Marleaux Spock Test

Gerald Marleaux fertigt edle Bässe auf höchstem Niveau! Zudem ist er ein umtriebiger Geist, der sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht, sondern beständig an neuen Bassmodellen arbeitet. Der Impuls für sein jüngstes Modell kam erstaunlicherweise von der Technischen Universität Clausthal, beziehungsweise dem dort ansässigen „Institut für Polymer und Kunststoffe“ (kurz: PuK). Ein Forschungsschwerpunkt des PuK sind naturfaserverstärkte Kunststoffe, und das Team trat mit der Frage an Gerald Marleaux heran, ob man einen derartigen Werkstoff nicht auch im Instrumentenbau einsetzen könne. Diese Frage weckte den “inneren Daniel Düsentrieb” in Gerald Marleaux, dem als erster Gedanke ein Akustikbass mit einer Decke aus Faserbundstoff in den Sinn kam. Doch es sollte alles ganz anders kommen! Nach einer intensiven Entwicklungszeit von zwei Jahren, die nicht zuletzt durch eine Förderung des Projektes durch das Bundeswirtschaftsministerium möglich wurde, erblickte schließlich ein komplett neues E-Bass-Modell von Marleaux das Licht der Welt: Spock! Hierbei handelt es sich um einen Medium-Scale-Fünfsaiter, der einerseits mit einem sehr individuell-futuristischen Design überrascht, andererseits aus klanglicher Sicht laut Gerald Marleaux durchaus von Vintage-Klassikern, wie beispielsweise den Bässen von Höfner, inspiriert ist! Ob die Symbiose gelungen ist, werden wir in diesem Test herausfinden, denn Gerald Marleaux hat uns bereits vor der offiziellen Präsentation auf der diesjährigen „Guitar Summit“ in Mannheim einen Spock ins Testlabor gebeamt, damit wir mit diesem Test eine echte Punktlandung hinlegen können! Danke dafür, lieber Gerald!

Marleaux Spock 5
The future is now – wir testen den Marleaux Spock 5 auf Herz und Nieren!

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Mehr Informationen

Marleaux Spock – das Wichtigste in Kürze

  • Fünfsaiter mit 32“ Medium-Scale-Mensur
  • Rahmenkonstruktion aus Dibetou
  • Decke aus Faserverbundstoff (Flachs und Kunstharz)
  • Ahorn-Hals mit Ahorngriffbrett und 28 Bünden
  • Marleaux/Häussel Humbucker (seriell, single, parallel schaltbar)
  • Marleaux BC-3-Elektronik mit Dreiband-EQ

Marleaux Spock – kein Bass wie jeder andere!

Der Marleaux Spock ist ein sehr wendiger und außerordentlich leichter Bass, was zum einen an der kurzen 32-Zoll-Mensur und zu einem weitaus größeren Teil an der speziellen Konstruktion liegt, die sich für Gerald Marleaux nach zahlreichen Versuchen am Ende als beste Lösung herausgestellt hat.

Von vorne sieht der Spock im Grunde wie ein Solidbody-E-Bass aus, der in etwa die Form des beliebten Marleaux M-Bass besitzt und mit einer gewölbten und strukturierten Decke versehen wurde. Hinter der „Strukturtapete“ verbirgt sich allerdings kein gewöhnlicher Korpus, sondern eine Art Rahmenkonstruktion mit geschwungenen Seitenteilen und einem etwa 11 cm breiten Block in der Mitte. Man könnte den Spock also auch als flachen Hollow-Body-Bass ohne Boden (beziehungsweise Rückseite) bezeichnen.

Wie auch immer, die Grundkonstruktion besteht aus Dibetou – das afrikanische Nussbaumholz ähnelt in seinen klanglichen Eigenschaften dem hierzulande bekannteren Mahagoni und kommt bei Marleaux bei zahlreichen Modellen bereits bevorzugt zum Einsatz.

Marleaux Spock 5
Fotostrecke: 6 Bilder Ausgeliefert wird der Marleaux Spock in einer hochwertigen Canto-Gigbag.

Marleaux Spock: Neue Wege beim Material!

Die in der Rahmenkonstruktion sitzende deutlich gewölbte Decke ist – wie in der Einleitung ja bereits beschrieben – der eigentliche Grund für die Geburt des jüngsten Marleaux-Sprösslings. Sie besteht aus einem speziellen Verbundstoff, der mit einem Vakuumverfahren (also mit Unterdruck) aus Flachs und Kunstharz (Polymer auf natürlicher Basis) hergestellt wird. Prinzipiell können dafür auch andere Fasern, wie beispielsweise Hanf oder Leinen verwendet werden, beim Test-Spock fiel die Wahl jedoch auf Flachs.

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Diese Gewebestruktur des Faserverbundstoffs ist deutlich sicht- und fühlbar und sorgt beim Marleaux Spock dementsprechend für ein ganz spezielle Optik und Haptik. Die ganze Konstruktion wirkt zudem sehr stabil, obwohl die Decke nur etwa 1mm dick ist und extrem wenig wiegt – der Spock muss also nicht mit zarteren Händen angefasst werden als ein gewöhnlicher halbakustischer Bass.

Für eine attraktive Optik wurde die Decke mit einem Satin-Finish in der Farbe „Vulkan Blau“ versehen. Diese Farbe drängt sich bei einem Bass namens Spock natürlich geradezu auf, prinzipiell kann die Decke aber selbstverständlich auch in anderen Farbtönen lackiert werden. Laut Gerald Marleaux könnten sogar andere Materialien, wie zum Beispiel ein T-Shirt, einlaminiert werden, sodass hier höchst individuelle Designs möglich sind. Ich denke, dass Gerald hier per se sehr offen für abgefahrene Ideen ist, so lange sie problemlos umsetzbar sind und die Funktion nicht negativ beeinträchtigen.

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Fotostrecke: 3 Bilder Von der Vorderseite ist es nicht unmittelbar ersichtlich, doch …

Dreiteiliger Hals

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Die an fünf Punkten mit dem „Korpus“ verschraubte Halskonstruktion ist vielleicht der konventionellste Teil am neuen Spock. Sie besteht aus drei Teilen Ahorn, die mit dünnen dunklen Furnieren voneinander abgesetzt sind. Ahorn kommt auch für das Griffbrett zum Einsatz, in dem sage und schreibe 28 (!) Bünde sowie ein zusätzlicher Nullbund Platz nehmen.

Richtig entspannt spielbar ist der Spock zwar lediglich bis zum 24. Bund, doch aus Stabilitätsgründen musste der Hals etwas länger ausfallen, sodass eben noch Platz für zusätzliche Bünde bereitstand. Markierungen zur Lagenorientierung gibt es zugunsten eines cleanen Looks lediglich an der Flanke in Form von kleinen Dots.

Hardware

Die Saiten laufen schließlich über einen nur zur Saitenführung dienenden Sattel zur Marleaux-typischen kompakten und leicht nach hinten abgewinkelten Kopfplatte. Diese wurde mit einem schicken Ahornaufleimer verschönert und beherbergt die fünf Stimmmechaniken des Marleaux Spock.

Zum Einsatz kommen gekapselte schwarze Modelle aus dem Hause Schaller, die mit kleinen Flügeln ausgestattet sind. Die Tuner arbeiten äußerst präzise und laufen sehr leichtgängig, sodass die Bedienung trotz der kleinen Flügel sehr komfortabel vonstatten geht.

Die Stimmmechaniken sind dann allerdings auch die einzigen konventionellen Hardware-Teile am Spock, denn die restlichen Komponenten musste Gerald Marleaux aufgrund der außergewöhnlichen Konstruktionsmerkmale des Basses komplett neu entwickeln und anfertigen.

Marleaux Spock 5
Fotostrecke: 5 Bilder Hier seht ihr den Hals-Korpus-Übergang von vorne …

Marleaux Spock: Verblüffende Brückenkonstruktion!

Die aufwändige Brückenkonstruktion setzt sich – ähnlich wie bei einem Kontrabass – aus dem Saitenhalter und dem eigentlichen Steg zusammen. Der Saitenhalter besteht aus Ahorn und besitzt fünf Öffnungen, in welche die Saitenenden bequem eingehängt werden können. Im Inneren des Saitenhalters sitzt zudem eine Metallplatte, die für ausreichend Stabilität sorgt. Bei genauer Inspektion kann man auch erkennen, dass der Saitenhalter aus zwei Ahornteilen besteht.

Die Saiten laufen vom Saitenhalter über den eigentlichen Steg, der sich aus einem schmalen Chassis aus Ebenholz und einem darauf sitzenden Metallsteg zusammensetzt. Bei vielen halbakustischen oder akustischen Instrumenten sind solche Stege bekanntlich häufig nur als Ganzes in der Höhe verstellbar.

Gerald Marleaux suchte für den Spock allerdings nach einer Lösung, bei welcher jede Saite einzeln justiert werden kann. Die Umsetzung ist wirklich genial und gleichzeitig sehr minimalistisch, wie ich finde: Jede Saite sitzt auf zwei kleinen Schräubchen, die mit einem kleinen Inbusschlüssel vertikal für die Saitenlage und horizontal für die Intonation justiert werden kann. Tja, so einfach kann es gehen!

Die grobe Einstellung des Steges wird mittels zweier größerer Inbusschrauben vorgenommen, die über das Elektronikfach auf der Rückseite zugänglich sind. In der Regel wird man hier aber nichts verändern müssen, denn um die korrekte Grundeinstellung des Stegs kümmert sich Gerald Marleaux selbstredend höchstpersönlich beim Setup vor der Auslieferung!

Marleaux Spock 5
Fotostrecke: 3 Bilder Auf diesen Bildern ist die …

Tonabnehmer und Elektronik

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Damit kommen wir zur Tonabnehmer- und Elektronikausstattung des Medium-Scale-Fünfsaiters aus dem Hause Marleaux, die deutlich üppiger ausfällt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Auf der Vorderseite ist lediglich ein Tonabnehmer zu erkennen, der mittig zwischen Griffbrettende und Steg installiert wurde. Hierbei handelt es sich um einen Marleaux/Häussel-Humbucker, der in einem schicken Holzgehäuse aus Ahorn sitzt.

Marleaux Spock 5
Marleaux Spock: Der Häussel/Marleaux-Humbucker verfügt über eine schicke Holzkappe aus Ahorn!

Die gesamte Elektronik des Spock inklusive der zugehörigen Regler und Schalter befindet sich auf der Rückseite des Basses. Gerald Marleaux hat im mittleren Block ein Elektronikfach ausgefräst, in dem der Marleaux BC-3 Preamp Patz findet. Die Bedienelemente sitzen verteilt an den beiden Seitenflächen der aufgeschraubten Abdeckung aus Ahorn. Oben finden wir den Lautstärkeregler, die passive Tonblende, und schließlich einen kleinen Schalter, mit dem die Spulen des Humbuckers parallel, seriell oder in den Singlecoil-Betrieb (hintere Spule) geschaltet werden können.

Auf der unteren Seite parken drei Regler für die Bässe, Mitten und Höhen des Dreiband-EQs und schließlich der Aktiv/Passiv-Schalter – selbstverständlich funktioniert der Spock im passiven Betrieb auch ohne Batterie!

Marleaux Spock 5
Fotostrecke: 5 Bilder Verbaut in die Rückseite des Marleaux Spock finden sich verschiedene Komponenten.

Elektronik-Bedienelemente von hinten zugänglich

Jetzt könnte man natürlich anmerken, dass die Bedienelemente auf der Rückseite offensichtlich  nicht ganz so komfortabel zugänglich sind, wie man dies von herkömmlichen E-Bässen gewöhnt ist – und das ist natürlich auch richtig! Aus diesem Grund wollte Gerald Marleaux die Regler ursprünglich auch ganz normal im Komfortbereich vorne auf dem Bass installieren.

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Bei Versuchen hat sich allerdings herausgestellt, dass die Schwingung der Decke dadurch stark beeinträchtigt wird, was einen negativen Effekt auf den Klang zur Folge hat. Somit blieb lediglich die geschilderte Lösung. Wer jetzt nicht gerade im Sekundentakt an den Reglern schraubt, wird damit wohl auch problemlos klarkommen – ich für meinen Teil habe mich jedenfalls schnell daran gewöhnt!

Auch die Batterie für den Preamp sitzt auf der Rückseite in einem gesonderten Fach mit einer Abdeckung aus Ahorn. Der Deckel wird von Magneten gehalten und kann mit einem Druck am Rand blitzschnell geöffnet werden – eine tolle Lösung, die in neuerer Zeit immer öfter bei edlen Bässen zu sehen ist.

Noch nicht optimal finde ich allerdings die Lösung mit der Klinkenbuchse, die auf der Abdeckung des Elektronikfaches montiert ist und deutlich absteht. Beim Spielen stört die „bucklige“ Buchse zwar nicht, aber Gerald Marleaux ist eben Perfektionist und sucht bis zur offiziellen Vorstellung des Spock tatsächlich noch nach einer eleganteren Lösung!

Eben diese Akribie zeigt sich beim Marleaux Spock anhand unzähliger Details, die sich Gerald Marleaux für den außergewöhnlichen Spock ausgedacht und einmal mehr mit höchster handwerklicher Präzision umgesetzt hat. Der Marleaux Spock ist absolut perfekt verarbeitet und aus ästhetischer Sicht – wie man es von Marleaux nicht anders kennt – eine absolute Augenweide. Ich ziehe meinen Hut!

Marleaux Spock 5
Ungewöhnlich: Auch an die Klinkenbuchse des Spock gelangt man von hinten.

Marleaux Spock 5: Äußerst geringes Gewicht!

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Halskonstruktionen im Bassbau

Aufgrund der speziellen Konstruktion haben wir es beim Marleaux Spock wie schon erwähnt mit einem extrem leichten Bass zu tun. Mein Testexemplar bringt lediglich knappe 3kg auf die Waage, was für einen fünfsaitigen E-Bass ein fast schon ein lächerliches Gewicht darstellt. Leichte Bässe liegen ohne Frage im Trend.

Nicht selten geht das geringe Gewicht aber auf Kosten der Ergonomie, und tatsächlich pendelt er sich am Gurt eher in der Waagerechten ein, wodurch er sich etwas schwerer anfühlt, als er in Wirklichkeit ist. Sobald man jedoch den rechten Arm auf den Korpus auflegt, schiebt sich der Spock sofort in eine gute Spielposition – meine Anmerkung war also wirklich „Jammern auf sehr hohem Niveau“!

Die Vorteile des niedrigen Gewichts überwiegen beim Spock eindeutig und machen den Spock alles in allem zu einem Bass mit äußerst angenehmer Handhabung. Abflachungen für den rechten Arm oder die Rippen sind hier aufgrund der Rahmenkonstruktion zwar nicht vorhanden, die Kanten wurden aber wunderbar abgerundet, sodass auch nach langen Sessions nichts drückt.

Marleaux Spock 5
Leichtgewicht: Der Marleaux Spock bringt gerade mal 3 Kilogramm Gewicht auf die Waage!

Bespielbarkeit: kinderleicht!

Wer schon einmal einen Marleaux in den Fingern hatte, der weiß, dass sich diese E-Bässe kinderleicht bespielen lassen. Das ist fraglos auch beim Spock der Fall! Zudem kann der Medium-Scale-Fünfsaiter in Sachen Spielkomfort die deutlichen Vorteile der kürzeren Mensur ausspielen. Die tiefen Lagen sind extrem leicht zu erreichen, und selbst komplexere Grooves gehen einem extrem mühelos von der Hand.

So flitzt man hier regelrecht durch die Lagen, und Akkorde, die auf einem Longscale-Bass zur Herausforderung werden, sind auf dem Marleaux Spock absolut problemlos umsetzbar. Der flache Hals liegt zudem perfekt in der Hand und fühlt sich unglaublich geschmeidig an, sodass man sich auf dem Spock auf Anhieb zu Hause fühlt.

Marleaux Spock: Hoher Suchtfaktor!

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Dass ich den Marleaux Spock schon beim ersten Anchecken ohne Amp kaum noch aus der Hand legen konnte, lag allerdings nicht nur am tollen Spielkomfort. Der Bass ist nämlich rein akustisch für E-Bass-Verhältnisse ziemlich laut und resoniert sehr stark. Beim Spielen spürt man deutlich die starke Schwingung der Decke, was wirklich für ein sehr spezielles Spielgefühl sorgt, welches ich noch bei keinem anderen Bass in dieser Art erlebt habe – und das wirklich süchtig machen kann!

Dabei fällt auch sofort die Ausgewogenheit des Klangbilds in allen Lagen auf: Der Marleaux Spock reagiert absolut sensibel und blitzschnell auf die Spieldynamik und die Töne klingen auf dem gesamten Griffbrett gleichermaßen langsam und gleichmäßig ab – ein echter Weltklasse-Bass eben!

Das Setup des Spock war übrigens ebenfalls perfekt – zumindest dann, wenn man auf eine niedrige Saitenlage steht. Meinen Geschmack traf dieses Setup zu 100% – der Spock lässt sich mit der Werkseinstellung butterweich spielen und erzeugt aufgrund der akkurat gearbeiteten Bundierung trotzdem keinerlei ungewollten Scheppergeräusche – so kennt man es von Marleaux!

Wie sich die ungewöhnlichen Spezifikationen des Spock auf den verstärkten Sound auswirken, hören wir uns jetzt anhand einiger Audiobeispiele an. Für meine Bass-Aufnahmen habe ich den Bass direkt mit meinem Audio-Interface verbunden und mit Logic Pro ohne Netz und doppelten Boden auf die Festplatte gebannt.

Marleaux Spock 5
Die Bespielbarkeit des Spock ist absolut vorbildlich – nichts anderes erwartet man von einem Bass von Gerald Marleaux und seinem kleinen Team!

Der Sound des Marleaux Spock

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Das beste Homerecording-Equipment für Bass

Bei einem neuen Bassmodell einer renommierten Firma interessiert die User neben der Optik vor allem auch der Sound des guten Stückes! Obwohl der Marleaux Spock durchaus einige Konstruktionsmerkmale von halbakustischen Vintage-Bässen besitzt, geht er klanglich in eine andere Richtung. Er liefert einen sehr fokussierten und messerscharf definierten Sound, mit dem man sich wahrscheinlich sogar in einer Metalband Gehör verschaffen könnte.

Ultratiefe Bassfrequenzen liefert der Marleaux aufgrund der kürzeren Mensur zwar nicht, extrem punchige Tiefmitten und ein wunderbar knuspriger Höhenbereich sorgen hier jedoch für einen höchst durchsetzungsstarken und lebendigen Sound, der zudem noch mit einer dezenten Akustiknote garniert ist.

Und wer jetzt denkt, dass eine H-Saite mit 32 Zoll nicht funktionieren kann, wird vom Marleaux Spock eines Besseren belehrt: Natürlich klingt sie nicht so „piano-like“ und klar wie mit 35 Zoll, die Töne sind aber dennoch sehr gut definiert und fundamentstark.

Marleaux Spock 5
An diesem Bass gibt es so gut wie nichts, was einen nicht in Staunen versetzt!

Passiver Klang

Bei der folgenden Aufnahme war der Spock im passiven Betrieb mit voll geöffneter Tonblende und seriell geschalteten Spulen:

Audio Samples
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Passiv, serieller Modus, Tone: full

Schaltet man die Spulen des Marleaux/Häussel-Pickups in den parallelen Betrieb, so wirkt der Sound etwas ausgewogener und kultivierter, weil die drückenden Tiefmitten nicht mehr ganz so präsent sind. Die Höhen habe ich mit der passiven Tonblende zudem um etwa 50% reduziert.

Audio Samples
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Passiv, paralleler Modus, Ton: 50%

Wir bleiben noch im passiven Betrieb, schalten den Pickup nun aber in den Singlecoil-Modus und drehen die Tonblende komplett zu. Der Singlecoil-Sound ist erwartungsgemäß noch etwas schlanker und die Mittennase der zugedrehten Tonblende verleiht dem Spock dezente Vintage-Vibes:

Audio Samples
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Passiv, Singlecoil-Modus, Tone: closed

Ich hätte beim Spock ehrlich gesagt rein gar nichts vermisst, wenn Gerald Marleaux auf die aktive Elektronik verzichtet hätte. Der Bass klingt bereits passiv umwerfend gut, und alleine mit den Spulenschaltungen und der Tonblende gibt es für meinen Geschmack schon Variationsmöglichkeiten zur Genüge.

Aktiver Sound

Der Preamp ist aber nun mal an Bord und sorgt beim Spock dank des hervorragend klingenden Dreiband-Equalizers zugegebenermaßen noch für abermals wesentlich mehr Sound-Möglichkeiten. Mit einer starken Bass- und Höhenanhebung wird der Sound breiter und etwas „Hifi-mäßiger“. Oder man boostet einfach die Mitten und erntet dann einen wunderbar bissigen und leicht aggressiven Sound für die Durchsetzung in heftigeren Bands.

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Aktiv, Parallel-Modus, Bass-Boost, Treble-Boost Aktiv, Parallel-Modus, Bass-Boost, Mid-Boost

Sehr schön finde auch den folgenden Singlecoil-Sound mit Bass-Boost und Höhen-Cut, der sich in kleinen akustischen Besetzungen oder in einem Jazz-Kontext wirklich hervorragend macht.

Audio Samples
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Singlecoil-Modus, Bass-Boost, Treble-Cut

Zum Abschluss gibt es noch einen fetten Groove, welchen ich mit abgedämpften Noten im Thump-Style gespielt habe. Und siehe da: Diese Spieltechnik steht dem Marleaux Spock wirklich hervorragend! Der Bass war hierfür im seriellen Modus inklusive Bass- und Mittenanhebung – volles Brett also!

Audio Samples
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Aktiv, serieller Modus, Bass-Boost, Mid-Boost
Marleaux Spock 5
Die Schaller-Mechaniken sind natürlich “made in Germany”.

Fazit

Ich finde es schon äußerst bemerkenswert, dass sich Gerald Marleaux auf die Herausforderung einlässt, einen komplett neuen Bass um ein Material zu entwickeln, über das es noch keinerlei Erfahrungswerte im Instrumentenbau gibt. Und wenn das Resultat dann derart überzeugend ist wie beim Marleaux Spock, hat sich die ganze Mühe ohne Frage gelohnt!

Natürlich ist dieser Marleaux-Sprössling kein Bass für Jedermann und wirkt schon alleine aufgrund seiner außergewöhnlichen Optik in einigen Bands vielleicht etwas deplatziert. Ich bin mir allerdings sicher, dass der Spock seins Fans finden und in nächster Zeit immer öfter auf der freien Wildbahn anzutreffen sein wird.

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Testmarathon Edelbässe

Leichte Bässe liegen bekanntlich voll im Trend, und der Marleaux Spock ist mit seinen knappen 3kg Gewicht mit Abstand der leichteste Fünfsaiter, den ich jemals in den Händen hatte. Zudem lässt er sich aufgrund der kürzeren Mensur beeindruckend mühelos bespielen.

Und auch bei der Klangqualität muss man keinerlei Abstriche wegen der kürzeren Mensur in Kauf nehmen. Ganz im Gegenteil – die ungewöhnliche Konstruktion und die stark resonierende Decke aus Faserverbundstoff sorgen für einen extrem fokussierten und durchsetzungsstarken Sound mit sehr viel Punch und einer luftigen Akustiknote, den man ohne Frage in zahlreichen Musikrichtungen einsetzen kann. Ich würde den Spock gerne einmal in den Händen von Bass-Solokünstlern sehen, denn der luftig-singende Ton besitzt eine lyrische Qualität, die ich absolut bemerkenswert finde.

Last but not least: Auch in Sachen Verarbeitungsqualität leistet sich der Marleaux Spock erwartungsgemäß keinerlei Schwächen. Die Holzarbeiten wurden hochpräzise ausgeführt, das Satin-Finish fühlt sich extrem geschmeidig an, und die Bundierung ist einfach erstklassig. Ganz klar, es ist halt ein Marleaux – und was für einer! Hut ab, lieber Gerald!

Marleaux Spock 5
Was für ein außergewöhnliches Bassmodell – herzlichen Glückwunsch, lieber Gerald!
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kompakter, fokussierter Sound in bester Qualität
  • extrem niedriges Gewicht
  • hoher Spielkomfort durch kürzere Mensur
  • hochwertiger Pickup/Elektronik
  • sehr individuelle und edle Optik
  • erstklassige Material- und Verarbeitungsqualität
Contra
  • leichte Kopflastigkeit
  • Bedienbarkeit der Elektronik (Regler und Schalter auf der Rückseite)
Artikelbild
Marleaux Spock Test
  • Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Marleaux Bassguitars
  • Modell: Spock
  • Land: Deutschland
  • Mensur: 32 Zoll
  • Korpus/Rahmen: Dibetou
  • Decke: Faserverbundstoff (Flachs/Polymer), Vulkan Blau Satin-Finish
  • Hals: angeschraubt, dreiteilig Ahorn, Ahorngriffbrett, 28 Bünde (+ Nullbund)
  • Tonabnehmer: 1 x Marleaux/Häussel-Humbucker in Ahorngehäuse, seriell/parallel/Singlecoil schaltbar
  • Elektronik: Marleaux BC-3 mit Dreiband-EQ, aktiv/passiv
  • Hardware: Schaller Tuner, Marleaux Ahorn Bridge
  • Gewicht: 2950g
  • Zubehör: Canto Softcase, Werkzeug, Zertifikat
  • Preis: 5200,- (Ladenpreis im September 2023)

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