Yamaha C40II Test

Die Yamaha C40II Konzertgitarre erfreute sich schon in der Vorgängerversion als Einsteigermodell allergrößter Beliebtheit und wurde nicht nur vom Klassiknachwuchs gesucht, sondern auch von angehenden Musikern, die sich nicht unbedingt der Pflege hoher Gitarrenspielkunst hingeben wollten. Und weil weiche Nylonsaiten grundsätzlich den Zugang zur Gitarrenmusik erleichtern, setzt auch die zweite Ausgabe den Kurs der altehrwürdigen C40 fort. Die aktuelle C40II verbindet solide Verarbeitung mit einem passablen Ton und nimmt dabei auch Rücksicht auf den Geldbeutel. Die Normalmensur ist in der 4/4 Baugröße natürlich gesetzt.

Yamaha_C40II_Teaser
Die Yamaha C40 ist ein Klassiker im Reigen der Konzertgitarren für Einsteiger und seit Jahren bei Musikschülern und Musiklehrern beliebt.


Der Übergang von der ersten zur zweiten Generation vollzog sich eher lautlos. Am konservativ-klassischen Erscheinungsbild hat Yamaha zwar festgehalten, jedoch wird die aktuelle Version nun mit einem bunten Mix aus Hölzern produziert, deren Bestand nicht bedroht ist. Um längere Transportwege zu vermeiden, werden die Hölzer in der Umgegend der Produktionsstätten geschlagen, in diesem Fall Indonesien, was auch das herausragende Preis-Leistungs-Verhältnis erklärt.

Details

Korpus

Mit standardgerechten Abmessungen hat die C40II die altbekannte Form und Größe einer waschechten Konzertgitarre. Zum Erscheinungsbild einer klassischen Gitarre gehören natürlich auch die tief ausgeschnittenen Zargen (hier mit leichter Profilverjüngung), die das Instrument als echte Vollakustikgitarre ausweisen. Die C40II benötigt daher nicht unbedingt ein Tonabnehmersystem, obwohl dieses auch bei der baugleichen CX40II gegen Aufpreis verfügbar wäre.

Massive Hölzer darf man in diesem Preissegment natürlich nicht erwarten, was sich aber nicht zwangsläufig negativ auf den Klang auswirken muss. Dazu später mehr.
Wir werfen den Blick zunächst auf die glänzend-polierte Fichtendecke. Der Lack wurde hauchdünn aufgetragen, sodass man die Oberflächenstrukturen der Fichte mit feinen, gleichmäßigen Maserungen noch ertasten kann. Leichte Mängel kann man erkennen, wenn man das Schallloch im Querschnitt betrachtet. Die dünne Lackierung dürfte sich aber grundsätzlich positiv auf das Schwingungsverhalten auswirken.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Yamaha C40 ist ein Klassiker im Reigen der Konzertgitarren für Einsteiger und seit Jahren bei Musikschülern und Musiklehrern beliebt.

Die Decke setzt sich aus zwei gleichgroßen Hälften zusammen, wobei die mittig verlaufende Nahtstelle gekonnt kaschiert wurde, aber sichtbar bleibt. Eine Schalllochverzierung mit bunten geometrischen Mosaikmustern umgibt das Schallloch. Dass es sich hier um ein Decal, also ein Abziehbild handelt, sieht man erst auf den zweiten Blick. Ansonsten hält sich die C40II mit preistreibenden Designelementen wie Randeinlage etc. vornehm zurück.
Ein Schlagschutz wurde der Decke nicht geschenkt, denn eine echte Konzertgitarre möchte eigentlich gezupft werden. Weil die C40II aber auch den Strummer bedienen kann, sollte dieser ggf. nachgerüstet werden, um die Oberfläche vor unschönen Lackschäden zu bewahren, vor allem, wenn ein Plektrum ins Spiel kommt.

Eine aufgeklebte Schalllochverzierung mit bunten geometrischen Mosaikmustern umgibt das Schallloch.
Eine aufgeklebte Schalllochverzierung mit bunten geometrischen Mosaikmustern umgibt das Schallloch.

Der aufgeleimte klassische Rechtecksaitenhalter wurde wie das Griffbrett aus einem Stück Palisander geschnitzt. Die Nylonsaiten werden durch Führungen im Tieblock gefädelt und mit diesem fest verknotet. Ein einfacher Knoten hält die Stimmung in der Regel dauerhaft aufrecht, auch wenn eine frisch aufgezogene blanke Nylonsaite üblicherweise eine längere “Eingewöhnungszeit” benötigt. Eine einteilige Stegeinlage aus dem Kunststoff Urea ruht wackelfrei in der Fräsung. Auch wenn Maßnahmen zur Längenkompensation bei Konzertgitarren im Allgemeinen nicht ergriffen werden, wurde hier die Stegeinlage mit einer Nase für die G-Saite befeilt, die den Auflagepunkt rückversetzt. Einen höhen- und/oder längenverstellbaren Steg benötigt die Konstruktion aber nicht. Die Intonation stimmt jedenfalls auf ganzer Länge.

Beim Saitenhalter greift Yamaha auf Palisander zurück, der Aufbau mit Stegeinlage und geknoteten Saiten entspricht dem Standard.
Beim Saitenhalter greift Yamaha auf Palisander zurück, der Aufbau mit Stegeinlage und geknoteten Saiten entspricht dem Standard.

Boden und Zargen bestehen aus (laminiertem) Meranti, das in Fernost beheimatet ist und vorwiegend in den Wäldern der Länder Malaysia, Brunei und Indonesien geschlagen wird. Dieses rotbraune Holz soll mit ähnlichen Eigenschaften punkten wie Mahagoni. Jedenfalls bieten die Sichtfurniere mit feinen, attraktiv gemaserten Strukturen eine unvergleichliche Optik. Schwarzes, umlaufendes Binding schützt die Kanten und schafft rundherum einen sauberen Übergang ohne Ecken und Kanten zwischen Boden/Decke und den Zargen. Der Korpus wurde abschließend glänzend versiegelt und poliert.

Während Fichtendecke und Palisandergriffbrett und -Saitenhalter bei der C40 auch in Zukunft gesetzt sind, scheint der Hersteller die Hölzer für Boden, Zargen, Hals und Kopf von deren Verfügbarkeit abhängig zu machen, denn auf der Yamaha Homepage wird für diese Bauteile allgemein “lokal verfügbares Tonholz” (locally sourced tonewood) angegeben.

Interieur

Das auffallend kleine Schallloch mit einem Durchmesser von 8,5 cm dürfte Einfluss auf den Klang und den Frequenzbereich nehmen, der sich mit abnehmender Größe moderat nach unten verlagern sollte. Praktisch erhält aber auch die hauchdünne Fichtendecke dadurch mehr Stabilität.
Ein massiver Halsblock hält Decke, Hals, Boden und die beiden Zargen zusammen.
Decke und Boden sind jeweils mit drei Leistenpaaren versteift. Ein Leistenpaar kann man im Oberbug ertasten, ein zweites im Bereich der Taille und das dritte Paar (unsichtbar) im Unterbug, und zwar an der Stelle mit der größten Spannweite. Nach alter Väter Sitte werden im Inneren eigentlich vier Leistenpaare verbaut, aber preisgünstige Gitarren müssen eben auch mit Sparmaßnahmen leben.
Der fragile Schalllochbereich ist mit zusätzlichen Holzstreifen verstärkt und sämtliche Reifchen rundum am Boden- und Deckenrand sind, so weit das Auge reicht, sauber und gleichmäßig eingesetzt. Ansonsten geht auch im Innenraum alles ganz “klassisch” zu und grundsätzlich bleibt dieser auch unlackiert. Verarbeitungsmängel konnte ich nicht entdecken.

Decke, Hals, Boden und die beiden Zargen werden von einem massiven Holzblock zusammen gehalten, drei Leistenpaaren an Decke und Boden versteifen die Konstruktion.
Die Yamaha C40II klingt gut und ist nicht an bestimmte Stilrichtungen gebunden.

Hals und Griffbrett

Die Komponenten Hals, Kopfplatte und Halsfuß bestehen aus matt lackiertem mahagoniähnlichem Nato und sind miteinander verleimt. Die Verleimstellen wurden gut kaschiert, sind aber dennoch sichtbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Bauteile ausgerechnet an diesen Stellen lösen, geht gegen null. Der spitze Halsfuß ist stabil mit dem Halsblock im Inneren verleimt. Obwohl der Hals mit einem Umfang von 13 cm vergleichsweise dünn ist, kommt die C40II auch ohne Halsverstärkung bestens klar, denn die Zugkräfte sind hier nicht so belastend wie bei einer Stahlsaitenkonstruktion.

Fotostrecke: 2 Bilder Der spitze Halsfuß ist stabil mit dem Halsblock im Inneren verleimt.

Das Griffbrett aus verwindungssteifem Palisander müsste den Preis eigentlich in die Höhe treiben. Die 18 Bünde wurden ordentlich abgerichtet und auch an den Kanten sauber abgerundet. Eine Griffbrettwölbung kennt die klassische Konzertgitarre nicht und das geht auch völlig in Ordnung.
Unsere Kandidatin verzichtet auf sämtliche Orientierungshilfen wie z. B. Punkte auf dem Griffbrett, was bei Konzertgitarren auch eher die Regel ist. Einen einsamen “Fixpunkt” findet man 7. Bund auf der Sichtkante des nicht eingebundenen und übrigens auch nicht lackierten Griffbretts, was aber völlig in Ordnung geht. Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten Sattel aus Urea, der mit 52 mm die Breite desGriffbretts vorgibt und mit einem vergleichsweise größeren Saitenabstand den Fingern mehr Raum gibt.
Der Hals-Korpusübergang befindet sich standardgerecht für Konzertgitarren am 12. Bund. Das Griffbrett wird mit dem 13. Bund bereits auf der Decke verleimt.

Kopfplatte

Zum Erscheinungsbild einer Konzertgitarre gehört natürlich auch die gefensterte Kopfplatte mit der rundgeschwungenen Kuppel an der Oberseite. Die offenen verchromten Mechaniken mit vergoldeten Zahnrädern (!) sind an beiden Seiten auf einer einteiligen Grundplatte (three-on-a-plate) verschraubt. Gestimmt wird mit griffigen weißen Stimmflügeln aus Kunststoff. Die Saiten werden wie üblich auf dicke Kunststoffachsen aufgewickelt und reißen dort erfahrungsgemäß sehr selten. Wenn sich der Wickeldraht löst, dann meist am Steg, insbesondere bei der D-Saite.
Die Kopfplatte lässt an der Oberseite natürlich auch Raum für das bekannte Yamaha-Logo.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Saiten laufen über den Sattel weiter zur durchbrochenen Kopfplatte…
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