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GEWA Pro Arte Flamenco und GEWA Pro Arte Flamenco E-Akustik Cutaway Test

Mit den beiden GEWA Pro Arte Flamenco-Gitarren stellen sich zwei nicht alltägliche Konzertgitarren des deutschen Musikalien-Großhändlers und Herstellers vor. In der Pro-Arte-Linie verbreiten die Flamenco und die Flamenco E-Akustik/Cutaway zumindest optisch andalusisches Flair, aber bei ihnen handelt es sich um waschechte Konzertgitarren aus europäischer Fertigung.

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Beide Modelle – identisch ausstaffiert – werden aus Hölzern wie Ovangkol, Ahorn und Fichte hergestellt, deren Bestand nicht bedroht ist. Die Pro Arte Konzertgitarre Flamenco E-Akustik mit Cutaway und einer deutlich flacheren Zarge hat, wie schon die Produktbezeichnung besagt, zusätzlich ein leistungsfähiges Tonabnehmersystem an Bord.

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Details

Resonanzkörper

Mit einer max. Breite von 37 cm (28,2 cm) am Unterbug (Oberbug) und einer Länge von 48,5 cm präsentieren sich die Decken der beiden Probanden mit der Form und Größe einer traditionellen Konzertgitarre. Man sollte aber beachten, dass die Zargen einer Guitarra flamenca im Vergleich zur Konzertgitarre wesentlich flacher ausfallen, und auch die unserer beiden Testkandidatinnen sind entsprechend schmal. Es bleiben bei der Vollakustikversion ohne Cutaway aber noch gute 8,7 cm übrig, die zwar das Handling verbessern, aber das Bassvolumen erheblich reduzieren. Ob der Naturton der elektroakustischen Variante mit einer noch schmaleren Zarge rein akustisch überhaupt noch trägt, werden wir später hören.

Fotostrecke: 6 Bilder Andalusiches Flamenco-Flair möchten die beiden GEWA Pro Arte Flamenco und GEWA Pro Arte Flamenco E-Akustik Cutaway Modelle verbreiten.

Unsere Testkandidaten ähneln einer sogenannten “guitarra blanca”, die aus hellen Hölzern besteht. Wir richten den Blick zunächst auf die massive Fichtendecke, die man auch im traditionellen spanischen Gitarrenbau vorzugsweise verarbeitet. Die Decke der beiden Testkandidaten setzt sich aus zwei symmetrischen Hälften zusammen, wobei die mittig verlaufende Nahtstelle jeweils sichtbar bleibt. Üblicherweise befinden sich die breiten Jahresringe am Deckenrand.
Andalusische Guitarreros (Baumeister) bevorzugen leuchtende Farben, die an Zitrusfrüchte erinnern sollen. Auch unsere beiden Testkandidatinnen wurden mit einer zitronengelben Grundfarbe mächtig aufgehübscht, wobei die dunklen Maserungen überall durchschimmern. Die transparente Polyurethan-Hochglanzlackierung ist biologisch abbaubar und besonders dünn ausgeführt, was wiederum dem Schwingungsverhalten positiv entgegenkommt.
Beide Gitarren halten sich mit Intarsien vornehm zurück. Das beherrschende Element der Decke bildet jeweils eine breite, mit bunten Ornamenten verzierte Rosette, die das Schallloch mit einem Durchmesser von 8,6 cm umrundet. Ein dreifacher Holzstreifen säumt dezent den Deckenrand.
Wer noch mehr Wert auf ein authentisches andalusisches Erscheinungsbild legt, sollte auf den obligatorischen Golpeador (Schlagschutz), an der man eine typische “guitarra flamenca” erkennt, nicht verzichten. Selbstverständlich kann man diesen auch nachträglich aufkleben.

Der dunkelbraune aufgeleimte Rechtecksaitenhalter besteht wie das Griffbrett aus einem Stück afrikanischem Ovangkol. Die Nylonsaiten (hier: Hannabach) werden am Tieblock fest verknotet und über eine eingelegte einteilige und an beiden Seiten offene Stegeinlage geführt, die wackelfrei in der Fräsung ruht. Die Stegeinlage lässt sich natürlich nicht in der Höhe oder Länge verstellen, aber unsere Probandin kommt bereits gut voreingestellt aus der Werkstatt. Dramatische Innovationen findet man hier nicht.
Zargen und Boden einer Guitarra flamenca wurden früher aus heimischen Hölzern, insbesondere Zypressenholz (José Ramirez) gefertigt. Unsere beiden Konzertgitarren kommen allerdings mit Zargen und Boden aus stabilem Ahorn, das sich mit einem hellen Grundsound dezent in den Gesamtklang einmischt. Der einteilige Boden ist mit Wölkchen attraktiv, aber asymmetrisch gemasert. Leider trübt der eine oder andere Materialfehler den Anblick. Gurtpins wurden bei beiden Modellen nicht verschraubt.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf beiden Instrumenten ist ein aus afrikanischem Ovangkol gefertigter Rechtecksaitenhalter aufgeleimt,…

Interieur

Auch ein Blick in den Innenraum beweist, dass unsere Testkandidatinnen eher die Gene einer Konzertgitarre geerbt haben. Ein leichter Halsblock, der mit dem Halsfuß, der Decke, dem Boden und den Zargen verleimt ist, sorgt für stabile Verhältnisse, die eine echte Flamenco-Gitarre langfristig nicht bieten kann.
Decke und Boden sind mit drei spiegelbildlich angeordneten Leistenpaaren versteift (zum Vergleich: die “normale” Konzertgitarre hat vier davon). Ein Leistenpaar kann man im Oberbug ertasten, ein zweites im Bereich der Taille und das dritte Paar im Unterbug an der Stelle mit der größten Spannweite. Die spanischen Gitarrenbauer verwenden jedoch ein völlig anderes Balkensystem.
Decke und Korpus fallen hinsichtlich der Materialstärke hier nicht so dünn aus wie bei einer Guitarra flamenca, sodass beide Testkandidatinnen mit einer höheren Lebenserwartung rechnen können. Jedenfalls dürfte die Decke mit einer Dicke von 0,3 cm vorerst jedem Golpe widerstehen, denn der Bereich rund um den fragilen Schalllochbereich wurde zusätzlich mit Holzstreifen verstärkt.
Der einteilige Boden benötigt keinen Bodenmittelstreifen. Zur Vergrößerung der Aufleimstellen wurde rundherum am Boden- und Deckenrand eine Randverstärkung aus keilförmig gesägtem Holz eingesetzt, sämtliche Reifchen wurden sauber eingesetzt. Der Innenraum ist nicht lackiert, und das geht völlig in Ordnung. So weit das Auge reicht, konnte ich dort keine Mängel entdecken.

Fotostrecke: 5 Bilder Von außen nicht sichtbar sind drei spiegelbildlich angeordnete Leistenpaare zur Verstärkung der Decke.

Hals mit Griffbrett

Der Hals, der aus gediegenem Ahorn besteht, benötigt keine Halsverstärkung, zumal die Nylonsaiten die Konstruktion nicht so stark belasten. Halsfuß und Kopfplatte, ebenfalls aus Ahorn, sind angesetzt. Die Verleimstellen wurden weitgehend kaschiert, bleiben aber sichtbar. Unwahrscheinlich ist, dass sich die Bauteile ausgerechnet an diesen Stellen lösen.
Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich bei den Testmodellen standardgerecht am 12. Bund, wobei der spitze Halsfuß das Spiel in den höheren Lagen beeinträchtigen könnte. Die Griffbretter bestehen aus Ovangkol, einem mahagoniartigen Gewächs aus afrikanischer Herkunft. Das harte, aber relativ elastische Tropenholz besitzt einen dunkelbraunen Grundfarbton und wird mit feinen schwarzbraunen Maserungen strukturiert. Ob Ovangkol dauerhaft angriffslustigen Hammer-ons widerstehen kann, wie hartes Ebenholz oder Palisander, wird sich noch zeigen. Jedenfalls sind auch die Griffbretter beider Gitarren traditionell nicht lackiert.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals besteht wie Boden und Zargen ebenfalls aus Ahorn…

Die Sättel wurden bei beiden Modellen passgenau eingesetzt und auch korrekt ausgekerbt.
Mit einer Sattelbreite von 52,3 mm bei einem Halsumfang von 13,3 cm findet man jeweils die Standardabmessungen der herkömmlichen Konzertgitarre vor. Eine Griffbrettwölbung benötigt die traditionelle Konzertgitarre nicht und eine Einbindung ist auch nicht zwingend erforderlich.
Die Griffbretter beheimaten 18 sauber abgerichtete Bundstäbchen, die auch an den Seiten nicht austreten. Positionsmarkierungen auf dem Griffbrett leisten sich unsere Konzertgitarren nicht. Die kleinen Punkte auf den Sichtkanten sollten zur Orientierung gereichen.

Kopfplatte

Beide Modelle unterscheiden sich mit ihren stilgerecht doppelt gefensterten Kopfplatten mit dreifach geschwungener Kuppel kaum von anderen Konzert- und Flamencogitarren. Die stylisch aussehenden traditionellen Holzwirbel, die sogenannten “clavijas”, trifft man heute auch bei echten Flamencogitarren kaum noch an. Diese konnten außerdem die Stimmstabilität des Instruments nicht konstant aufrechterhalten. Aus diesem Grund bieten die hier verarbeiteten Konzertgitarrenmechaniken eher Vorteile. Die Nylonsaiten werden um Kunststoffroller mit breiter Achse gewickelt und reißen erfahrungsgemäß seltener. Auf den beiden verzierten goldenen Grundplatten mit jeweils einem Lyramotiv am Kopfende wurden offene Mechaniken mit griffigen schwarzen Stimmflügeln (“three on a plate” ) aus Kunststoff verschraubt.

Fotostrecke: 3 Bilder Wie bei Konzertgitarren üblich, findet man auch bei den GEWA Flamenco Modellen eine durchbrochene Kopfplatte.

Die Pro Arte Flamenco E-Akustik Cutaway

Die Pro Arte Flamenco E-Akustik Cutaway unterscheidet sich nur geringfügig von der Vollakustikversion. Die Zarge fällt bei diesem elektroakustischen Modell noch flacher aus (70,6 mm). Außerdem hat man diesem Modell einen Cutaway geschenkt, der dann doch sehr untypisch für eine Flamencogitarre ist. Sie ist vor allem für die Bühne konzipiert – einen Akustikverstärker sollte man beim Kauf der Gitarre auch noch einpreisen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die GEWA Pro Arte Flamenco E-Akustik Cutaway ist wie der Name schon andeutet, mit einem Tonabnehmersystem ausgestattet.

Highlight ist aber der Preamp – ein Fishman Clásica II, der in der oberen Zarge Platz genommen hat und harmonisch in einer Symbiose mit dem Untersatteltonabnehmer, einem Sonicore, lebt. Der Clásica II ist der kleinste Vertreter aus Clásica-Familie und entsprechend spartanisch bestückt. Jedenfalls wurde das Paneel übersichtlich und benutzerfreundlich konzipiert. Die Kontrolleinheit beherbergt drei Potis, zwei Taster sowie ein kleines Display für den Tuner. Mit dem großen Volume-Regler kann die Lautstärke angepasst werden. Daneben findet man noch zwei kleine Potis, die mit Bass und Treble den Sound einstellen. Darüber hinaus bietet der Pre-Amp noch einen Phasenumkehrschalter und einen Tuner, der mit der runden Digitalanzeige perfekt zusammenarbeitet. Der Phasenumkehrschalter verbessert die Basswiedergabe bei niedrigem Output, dient aber in erster Linie der Unterdrückung von Feedback, das bei größeren Lautstärken auftreten kann. Der autochromatische Tuner ist leicht zu bedienen und arbeitet präzise, allerdings kann der Kammerton von 440 Hz nicht kalibriert werden. Der Ausgang wird automatisch abgeschaltet, wenn der Taster aktiviert wird, sodass Letzterer auch als Paniktaste zum Beispiel bei plötzlich einsetzenden Rückkopplungen dienen kann. Eine kleine rote LED meldet sich, wenn dem eingelegten 9V-Block der Saft ausgeht. Das Batteriefach befindet sich neben der Ausgangsbuchse in der unteren Zarge. Der Hersteller garantiert 111 unterbrechungsfreie Stunden Laufzeit. Die Batterie kann problemlos gewechselt werden.

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