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Arturia MiniBrute Test

Der MiniBrute verspricht eines der „heißen“ Produkte 2012 zu werden. Unsere Kollegen von SoundOnSound hatten bereits die exklusive Gelegenheit, ein Vorserienmodell dieses Synthesizers zu testen – einen 100-prozentig analogen Monosynth, mit dem Hersteller Arturia gleichzeitig mit seinen Wurzeln als Soft-Synth-Entwickler bricht. Hier bekommt ihr einen ersten Eindruck…

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(Vielen Dank an Arturia, die uns extra Beispielsounds geschickt haben.)

Für Keyboarder einer bestimmten Altersgruppe ist die Veröffentlichung eines neuen analogen Monosynths eine spannende Sache. Manchmal ist diese Aufregung gerechtfertigt, und manchmal nicht. Aber der MiniBrute hat etwas Besonderes – und es ist nicht der Name, der ein bisschen wie ein After-Shave für 14-jährige klingt. Arturia sagt, dass sie die Produktionskapazitäten wegen der erwarteten Nachfrage erhöht haben, und die resultierenden Einsparungen nun an Endkunden weitergeben. Deshalb liegt der MiniBrute genau in der Preisspanne, in der sich auch gebrauchte Vintage Synths wie Roland SH09 oder SH101, ARP Axxe und Explorer tummeln – und er ist günstiger als ein gebrauchter Roland SH1, ein ARP Pro Soloist oder ein Korg MS10. Und genau wie diese hat er keine Speicherplätze für Presets. Die Tatsache, dass er von einem PlugIn-Hersteller kommt, der sich an analoger Hardware versucht (und nicht andersherum), macht zusätzlich neugierig. 

Arturia hat bislang noch kein analoges Produkt herausgebracht und sagt selbst, dass „die Reproduktion von Schaltungen [mittels DSPs] nicht dasselbe ist, wie das Design gut klingender analoger Schaltkreise“. Deshalb schloss man sich für die Entwicklung des MiniBrute mit Yves Usson von YuSynth zusammen, den die Firma ihren „Analogsynth-Guru“ nennt. Also lautet die zweite Frage in diesem Test: Wirkt der MiniBrute so, als ob Arturia lediglich die Fühler in einen fremden neuen Markt ausstreckt, oder haben sie bereits mit ihrem ersten Versuch einen ausgereiften analogen Synthesizer kreiert?

Architektur
Das erste, was mir am MiniBrute auffiel, war seine Größe. Er ist winzig. Trotzdem wirkt er solide und robust und das grau beschichtete Aluminium-Gehäuse sieht professionell aus. Durch die Wahl der Bedienelemente (Drehregler und Schieberegler) hat Arturia eine Menge Funktionen auf kleinem Raum untergebracht, ohne dass sich die Bedienoberfläche beengt oder frickelig anfühlt. Der interne Signalweg bietet einen analogen VCO, ein analoges Multimode-Filter und einen VCA. Modulationsseitig stehen zwei analoge Hüllkurven-Generatoren und zwei analoge Modulatoren zur Verfügung. Trotzdem ist der MiniBrute nicht ganz frei von digitalen Helferlein: So gibt es einen software-gesteuerten Arpeggiator, und der Synth kann neben CV-/Gate-Signalen auch MIDI senden und empfangen.

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Die Rückseite
Der Arturia MiniBrute bietet eine Fülle von Anschlüssen. Auf der rechten Seite des Panels befindet sich die digitale Abteilung: MIDI Ein- und Ausgang und der USB-Port für die MiniBrute-Software. Daneben finden wir den „Gate Source“-Schalter sowie drei Audio-Anschlüsse Audio In, Audio Out und Kopfhörer, die allesamt als unsymmetrische 6,3mm-Klinkenbuchsen ausgeführt sind. Linkerhand schließen sich vier 3,5mm-Eingänge für Steuerspannungen (Gate In, Pitch CV, Filter Cutoff CV und VCA Gain CV) sowie zwei Ausgänge (Pitch CV und Gate Out) an. Moment… MIDI-Out? Bemerkenswerterweise kann der MiniBrute auch als polyphoner MIDI-Controller fungieren und Note On/Off-, Aftertouch-, Pitchbend-, Modulations- und Velocity-Daten senden. Obwohl die Klangerzeugung des Arturia MiniBrute selbst nicht auf Velocity reagiert, erzeugt die Tastatur diese Daten und sendet sie via MIDI.

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Klangquellen
Die im Intro genannten Vintage-Synths habe ich gewählt, weil sie ein wichtiges Merkmal mit dem Arturia MiniBrute gemeinsam haben: Sie alle besitzen nur einen Oszillator. Allerdings ist der VCO des MiniBrute wahrscheinlich der höchstentwickelte analoge Oszillator, den ich bei einem nicht-modularen Monosynth bisher gesehen habe. Erstens stehen alle Wellenformen (Sägezahn, Puls, Dreieck und weißes Rauschen) simultan zur Verfügung. Der sechskanalige Oszillator-Mixer dient der Mischung dieser Signale mit… nein, das würde jetzt zu viel vorwegnehmen. Dazu kommen wir gleich – ein bisschen Spannung muss sein. Zweitens besitzt jede der drei zyklischen Wellenformen einen eigenen Waveshaper. Für den Sägezahn nennt sich dieser „Ultrasaw“ und fügt dem Signal zwei phasenverschobene Kopien hinzu. Während die erste Kopie von einem dezidierten LFO mit einer konstanten Frequenz von 1Hz moduliert wird, lassen sich die Modulationstiefe und -geschwindigkeit der zweiten Kopie einstellen. Das Ergebnis kann irgendwo zwischen einem sanften Chorus und wilden Modulationen liegen. Der Waveshaper der Pulswelle arbeitet mit Pulsbreitenmodulation (PWM), die von der Filterhüllkurve (positiv und negativ), dem Haupt-LFO oder von beiden gleichzeitig gesteuert werden kann. Der Waveshaper der Dreieckwelle heißt „Metalizer“. Bei niedrigen Werten fügt er dem Signal hohe Obertöne hinzu, was einige ungewöhnliche Klangfarben liefert. Erhöht man den Warp-Wert, wird der Klang heller und schärfer und erinnert bei extremen Einstellungen manchmal sogar an frühe digitale Synthesizer. Auch hier lässt sich der Grad der Verformung von der Filterhüllkurve oder dem LFO beeinflussen, sodass Klänge möglich werden, die nach Oszillator-Sync klingen – obwohl man nur einen Oszillator zur Verfügung hat.

Audio Samples
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LFO-Mod Beispiel

Drittens gibt es einen Sub-Oszillator. Er liefert eine Rechteck- oder Sinuswelle wahlweise eine oder zwei Oktaven unterhalb der Lage des VCOs. Dieses Fundament unter den anderen Wellenformen erlaubt satte Klangfarben mit einer beliebigen Menge Waveshaper-Chaos obendrauf. Der Suboszillator erweitert die Möglichkeiten immens und eignet sich hervorragend für Bass-Sounds, die aggressiv genug sind, um für schwere Körperverletzung verhaftet zu werden. Die letzte Klangquelle ist ein Audio-Eingang, durch den sich beliebige Signale von außerhalb in den Arturia MiniBrute einspeisen lassen, um sie mit etwas analoger Wärme oder extremen Effekten zu bearbeiten. Der Gate-Source-Schalter an der Rückseite erlaubt es, das Signal fortlaufend durch den Synth zu schicken (Hold), oder die Tastatur zu benutzen, um die Hüllkurvengeneratoren für dynamische Effekte zu triggern (KBD). Die dritte Einstellung (Audio In), löst die Envelope-Generatoren aus, wenn das Signal einen bestimmten Pegel überschreitet. In der angekündigten MiniBrute-Software wird sich dieser auch einstellen lassen.   Filter 
Das Multimode-Filter im Steiner-Parker-Design bietet einen Tiefpass-Modus mit 12dB/Oktave Flankensteilheit, und Hochpass-, Bandpass- und Notch-Modi mit jeweils 6dB/Okt. Der sehr weite Cutoff-Bereich reicht angeblich von unter 20Hz bis ca. 18kHz. Das resonanzfähige Filter rutscht bei hohen Q-Werten in die Selbstoszillation. Ich habe das ausprobiert und festgestellt, dass – ohne Zutun anderer Komponenten des Synths – die vom Filter erzeugte Wellenform zwischen etwa 260Hz und 10kHz sauber ist, bevor sie darüber in Rauschen zerfällt. An Kontrollmöglichkeiten über den Filter-Cutoff herrscht kein Mangel: Das Filter kann nicht nur von seiner eigenen Hüllkurve gesteuert werden (positiv oder negativ), sondern auch vom LFO, Key Tracking (0-200%), Modulationsrad oder Aftertouch. Es gibt sogar einen Schalter, mit dem man zwischen einer zackigen Hüllkurven-Charakteristik (angegeben als 1ms-1s) und einer langsameren Variante (10ms-10s) auswählen kann, die weichere Sweeps ermöglicht. Man erwartet bei solchen Synthesizern einen 24dB/Oktave Filter mit dem M-Namen, insofern ist die Wahl eines 12dB Filters eine seltsame Wahl. Nyle Steiners Synthacon Filterdesign ist zudem ungewöhnlich – und anders als die bekannten Vertreter dieser Gattung. Steiner-Parker Synths sind heutzutage meiner Meinung nach auch nicht deswegen gefragt, weil sie so wundervoll waren, sondern weil nur wenige verkauft wurden, und sie deshalb sehr selten sind. Der Grund für den geringen Verkaufserfolg liegt sicher auch darin begründet, dass diese Instrumente besser geeignet waren, ungewöhnliche Geräusche, schräge Sounds und Effekte zu erzeugen, als konventionelle Synth-Sounds und akustische Emulationen zu kreieren. Arturia sagte mir dazu, dass sie dieses Filterdesign nach ausgiebigen Tests erstens gewählt haben, weil sie fanden, dass ein 12dB-Design aggressiver klingt als eins mit 24dB, und ihnen ein weiterer Synth mit dem herkömmlichen 24dB-Moog-Filter Design als zu langweilig erschien. Der MiniBrute wird also allein dadurch schon anders, weil das Steiner-Parker Filter in keinem anderen modernen Synth zu finden ist. Außerdem haben sie durch das Hinzufügen des „Brute“ Faktors das Filter um neue Möglichkeiten erweitert: hierbei wird das Audiosignal des VCAs wieder in den Synth eingespeist, und kann den Sound so andicken oder Chaos auslösen. Beim Minimoog benötigte man dazu Patchkabel, hier geht das intern. Diese Kombination von Steiner-Parker und Moog-artigen Charakteristiken ist nur im MiniBrute zu finden.   VCA 
Am Ende der Signalkette steht – wie üblich – ein VCA, der von einer eigenen Hüllkurve gesteuert wird. Schon vor langer Zeit fanden Minimoog-Nutzer heraus, dass sie das Ausgangssignal des VCA über den externen Eingang zurück in den Synth routen konnten, um den Sound leicht Anzudicken oder bis hin zu unkontrolliertem Chaos zu verbiegen. Mit dem „Brute Factor“ bietet der MiniBrute diese Schleife ohne externe Verkabelung.   

Fotostrecke: 2 Bilder Arturia panel

Modulation und Effekte
Die Vielfalt der Modulationsmöglichkeiten, die beim MiniBrute zur Verfügung steht, ist für einen Synth in dieser Klasse außergewöhnlich. Den speziellen Ultrasaw-LFO und den Haupt-LFO habe ich bereits erwähnt. Zusätzlich bietet der MiniBrute noch einen dritten LFO, der für Vibrato-Effekte zuständig ist. Dieser liefert drei Wellenformen: Eine Sinuswelle sowie eine Rechteckwelle, die Triller bis zu vier Halbtöne über oder unter der gespielten Tonhöhe erzeugen kann. Die Amplitude der resultierenden Effekte kann mit dem Modulationsrad, dem Aftertouch oder beiden zugleich gesteuert werden, was sehr ausdrucksstark sein kann. Kommen wir nun zu einem genaueren Blick auf den Haupt-LFO. Dieser verfügt über sechs Wellenformen (inkl. Sample&Hold). Neben seinen bereits erwähnten Anwendungsmöglichkeiten für die Pulsbreitenmodulation und den Metalizer-Effekt kann er auf die VCO-Frequenz, den Filter-Cutoff und den VCA wirken. Der Frequenzbereich seiner internen Clock liegt zwischen 0,1Hz und 100Hz, aber er kann auch zur Arpeggiator-Clock synchronisiert werden. Dadurch lassen sich Modulationseffekte an das Timing von Arpeggios anpassen. Der Arpeggiator war beim hier getesteten Prototypen noch unvollständig, aber es wurde bereits deutlich, was wir erwarten können: Mit Up-, Down-, Up&Down- und Random-Modi, einem Umfang von bis zu vier Oktaven, Key Sequencing, MIDI-Sync, sechs Step-Ratios, sechs Swing-Einstellungen und einer Tap-Tempo-Funktion wird er einen bemerkenswerten Funktionsumfang für solch einen kleinen Synth bieten. Der Aftertouch kann nicht nur das Vibrato, sondern auch den Filter-Cutoff modulieren – nicht jedoch beides gleichzeitig. Gleichermaßen kann das Modulationsrad auch die LFO-Intensität (und damit Dinge wie PWM und den Metalizer) oder die Cutoff-Frequenz steuern. Damit verfügt der Arturia MiniBrute über Ausdrucksmöglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was die meisten Vintage-Synths bieten.  

Die MiniBrute-Software

Die Aruria MiniBrute-Software umfasst lediglich zwei Seiten. Die erste dient der Konfiguration des Synths. Hier lässt sich der MIDI-Kanal einstellen. Für Velocity und Aftertouch stehen jeweils drei Kurven zur Verfügung. Außerdem bietet die Seite Einstellmöglichkeiten für LFO-Retriggering (On/Off), Audio Gate Threshold (3 Stufen), Key Trigger Mode (3 Optionen), Legato (On/Off) und den Arpeggiator Hold Type. Darüber hinaus impliziert die Bedienungsanleitung, dass es einen Velocity On/Off-Schalter geben könnte. Die hier gezeigte Benutzeroberfläche ist auch eine Betaversion, aber sie zeigt bereits, dass die endgültige Software klar und intuitiv zu bedienen sein wird. Die zweite Seite dient der Durchführung von Firmware-Updates.

Die Software für den MiniBrute
Die Software für den MiniBrute
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Praxis

Der MiniBrute wird über ein externes 12 V-Netzteil mit Strom versorgt. Obwohl ich kein Freund davon bin, spare ich mir in diesem Fall die Kritik, da ein internes Netzteil wahrscheinlich ein größeres Gehäuse erfordert hätte. Allerdings wäre eine Zugentlastung für die Power-Buchse wünschenswert gewesen.

Arturia empfiehlt, dem MiniBrute nach dem Einschalten etwa fünf Minuten Zeit zum Aufwärmen zu geben. Tatsächlich ist der Synth in den ersten paar Minuten nicht spielbar und benötigt noch ein paar weitere, bis das Tuning sitzt. Aber ist er erst einmal warm, bleibt die Stimmung stabil.

Wie klingt er also? Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, die Sounds zu bekommen, die ich wollte. Das Filter wirkte für meinen Geschmack (auf 36dB/Oktave geschliffen) etwas zu schlaff, und auch die Form der Hüllkurven war zunächst ungewohnt. Aber nach einer Weile ergab alles Sinn, und ich schaffte es Klänge einzustellen, die mir wirklich gefielen.

Der erste war ein tiefer, knurriger Bass-Pedal Sound. Dafür benutzte ich nur die Sägezahnwelle mit maximalem Ultrasaw und einer langsamen Geschwindigkeit, um einen Klang wie von zwei leicht verstimmten unisono Oszillatoren zu simulieren. Der Klang wird vom Tiefpassfilter weiter geformt, wobei ich dessen Hüllkurve auf „Slow“ eingestellt hatte. Mit dem Oktavschalter auf -2 war das Ergebnis ein tiefer, membranzerreißender Bass. Ich liebte diesen Sound. 

Audio Samples
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UltraSaw Beispiel

Nachdem der Arturia MiniBrute und ich Freunde geworden waren, entstanden schnell weitere tolle Klänge. Darunter Imitationen von Orchesterinstrumenten wie Trompeten, Tubas und Flöten – und mitten drin begann ich stattdessen einige kraftvolle Lead-Sounds zu kreieren, die, dank Ultrasaw und Sub-Oszillator, überhaupt nicht nach Ein-Osillator-Synth klangen. Diese „morphten“ mit ein paar Handgriffen zu zackigen, schneidenden Bässen. Dann experimentierte ich mit der Pulswelle und entlockte dem Instrument einige hervorragende Selmer Claviolines, bevor ich bei der Dreieckwelle mit ihrem Metalizer ankam. Was man damit alles anstellen kann… Ein Sound, den ich probierte, verwendete eine „metallisierte“ Dreieckwelle, die von einer AD-Filterhüllkurve und einem langsamen LFO moduliert wurde, mit einer ebenfalls vom Envelope gesteuerten Filtereinstellung mit viel Resonanz – und einem etwa auf die Hälfte eingestellten „Brute Factor“. Im Verbund mit dem Arpeggiator erweckte dieser Sound die Toten unter meinem 250 Jahre alten Haus zum Leben, und ich versuche bis heute, sie wieder unter den Kellerboden zu bekommen. Mit sensibleren Einstellungen kann man dem Synth von langen, gleitenden Klangfarbenveränderungen bis hin zu zerbrechlichen und gläsernen Timbres fast alles entlocken. Wenn mir dazu noch Zeit geblieben wäre, hätte ich gern probiert, einige meiner „metallisierten“ Klänge zu sampeln und dann polyphon zu spielen. Ich vermute, dass sie großartig gewesen wären! 

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Metalizer Beispiel

Und dabei hatte ich noch nicht einmal angefangen, die Wellenformen zu mischen! Natürlich war noch nicht alles perfekt – manchmal musste ich mich daran erinnern, dass ich es mit einem Prototypen zu tun hatte, und dass die Defizite, die ich entdeckte – wie z.B. etwas zu große Modulationstiefen und ziemlich nicht-lineares Filter-Tracking – korrigiert werden sollten, bis ihr den MiniBrute in die Hände bekommt. Dann trat bei bestimmten Mischungsverhältnissen von Sägezahn- und Pulsewellenform ein Effekt auf, der wie Phasenauslöschung klang, aber mir ist klar, dass das designbedingt ist und nicht adressiert werden kann. Natürlich gibt es auch einige echte Einschränkungen, wie etwa das Fehlen eines Delayparameters oder einer dynamischen Kontrolle des Haupt-LFOs. Aber diese Dinge treten in den Hintergrund, wenn man sie mit den Möglichkeiten vergleicht, die das Instrument bietet. Beim Spielen des Arturia MiniBrute begann ich mich daran zu erinnern, wieviel Spaß Synthese machen konnte, bevor der Punk uns Keyboarder zu Deppen machte. Trotzdem gibt es eine Sache, die ich loswerden muss. Für einen alten Knacker wie mich ist der Tastaturumfang zu klein – obwohl sie dankenswerterweise normal große Tasten besitzt. Das zwei Oktaven umfassende Keyboard macht den Synth kompakt und wird sicher einigen Benutzern reichen, aber für viele andere wird es nicht ausreichend sein. Ich wünsche mir schon jetzt eine 37-Tasten-Version (den MidiBrute?) und eine 49-Tasten-Version mit den Pitchbend- und Modulationsrädern links von der Tastatur (den MaxiBrute?). Also los, Arturia, ihr wisst, dass es Sinn macht! Zwischenzeitlich können wir Keyboardvirtuosen den MiniBrute als Teil eines modularen Systems oder als MIDI-Soundmodul nutzen. Über eines von Arturias eigenen 49-Tasten-MIDI-Keyboards gespielt, reagierte der MiniBrute perfekt auf Note On/Off, Oktav-Umschaltung, Pitchbend und Aftertouch, und die erweiterte Tastatur machte den Synth zu einem tollen Solo-Instrument.  

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Fazit

Der Arturia MiniBrute hat keine Presets, keine Menüs und nichts von all dem Krimskrams, den mikroprozessorgesteuerte Betriebssysteme so mit sich bringen. Kurz – er ist ein analoger Synthesizer der alten Schule. Dabei bietet er für ein so kleines Gerät eine überraschende Funktionsvielfalt, und er klingt, wie ein analoger Synth klingen soll. Rohe, kantige Sounds sind ebenso möglich wie viele Standard-Synthesizerklänge. Arturia gebührt Respekt dafür, dass sie nicht einfach einen weiteren günstigen „Bass Synth“ gebaut haben (oder, wie ich es sehe, einen Synth mit eingeschränkten Möglichkeiten, der eher zufällig tiefe Noten spielt). Stattdessen muss man den MiniBrute an der Aussage der Firma messen, dass bei seiner Entwicklung vier Ziele im Vordergrund standen: unvergleichlicher Analogsound, intuitive Bedienung, ein realistischer Preis und keine Kompromisse. Ob Kompromisse eingegangen wurden, vermag ich nicht zu sagen, aber schon dieser Prototyp bestätigt, dass der MiniBrute „echten“ analogen Sound bietet, leicht zu bedienen ist und mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von EUR 499,– nicht teuer ist. Wenn ich die Anschaffung eines gebrauchten SH101, Axxe oder MS10 für den gleichen Preis wie eines MiniBrute erwägen würde, würde ich mich trotz der kleinen Tastatur für den MiniBrute entscheiden. Er hat eine deutlich größere Klangvielfalt, bietet mehr Performance-Möglichkeiten und hat flexiblere Anschlüsse. Zum Schluss kann ich also meine eigenen Fragen beantworten: Ja, die Aufregung ist gerechtfertigt, und ja, der MiniBrute ist ein ausgereifter Synthesizer. Er könnte in der Tat ein sehr erfolgreiches Produkt werden.

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Sobald der MiniBrute verfügbar ist, werden wir euch noch einen Praxis-Check nachliefern!

Kommentieren
Profilbild von Nexus

Nexus sagt:

#1 - 03.03.2012 um 19:15 Uhr

0

Hört sich durchaus vielversprechend an! Apropos hören, ich hätte mir noch mehr Soundbeispiele gewünscht.

Profilbild von sabine

sabine sagt:

#2 - 10.07.2012 um 23:43 Uhr

0

,,Ja, die Aufregung ist gerechtfertigt´´wenn die Auslieferung sich nicht andauernd verschoben werden würde. Hab mich jetzt für einen anderen Monosynth entschieden.

Profilbild von schall

schall sagt:

#3 - 03.01.2013 um 23:52 Uhr

0

hab sie mir aus den staaten geholt da ich nach einer wartezeit von drei monaten nich ausgegangen bin und immer wieder vertröstet wurde...sage und schreibe ca 20 eus gespart gegenüber den dt. händler...mein fazit das warten lohnt, für mich der kompakt-synth des jahres 2012

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