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Tonehunter Juicy Fruits Test

Die Firma Tonehunter ist in Köln beheimatet und steht für Customizing, Modifikation und Entwicklung von Gitarrenequipment.  Ralf Reichen, der Chef des Unternehmens, ist selbst gestandener Gitarrist und kümmert sich mittlerweile seit über zehn Jahren erfolgreich um den guten Ton. Auf der Suche nach dem optimalen Verzerrer stellt Tonehunter nach vierjähriger Entwicklungsphase nun drei Pedale vor, die alle Bratbereiche abdecken sollen. Ob mollig weich und feinfühlig oder männlich herb – mit ihnen sollen alle Stilistiken authentisch bedient werden und jeder Gitarrist zum Zuge kommen.

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Die Tonehunter Zerrer sind keine Kopien bereits bestehender Klassiker, sondern komplette Neuentwicklungen, die in Deutschland von Hand gefertigt werden. Ebenso wie beim Dual Drive aus dem Hause Baldringer werden also auch hier keine Kräfte aus Billiglohnländern ausgebeutet. Diese Entscheidung ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung, denn wer deutsche Qualität zu schätzen weiß und auch haben möchte, der wird sich ungern mit liebloser Massenfertigung aus dem näheren oder ferneren Osten zufriedengeben. Bei Tonehunter steht die Qualität jedes einzelnen Pedals im Vordergrund, und Endkontrolle und Feintuning besitzen höchste Priorität.

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KONZEPT UND AUFBAU
Das Pedal aus der Kölner Effektschmiede steckt in einem robusten Metallgehäuse und besitzt drei Regler, deren Wirkungsweise der vieler bekannter Zerrpedale ähnelt.

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Links befindet sich der Regler „Blow“ für die Ausgangslautstärke, mit dem die Vorstufe des nachgeschalteten Amps kräftig übersteuert werden kann. Eine Maßnahme, die eigentlich gar nicht nötig ist, aber dazu später mehr. Mittig sitzt das Poti mit der Bezeichnung „Voice“ für die Klangregelung, und „Burn“ ist für die Zerr-Intensität zuständig.  Alle Pedale aus dem Tonehunter-Programm besitzen zwei zusätzliche Kippschalter auf ihrer Bedienoberfläche, mit denen der Klangcharakter weiter beeinflusst werden kann und eine LED zur Anzeige des Schaltzustandes. Im ausgeschalteten Zustand bietet das Pedal einen True Bypass, wie sich das für ein Pedal dieser Preis- und Güteklasse gehört. Die Ein- und Ausgänge befinden sich an der rechten und linken Gehäuseseite, während der Anschluss für das Netzteil stirnseitig angebracht ist. Nach dem Aufschrauben offenbart sich erstklassige und saubere Verarbeitung. Sämtliche elektronische Bauteile wurden nach klanglichen Aspekten selektiert und in engster Toleranz ausgemessen.

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PRAXIS UND SOUND
Der Juicy Fruit ist der mittlere Spross aus der Tonehunter-Dynastie. Sein Einsatzgebiet und Zerrvermögen reichen von leichtester Anrauung des Signals bis hin zur mittelsaftig fetten Zerre. Klanglich hat mich dieses Pedal sofort in den Bann gezogen, denn es klingt sehr natürlich und arbeitet mit nur geringer Kompression.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 Soundbeispiel 2

Verrucht jazzige Akkorde und den gepflegten Brian Setzer Crunch beherrscht dieses Pedal ebenso wie tolle Blues- oder Classicrock-Sounds. Anders als beim Tubescreamer reagiert der Voice-Regler hier feiner, und das gesamte Klangspektrum ist wesentlich breiter angelegt. Nichts näselt oder nölt. Stattdessen kommt ein großer und kräftiger Ton zum Vorschein – vor allem in Kombination mit dem Marshall  Überhaupt hat mir das Gerät am Marshall grundsätzlich besser gefallen als an meinem Fender. Aber auch über den Princeton gelingen erstklassige und sehr natürliche Zerrsounds.
Für mehr Gain habe ich unterschiedliche Pedale versuchshalber vor den Juicy Fruit geschaltet, wie zum Beispiel meinen Analogman Beano Boost, den Fulltone Fat Boost und einen alten DOD Overdrive Preamp /250. Klasse, wie dieses Pedal vor allem mit dem Treblebooster zusammenarbeitet, vorausgesetzt, man überfährt den Eingang nicht zu stark. Aber selbst in diesem Fall beginnt das Pedal nicht zu mulmen, sondern reagiert ähnlich einem heftig angefahrenen Gitarrenamp. Bei sehr geringen Gain-Einstellungen muss man die Ausgangslautstärke natürlich weiter aufdrehen und die Obertöne zusätzlich featuren, was sich mit dem Aktivieren des „Vitamin“ Schalters leicht realisieren lässt. Der Sound köchelt mit wenig Gain völlig unbröselig und weich und ohne die Schönfärberei beispielsweise eines Hermida Zendrive. Gerade, wenn es um diese natürliche Anzerrung geht, die man nur mit halbwegs aufgerissenen Röhrenamps hinkriegt, probiert man sich mit vielen Pedalen den Wolf. Aber auch in dieser Disziplin kommt man mit dem Juicy Fruit schnell zu sehr guten Ergebnissen.

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FAZIT
Das Juicy Fruits klingt offen und ehrlich, mit einer breiten Range an erstklassigen Zerrsounds.  Im zahmen unteren Bereich lassen sich sehr natürliche Sounds einstellen. Bis hin zu mittleren klassischen Gain-Einstellungen hat man es hier mit einem absoluten Sahneschnittchen zu tun, das auf allerhöchstem Niveau arbeitet und klingt. Die Verarbeitung ist vorbildlich, ebenso wie der Service von Tonehunter. Ein erstklassiges Pedal für Soundgourmets, Blueser und Classicrock-Saitenquäler.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Vielseitigkeit
Contra
Artikelbild
Tonehunter Juicy Fruits Test
Für 99,00€ bei
Juicy_Fruit_FIN_Kopie_01
TECHNISCHE DATEN
  • Typ: Overdrive
  • Regler: Blow, Voice, Burn
  • Schalter: ON/OFF
  • Anschlüsse: In/Out, 9 Volt DC Netzteilbuchse
  • Preis: 379,- Euro UVP
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Profilbild von Linsenpuppe

Linsenpuppe sagt:

#1 - 13.10.2011 um 14:56 Uhr

0

Sicher sehr gut klingende Teile, aber die Preise...Man spart sich zB die Lackierung und verwendet Schalter und Potis, die auf der Platine direkt verlötet sind (so dass mechanische Einwirkung zu beschädigten Leiterbahnen führen kann). Das verbilligt die Herstellung massiv, denn Lack und Verkabelung brauchen mit Abstand am meisten Zeit (ich baue selbst Effekte...). Die Bauteilqualität an sich ist gut, aber extrem teure Teile werden auch nicht verbaut. Objektiv betrachtet besteht also große Ähnlichkeit zu Firmen wie Biyang (auch dort zB Alpha-Potis, Metallfilmwiderstände und Kondensatoren von Wima...), wobei die Schaltungen von Tonehunter aber etwas eigenständiger sind (aber eben auch das Rad nicht neu erfinden.)
Man wollte vermutlich den exquisiten Ruf aus dem Bereich Modding/Amps (was nur relativ wenige Kunden anspricht) nutzen, um in einem viel größeren Markt auf einfache Weise ordentlich zu verdienen. Die Hälfte des UVP stände schon kaum noch im Verhältnis zu Material- und Herstellungskosten, 379€ ist ein reiner Mondpreis. Das sind noch 100€ mehr, als bei Mad Prof, die dafür lackierte Gehäuse und frei per Hand verdrahtete Potis und Buchsen bieten.
Auf der Platine verlötete Minischalter ohne Verschraubung am Gehäuse sind für mich ein No-Go, egal ob bei gekauften oder selbstgebauten Effekten. Das sieht man bei Biyang übrigens auch so...

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