soundpresets können die Arpeggiopatterns nicht im Einzelnen „customized“ werden. Allerdings hat der MM6 213 instrumentenspezifische Muster im Angebot, die vor allem im Zusammenhang mit Gitarren und Drumkits effektiv einsetzbar sind. 

Audio Samples
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Dancefloor Simple Club Samba Flute HipHop Pop-Clavi R´n ´B Ballad

Weiterhin zu erwähnen ist die Arpeggio-Funktion. Ähnlich der Soundpresets können die Arpeggiopatterns nicht im Einzelnen „customized“ werden. Allerdings hat der MM6 213 instrumentenspezifische Muster im Angebot, die vor allem im Zusammenhang mit Gitarren und Drumkits effektiv einsetzbar sind.  

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PRAXIS
Erfreulich unkompliziert funktioniert die Anwahl bestimmter Menüunterpunkte. Möchte man beispielsweise die Metronomeinstellungen ändern, gelangt man mit einem längerem Drücken der Metronom-Taste zu den gewünschten Parametern. Ähnlich intuitiv funktioniert es mit der Auswahl der Dual- und Split-Voices: Einfach die entsprechende Dual- bzw. Split-Taste länger gedrückt halten und den gewünschten Sound aus einer im Display erscheinenden Liste auswählen. Hat man dann alle Sounds beisammen und startet das Pattern, vermisst man eine Mute-Funktion für die einzelnen Instrumente innerhalb des Patterns. Man kann also beispielsweise nicht die Drums zwei Takte aussetzen lassen, während die Bassbegleitung weiter läuft. Zwar gibt es Fill-Ins, die das durchgehende Pattern-Playing auflockern. Ein großes Manko ist jedoch, dass keine Endings zur Verfügung stehen. Man muss also an der richtigen Stelle die Stop-Taste erwischen, was oft nicht gelingt und zu unschönen Enden führt (die dann peinlich im Raum stehen bleiben):

Audio Samples
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Strange Ending

Diese Mute- und Ending-Probleme stellen sich natürlich nicht, wenn man einen Song komplett selbst einspielt, was ebenfalls möglich ist. Dabei stehen einem acht Spuren plus einem Pattern zur Verfügung. Die Editiermöglichkeiten sind auch hier begrenzt: Es gibt weder eine Quantisierungsmöglichkeit noch eine Copy/Paste-Funktion. Da darf man beim Einspielen halt einfach mal keine Fehler machen! Fünf solcher Songs verkraftet der MM6 im internen Speicher. Alles andere kann auf einem USB-Stick abgelegt werden. Die mitgelieferte DAW-Software (Cubase LE) bietet mit der Verwendung des MM6 als reinem Soundlieferanten aufnahmetechnisch natürlich größeren Komfort.

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Das Yamaha MM6 ist ein gut geeignetes Arrangerkeyboard für Einsteiger. Wer im Wohnzimmer an Songideen arbeiten, seine Hanon’schen Fingerübungen mit ein paar Westcoastbeats unterlegen oder einfach nur etwas jammen will, ist mit dem MM6 gut beraten. Die Sounds und Patterns klingen angenehm modern und vielfältig, auch wenn der User ausschließlich mit den Soundpresets vorlieb nehmen muss. Für die ernst gemeinte Alleinunterhalter-Bühne ist der Synthie auf Grund der fehlenden Patternsteuerung via Fußpedal sowie den nicht vorhandenen Endings wohl kaum erste Wahl. Zum Spaß haben nach Feierabend ist er aber in jedem Fall leichter, billiger und geduldiger als eine komplette Band.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • frische Sounds
  • günstiger Preis
Contra
  • kaum Editiermöglichkeiten der Sounds und Patterns
  • keine Endings der Patterns
  • keine Fusspedalsteuerung der Begleitpatterns
  • nur 32-fache Polyphonie
Artikelbild
Yamaha MM6 Test
Für 444,00€ bei
Yamaha_M6_02
TECHNISCHE DATEN
  • 61 ungewichtete Tasten
  • 32-fach polyphon
  • 569 Sounds, 168 Begleitpatterns, 64 Performances
  • pro Performance ein EQ, Hall, Chorus und Variation
  • 190 Effekt-Typen
  • Arpeggiator mit 213 Patterns
  • Sequenzer mit 8 Spuren plus Patternspur
  • Anschlüsse: Phones, Stereo-Out, MIDI I/O, Sustain- und Control Pedal
  • USB to host/to device
  • Maße: 948 x 374 x 123 (B x T x H in mm)
  • Gewicht: 5,0 kg
  • Preis: € 653,00
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