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Bugera Vintage 5 Test

In diesem Test geht es um einen Preisknaller, der auf den ersten Blick überhaupt nicht wie einer aussieht. Die Bugera-Amps aus der Vintage-Reihe steckt man zumindest optisch eher in die Boutique-Amp-Schublade. Doch die Optik täuscht, wenn man diesbezüglich Rückschlüsse auf den Preis ziehen möchte. Tatsächlich werden die Verstärker in Fernost gefertigt und unser Testkandidat, der Vintage 5 Combo, geht für weniger als 160 Euro über den Verkaufstresen.

Vollröhrencombo: Bugera Vintage 5
Vollröhrencombo: Bugera Vintage 5


Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich sofort die Frage, wie die Realität aussieht. Zwar sind es nur fünf Watt Ausgangsleistung, die unser Kandidat an den Lautsprecher weitergibt, aber dabei handelt es sich immerhin um waschechte Röhrenpower. Greift hier etwa der altbekannte abschätzige Spruch, dass das, was außen hui ist, innen durchaus anders aussehen kann? Oder haben wir es etwa mit einem kleinen Preiswunder zu tun, das auch noch richtig gut klingt?

Details

Nach Billig-Amp oder Spielzeug sieht der Vintage 5 nun wirklich nicht aus. Der kleine Würfel (360 x 225 x 400 mm – B x H x T) kommt in zweifarbiger Vinyl-Optik (schwarz, creme), während ein goldener Keder den Rahmen für die Frontseite bildet und die Trennlinie zwischen der oberen Hälfte zum Boxenbespannstoff zieht. Auf der Oberseite finden wir einen breiten Kunststoffgriff, mit dem sich der kleine Amp entspannt tragen lässt. Einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu liefert natürlich auch das akzeptable Gewicht von 10,3 Kilo, das den Verstärker bus- und bahntauglich macht.

Vintage 5: klare Vintage-Optik
Vintage 5: klare Vintage-Optik

Alle Ecken des rückseitig offenen Gehäuses sind mit Metallschonern bestückt, allerdings ist der Bespannstoff selbst recht weich und dadurch anfällig gegen Stöße. Ich schätze, dass unser Kollege nach einem Jahr on the road tatsächlich nach Vintage aussehen wird. Vier Schrauben halten das Ampchassis durch die Oberseite an seinem Platz, das mit einer Class A Röhrenschaltung aufwarten kann, bei der eine 12AX7 in der Vor- und eine EL84 in der Endstufe glühen. Für die Schallabgabe steht ein acht Zoll großer Lautsprecher aus eigener Produktion bereit, der mit den von der Endstufe gelieferten fünf Watt keine Probleme haben sollte – immerhin verträgt er bis zu 30 Watt im Dauerbetrieb. Und last, but not least sorgen vier richtig große Gummifüße für einen sicheren Stand.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienung des Bugera Vintage 5 ist nicht kompliziert.

Außer der Eingangsbuchse, dem Netzschalter und der Kontrollleuchte finden sich auf dem Frontpaneel gerade einmal vier Regler, die bei dem einfach aufgebauten Amp der Einstellung des guten Tons dienen. Mit Gain wird der Verzerrungsgrad bestimmt, Tone justiert die Klangfarbe und der Volume-Regler die Endlautstärke des Verstärkers. Außerdem ist ein digitaler Hall mit von der Partie, dessen Effektanteil sich mit dem Reverb-Regler einstellen lässt. Mehr gibt es nicht, was die Bedienung kompliziert machen könnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Gehäuse des Bugera Vintage 5 ist hinten offen.

In der Output-Sektion dient die Anschlussbuchse für den Lautsprecher (Minimum 4 Ohm) normalerweise dem internen Speaker, allerdings kann dort aber auch eine größere Box angeschlossen werden, was den kleinen Kerl dann auch größer klingen lässt. Und hier finden sich auch noch zwei weitere Specials. So lässt sich die Endlautstärke mit einem Power Attenuator in zwei Stufen reduzieren. Der Schiebeschalter bietet die Wahl zwischen 5 Watt, 1 Watt und 0,1 Watt Leistung, um die Endstufenzerre auch bei moderater Lautstärke genießen zu können. Wer niemanden in der nächsten Umgebung mit seinem Gitarrenspiel stören möchte, der kann außerdem den Phones Out zu Hilfe nehmen, denn hier wird ein frequenzkorrigiertes Signal für den Kopfhörerbetrieb angeboten.

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Praxis

Wichtig: Die Einstellungen in den Beispielen entsprechen den Zahlen (0-10) auf dem Bedienfeld des Verstärkers.
In mittlerer Einstellung von Gain, Tone und Volume gibt der Vintage 5 Combo mit einer Single Coil Gitarre einen Cleansound in erhöhter Zimmerlautstärke ab. Da könnte schon der WG-Nachbar an der Tür klopfen und darum bitten, dem Power Attenuator eine Chance zu geben. Der Sound präsentiert sich eher weich mit ausgeprägtem Bass- und Tiefmittenbereich. Man spürt bei dieser Einstellung schon die Kompression der Endstufe, die einen satten Cleansound generiert und bei härterem Anschlag bereits leicht in die Verzerrung fährt.

GitarreGainToneVolumeReverb
Tele5550
Audio Samples
0:00
Flat

Bei Gitarren mit etwas höherem Output ist bei dieser Einstellung Schluss mit clean, dafür muss dann der Gain-Regler etwas zurückgenommen werden. Allerdings hat der Verstärker immer ein leicht schmutziges Kratzen in der Hinterhand, einen ultracleanen Ton sollte man von diesem Teil daher nicht unbedingt erwarten. Tragisch ist das keinesfalls, denn der leicht rauchige Ton steht dem Amp ganz gut, hier mit einer ES-335.

GitarreGainToneVolumeReverb
ES-3353380
Audio Samples
0:00
Jazz Chords

Blues- und Jazzsounds sind also im Angebot, aber wie sieht es mit der Rock-Abteilung aus? Dafür habe ich die SG vor den Vintage 5 geschnallt und den Gainregler auf einen höheren Wert eingestellt, um die Vorstufe etwas ins Schwitzen zu bringen.

GitarreGainToneVolumeReverb
SG8460
Audio Samples
0:00
Rock

Der Rocksound ist nicht so brauchbar wie die Jazz- und Blues-Einstellungen. Wer mit der Kiste in höhere Gain-Gefilde aufsteigen möchte, dem empfehle ich, einen Overdrive vorzuschalten und den Amp mit weniger eigenem Gain zu fahren. Das ergibt in dieser Disziplin bessere Ergebnisse, denn die Verzerrung klingt beim Verstärker etwas nasal und schwach auf der Brust. Mit einem Overdrive (hier: Himmelstrutz Fetto) wird es dann schon etwas kräftiger.

GitarreGainToneVolumeReverb
SG & Overdrive-Pedal4570
Audio Samples
0:00
Overdrive-Pedal

Der Tone-Regler greift recht markant ins Geschehen ein und sehr unterschiedliche Klangfarben können so modelliert werden. Dreht man ihn zurück, werden die Höhen stark abgesenkt, dreht man ihn weiter auf, kommen die Höhen ins Spiel, während der Bassbereich etwas reduziert wird. Bei Rechtsanschlag wird der Höhenbereich sehr hart. Am meisten haben mich hierbei die mittleren Einstellungen zwischen 3 und 7 überzeugt. Im folgenden Beispiel hört ihr drei Settings des Tone-Reglers mit einer Les Paul.

GitarreGainToneVolumeReverb
Les Paul40-5-1080
Audio Samples
0:00
Tone 0 Tone 5 Tone 10

Der digitale Hall ist stark an das Klangbild eines Federhalls angelehnt, was natürlich bei einer Vintage-Amp-Konzeption absolut naheliegt. Hier gibt es auch bei kleinen Einstellungen einen satten Reverb mit langer Nachhallzeit (ca. zwei Sekunden). Das ist zwar weniger etwas für eine dezente räumliche Einstellung, aber wer auf einen scheppernden Garage-Style-Hallsound steht, ist hier richtig.

GitarreGainToneVolumeReverb
Les Paul4875
Audio Samples
0:00
Reverb
Heftigere Zerre besser mit Pedal, sonst aber ordentlich: der Bugera Vintage 5
Heftigere Zerre besser mit Pedal, sonst aber ordentlich: der Bugera Vintage 5
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Fazit

Der Bugera Vintage 5 bietet angesichts seines recht kleinen Preises eine durchaus respektable Performance. Für deutlich weniger als 200 Euro erhält man einen Class A Röhrenamp mit fünf Watt Leistung, der eine Menge Lärm erzeugen und in der Probe auch gegen Drums und Bass anstinken kann. Der eingebaute 8“ Lautsprecher klingt eher weich und der Amp besitzt keineswegs den blechigen Charakter mancher seiner Kollegen. Seine Stärken liegen in den leicht angezerrten Sounds für Jazz und Blues, ein Mid-Gain-Brett und härtere Sounds sollte man mit einem vorgeschalteten Overdrive erzeugen. Die Ausstattung ist gut und sehr praxisnah, der Klang lässt sich problemlos an die jeweilige Situation anpassen und ein digitaler Hall ist ebenfalls an Bord. Der integrierte Power Attenuator bietet eine Leistungsreduzierung auf 1 oder 0,1 Watt und damit Endstufenverzerrung schon bei geringer Lautstärke. Außerdem steht ein Kopfhörerausgang mit frequenzkorrigiertem Signal zur Verfügung. Insegsamt ist der Bugera Vintage 5 noch kein Boutique-Amp, aber deutlich mehr, als man für diesen Preis erwarten würde.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Schalldruck
  • warmer Ton
  • Power Attenuator
  • Phones Out
Contra
  • Mid Gain Sounds
Artikelbild
Bugera Vintage 5 Test
Für 179,00€ bei
Bugera Vintage 5: Vollröhre für wenig Geld
Bugera Vintage 5: Vollröhre für wenig Geld
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Bugera
  • Modell: Vintage 5
  • Typ: Gitarrencombo
  • Ausgangsleistung: 5 Watt
  • Röhrenbestückung: 12AX7, EL84
  • Lautsprecher: 1x 8“ Bugera
  • Bedienfeld Regler: Gain, Tone, Volume, Reverb
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input
  • Bedienfeld Schalter: Power
  • Rückseite Anschlüsse: Speaker Out, Phones
  • Rückseite Schalter: Power Attenuator (5W – 1W – 0,1W)
  • Abmessungen: 360 x 225 x 400 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 10,3 kg
  • Preis: 199,- Euro (UVP)
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Vintage 5: klare Vintage-Optik

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Gioi Geniale sagt:

#1 - 22.02.2021 um 20:23 Uhr

0

Ich habe letzten Herbst so ein Teilchen, gebraucht, erstanden. Tönt saugut und kann die Kumpels kräftig ärgern, wenn sie meinen, das Teilchen tauge ja nichts...Die Tele tönt nach Tele, die Strat nach Strat und die Gretsch nach Gretsch.
Mit 5 Watt Leistung kann ich mir alle Regler auf 10 nicht leisten, schliesslich will ich nicht immer auf Wohnungssuche gehen.Die Klangregler arbeiten effektiv und bewegen sich in einem "Vintage" Sound. Extreme Einstellungen wirken immer noch mehr oder weniger vintage-mässig.
Da es ein Vollröhren Verstärker ist, reagiert er ensprechend dynamisch auf mein Spielverhalten. Was ausserordentlich Spass macht, damit zu spielen.Im Bandraum braucht es etwa 2/3 Gain und Volume, um sich damit durchsetzen zu können. Wie es bei kleineren Gigs aussieht, kann ich bei der aktuellen Pandemie Situation nicht sagen, da leider keine Gigs möglich sind.Ich mag das kleine Kerlchen, das mehr von sich geben kann, als es den Anschein macht.

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