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Cort MR710F NS Test

Cort, ein Instrumentenbauer aus Südkorea, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der weltweit größten Gitarrenproduzenten gemausert. Unter eigenem Label werden in den betriebseigenen Fabriken in Korea, China und Indonesien Instrumente produziert, aber auch im Auftrag und Namen anderer Unternehmen.

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Im Line-Up der Firma befinden sich neben unserer aktuellen Testkandidatin mehrere Akustikgitarren-Serien, hauptsächlich Repliken bekannter Modelle wie Dreadnought oder Jumbo.

Details

Resonanzkörper

a) Größenverhältnisse
Der Hersteller hat die Größenverhältnisse der echten “Square-Shoulder” von Martin (fast) im Maßstab 1:1 adaptiert. Mit den tiefen Zargen am Halsblock (10,0 cm) und am Knopf (12,5 cm) stellt der Resonanzkörper ein vergleichsweise großes Luftvolumen zur Verfügung. Ob der voluminöse Body mit Cutaway auch den entsprechenden Klang generiert, den man von ihr erwartet, werden wir noch prüfen. Die üppigen Dimensionen lassen jedenfalls hohe Erwartungen aufkeimen. Selbstverständlich hat das verbaute Deckenholz noch ein Wörtchen mitzureden.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Cort kommt mit fast identischen Maßen ihres Martin-Vorbildes.

b) materielle Beschaffenheit
Mit einer bewährten Mischung aus Sitkafichte (Decke) und Mahagoni (Boden und Zargen) erinnert die MR710F – rein stofflich betrachtet – an eine alte D-18 von Martin. Hell und klar erstrahlt die massive Fichtendecke, die mit feingezeichneten dunklen Maserungen (stehende Jahresringe) reichlich durchsetzt ist.
Die Decke besteht aus zwei gleich großen Teilstücken, die sich zu einem symmetrischen Faserbild zusammenfügen, wobei der Verlauf der Nahtstelle in der Mitte deutlich erkennbar ist. Auch hier sind wie üblich die engeren Jahresringe zur Mitte hin verleimt. Das Holz der Sitkafichte ist bekannt für seine bemerkenswerte Stabilität. Unter Lichteinfluss dunkelt es nach und nimmt nach geraumer Zeit einen honiggelben Farbton an.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Holzauswahl erinnert an eine alte Martin D-18.

Unsere Probandin wurde mächtig “aufgehübscht”. Eine ansehnliche Schalllochverzierung mit einem Ring aus funkelndem bunten echten Abalone im Zentrum trägt zu einem attraktiven Erscheinungsbild bei. Dagegen fällt der schmale Herringbone-Streifen, der den Deckenrand ziert, kaum auf. Ein nierenförmiges Tortoise-Pickguard (teardrop) schützt die Decke beim Strumming mit dem Plektrum und der konturierte, aufgeleimte Bauch-Saitenhalter (bottom belly) aus dunkelbraunem Palisander überträgt die Saitenschwingungen auf die dünne Decke. Das dunkel gebeizte Holz macht allerdings einen ziemlich rustikalen Eindruck, was aber kein Grund ist, an der Funktionstüchtigkeit der Konstruktion zu zweifeln. Die Saiten werden ganz konventionell mit den Ball-Ends und weißen Pins am Unterbauch befestigt. Mit einer längenkompensierten Knochen-Stegeinlage treten Intonationsprobleme in der Regel nicht auf. Stegeinlagen aus echtem Knochen zeigen übrigens auch nach Jahren kaum Abnutzungserscheinungen wie Rillen oder Kerben.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein nierenförmiges Tortoise-Pickguard schützt die Decke beim PLektrumspiel.

Weniger Einfluss auf den Ton nehmen Boden und Zargen. Die beiden spiegelbildlich gemaserten Bodenhälften aus Mahagoni sind durch einen dekorativen Bodenmittelstreifen optisch getrennt, und die Stoßkanten am Decken- und Bodenrand sind rundum durch eine Einfassung aus elfenbeinfarbenem Binding geschützt.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein aufgeleimter Bauch-Saitenhalter überträgt die Saitenschwingungen auf die dünne Decke.

c) Interieur
Die Decke der MR710F wurde standardgerecht mit zwei Hauptstreben unterbaut, die sich am Schallloch kreuzen (X-Bracing). Außerdem sind die beiden Hauptstreben im nicht-sichtbaren Ausläuferbereich einwärts (konkav) gewölbt. Diese Maßnahme ermöglicht der dünnen Decke ein gesteigertes Schwingungsmoment, da durch die Aushöhlung auch weniger Masse in Bewegung gesetzt werden muss. Zwei unterbaute Verstrebungen stärken zusätzlich den fragilen Schalllochbereich.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick ins Innere zeigt das Label mit Modellbezeichnung und Seriennummer.

Hals mit Griffbrett

Hals, Halsfuß und Kopfplatte aus solidem Mahagoni wurden sauber miteinander verleimt. Die Nahtstelle am Hals/Halsfuß bzw. Hals/Kopf kann man deutlich erkennen, da sich die Komponenten strukturell und farblich unterscheiden. Der spitze Halsfuß ist unwiderruflich mit einer Schwalbenschwanzverbindung am Halsblock im Innenraum stabil verleimt und verzapft. Der eingelegte Stahlstab verleiht dem dünnen Hals Festigkeit und über einen Zugang unter dem Griffbrett am Schallloch lässt sich die Halskrümmung graduell verändern, falls es schnarren sollte. Handlungsbedarf entsteht aber erst dann, wenn z.B. dickere oder dünnere Saiten aufgezogen werden oder subtile Klimaveränderung (Temperatur, Feuchtigkeit) dem Holz zugesetzt haben.
Die Hals-Korpusverbindung ist standardgerecht am 14. Bund angesetzt. Das leicht gewölbte Griffbrett mit 20 sauber abgerichteten und polierten Bünden besteht aus dunkelbraunem Palisander. Punkte auf dem Griffbrett und auf der Griffbretteinbindung geben dem Spieler die Orientierung z.B. beim Lagenwechsel. Am Ende des Griffbretts werden die Saiten über einen echten Knochensattel mit einer Standardbreite von 4,3 cm geführt. Selbstverständlich ruhen die Saiten sicher in den Kerben ohne festzuklemmen. Die Mensur entspricht mit 64,3 cm der Norm für Martin-Gitarren.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf dem dunkelbraunen Palisandergriffbrett sind 20 sauber abgerichtete und polierte Bünde eingesetzt.

Kopfplatte

Um die Saitenspannung und damit den Obertonanteil zu erhöhen, ist die geschlossene Kopfplatte leicht angewinkelt am Hals angesetzt, im Zentrum prangt eine große “Cort”-Einlage. An der Unterseite wurden sechs gekapselte Gussmechaniken verschraubt. Da Zahnrad und Gewindeachse durch das mit Schmierfett gefüllte Gehäuse geschützt werden, kann sich dort kein Schmutz ansammeln. Die griffigen schwarzen Stimmflügel aus Ebonit lassen sich jedenfalls leichtgängig drehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die leicht angewinkelte Kopfplatte ist mit dem Cort-Logo und einer Einlage versehen.

Elektronik

Mit einem Tonabnehmersystem von Fishman kann sich unsere Probandin z.B. auch auf einer Bühne verstärken lassen. Der Klinkenausgang (gleichzeitig Gurtpin) wartet auf Anschluss an einen Akustikverstärker. Der Sonicore Transducer, der sich unter der Stegeinlage versteckt, sendet ein niederohmiges Signal an den Fishman Presys, der in der oberen Zarge parkt. Die Kontrolleinheit beherbergt vier Potis, zwei Taster sowie ein kleines Display für den Tuner. Mit dem 3-Band-EQ (Bass, Middle, Treble) wird die Klangfarbe eingestellt, während Volume den Pegel des Ausgangssignals bestimmt. Die Phase-Taste kehrt die Polarität des Signals um und erlaubt so eine ideale Anpassung an die Phase des Amps. Brummschleifen und Feedbacks können mit diesem Tool wirksam eliminiert werden. Mit dem chromatischen Tuner bietet der Preamp ein zusätzliches Schmankerl. Ein Display mit drei kleinen LEDs gibt dem Spieler eine Rückmeldung beim Stimmvorgang. Allerdings kann der Kammerton (a = 440 Hz) nicht kalibriert werden. Ein 9V-Block hält die Stromversorgung aufrecht, wenn er schwächelt, leuchtet eine kleine rote LED (Low Batterie Indicator).

Fotostrecke: 3 Bilder Für den Einsatz auf der Bühne hat Cort ein Fishman Presys System mit Sonicore Transducer verbaut.
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