ANT B-Twig 8 Test

Advanced Native Technologies, kurz ANT, bringt mit der B-Twig eine neue Stäbchen-PA-Serie für kleine Budgets an den Start. In die B-Twig 8 packen die Italiener für schlappe 474 Euro satte 500 Watt Verstärkerleistung, einen acht Zoll großen Subwoofer und ein Dreikanal-Mischpult inklusive Summen-EQ und Bluetooth-Empfänger. Das Stäbchen soll mit 120 dB Spitze einen Frequenzverlauf von 50 Hz – 20 kHz haben. Dieser Test zeigt, wo die ANT B-Twig 8 sich in der großen Halle der Säulen positioniert.

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Details

Advanced Native Technologies steht nicht für sich allein. Der Hersteller kostengünstiger PA-Artikel gehört zur Italienischen Gruppe RCF, welche einen festen Platz auf dem PA-Markt hat und sich durch hervorragende Produkte bereits länger einen Namen gemacht hat.
Native (bodenständig) steht in der Musik-Szene gerne für kostengünstige Versionen, aufwendiger und damit bedeutend teurerer Systeme. Advanced (fortgeschritten) soll uns andeuten, dass hier nicht am falschen Ende gespart worden ist, die Technologie „up-to-date“ ist. Wir können also gespannt sein, was die Fortgeschritten-Bodenständigen uns hier bieten.
Die Box besteht aus dem handlichen Subwoofer (304 x 385 x 443 mm) mit einem Tragegriff und den beiden Säulenelementen (92 x 800 x 90,5 mm). Das Gehäusematerial ist aus leichtem und schlagfestem Polypropylen mit Metallgrills für die Speaker kombiniert. Alles zusammen wiegt das System gerade mal 14,6 kg.
Der Subwoofer enthält einen Acht-Zoll-Ferrit-Lautsprecher mit einer Trennfrequenz bei 250 Hz. Darüber arbeiten sechs 2,75-Zoll-Neodym-Hochton-Treiber in der oberen der zwei Säulen-Elemente. Die untere ist eine Leersäule. Die Lautsprecher decken laut Hersteller horizontal einen Winkel von 120° ab.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern werden die Säulenelemente nicht vertikal gesteckt, sondern horizontal ineinander geschoben. Ein Keilsystem innerhalb der Schnittstelle sorgt für nötigen Druck der Presspassung. Die Stäbchen kommen in einer gepolsterten Transporttasche daher, der Subwoofer muss ohne auskommen.

Fotostrecke: 7 Bilder Schnell das Cuttermesser gezückt

Der lüfterlose Class-D-Verstärker befindet sich wie auch der Dreikanal-Mischer in dem Subwoofer-Gehäuse. Beide Elemente sind versenkt, was ein Abscheren von Bedienelementen, wie Betriebsschalter und Potentiometer, verhindert.
Der Verstärker bietet dem System 500 Watt RMS Leistung (1000 Watt Spitze) und treibt den Verbund der Speaker zwischen 50 – 20.000 Hz bis zu 120 dB Spitzen-Lautstärke an. Damit dem System bei so viel Kraft kein Schaden angedeiht, hat ANT der B-Twig 8 eine Limiter-Schaltung gegen maximale Spitzenlast spendiert. Eine Signal-LED dient dabei auch als Clipping Anzeige.
Sollte die interne Schmelzsicherung durchbrennen, ist diese am Rücken an der leicht erreichbaren Sicherungsbuchse kundenseitig auszuwechseln. Der korrekte Wert des Austauschteils ist freundlicherweise darunter aufgedruckt. Das Mischpult hat drei Kanäle, einen zweibändigen Master-EQ und einen Mono summierten XLR-Mix-Out. Die Gesamtlautstärke wird mit den Eingangsreglern der einzelnen Kanäle bestimmt.
Die Kanäle 1 und 2 sind identisch aufgebaut: ein Eingangspoti, ein Wahlschalter für Line- und Mic-Signale und eine Kombobuchse. Kanal 3 kann als Aux-Kanal via Miniklinke oder Stereo-Cinch-Pärchen beschickt werden oder digital und kabellos via Bluetooth. Ein Wahlschalter unter dem Eingangspoti definiert die Funktion zwischen Aux-Weg und Bluetooth, ein Taster leitet das Bluetooth-Koppeln ein und eine blaue LED gibt Auskunft über den aktuellen Status. Blinkend für kopplungsbereit, ständig leuchtend für gekoppelt.

Praxis

Der Aufbau der ANT B-Twig 8 ist für mich als Stäbchen-PA-Veteran doch vorerst ungewöhnlich. So muss ich erstmals die Säulen horizontal ineinanderschieben. ANT spricht von gleiten, davon kann keine Rede sein. Doch dieses System ergibt Sinn, denn es hält starke Vibrationen, das Umsetzen der PA im montierten Zustand und weitere Belastungen ohne Weiteres aus. Die Verbindung ist erdbebenfest!
Fertig auf der Bühne montiert, verbraucht das System extrem wenig Platz und sieht obendrein sehr schick aus. Das Ameisen-Logo blitzt frech von der Säule, und selbst auf übervoll gepackten Stages ist immer noch irgendwo für das schlanke System ein Plätzchen frei.
Da die Stäbchen recht weit vorne auf dem Subwoofer montiert sind, hat ANT eine Art Kippschutz in das Woofer-Gehäuse integriert. Das sieht auf den ersten Blick etwas merkwürdig aus und kann eine Stolperfalle darstellen. Doch auch hier ist der Sinn einfach: Ohne diese Verlängerung des Gehäusebodens würde die B-Twig 8 bei der ersten Erschütterung einfach aufs Gesicht fallen. Not macht erfinderisch und der Materialaufwand des Gehäuses ist zur Gewichtsminimierung des Systems sehr klein gehalten. 
Problematisch gestaltet sich der Abbau des Stäbchens. Ziehe ich sonst die Säulenelemente nach oben weg, muss ich den Reibwiderstand der Presspassung überwinden. Optimalerweise in die richtige Richtung, was bei einem neuen System, dunklen Bühnen und übermüdeten FOHs schonmal schnell andersrum passiert ist.
Vorsicht ist geboten und leichte Schläge schon mal angebracht. Gehe ich zu rabiat vor, riskiere ich nicht nur Verletzungen an meinen Händen und Armen, sondern auch, dass die Leersäule unten gegen das Gehäuse des Subwoofers prallt, Dellen und Kratzer hinterlässt. Leider schnell passiert!
Abgebaut und verpackt passt der Subwoofer der B-Twig 8 zur Not in den Fußraum der Beifahrerseite und der Helfer bekommt noch die Säulentasche auf den Schoß gelegt. Der Platzverbrauch ist sehr gering und das Schleppen zum Einsatzort weniger aufwendig, als einen Kasten Wasser in die Wohnung zu tragen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verlängerung vorne kann auch als Transportgriff verwendet werden

Klang

Der Klang der Anlage ist, mit Verlaub, schwierig. Bei leisen Pegeln bis hin zu etwas mehr als Zimmerlautstärke (60 – 75 dB(A)) klingt das System transparent und angenehm. Die Wärme des Tiefbasses fehlt zwar, dafür erhalten wir einen nahezu Hi-Fi-kompatiblen Sound. Die unteren Mitten sind zurückhaltend, die oberen Frequenzen brillant und voll vorhanden.
Direkt vor der Box ist das Klangbild sehr auseinandergerissen und schließt sich erst bei ein paar Schritten Abstand. Vor der Box zu sitzen – auch im Abstand von drei Metern – wird mit einem bauchigen Klang quittiert. Die B-Twig 8 ist eher für stehendes oder tanzendes Publikum konzipiert, die den vollen Umfang der in knapp zwei Meter Höhe montierten Hochtonlautsprecher dann mitbekommen. Die vertikale Verteilung der Frequenzen könnte da noch fortgeschrittener sein.
Zur Anpassung an die entsprechenden Räumlichkeiten bzw. an die Musikauswahl, bietet sich die Manipulation über den Summen-EQ an. Doch wegen der zwei Bänder gestaltet sich das nur grob. Eine getrennte Subwoofer-Regelung würde da für mich mehr Sinn ergeben.
Im letzten Drittel vor der Leistungsgrenze neigt die B-Twig 8 leider zum Schreien. Der Achtzöller des Subs ist erwartungsgemäß nicht in der Lage, ein abgrundtiefes Bassfundament zu bauen. Drehe ich dann Höhen am EQ raus, wird der Sound schnell dumpf. Drehe ich Bass rein, wird der Klang bauchig. Ich muss wohl oder übel mit dem flachen Geschrei leben oder die Box untertourig fahren.
Was die Lautstärke anbelangt, erreiche ich mit der B-Twig 8 bei verschiedenen Musikstilen an der Leistungsgrenze einen Wert von bis zu 98 dB(A) in einem Meter Abstand, ca. 91 dB(A) in drei Metern.

Eingänge

Zunächst ein Wort zum Eigenrauschen. Beim Einschalten ist dieses Präsent, doch schaukelt sich das Säuseln nicht hoch, wenn ich die Kanäle aufdrehe. Auch bei extremen Einstellungen tost neben der Musik kein Brandungsrauschen des Verstärkers auf. Sauber.
Aux- und Line-Eingänge arbeiten, wie zu erwarten ist und lassen sich gut mit anliegenden Signalen mischen. Die Mikrofonvorstufen bilden ein Shure SM58 klar, druckvoll und deutlich ab. Der Sound ist bis ca. ¾ Volume gut, und halte ich dabei das offene SM58 in einem Meter Abstand direkt auf die Box, wird dies nur mit einem leichten Ziehen quittiert. Die Verteilung der Sprache im Raum ist wie die Verständlichkeit sehr gut.
Erst bei voller Verstärkung des Mikrofons ist auch mit der Feedback-Festigkeit im Nahbereich Schluss. Etwas mehr Abstand halten und schon geht’s wieder. Die Box verstärkt im Maximum die Stimme sauber und laut, wirklich laut!
Nachteilig wirkt sich die spartanische Ausstattung des Mischers auf die Kombination von Musik mit Gesang aus. Da brauche ich schon bessere Mikrofone als das SM58 oder ein vorgeschaltetes Mischpult, um die Frequenzen zu entzerren. Ansonsten hört sich der Gesang an wie aus dem Schuhkarton, während über die Line-/Aux-Kanäle exzellent gemischte Playbacks oder Keyboards eintreffen.
Die Bluetooth-Verbindung koppelt vorbildlich auch mit älteren BT-Geräten und hält sich bis zehn Meter Umkreis stabil. Ärgerlich hier ist ein hartes Gate im Eingang, was die ersten Millisekunden des Sounds stiehlt. Damit empfiehlt sich der Bluetooth-Eingang eher mal als Einspieler für kontinuierliche Pausenmusik, nicht für die seriöse Beschallung mit Playbacks oder als Anspiel-Station mit kabellosen DJ-Sets. Der Klang wiederum steht den kabelgebundenen Eingängen der Box in nichts nach.

Einsatz

Das Einsatzgebiet der Boxen ist als Standalone-System leicht beschränkt, da für Singer/Songwriter-Zwecke der Mikrofoneingang zu wenig Einstellmöglichkeiten hergibt und auf den Anschluss Hi-Z-basierter Instrumente verzichtet worden ist. Als PA für mobile Discos reichen die Frequenzen nicht tief genug herunter, und auch die Ausbeute an Gesamtlautstärke ist gegenüber der satten Leistung von 500 Watt nicht ausreichend genug. Zumal das Publikum sich vermutlich ab 80 dBa ohnehin die Ohren zuhalten wird.
Für die reine Stimmwiedergabe bietet sich das System allerdings hervorragend an, zumal es Pausenmusik bzw. leise musikalische Wiedergabe in guter Hi-Fi-Qualität wiedergeben kann.
Auch als Stütz-PA für Unplugged-Konzerte bei gleichzeitigem Monitoring von Gesang plus Gitarren und Keyboards bietet sich die B-Twig 8 an. Genau diesen Zweck habe ich in einem finalen Live-Test ausprobiert, und das Ergebnis war überzeugend. Grundvoraussetzung hier ist allerdings ein vorgeschaltetes Mischpult. Etwas am Master-EQ den Raum entzerrt und das Konzert konnte rollen.  

Zweimal ANT B-Twig zur Unterstützung eines spontanen Unplugged-Konzertes der Popfarm NRW
Zweimal ANT B-Twig zur Unterstützung eines spontanen Unplugged-Konzertes der Popfarm NRW

Unter diesem Gesichtspunkt eignet sich die preisgünstige B-Twig 8 auch als Proberaum-PA bzw. als Übungslautsprecher für Musikschulen und private Musiklehrer. Von der Leistung her sollte eine B-Twig 8 für ein Auditorium von etwa 85 Personen reichen. Die tatsächliche Ausbeute und der etwas anstrengende Klang im letzten Drittel der Verstärkung reduziert das Auditorium auf eher 60 Personen.

Fazit

Scharf kalkuliert: Der Ansatz der ANT B-Twig 8 ist gut, der Preis von 474 Euro glatt noch besser. Für so wenig Geld erhalte ich sonst kein vernünftiges Stäbchen-System mit integriertem Mischpult. Die Sprachverständlichkeit bei rein vokaler Anwendung ist sehr gut, sehr weit und sehr laut. Und wenn ich ein vorgeschaltetes Mischpult verwende, kann ich gesittete Konzerte für bis zu 60 Personen mit nur einem einzigen Stäbchen im Mono-Modus fahren. Pausenmusik erklingt bei Zimmerlautstärke prima, zum Beispiel kabellos über die Bluetooth-Schnittstelle.
Die Verarbeitung ist solide, auch wenn die Verriegelung der Stäbchen gewöhnungsbedürftig ist. Die verbauten Speaker können jedoch mit den 500 Watt RMS Leistung nicht komplett ausgefahren werden, ohne dass der Sound scharf klingt. Auch der verbaute Zweiband-EQ für das Summensignal bekommt die Frequenzen nicht mehr vollständig entzerrt. Für Singer/Songwriter vermisse ich mindestens einen Hi-Z-Eingang. Es gibt in der Summe also noch Luft nach oben.
ANT B-Twig 8 ist ein günstiges und gutaussehendes System für Dozenten, Musiklehrer/Schulen, Proberäume und als Stütz-PA für „Unplugged“-Konzerte. Wer sich hier angesprochen fühlt, sollte einfach mal Probe hören.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Mixer
  • gute Sprachverständlichkeit
  • stabile Bluetooth-Verbindung
  • sehr leicht
  • Transporttasche für Säulen inklusive
  • Preis
  • rauscharm
Contra
  • scharfer Sound bei lauter Musik
  • kein Hi-Z-Eingang am Mixer
  • knallhartes Gate am Bluetooth-Eingang
  • Lautstärke-zu-Leistung gering
  • Säulenverbindungen schwierig zu handhaben
Artikelbild
ANT B-Twig 8 Test
Für 499,00€ bei
ANT B-Twig 8 im Vollausbau und in halber Höhe
ANT B-Twig 8 im Vollausbau und in halber Höhe
Technische Spezifikationen
  • Aktive Säulen-PA mit Dreikanal-Mischer
  • Tieftontreiber: 1 x 8“-Ferrit-Lautsprecher mit 1.5“-Schwingspule.
  • Säulenlautsprecher: 6 x 2.75“-Neodym-Hochtöner mit 0.75“ Schwingspule.
  • Trennfrequenz Subwoofer – Ton-Säule: 250 Hz (Flankensteilheit: 24 dB/Oct).
  • Abstrahlwinkel: 120° horizontal.
  • Frequenzgang: 50 Hz – 20 kHz.
  • Max. SPL (Peak): 120 dB.
  • Verstärker: Class D; 500 W RMS (1000 W Spitze).
  • Stromversorgung: Schaltnetzteil, 100 – 240 V ~ 50 – 60 Hz.
  • Sicherung: Schmelzsicherung T5A L 250 V ~
  • Schutzschaltung: Limiter
Dreikanal-Mixer
  • Kanal 1 & Kanal 2: Gain-Potentiometer; Line-, Mic-Signal-Schalter; Combobuchse.
  • Kanal 3: Gain-Potentiometer; Aux-, Bluetooth-Signal-Schalter; 2 x Cinchbuchse; 1 x Miniklinke; Schalter für die Bluetooth-Koppelung.
  • Mix-Out: 1 x XLR männlich.
  • Master-EQ: Zweiband-EQ (obere Mitten/Höhen; untere Mitten/Bässe).
  • Anzeige: LED für anliegendes Signal und Clipping.
Gehäuse
  • Gehäusematerial: Polypropylen.
  • Gehäuseverbindung (Subwoofer-Säule): Schiebe-Konnektoren mit automatischem Verschluss.
  • Abmessungen Subwoofer (BxHxT): 304 x 385 x 443 mm.
  • Abmessungen Säulen-Elemente (BxHxT): je 92 x 800 x 90.5 mm.
  • Griffe: Einen auf Subwoofer.
  • Gesamtgewicht: 14,6 kg.
Preis: 474,– €
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    Profilbild von Harry

    Harry sagt:

    #1 - 24.03.2025 um 13:55 Uhr

    0

    Kann B-TWIG8 auch an eine analoge Stereoanlage ( mit Kabel ) verbunden werden ? Wenn ja, wie ?

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