Wave Alchemy Revolution Test

Die Drum Machine Library „Revolution“ von Wave Alchemy vereint die berühmt-berüchtigten Legenden von Roland, Linn Electronics, E-mu, Sequential Circuits und Oberheim in einem Klangerzeuger. Sie alle haben den Drumsound der Chart-Hits revolutioniert, das steht außer Frage. Samples dieser markanten Klänge bereichern noch heute etliche Produktionen und gehören quasi zum Standardrepertoire eines jeden Pop-, EDM- und Hip-Hop-Producers.

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Der Gesamtpreis der originalen Drum Machines übersteigt jedoch so manches Budget. Da kommt ein 14-in-1-Software-Bundle gerade recht, um sich die synthetischen Schlagzeug-Klänge kostengünstig in die Produktionen zu holen. Eierlegende Wollmilchsäue, die versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen, sind zumeist mit dem Fluch belegt, jede Aufgabe nur halbherzig zu erfüllen. Ob das bei Revolution auch der Fall ist und wie gut sich das All-in-One-Paket in der Praxis schlägt, werden wir mit diesem Test herausfinden – los geht’s!

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Die Library ist für Native Instruments Kontakt sowie den kostenlosen Kontakt Player ab Version 5.6.5 erhältlich, der mit jeder VST-, AU- und AAX-fähigen DAW kompatibel ist. Kontakt erfordert Mac OS X 10.10 oder neuer sowie Windows 7 oder neuer. 

14-in-1 Drum Machines

Revolution beinhaltet Samples der folgenden Hardwaregeräte:

  • Roland TR-505
  • Roland TR-606
  • Roland TR-707
  • Roland TR-808
  • Roland TR-909
  • Roland TR-727
  • Roland TR-78
  • Roland TR-8000
  • E-mu Drumulator
  • E-mu SP-12
  • Oberheim DX
  • Sequencial Circuits DrumTraks
  • Linn Electronics LinnDrum

Hier ist im Grunde alles dabei, was Rang und Namen hat, wenngleich die Auswahl sehr rolandlastig ist. Die Rhythmusmaschinen des japanischen Herstellers genießen zu Recht einen sehr guten Ruf und haben zur Revolution dieser Gerätegattung beigetragen. Daher ist es auch absolut okay, hier den Fokus zu setzen. Zu den 13 Drum Machines kommt eine Nintendo Gameboy Instanz hinzu – nettes Gimmick.

Fotostrecke: 6 Bilder Unter den gesampelten Drum Machines befinden sich unter anderem Roland TR-606, …

Sample vs. Emulation

Emulationen bilden zumeist Schaltkreise und Features eines Hardwaregerätes nach, wodurch man an der Software den Sound von Grund auf selbst formen kann. Gerade dieser ist es jedoch, den die Emulationen nicht immer authentisch nachbilden. Generelle Klangeigenschaften sind dabei meist umgesetzt, doch besonders im Detail erreichen Klone selten bis gar nicht das Vorbild.
Bei Samples ist es umgekehrt: Die Sounds stammen vom Original und klingen dementsprechend authentisch. Allerdings handelt es sich bei Samples um Proben, also (Moment-)Aufnahmen, weshalb der Grundsound nicht mehr selbst designt werden kann. Die Hersteller der Library haben die Einstellungen bereits vorgenommen und sie im Sample festgehalten, wodurch man zunächst einmal auf deren Settings angewiesen ist.

Konzept

Die Herrschaften von Wave Alchemy sind sich dessen bewusst und sampelten für jeden Drumsound gleich mehrere Settings. Revolution bietet zwar nicht die Möglichkeit, den Grundsound selbst zu schrauben, jedoch eine große Auswahl an Samples unterschiedlicher Drum Machine Settings. Mit „Character“ ist die Signalkette auswählbar, mit der die Samples aufgezeichnet oder bearbeitet wurden. Für die Drumsounds sind folgende „Character“ verfügbar:

  • Analog – Round-Robin-Samples, aufgezeichnet über einen direkten Signalweg 
  • Digital – einzelne Samples, ebenfalls über einen direkten Signalweg aufgenommen
  • Tape 1, 2 und 3 – Samples, aufgezeichnet auf einer Studer A820 Bandmaschine
  • S1200 – resampelt zu 26.400 kHz und mit Kontakts SP1200-Engine auf Originaltonhöhe gepitcht
  • SP1200 – Drum Machines mit SP1200 Sampler für LoFi-Charakter gesampelt
  • SP12 – Drum Machines mit SP12 Sampler gesampelt
  • S950 – Drum Machines mit S950 Sampler gesampelt
  • Driven/Mastered – aufgenommen und bearbeitet mit High-End und Boutique Hardware
  • Biscuit – TR-606-Klänge wurden zusätzlich mit 8-Bit Digital Distortion Filter bearbeitet  
  • Crushed – TR-606-Klänge, die zusätzlich mit Band- und Röhrensättigung bearbeitet wurden

Die Entwickler haben darüber hinaus bedacht, dass eine analoge Drum Machine bei ihren Drumschlägen kleine Abweichungen beispielsweise in Lautstärke oder Tonhöhe erzeugt. Wird beim Sampling nur ein einziger Schlag einer Snare Drum aufgezeichnet und dieser als Sample schnell hintereinander wiedergegeben, etwa bei einem Snareroll, tritt der „Maschinengewehreffekt“ auf, da jedes Mal das identische Audiofile abgespielt wird. Revolution umgeht dieses Problem mittels Round Robin, was bedeutet, dass selbst bei gleichbleibender Anschlagstärke unterschiedliche Samples abgespielt werden. Hinzu kommen Multi-Layer-Samples pro Sound, die in unterschiedlichen Anschlagstärken auch verschiedene Samples abspielen. Insgesamt sorgt Revolution dadurch für einen authentischeren Klang, als es bei der Programmierung mit einzelnen Audiosamples in der DAW der Fall wäre.

Drum Page und Mixer 

Im oberen Bereich der Bedienoberfläche befindet sich der Drum Mixer, welcher Parameter für Volume, Panorama, Delay und Reverb bereithält. Hier lassen sich die Sounds zudem stumm und solo schalten oder einfach nur selektieren. Durch letztere Option zeigt die darunterliegende Drum Page den entsprechenden Drum Sound. Von hier aus ist eine der 14 Drum Machines auswählbar, was bedeutet, dass jeder Drum-Slot eine andere Drum Machine als Basis zur Klangerzeugung erhalten kann! So kann man sich flexibel ein eigenes Ensemble zusammenstellen. Neben Character und Sample lassen sich Drum-Slot-spezifische Parameter einstellen – bei einer Snare sind beispielsweise Snappy und Tone am Start.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Mixer werden die Drums im Panorama verteilt, stumm und solo geschaltet sowie mit Send-Effekten versehen.

Sampler Controls

Wave Alchemy hat mit den Sampler Controls innovative Optionen erschaffen, um die Samples noch mal selbst zu formen – und zwar weitaus flexibler als an der Hardware selbst. Zum Tweaken der Samples ist Revolution pro Drum Slot mit reichlich Hüllkurven-Generatoren ausgestattet, die Eingriffe in Sample, Filter und Pitch ermöglichen. Hinzu kommt ein Random-Modul, das Samplestart, Lautstärke, Panorama und Tune nach dem Zufallsprinzip variiert und so kleine Abweichungen der analogen Geräte nachbildet – statische Klänge, die auf Samples schließen lassen, sind spätestens dann kein Thema mehr.
Für eine Klangerzeugung auf Samplebasis sind die Möglichkeiten zur eigenen Klangformung also umfangreich und flexibel! Die Parameter der originalen Drum Machines werden damit zwar nicht ersetzt, aber beim Soundschrauben kann man schon einmal vergessen, dass es sich um Samples handelt.

Effekte

Die Effekt-Sektion ist aufgeteilt in Insert- und Sendeffekte. Hierbei ist Revolution mit einem Kompressor ausgestattet, der wahlweise den UREI 1176 oder den SSL G-Bus emuliert. Ein sogenannter Shaper hält Filter, Bandsättigung, Bit-Crusher und Transient-Designer bereit. Der Signalfluss der Inserteffekte lässt sich nach Belieben ändern. Um die gesamte Drumgruppe zu bearbeiten, verfügt Revolution über eine Mastersektion mit selbigen Effekten. Hinzu kommen ein Stereodelay sowie ein Faltungshall mit insgesamt 160 Impulsantworten, darunter auch einige der digitalen Hallgeräte des Herstellers Lexicon.  

Die Effekt-Sektion in Revolution ist zum Veredeln der Drums solide ausgestattet.
Die Effekt-Sektion in Revolution ist zum Veredeln der Drums solide ausgestattet.

Classic Drum Sequencer

Damit auch bei der Programmierung analoges Feeling aufkommt, ist Revolution mit einem 32-Step-Sequenzer ausgestattet, der zunächst einmal so aufgebaut ist, wie man es von vielen analogen Maschinen kennt: Virtuelle Druckknöpfe lassen sich in 2 x 16 Steps eindrücken und triggern daraufhin die zuvor ausgewählte Drum – klassisch eben.
Die beiden Seiten 1-16 sowie 17-32 werden mit einem Hebel im analogen Style umgeschaltet. Schön ist, dass man statt des klassischen Sechzehntel-Rasters auch 1/4, 1/8 und 1/32 auswählen kann, wodurch Programmierungen in Half- oder Doubletime möglich sind. Für mehr Groove sorgt ein stufenlos einstellbarer Swing-Parameter, eine Flam-Funktion sucht man dagegen vergeblich. Es lassen sich Akzente setzen, die Anschlagstärke ist vorher prozentual einstellbar.
Auch der Sequenzer ist mit zeitgemäßen Software-Features ausgestattet: In einer Matrix behält man auf der Y-Achse den Überblick über alle Drum Slots, die sich auf der X-Achse programmieren lassen. Das Schöne ist, dass auch die Programmierung aus der klassischen Ansicht sofort in der Matrix übernommen wird und sich dort mittels frei justierbarer Anschlagstärke übersichtlicher ausarbeiten lässt. Gut ist auch, dass der Sequenzer unabhängig von den Kits ist und die Patterns beim Wechsel der Kits bei Bedarf erhalten bleiben – dafür wird lediglich ein kleines Schlosssymbol ausgewählt. 12 Patterns lassen sich in Revolution anlegen – Copy/Paste-Feature mit inbegriffen –, wodurch ganze Drum-Arrangements für Live-Performances oder Produktionen programmiert werden können. Um die Kreationen in der DAW auszuarbeiten, ist eine praktische Drag-and-Drop-Funktion mit an Bord!

Fotostrecke: 2 Bilder Der Sequenzer verbindet klassische Step-Sequenzierung mit den Vorzügen einer Matrix.
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Profilbild von Yentz Jensus

Yentz Jensus sagt:

#1 - 30.12.2017 um 21:36 Uhr

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Kann man die sounds chromatisch tunen oder muss ich nen fft nehmen um due tonhöhe zu ermitteln?

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