Walrus Audio Defcon 4 Test

Praxis

Wir starten wie gewohnt mit einer nüchternen Bestandsaufnahme und hören uns zuerst einmal die Klangfärbung des Pedals an. Das Defcon 4 ist vor einen clean eingestellten Sovtek MIG-50H geschaltet, der Amp läuft über eine Marshall 4×12 Box (Celestion G12M), die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wird.
Zuerst hört ihr das Pedal im Bypass, dann eingeschaltet, allerdings komplett neutral, also ohne EQ und Boost. In der dritten Runde werden alle EQs per Schalter aktiviert, die Regler bleiben aber in der neutralen Position. Die Frage ist, ob das Pedal ohne EQ und Boost schon eine Färbung im Sound übernimmt und inwieweit der Klangunterschied zwischen ausgeschaltetem EQ und aktivem neutral eingestelltem EQ ist. Das ist eine schöne Erbsenzählerei, aber der Unterschied zwischen Bypass und eingeschaltetem Pedal ist klar zu hören, der Höhenbereich wird etwas weicher, das Gitarrensignal klingt wärmer. Sehr gering ist der Unterschied dann vom ausgeschalteten EQ zum eingeschaltetem, neutral eingestellten EQ.

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Klangfärbung: Bypass – On ohne EQ – On mit neutralem EQ (Strat)

Durch das Aktivieren der Boost-Funktion wird dem Signal ein ordentlicher Pegel hinzugefügt. Das kann neben dem Grundgedanken als Pegelausgleich von Singlecoil-Gitarren natürlich als Solo-Boost oder zum Anfeuern der Amp-Vorstufe genutzt werden, dazu gleich mehr. Im ersten Beispiel hört ihr den Unterschied zwischen normalem Signal und Boost mit der Strat. Beim zweiten Beispiel habe ich die Akkordfolge zuerst mit der Les Paul (ohne Boost) aufgenommen, dann mit einer Strat und aktiviertem Boost. Der Pegel war sogar einen Hauch höher als bei der Les Paul, dazu muss man aber sagen, dass die Pickups in der Strat nicht die leisesten Singlecoils sind.

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Boost Check: Boost off – Boost on (Strat) Boost Check: Boost off (Les Paul) – Boost On (Strat)

Jetzt ist der Wirkungsgrad des EQs an der Reihe und zwar jedes Band für sich. Man sollte sich nicht davon irritieren lassen, dass der EQ eigentlich nur vier Stufen hat, zwei Boost und zwei zum Absenken. Der Wirkungsgrad ist sehr stark und vor allem ist der EQ sehr musikalisch eingestellt. Extreme Verbiegungen sind nicht an der Tagesordnung, es klingt immer recht harmonisch, selbst bei der zweiten Boost-Stufe im Höhenbereich wird der Sound mit einer unverzerrten Gitarre nicht zu schrill.

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EQ Check Bass: -2, -1, 1, 2 (Strat) EQ Check Middle: -2, -1, 1, 2 (Strat) EQ Check Treble: -2, -1, 1, 2 (Strat)
Das Defcon 4 liefert einen variablen und vielfältig einsetzbaren Sound, der mit dem sehr gut voreingestellten EQ geformt werden kann.
Das Defcon 4 liefert einen variablen und vielfältig einsetzbaren Sound, der mit dem sehr gut voreingestellten EQ geformt werden kann.

Nun wird der Amp gewechselt und der Marshall Plexi steht mit einem kernigen Mid-Gain-Sound zur Verfügung. Das Defcon 4 kann in dieser Disziplin zum Anfeuern der Vorstufe und zum Verfeinern des Tons benutzt werden. Auch hier zeigt sich der EQ sehr wirkungsvoll und musikalisch. Man kann aus einer etwas fetteren Gitarre ein schlankes Funkbrett machen, wenn man zum Beispiel die Bässe absenkt und die Höhen aufdreht. Eine Strat erhält noch etwas Schärfe mit einer leichten Anhebung von Mitten und Höhen, wie man im ersten Beispiel hören kann. Wenn der Boost dazugeschaltet wird, gibt es die Extraportion Verzerrung. Alles ist wirklich sehr gut dosiert, ich vermisse ehrlich gesagt keinen langen Regelweg. Im Gegenteil sehe ich die eingeschränkten Möglichkeiten eher positiv, weil man nicht lange an seinem Sound herumstellen kann und so schneller zum Spielen kommt.

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Leichte Anhebung der Mitten (1) und Höhen (1) – zuerst Bypass, dann On (Strat) Anhebung der Mitten (2) und Absenkung der Höhen (-1) mit Boost – zuerst Bypass, dann ON (Melody Maker)

Bei stark angehobenem Bassbereich kommt aus dem Plexi ein Fuzz-ähnlicher Sound, der sich gut für staubige Riffs einsetzen lässt. Auf der anderen Seite kann mit Boost und Anhebung der Mitten und Höhen aus einem Mid-Gain-Sound ein saftiger Leadsound erzeugt werden.

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Anhebung der Bässe (2) und Absenkung der Höhen (-2) – zuerst Bypass, dann On (Melody Maker) Anhebung der Mitten (2) und Höhen (1) mit Boost – zuerst Bypass, dann On (Les Paul)

Mittenfrequenz und Q-Faktor können mit den internen Trimmpotis verändert werden. Ich habe dort Hand angelegt und die beiden Extrem-Settings ausgewählt, was die Mittenfrequenz betrifft, und mit einem Mittenboost auf Stufe 2 aufgenommen. Die Auswahl der Mittenfrequenz reicht von 300 Hz bis zu 3 kHz, womit sich die klanglichen Auswirkungen des Pedals exzellent auf das verwendete Equipment anpassen lassen.

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Mid Boost: Bypass – Boost 300Hz – Boost 3kHz (SG)
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