B.log – Simsalabim

Hallo allerseits. 

Musikproduktion_Tricks

Wir haben ja mittlerweile ein heftiges Arsenal an Zauber-Werkzeugen zur Verfügung, um jegliche Signale so richtig auf Links zu drehen. Aber eben auch, um musikalischen Performances einen großen Schuss Professionalität zu geben, wenn es am Instrument oder mit der Stimme mal nicht so ganz reichen sollte.
Nein, hier kommt jetzt nicht das seit Jahren omnipräsente Video, in welchem man bei Untermalung eines schnulzigen Ami-Popsongs den hart schuftenden, wild irgendwelche Knöpfchen drehenden und Taster drückenden Tontechniker sieht, nur um dann nach einem Schwenk in den Aufnahmeraum das seelenlose Gejaule der unbearbeiteten (und offenbar untalentierten) Sängerin ertragen zu müssen. Na gut, bevor ihr anfangt zu suchen: Hier ist der Link.
Naja, mit Melodyne, Autotune, aber auch schon DAWs wie Logic Pro oder Ableton Live lassen sich ja Veränderungen durchführen, von denen man vor zwanzig Jahren nicht einmal geträumt hat. Tonhöhe, Timing, ja sogar Harmonien und ganze Grooves – alles ist heute “flüssig” und veränderbar. Schlimm, oder? Da kann ja mittlerweile jeder Hund Musik machen, man muss sich ja nicht mal mehr die Mühe machen, Skalen zu üben, mit Metronom zu spielen und Atemtechnik zu erlernen. 
Na und? Wieso sollte man sich nicht künstlerisch oder vielleicht sogar nur “kunsthandwerklich” ausdrücken können, nur weil man nicht zehn Jahre geübt hat und mit außerordentlicher Virtuosität gesegnet ist? Viele Musiker haben tolle Ideen, interessante Stimmen, gute Texte, aber es hapert eben an anderen Fähigkeiten. Vor einigen Jahrzehnten konnte man irrsinniges Talent haben, fleißig sein, kreativ – hatte aber nicht das Geld, sich vernünftig aufzunehmen oder ins Studio zu gehen, oder überhaupt halbwegs angemessene Instrumente zu kaufen. 
Gut, was man privat macht oder den Kumpels an eigenen musikalischen Ergüssen auf’s Auge drückt und was auf dem Musikmarkt passiert, das sind wiederum unterschiedliche Dinge. Und “ungerecht” ist die Welt ja allemal – aber zum Glück vielfältig. Ich bin jedenfalls froh, interessante Musik von jungen, fahrig spielenden Drei-Akkorde-Punks, suboptimal intonierenden Singer-/Songwritern und sämtliche Konventionen auf den Kopf stellenden Elektromusikern ohne Notenkenntnisse genießen zu können.
Ich packe jetzt mal wieder mein Saxophon aus und stelle mich damit vor das RE20. Ich kann zwar nicht gut spielen, aber es macht mir Spaß. Und zur Not lässt sich die Aufnahme ja zu einem brauchbaren Ergebnis tweaken…

Beste Grüße,
Nick Mavridis (Redaktion Recording)

PS: Wo es wohl in Zukunft hingeht? Muss man bald nur noch ein paar Parameter eingeben und hat dann schon einen New-Metal-Song “geschrieben” und “aufgenommen”? Und wo ist eigentlich die Grenze zwischen “Leistung des Komponisten / Musikers” und “…hat das Programm für mich gemacht”? Wo positioniert sich dabei Sampling, das Benutzen von vergefertigten Phrasen für den Hip-Hop-Beat oder die Library-Soundscape für die Kurzfilm-Vertonung? Fragen über Fragen…

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Profilbild von Biggi

Biggi sagt:

#1 - 18.02.2016 um 19:53 Uhr

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Gutes Thema. Ich finde es kommt sehr auf die Musikrichtung an. Bei Pop klar, aber bei Jazz fühle ich mich verkohlt.

Profilbild von tom

tom sagt:

#2 - 18.02.2016 um 21:03 Uhr

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Gerade weil man heute mit Hilfe der Technik aus so ziemlich jeden Schrott zuhause mit der DAW eine Studio Produktion hinlegen kann, stellt Musik machen für mich auf diese Art keine große Herausforderung dar. Ich spiele daher nur audio takes ein, die ich am Computer möglichst nur noch wenig nachbearbeite. Frei nach dem Motto weniger ist mehr. Vor allem mehr autenzität.

Profilbild von Kristoffer

Kristoffer sagt:

#3 - 22.02.2016 um 16:04 Uhr

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Gutes Thema, das finde ich auch. Da habe ich schon viele Diskussionen geführt. Bei den "Werkzeugen", wie Du sagst, zeigt sich im Umgang ja auch noch, wer sie gut einsetzen kann und wer nicht. Technik zum Weiterführen des Bestehenden nutzen können die "einfachen User", erst der Begabte Künstler schafft was neues, grossartiges damit!

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