Das traditionsreiche Audio-Unternehmen Beyerdynamic aus Heilbronn wird verkauft. Der Hersteller von Mikrofonen und Kopfhörern geht an einen Investor aus China.

Beyerdynamic aus Heilbronn steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Wie der SWR auch für die Tagesschau berichtet, wurde der deutsche Hersteller von Mikrofonen, Kopfhörern und Konferenztechnik an das Elektronikunternehmen Cosonic Intelligent Technologies verkauft. Die Vertragsunterzeichnung ist bereits erfolgt. Es müssen jedoch noch die Regulierungsbehörden in beiden Ländern zustimmen. Der Kaufpreis soll bei rund 122 Millionen Euro liegen.
Beyerdynamic: legendäre Produkte
Beyerdynamic zählt zu den ältesten und renommiertesten Herstellern professioneller Audiotechnik auf der ganzen Welt. Gegründet 1924 von Eugen Beyer, hat das Unternehmen in über 100 Jahren zahlreiche Meilensteine gesetzt, ohne die die Tontechniklandschaft heute sicherlich anders aussehen würde. Legendäre Produkte wie das Bändchenmikrofon M160 das Tauchspulenmikro M88 oder der Kopfhörer DT 770 Pro gehören seit Jahrzehnten zum festen Inventar von vielen Tonstudios und Rundfunkanstalten. Auch auf vielen Bühnen sind sie zu sehen. Zuletzt hat sich Beyerdynamic im Consumer-Bereich und Gaming-Segment stark positioniert. Allerdings soll es wohl immer wieder Streitigkeiten im Unternehmen gegeben haben.
Beyerdynamic verkauft: Sorgen
Für viele Nutzer im Recording- und Live-Bereich steht der Name Beyerdynamic nicht nur für Tradition, sondern auch für Handmade in Germany. Die komplette Entwicklung und Fertigung erfolgt bis heute am Unternehmenssitz in Heilbronn. Der Standort in Baden-Württemberg soll laut Unternehmens- und Gewerkschaftsangaben auch nach der Übernahme erhalten bleiben soll. Sowohl die IG Metall als auch der Betriebsrat betonen, dass Arbeitsplätze, Tarifverträge und Mitbestimmungsrechte gesichert seien. Allerdings sehen Mitarbeiter nicht nur Chancen, sondern seien durchaus besorgt. Es wird mehr Transparenz verlangt: So kam zum Beispiel die Information über den Verkauf absolut überraschend.
Cosonic, der neue Eigentümer, ist Teil der chinesischen Jiahe Intelligent Technology Co. Ltd., einem Unternehmen mit Sitz in Shenzhen und bislang eher als Auftragsfertiger aktiv. Laut Branchenanalysten möchte Cosonic mit dem Kauf seine Position im High-End-Audiosegment stärken. Ähnlich wie zuvor bei Käufen Audio-Unternehmen durch internationale Investoren, stellt sich auch hier im Unternehmen sicher die Frage nach langfristiger technologischer Unabhängigkeit und Qualitätssicherung – und für den Endkunden nun auch die Frage nach der politischen und moralischen Dimension.
Chance oder Risiko durch Verkauf nach China?
Für uns als Anwender wird wichtig: Wird Beyerdynamic seinen hohen Qualitätsanspruch halten können? Wir haben in zahlreichen Produkttests immer wieder die Verarbeitungsqualität, die technischen und Klangeigenschaften sowie die Langlebigkeit und Reparierbarkeit der Beyerdynamic-Produkte hervorgehoben. Wer sich ein Bild vom aktuellen Produktportfolio machen möchte, findet bei uns umfassende Testberichte und Praxisvergleiche.
Ob sich der Verkauf langfristig als Chance oder Risiko für die Marke und uns Tontechniker und Musiker als Nutzer erweist, bleibt abzuwarten. In jedem Fall markiert der Deal einen Einschnitt in der deutschen Audiolandschaft – und den Abschied von einem der letzten familiengeführten Unternehmen seiner Art.
Ulf sagt:
#1 - 14.06.2025 um 15:13 Uhr
Ich sehe das einfach nur als bedenklich an, wenn deutsche Traditionsunternehmen an irgendwelche Großinvestoren aus anderen Ländern gehen. Deren Ziel ist doch klar: Geld verdienen. Und auch wenn anfangs Versprechen gegeben werden – die bleiben langfristig nicht erhalten. Außerdem wächst mal wieder unsere Abhängigkeit von China ein Stück mehr. Tja, das war es dann wohl langfristig mit beyerdynamic … Schade.