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Casio XW-G1 Test

Die Nachricht, dass Casio wieder Synthesizer baut, ließ Anfang des Jahres aufhorchen. Viele Jahre lang hatten sich die Japaner in den Bereich der Lowcost-Arrangerkeyboards zurückgezogen und waren aus der Profi-Szene verschwunden. Nur noch Eingeweihte konnten sich daran erinnern, dass der Hersteller mit der CZ-Serie seinerzeit durchaus eine Reihe von Synths mit Kultstatus hervorgebracht hatte. Jetzt ist Casio wieder da und meldet sich mit gleich zwei Geräten im Synth-Kosmos zurück. Den Performance-Synthesizer XW-P1 haben wir unlängst bereits getestet. Jetzt ist sein Bruder an der Reihe: Der Groove-Synth XW-G1.

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Während der P1 mit seinem umfangreichen Klangangebot, seiner Hex-Layer-Funktion und der Drawbar-Orgel eher auf den Kundenkreis der Band-Keyboarder zielt, hat sich der G1 ganz der Groove-Fraktion verschrieben. Zwar ist die Verwandtschaft der beiden Geräte äußerlich nicht zu übersehen, und auch bei der Klangerzeugung gibt es viele Gemeinsamkeiten. Der G1 verzichtet jedoch auf einige Features der Synth-Sektion und bietet stattdessen Groove-Tools wie einen Looper und Möglichkeiten zur Echtzeitsteuerung. Das lässt auf einen hohen Spaßfaktor hoffen!

DETAILS

Der XW-G1 kommt in einem in schwarz und silber gehaltenen Plastikgehäuse daher und bringt gerade einmal 5 kg auf die Waage. Es ist also kein Problem, ihn überall hin mitzunehmen, zumal er sich auch mit Batterien betreiben lässt. Auffällig ist das rote Design der Bedienoberfläche, das im Zusammenspiel mit den blauen LEDs ein echter Blickfang ist.
Alles wirkt ausreichend stabil und solide verarbeitet, obwohl das Gerät fast vollständig aus Plastik ist. Die Drehknöpfe liegen gut in der Hand und wackeln nicht, und die Gummitaster fühlen sich ebenfalls gut an. Man muss sie schon richtig drücken, wodurch es nicht so schnell passiert, dass man sie versehentlich betätigt. Viele der Taster werden von LEDs begleitet, die Aufschluss über die eingestellten Funktionen geben. Auf der rechten Seite befindet sich eine gummierte Ablage, auf der man Kleingeräte wie MP3-Player rutschfest unterbringen kann – ein sehr praktisches Detail!

Die 61 normal große Tasten umfassende Klaviatur spielt sich für ein Instrument in dieser Preisklasse sehr angenehm. Die leicht gewichteten Tasten in Klavier-Optik besitzen einen recht großen Hub, wodurch sie sich für einen Synth erstaunlich differenziert bedienen lassen. Natürlich ist die Tastatur nicht für ein Klavierkonzert geeignet, aber für einen Groove-Synth wirkt sie fast schon luxuriös. Links von der Tastatur befinden sich ein Pitchbend- und ein Modulationsrad, die ich nicht ganz so gelungen finde. Sie fühlen sich etwas wackelig an und liegen sehr dicht beieinander, so dass man schnell unbeabsichtigt dagegen kommt.

Werfen wir einen Blick auf die Bedienoberfläche, deren Design beim ersten Hinschauen Assoziationen an alte Science-Fiction-Serien weckt – irgendwie oldschool-futuristisch… Ganz links befindet sich die Abteilung für die Echtzeitsteuerung von Sounds und Sequenzen. Hier sitzen vier programmierbare Drehregler und neun Fader, die leider ziemlich kurz ausgefallen sind. Mit den vier Buttons ganz links wird ausgewählt, welcher Bereich des Synths von den Fadern gesteuert wird. So kann man z.B. mit einem Tastendruck die Filtereinstellungen auswählen und hat die entsprechenden Parameter dann auf den Schiebereglern liegen. Stylische blaue Leuchtstreifen geben jederzeit Aufschluss darüber, welcher Bereich gewählt ist. Die Buttons 1-16 dienen vornehmlich der Bedienung des Step-Sequenzers, zu dem wir später noch kommen werden. Das bläulich schimmernde LCD-Display in der Mitte des Cockpits dient der Anzeige von Sounds und Sequenzen und der Programmierung über verschiedene Menüs. Die Anzeige ist rudimentär grafikfähig und gut ablesbar. Das Display wird von einem elegant versenkten Data-Wheel begleitet, womit sich Werte schnell und genau einstellen lassen. Links vom Display befinden sich der Regler für die Gesamtlautstärke und der Power-Button, der damit etwas ungewöhnlich und nicht ganz ungefährlich positioniert ist. Außerdem finden wir hier einige Taster, die der Auswahl des Betriebs-Modus dienen. Darunter hat die Tempo-Sektion mit +/- Buttons und einem Tap-Tempo-Taster Platz gefunden. Direkt unterhalb des Bildschirms warten einige Knöpfe für die Steuerung des Loopers, des Phrasen-Sequenzers sowie des Arpeggiators. Auch ein Taster zum Aufrufen des Mixers parkt hier. Darunter sitzen die Knöpfe für die Part- und Step-Auswahl des Step-Sequenzers, sowie ein Start/Stop- und ein Chain-Button, der der Verkettung von Patterns dient. Außerdem gibt es hier acht Knöpfe, mit denen sich Variationen des eingestellten Patterns aufrufen lassen. Rechts vom Display finden wir 12 Taster zur direkten Soundauswahl, sowie die Navigations-Knöpfe für die Menüführung: Enter, Exit, Yes, No… Zu guter Letzt gibt es hier noch zwei Octave-Shift- und einen Transpose-Taster.

RÜCKSEITE
Neben dem Anschluss für das externe Netzteil bietet die Rückseite einen Kopfhöreranschluss sowie einen Stereo-Line-Ausgang über zwei Klinkenbuchsen. Weiter geht’s mit einem Mikrofoneingang – ebenfalls eine Mono-Klinkenbuchse – und einem dazugehörigen Volume-Poti. Ein als Mini-Klinkenbuchse ausgeführter Stereo-Audioeingang dient dem Anschluss eines externen Geräts wie zum Beispiel eines MP3-Players, dessen Signal dem XW-G1 beigemischt werden kann. Zum Anschluss einer weiteren externen Klangquelle dient der Inst-In. Hier anliegende Audiosignale lassen sich in die Synth-Klangerzeugung und den Looper des XW-G1 einbinden. Und natürlich darf auch ein Anschluss für ein Sustainpedal nicht fehlen.
Die MIDI-Sektion verfügt über einen Eingang und eine kombinierte Out-/Thru-Buchse. Zum direkten Anschluss an einen Computer ist auch ein USB-Port vorhanden. Dieser kann nicht nur MIDI-Daten übertragen, sondern dient in Verbindung mit einer von Casio kostenlos zur Verfügung gestellten Software auch zur Archivierung von Einstellungen des Synths auf dem Rechner. Zu guter Letzt gibt es noch einen SD-Kartenslot, über den man Klangprogramme und Sequenzen abspeichern und MIDI-Files abspielen kann.

KONZEPT
Die Klangerzeugung des XW-G1 ist in zwei grundsätzlich verschiedene Blöcke unterteilt. Wie auch beim Schwestermodell XW-P1 gibt es einen gut ausgestatteten Solo-Synthesizer, der mit bis zu 6 Oszillatoren bzw. Klangquellen (Rauschgenerator und externen Eingang mitgezählt) für mächtige Synth-Leads und Bässe taugt. Er lässt sich mit den Reglern und Fadern in vielen Bereichen flexibel in Echtzeit steuern und lädt damit zu ausgedehnten Klangbasteleien ein. Für den Solo-Synth stehen 100 Presets und 100 User-Speicherplätze zur Verfügung. Das zweite Standbein der Sound Engine wird von der samplebasierten PCM-Klangerzeugung gebildet. Hier gibt es 300 Presets, worunter neben einer breiten Auswahl von Naturinstrumenten auch zahlreiche Synth-Sounds sind. Auf 100 User-Speicherplätzen lassen sich Bearbeitungen dieser Klänge abspeichern. Desweiteren stehen 20 Preset- und 10 User-Drumkits zur Verfügung. Die PCM-Sektion bietet im Vergleich zum Solo-Synth nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zur Klangformung – so gibt es hier zum Beispiel kein resonanzfähiges Filter. Dennoch ist sie mehr als eine bloße Beigabe, wie wir im Praxis-Check noch sehen werden. Dank der PCM-Klangfarben ist der XW-G1 GM-kompatibel. Auch die Begleitspuren des Step-Sequenzers greifen auf diese Sounds und Drumkits zurück. Als Groove-Synthesizer bietet der XW-G1 eine Reihe von Loop-Performance-Tools. Der Step-Sequenzer kann weit mehr, als sein Name zunächst vermuten ließe. Er verfügt über 9 Spuren und lässt sich fast wie eine Begleitautomatik einsetzen (damit kennt Casio sich ja bekanntlich aus!). Außerdem gibt es einen Phrasen-Sequenzer, mit dem man vorgefertigte oder selbst aufgenommene Phrasen per Tastendruck wiedergeben und transponieren kann. Der Looper dient dem Overdubbing von Loops in Echtzeit und kann neben der internen Klangerzeugung auch die Signale des Mikrofon- und des Inst-Eingangs verwerten. Auch ein umfangreich ausgestatteter Arpeggiator ist an Bord. Alle diese Groove-Tools lassen sich gleichzeitig und in Kombination miteinander benutzen. Auch die Synchronisation als Master oder Slave per MIDI-Clock ist natürlich möglich – ansonsten würde das alles ja auch wenig Sinn machen. Die umfangreiche Ausstattung des XW-G1 mit Groove-Werkzeugen macht definitiv Lust auf ausgedehnte Jamsessions. Probieren wir das also einmal aus!

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