Dawesome präsentiert mit Kontrast einen neuartigen Wavetable-Synthesizer, der Wellensätze als Graustufenbilder darstellt. Aus diesen Bildern definiert man wiederum Scanning-Pfade – ein alternatives Konzept, das für willkommene Abwechslung sorgt. Klassische Plugins gibt es schließlich bis zum Abwinken, wie ihr im Bonedo-Feature Wavetable – Soft-Synths im Vergleich nachlesen könnt.

Dawesome alias Peter Vorländer ist zwar noch relativ frisch im Business, konnte sich aber bereits mit Produkten wie Novum, Kult oder Love im Tracktion-Vertrieb beweisen. Mit Dawesome Kontrast folgt nun ein weiterer innovativer Wavetable-Synthesizer, dessen Konzept vor allem für experimentierfreudige Musiker interessant ist.
Ich konnte es kaum abwarten, Kontrast für euch zu testen. Tipp: Auf der Webseite von Tracktion bekommt ihr eine Trial Lizenz für nicht weniger als 90 Tage – und das vollkommen ohne nervendes Crackle.
DETAILS & PRAXIS
Dawesome Kontrast mit grafikbasiertem Wavetable-Design
Die Idee zu Kontrast entstand bereits vor sechs Jahren – nun ist daraus endlich ein Plugin geworden, das nicht nur flüssig und stabil läuft, sondern auch zu kreativen Soundexperimenten einlädt.
Anders als klassische Wavetable-Synthesizer setzt Peter Vorländer bei Kontrast nicht auf ein paar Regler pro Wellensatz, sondern auf eine flexible Scanlinie – und diese lässt Sounds zu, wie man sie von Wavetable-Synthese bisher noch nicht kennt.
Ganz neu ist die Idee übrigens nicht: Schon in den späten 70er-Jahren tauchte sie unter dem Namen „Wave Terrain“ auf – damals allerdings in Form von mathematischen Formeln statt als Wavetables.

Anders gesagr: Dawesome Kontrast stellt Wavetables nicht als 3D Grid dar, sondern als Graustufenbilder. Die nichtlineare Wavetable-Synthese von Kontrast arbeitet mit Schwarz-Weiß-Fotos im JPG- oder PNG-Format, die sich direkt vom Smartphone importieren lassen. Richtig: Das Auge hört mit.
Oszillatoren und Filter bei Dawesome Kontrast
Statt wie üblich im ersten Oszillator einen Wavetable zu durchfahren, lässt sich der Pfad bei Dawesome Kontrast frei definieren – und das in Form von Kreisen, Spiralen oder Kurven. Parameter wie Position, Rotation, Winkel oder Geschwindigkeit lassen sich modulieren, wodurch in der Praxis organische Klangbewegungen entstehen. Zugegeben, das hört sich alles etwas theoretisch an, doch entdeckt man beim Experimentieren immer wieder brauchbare Muster, die sich aufs Neue variieren lassen.

Ein zweiter Oszillator bietet klassische Wellenformen und sorgt für klangliche Stabilität. Das Scanning-Verfahren ist in eine typische Synthesizer-Architektur eingebettet. So stehen ein „analoges“ Filter, LFOs, Hüllkurven und Modulationsquellen bereit.
Effekte und Sequenzen spielen gut mit und sind bedienbar
Dawesome Kontrast integriert Effekte, die in bis zu fünf FX-Slots organisiert werden können. Zur Auswahl stehen zum Beispiel ein paar interessante Reverbs. Besonders hervorheben möchte ich aber den Granular- und die Micro-Looper-Effekte. Damit lässt sich auch auf der Effektseite ausgiebig tüfteln, ohne dass man externe FX-Plugins bemühen müss. Sound- und FX-Engine verschmelzen bei diesem Synthesizer zu einer stimmigen Einheit.

Kontrast integriert auch einen raffinierten Step-Sequenzer, der nicht nur Noten abfeuert, sondern auch verschiedene, klangbezogene Parameter rhythmisch steuert. So verschmelzen Synth, Effekte und Sequenzer zu einer Einheit.
Und wie schaut’s mit der Bedienung aus? Über das GUI hat man direkten Zugriff auf die wesentlichen Parameter, während die Grafiken das Klangverhalten inklusive Modulation visualisieren. Mit drei voreingestellten Macro-Modi (Vibe, Fat und Bite) lässt sich der Klangcharakter schnell variieren.

Am meisten hat es mir die Randomisierung angetan: Auf Basis der zahlreichen Presets kommt man hiermit im Handumdrehen an neue Sounds. Wer möchte, kann sich auch in die Tiefen der Programmierung wagen – erforderlich ist das jedoch keinesfalls.
Dawesome Kontrast mit 12 Audio-Demos beleuchtet
Dawesome wirbt mit dem Slogan „Not another wavetable synth“ – und tatsächlich steckt mehr dahinter als reines Marketing. Beim Anspielen der Factory Presets hatte ich öfter das Gefühl, es nicht mit Wavetables, sondern mit einer explosiven Mischung aus FM, Physical Modeling und Wavetable-Synthese zu tun zu haben. Ein klarer Pluspunkt: Die Klänge reagieren musikalisch auf Aftertouch und Modulationsrad. Zudem unterstützt Dawesome Kontrast auch MPE-Controller.

Die insgesamt zwölf Audio-Demos machen anschaulich, was ihr von Dawesome Kontrast erwarten könnt. Kontrast geht weit über Standard-Patches wie Moog-Bass und Oberheim-Pad hinaus, hier geht es vielmehr um experimentelles Soundmaterial für Ambient, Cinematic oder elektronische Musik. Bewegte Texturen und elektronische Klangphrasen sind die Stärken des Plugins. Ein halbes Dutzend von Sounddesignern hat die Möglichkeiten der speziellen Wavetable-Synthese ausgelotet und ihr eine individuelle Handschrift verliehen.
Wie ihr hört, überzeugt der Sound von Dawesome Kontrast mit großer Präsenz und reict von soft und warm bis tight und scharf. Passend zum Namen lässt sich auch der Sound als „kontrastreich“ beschreiben.
Dawesome Kontrast – quasi alternativlos
Betrachtet man die Kombination aus grafikbasiertem Wavetable-Scanning und musikerfreundlicher Benutzeroberfläche, hat Dawesome Kontrast eigentlich keine direkten Konkurrenten. Die allermeisten Wavetable-Plugins bieten Wavetable-Import und arbeiten linear.
Ist man hingegen etwas offener und interessiert sich generell für experimentelle Konzepte, sollte man Izotope Iris, Xfer Records oder die anderen Synthesizer von Dawesome probieren. Wer sich aber mehr qualitätvolle Standard-Presets für EDM und andere elektronische Musik wünscht, ist mit Serum 2 oder Vital besser beraten.
FAZIT – Dawesome Kontrast Test
Dawesome Kontrast ist verlockend und birgt großes Kreativ-Potenzial für die nächste Jahre. Dieses Synthesizer-Konzept bringt frischen Wind in die Wavetable-Landschaft. Allerdings ist dieses Instrument keinesfalls als Allrounder zu verstehen, sondern vielmehr als Ergänzung zu den bekannten Mainstream-Synths. Auch als Klangwerkzeug für experimentierfreudige Designer funktioniert es gut.
Zusammengefasst: Ein nicht gerade alltägliches Konzept, das praxisnahen umgesetzt wurde. Die klanglichen Möglichkeiten sind verblüffend, die Bedienung ist nicht allzu schwer und auch der Preis stimmt – fünf Sterne!
Features
- Software-Synth mit grafikbasiertem Wavetable-Design
- Import von eigenen Fotos oder Grafiken
- Standard-Eninge mit Filter, LFOs und Hüllkurven
- Stepsequenzer, fünffache Effektsektion, MPE-Support
- Ab Windows 10, Mac OS X 10.13 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST3, AU
- WEBSITE: www.dawesomemusic.com/plugins/kontrast/
- PREIS: 149 Euro (Straßenpreis vom 14.10.2025)
- innovativer Wavetable-Ansatz: Import eigener Grafiken und Fotos
- Individueller Sound, Effekte und Sequenzer integriert
- Gute Preset Library
