Anzeige

Analogman King Of Tone Test

ICs statt Breitreifen und Kohleschichtwiderstände statt Spoilern – wenn es um Emotionen geht, unterscheidet sich die Motivation von Autofreak und Gitarrist kaum. Zumal, wenn die Nachfolger legendärer Produkte nicht das halten, was man sich von ihnen versprochen hat. Dann werden zumindest in unserer Welt, der Welt der Musik,  die Lötkolben gezückt und getunt, was das Zeug hält.

AnalogmanKingOfTone_5 Bild


Auch unter den Effektgeräte-Tunern gibt es neben vielen Bastlern sehr ernsthafte und zuweilen geniale Gestalten, die sich dem optimalen Ton verschrieben haben. Eine dieser inzwischen zum Hersteller mutierten feinen Adressen ist Analogman, beheimatet in Danbury an der Ostküste der USA. 1995 ging es noch in erster Linie darum, neuen Tubescreamern wieder die Seele der alten TS 808 Lichtgestalt einzuhauchen. Heute verlassen Bodentreter die Lötstationen der Firma, die mit den Eigenschaften ausgestattet sind, die man bei vielen aktuellen Seriengeräten mit Wehmut vermisst. Und das mit Erfolg:  mit Namen wie Tony Iomi, Scott Henderson, Aerosmith, Metallica oder Kenny Wayne Shepherd liest sich die Userliste wie das Who’s Who der amerikanischen Rockelite.
Leider haben die Pedale noch keinen Deutschlandvertrieb, und so habe ich mir dieses Teil wie fast alle anderen Gerätschaften der Edelschmiede direkt beim Hersteller in den USA bestellt.

Anzeige

KONZEPT UND AUFBAU
Der King of Tone stellt eine verbesserte und stark modifizierte Version des legendären Ibanez Tube Screamers TS 808 dar. In Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Gitarristen Jim Weider entstand nach langem Forschen ein Pedal, das den Klang nur mäßig verzerrt, ihn stattdessen aber anreichert und aufraut, ohne dabei seine Dynamik und Spritzigkeit zu beeinträchtigen. Der Telecaster Virtuose Jim Weider hat als Mitglied der legendären Formation „The Band“ 15 Jahre lang ein Stück Musikgeschichte mitgeschrieben und stand für Paul Butterfield, Robby Dupree, Bob Dylan, Graham Parker und andere auf der Bühne und im Studio. Und genau so kann man sich den Sound dieses Pedals dann auch vorstellen: Vintage pur!

AnalogmanKingOfTone_2 Bild

Die Elektronik ist in einem recht kleinen Gehäuse untergebracht, ähnlich dem der MXR Pedale. Das Gerät ist zweikanalig aufgebaut und besitzt deshalb auf seiner Oberseite zwei Schalter. Mit dem linken Schalter wird der Overdrive aktiviert, während der rechte Schalter zwischen den beiden Kanälen hin- und herschaltet. Zwei kleine LEDs geben Auskunft über den jeweils aktiven Kanalzug. Das Gerät ist sehr übersichtlich gestaltet und hat vier Potis auf seiner Oberseite, von denen zwei für die Lautstärken der beiden Kanäle zuständig sind. Drive und Tone arbeiten hingegen für beide Kanäle gleichermaßen. Schraubt man das Pedal auf, entdeckt man neben der Platine noch ein sogenanntes Mäuseklavier. Dieses besteht aus vier winzigen Schalterchen, die für die unterschiedlichen Arbeitsweisen der beiden Kanäle zuständig sind. Man kann hier zwischen Clean Mode, Overdrive Mode und Distortion Mode wählen und die beiden Kanäle mit dem gewünschten Sound belegen. Ein zusätzlicher Regler im Inneren arbeitet als Treblebooster. Ganz zurückgedreht bleibt der Sound unbeeinflusst.

Anzeige

PRAXIS UND SOUND
Dieses Pedal ist wirklich etwas für Gourmets. Hier geht es nicht um’s große Bratgeschäft, sondern um das Veredeln des Gitarrentons. Das Gerät bietet drei unterschiedliche Sounds:

Audio Samples
0:00
Clean Mode Overdrive Mode

Der Clean-Modus hat die geringste Zerrkraft. Er ist nicht absolut clean, sondern ein Mittelding zwischen einem Booster und einem Overdrive. Die Kompression ist in diesem Modus am geringsten und eignet sich bestens zum Anblasen eines guten Röhrenamps. Wer seinen Cleansound verdicken möchte und nur einen Spritzer Dirtiness wünscht, findet kaum ein besseres Pedal. Aber kommen wir zur Normaleinstellung. Hier arbeitet das Gerät im Overdrivebetrieb, zerrt zwar mehr als im Clean-Modus, aber immer noch weniger als ein alter TS 808. Der Sound enthält nicht den Mittennöck des Ibanez Klassikers, was ich allerdings als sehr angenehm empfinde. Gleichzeitig wird der Ton nur wenig komprimiert und das Signal wirkt entsprechend stabil.
In diesem Modus kann man die Ausgangslautstärke wesentlich höher fahren als bei einem Tubescreamer und so dem Gitarrenamp tüchtig einheizen. Der dritte Modus ist der Distortion-Mode. Er bietet die größte Verzerrung und gleichzeitig die höchste Kompression. Im Gegensatz zum Tubescreamer klingt dieses Pedal absolut ausgewogen und bietet einen sehr direkten und dynamischen Sound. Einziger Makel ist die Beschneidung der tiefen Bassfrequenzen, die dem mittigen Gitarrensignal im Grunde nichts anhaben, aber wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gäbe, wäre das der einzige Minuspunkt. Mir persönlich gefallen der Clean- und der Normal-Mode am besten. Für klingende und strahlende Sounds, die klar und trotzdem angezerrt sind, sind diese beiden Einstellungen besonders gut geeignet – für Country-Rocker und Blueser gibt es wohl kaum etwas Besseres. Die Simulation eines Amps im Sweet Spot ist ebenso möglich, wie einem bereits leicht kachelnden Röhrenamp tüchtig einzuheizen, ohne den Charakter des Sounds zu entfremden. Der King of Tone ist einer der besten Zerrer, die ich je gespielt habe und der Nonplusultra-Tubescreamer schlechthin!

Anzeige

FAZIT
Der King of Tone ist ein Gerät für Soundgourmets. Ob zum bluesigen, leichten Anrauen des Tons oder zur Classicrock-Zerre ist dies eines der besten Pedale, das ich je gespielt habe. Soll es wirklich einmal heftiger zur Sache gehen, dann eignet sich das Teil auch wunderbar dazu, einem schon verzerrten Amp noch die letzte Ölung zu verpassen. Plumpe Metallzerre wird man mit diesem Pedal jedoch nie erreichen, und auch die spielerischen Qualitäten werden nüchtern zutage gefördert. Für Leute, die den Tubescreamer lieben, könnte der King Of Tone eine Offenbarung sein. Unbedingt empfehlenswert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
Contra
  • keine Heavysounds
Artikelbild
Analogman King Of Tone Test
AnalogmanKingOfTone_1 Bild
TECHNISCHE DATEN
  • Typ: Booster/Overdrive/Distortion
  • Regler: Volume, Volume, Drive, Tone,
  • Weitere Schalter: 4 Miniaturschalter im Inneren, Trimmpoti für Trebleboost.
  • Schalter: ON/OFF, Kanalumschaltung
  • Anschlüsse: In/Out, 9 Volt DC Netzteilbuchse
  • Preis: 235,- US Dollar UVP
Hot or Not
?
Analogman-King-Of-Tone-3FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Bernie

Bernie sagt:

#1 - 15.10.2012 um 17:23 Uhr

1

Sicherlich ein gut klingendes Pedal, aber ich habe meine Probleme mit dem Preis. Addiert man zum stattlichen Dollarpreis noch Transportkosten und darauf Zoll und Einfuhrumsatzsteuer, dann kommt schon eine ganz ordentliche Summe zusammen. Wenn ch mir dann dieses Gehäuse und seine rudimentäre Beschriftung ansehe, dann drängt sich mir der Verdacht auf, dass der Betriebskindergarten für das Finish der Pedale zuständig ist. Dieses Gekrakel auf Hammerschlaglack aus dem Baumarkt strahlt für mich persönlich keinerlei Wertigkeit aus, im Gegenteil. Und dass die Bauteile im Inneren maximal 30-40 Dollar kosten macht die Sache auch nicht besser.

    Profilbild von Stefan Borkenstein

    Stefan Borkenstein sagt:

    #1.1 - 15.02.2017 um 05:00 Uhr

    0

    Die Bauteile im Inneren funktionieren nur dummerweise ohne die äußeren Drehschalter überhaupt nicht. Allerdings halte ich die Kostenanalyse auch trotzdessen für unsinnig. Immerhin sind hier vier Boards (3 Daughterboards) verbaut. Für 35 Euro bekommt man wahrscheinlich gerade mal das bestückte Mainboard.Aber klar, wenn man in Apple-Margen kalkuliert wird die Sache natürlich insgesamt günstiger. Sollte man aber nicht. Weil es dumm ist.

Profilbild von Holly

Holly sagt:

#2 - 29.06.2014 um 17:21 Uhr

0

Sicher gehört der King of Tone zu der
Sorte best of Tubescreamer. Allerdings bei
dem Preisgefüge gibt es interessante Alternativen von Lovepedal, Wampler, Tonefreak,
die ebenso den old Tubescreamer in die Schranken weisen, und..sie kosten nur halb soviel und sind in Germany zu bekommen!Das Analog Man Preisangebot ist im Vergleich zu anderen Pedalen einfach negativ!
Holly

Profilbild von Josch

Josch sagt:

#3 - 13.08.2015 um 08:16 Uhr

0

Geiles Teil! Kann man das Pedal mittlerweile auch in Deutschland kaufen?

Profilbild von Robby Mildenberger

Robby Mildenberger sagt:

#4 - 13.08.2015 um 11:09 Uhr

0

Hallo Josch,
die Pedale von Analogman kann man auf deren Homepage http://www.buyanalogman.com direkt bestellen und mit Paypal bezahlen. Ein Deutschlandvertrieb ist mir nicht bekannt. LG Robby

    Profilbild von I

    I sagt:

    #4.1 - 04.04.2024 um 12:59 Uhr

    0

    "The KoT is one of the few overdrive pedals available that is NOT based on a Tube Screamer circuit." Quelle: https://www.analogman.com/kingtone.htm Der Artikel ist nicht gut recherchiert. Viel mehr basiert das Pedal auf einem Marshall Blues Breaker.

    Antwort auf #4 von Robby Mildenberger

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo