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Blackmagic Design HyperDeck Studio HD Plus Test

Praxis

Standalone-Betrieb

Nach dem Auspacken bin ich ehrlich gesagt ein wenig verwirrt: Auch nach intensivster Suche finde ich beim HyperDeck Studio HD Plus kein Netzkabel. Anscheinend geht Blackmagic davon aus, dass die meisten professionellen Nutzer das Gerät über die vierpolige XLR-Buchse mit Netzstrom versorgen, aber ein simples Kaltgerätekabel hätte wohl niemandem weh getan. 
Nachdem ich das Gerät ans Netz gehängt habe, startet das HyperDeck und begrüßt mich als erstes mit einem lauten Lüftergeräusch. Einen Ein-/Ausschalter besitzt das HyperDeck nicht. Um mich in der Praxis ein wenig mit dem Studio HD Plus vertraut zu machen, betreibe ich das Gerät als erstes im Standalone-Modus. Hierzu schließe ich zunächst meine Blackmagic Design Cinema Camera 6k an den HDMI-Eingang des HyperDecks an. Nachdem ich mit dem Input-Button den HDMI-Eingang ausgewählt habe, erscheint das Kamerabild im Display des Rekorders und nach Anschluss einer Samsung T5 SSD-Festplatte kann ich auch direkt mit der Aufnahme beginnen. 
Um den Aufnahme-Codec festzulegen, gehe ich mit dem Menü-Button ins Hauptmenü und wähle mit Hilfe des Drehpotis den Punkt „Aufzeichnung“. Die Auswahl erfolgt mit dem Set-Regler. Um wieder aus dem Menü in den Vorschaumodus zu gelangen, drücke ich mehrmals auf den Menü-Button.
Um die Aufnahme zu starten, reicht ein einfacher Druck auf die Recording-Taste und schon beginnt das HyperDeck mit der Aufzeichnung. Praktischerweise sind die Transporttaster des Gerätes beleuchtet, was vor allem in dunkeln Umgebungen von Vorteil ist, besonders bei der Verwendung von mehreren HyperDecks. Auf diese Weise hat man jederzeit eine Übersicht, welches HyperDeck gerade im Recording-, Play- oder Stop-Modus ist. 

Beleuchtete Tasten, Recording-Anzeige, Zeitangaben und die Miniaturansicht des Kamerabildes
Beleuchtete Tasten, Recording-Anzeige, Zeitangaben und die Miniaturansicht des Kamerabildes

Zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass das Video, nachdem ich den Aufzeichnungs-Codec gewechselt habe, nicht im HyperDeck angezeigt wird. Am Rechner war dieses aber zu finden. Des Rätsels Lösung habe ich nach kurzer Recherche im Netz gefunden: Das HyperDeck kann pro Datenträger zur Aufnahme und Wiedergabe nur ein Videoformat verwenden. Das bedeutet: Zeichne ich mit dem HyperDeck auf der USB-Festplatte ein File in ProRes auf, spielt dieser Datenträger auch nur ProRes Files ab. Da mir das HyperDeck insgesamt drei mögliche Schnittstellen für externe Datenträger bietet, ist das aber in der Praxis eigentlich kein Problem. Auch bei reiner Aufnahmenutzung ist das kein Nachteil, da ich in der Regel niemals ein Event in Clips aufzeichnen würde, die unterschiedliche Video-Codecs verwenden. 

Eine Verbesserung im Vergleich zum kleineren HyperDeck Studio HD Mini sind die erweiterten Audioanschlüsse. Die beiden symmetrischen XLR-Eingänge sind perfekt, um das Audiosignal eines externen Audiomischers abzugreifen und aufzuzeichnen. Zusätzlich habe ich über den Kopfhörerausgang jederzeit eine akustische Rückmeldung über den Audiopegel. Auch die Lautstärke des Kopfhörerausgangs ist auf jeden Fall ausreichend. In Verbindung mit der ATEM-Mini-Serie ist das HyperDeck auf jeden Fall das fehlende Glied in der Kette, da alle drei ATEM-Mini-Modelle über keine Kopfhörerbuchse verfügen.

16_Blackmagic_Design_HyperDeck_Sudio_HD_Plus_Setup Bild

Steuerung via ATEM Mini Pro

Da das Blackmagic HyperDeck Studio HD Plus die ideale Erweiterung für die Videomischer der ATEM-Reihe ist, teste ich den Rekorder im nächsten Schritt im Verbund mit einem Blackmagic ATEM Pro. Die Remote-Steuerung des HyperDecks erfolgt via Netzwerkverbindung. Bei diesem Setup muss ich zuerst meinen Laptop, auf dem die „ATEM Software Control“ installiert ist, zusammen mit dem ATEM Mini Pro und dem HyperDeck an einen Netzwerk-Switch anschließen.
Im Dynamic IP-Modus werden auch sofort alle Komponenten im Netzwerk erkannt und ich kann mit der Einrichtung des HyperDecks in der Software Control des ATEM Mini Pros beginnen. Hierzu ist es nötig, im Einstellungsmenü des ATEM Mini Pro unter dem Reiter „HyperDeck“, ein HyperDeck anzulegen. Eine manuelle IP-Vergebung ist auch möglich und bietet sich vor allem für komplexere Netzwerke mit mehreren Komponenten an, da somit eine bessere Übersicht gegeben ist.
Nachdem ich das HyperDeck mittels HDMI-Verbindung mit dem ersten Videoeingang des ATEM Mini Pro verbunden habe, erscheint auch direkt der Startscreen meines zuvor aufgezeichneten Videofiles. An den zweiten Input des ATEM schließe ich eine Blackmagic Design Cinema Camera 6k an. Bei dieser Art von Verbindung muss ich das HyperDeck noch manuell starten, um das aufgezeichnete Video zu starten. Das ATEM Mini Pro bietet aber auch die Möglichkeit, das HyperDeck in den Autoplay-Modus zu bringen. In diesem Modus startet das HyperDeck das aufgezeichnete Video, sobald ich das HyperDeck im ATEM Mini Pro „On Air“ schalte. Die Auswahl der abzuspielenden Videofiles erfolgt entweder selbst am Gerät oder in der Software Control des ATEM-Videomischers.

Fotostrecke: 2 Bilder Nachdem ich das HyperDeck in der ATEM Software Control zugefügt habe, …

Neben der Option, das HyperDeck Studio HD Plus zur Aufzeichnung bzw. Wiedergabe von Videofiles zu nutzen, kann ich auch animierte Bauchbinden und Textanimationen als Downstream-Key mit der ATEM Software Control einbinden. Um dies zu realisieren, erstelle ich in der beiliegenden Software „Davinci Resolve“ einen animierten Text-Effekt. Im Anschluss ist es wichtig, beim Export einen Video-Codec zu verwenden, der es erlaubt, den Alpha-Kanal mit zu exportieren. Zum genauen Vorgehen finden sich aber zahlreiche Tutorial-Videos im Netz. +
Da der verwendete Video-Codec, wie schon erwähnt, auf einem Datenträger nicht variabel ist, empfehle ich einen separaten Datenträger. Auf Grund der überschaubaren Datengröße der exportierten Textanimation eignet sich hierzu hervorragend einer der beiden SD-Karten-Slots. Um den Text automatisch zu starten, gilt es zu beachten, dass der Haken im HyperDeck Einrichtungsmenü der ATEM Software Control auf „Autoplay“ gesetzt ist, andernfalls startet die Animation nicht von allein, sondern muss manuell mittels Play-Taste ausgelöst werden. Der letzte Schritt ist, dass ich nur noch in der ATEM Software Control unter „Downstream Key“ den Video-Eingang auszuwählen brauche, an den das HyperDeck angeschlossen ist und sobald ich das Bild mit dem ATEM „On-Air“ schalte, startet die Text-Animation. Wie das in der Praxis aussieht, könnt ihr in folgendem Video gut erkennen.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit des HyperDeck Studio HD Plus ist es, das Gerät als Videoquelle für den DVE-Modus (Bild-in-Bild) zu verwenden. Zur Einrichtung muss lediglich im DVE-Reiter der ATEM Software Control der Videoeingang ausgewählt werden, an dem das HyperDeck angeschlossen ist. Um den Picture-in-Picture-Mode zu aktivieren, reicht im Anschluss ein Druck auf den dementsprechenden Button beim ATEM Video-Mischer. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Oberfläche von Davinci Resolve

Ausblick Verbindung mehrerer HyperDecks

Durch die Möglichkeit, mehrere HyperDecks miteinander zu verbinden, lassen sich in der Praxis extrem komplexe Video-Setups realisieren. Als Beispiel könnte man verschiedene Kameras direkt an jeweils ein HyperDeck anschließen und via HDMI- oder SDI-Loop-Out an einen Videomischer weiterleiten. Jetzt wäre es möglich, das Signal der Kameras in den HyperDecks simultan auf demselben Timecode aufzuzeichnen und via Monitor-Out jeweils einem Broadcast-Monitor zur Bildüberwachung zuzuweisen. Hierzu bietet sich beispielsweise der Blackmagic Design SmartView Duo oder das DMT DLD-72 MKII Dual 7-Zoll-Display an. 
Zusätzlich lässt sich je ein HyperDeck zur Videoeinspielung, als Downstream Key- oder DVE-Quelle und zur Programmaufzeichnung einrichten. Hier sollte man sich aber im Klaren sein, dass solch ein komplexes Setup auch mit erheblichen Kosten verbunden ist und sich daher eher für den professionellen Einsatz empfiehlt. Der Vorteil ist aber ganz klar, dass man sämtliche Blackmagic Design-Komponenten quasi endlos erweitern und miteinander kombinieren kann und man so nach und nach ein perfekt aufeinander abgestimmtes System zusammenstellen kann.

Fotostrecke: 2 Bilder HyperDeck im Abspiel-Modus: Videoeinspeisung von SSD-Festplatte über USB 3.0

Zielgruppe

Neben dem Einsatz als Standalone-Gerät zur Videoaufzeichnung oder zum Betrieb als Deluxe-Capture-Card mit onboard Video- und Audiomonitoring, werden besonders Besitzer eines Blackmagic Design Videomischers bei der Verwendung des HyperDecks voll auf Ihre Kosten kommen. Egal, ob Broadcast-Studios, YouTuber, Veranstaltungsstätten mit fester Streaming-Installation oder Bands bzw. Musiker, die ihrem eigenen Livestream die professionelle Note verleihen wollen, das Blackmagic Design HyperDeck Studio Plus hat alles an Bord, um das nächste Level zu erreichen. 
Geht es einzig um die Wiedergabe eines Videofiles, würde auch das kleinere und etwas günstigere Modell HyperDeck Studio HD Mini seinen Zweck erfüllen. Zur Audioaufzeichnung eignen sich ebenfalls beide Modelle, allerdings bietet das HyperDeck Studio Plus HD vor allem durch die vorhandenen XLR-Audioeingänge und den frontseitigen Kopfhörerausgang einen entscheidenden Vorteil und machen das Gerät auch für Musiker und Bands interessant. 
Zur Einblendung animierter Bauchbinden ist das HyperDeck in Verbindung mit einem Videomischer ebenfalls das professionelle Tool. Hier sollte der potenzielle Anwender allerdings über ein wenig Know-how im Bereich Video-Codecs und Netzwerktechnik verfügen. Absolute Newbies sollten sich bewusst sein, dass wir es beim Blackmagic HyperDeck Studio Plus HD mit einem Produkt aus dem professionellen Broadcast-Bereich zu tun haben und ein wenig Grundwissen unumgänglich ist, speziell dann, wenn komplexere Setups realisiert werden sollen. 

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