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Thorens TD 202 Test

Dass wir die erneut aufkeimende Leidenschaft für Vinyl teilen, sollte euch nicht überraschen. Kontinuierlich stellen wir hier neue Produkte vor, testen diese für euch und geben immer wieder Tipps und Empfehlungen. Nun sind nicht alle, die Schallplatten besitzen, als DJ aktiv. Einige wollen eben einfach nur Vinyl abspielen und die Musik genießen (zum Artikel Vinylpflege: Schallplatten richtig reinigen). Vielleicht auch mal unkompliziert eine Aufnahme machen, falls kein Download-Code dabeiliegt. Außerdem sollte die Bedienung möglichst einfach und unkompliziert sein. Und klar: Der Sound muss ebenfalls stimmen. Der Traditionshersteller Thorens – seit 2018 unter neuer Führung mit Sitz in Bergisch Gladbach – will mit dem TD 202 diese Anforderungen erfüllen. Wir packen den Plattenspieler aus, schauen uns alle Features an und hören ausgiebig.

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Thorens TD 202: Plattenspieler mit integriertem Phono-Vorverstärker und USB-Anschluss

Details

In zwei Kartons verpackt landet der Thorens TD 202 im heimischen Testlabor. Beim Auspacken zeigt sich, dass der Plattenspieler gut für den Transport geschützt wird. Das gute Stück ist noch nicht spielfertig konfiguriert, sondern muss von mir zunächst mit wenigen Handgriffen aufgebaut werden. So entdecke ich zunächst das Chassis mit dem noch nicht bestückten Tonarm, das Gegengewicht, den Plattenteller samt Riemen und Gummimatte, das zugehörige System (audio-technica AT 95E) sowie weiteres Zubehör wie Staubschutzdeckel, Single-Puck, ein Cinch-Kabel mit Erdung und die mehrsprachigen Anleitung.
Auch wenn ich den Plattenspieler noch nicht „zusammengebaut“ habe, kann ich dem TD 202 bereits eine edle Optik bescheinigen. Zwei Farbkombinationen gibt es – neben der hier vorliegenden Variante in Schwarz bekommt ihr ebenso eine Ausführung in Walnuss. Beide Lackierungen strahlen in Hochglanz. Ich muss gestehen, dass ich persönlich matte Farben bevorzuge, bei Hochglanzoberflächen sieht man schnell jeden Fingerabdruck

Fotostrecke: 7 Bilder Der Thorens TD 202 kommt gut verpackt in zwei Kartons

Aufbau

Dann will ich den Thorens TD 202 mal aufbauen. Ich mache das genauso, wie es mir die gut beschriebene Anleitung erklärt, allerdings nicht in der gleichen Reihenfolge. Die Schutzhaube bereite ich schon mal vor, indem ich die beiliegenden Scharniere mit ihren Klemmen in die dafür vorgesehenen Stellen schiebe, dann lege ich den „Deckel“ erst mal beiseite und setzte diesen erst zum Schluss auf.
Um den TD 202 betriebsbereit zu machen, setze ich zunächst den Plattenteller aus Aluminium auf die Tellerachse und führe den Riemen um die Antriebsrolle am DC-Motor. Dafür nutze ich ein Loch im Plattenteller und einen Finger. Die Anleitung sagt mir, dass ich darauf achten muss, dass der Riemen nicht verdreht sitzt. Sieht alles gut aus, ich drehe ein bisschen den leichtläufigen Teller und es geht weiter. Gummimatte richtig herum aufsetzen (mit Logo des Herstellers nach oben), und damit ist der nächste Teil des Aufbaus erledigt.
Nun muss ich mich um den Tonarm kümmern. Erst mal die Headshell mit vorinstalliertem audio-technica AT 95E am Tonarm einstecken und festschrauben – kein Problem! Dann das Gegengewicht (richtig herum) am hinteren Ende des Tonarms anschrauben. Erledigt. Anti-Skating-Knopf auf Null drehen – check

Fotostrecke: 4 Bilder Durch dieses Loch am Plattenteller wird der Riemen über den Motor geführt

Tonarm ausbalancieren und Gewicht für System einstellen

Jetzt kommt der „kniffligste“ Part, denn nun geht es um die Justierung. Der Tonarm muss jetzt nämlich abgesenkt werden und die Nadel darf dabei nirgends anstoßen. Das Ziel der jetzt folgenden Prozedur ist es, den Tonarm in eine schwebende Mittelposition zu bekommen.
Das erledigt ihr am sichersten, indem ihr den Nadelschutz erst entfernt, wenn sich der Tonarm eher nach oben als nach unten bewegt. Der Schlüssel liegt in der Drehung des Gegengewichts am Tonarmende. Also erst so drehen, dass der Tonarm „abhebt“. Dann den Nadelschutz entfernen und anschließend das Gewicht vorsichtig in die entgegengesetzte Richtung drehen, bis der Tonarm direkt neben dem Plattenteller mittig schwebt. Diese Position markiere ich jetzt mit einer Drehung der Skala am Tonarm auf die Nullposition.
Abschließend stelle ich das Auflagegewicht des Tonabnehmersystems auf den erforderlichen Wert. Das mache ich wieder mit einer Drehung des Gegengewichts. Bei dem installierten AT95E empfiehlt die Anleitung den Wert 2, der nicht nur beim Gegengewicht, sondern ebenso beim Anti-Skating-Knopf eingestellt werden muss.
Wenn ihr ganz auf Nummer sicher gehen wollt, könnt ihr die Justage auch komplett mit Nadelschutz machen und dann das Gewicht noch ein Quäntchen erhöhen, (circa 2,2) wenn dieser entfernt wurde. Ich habe es aber genau nach Anleitung gemacht. So, fertig! Staubschutzhaube aufsetzen und es kann (fast) losgehen.
Das war jetzt vielleicht etwas trocken, wer sich damit schon mal beschäftigt hat, kennt das Prozedere und hat mit Sicherheit diesen ganzen Absatz ausgelassen. Wenn das alles Neuland für euch ist, solltet ihr euch nicht verunsichern lassen. Das ist in der Praxis nämlich schnell erledigt und gehört nun mal für Vinyl-Freaks dazu.

Ein kleiner Kritikpunkt

Für weitaus mehr Kopfzerbrechen hat bei mir tatsächlich das beiliegende Netzteil gesorgt. Das ist so ein Ding, bei dem Netzteil und Stecker modular aufgebaut sind und zusammengesteckt werden müssen. Denn im Lieferumfang sind gleich verschiedene Stecker für die unterschiedlichen Stromanschlüsse enthalten. Nur mit dem Zusammenstecken hat es nicht ganz so einfach funktioniert, wie ich das erwartet habe. Ganz im Gegenteil, am Ende musste ich allen Ernstes die dafür enthaltene Anleitung studieren, weil ich schon an meinem Verstand gezweifelt habe. Meine Partnerin hat mir schließlich bestätigt, dass ich noch geistig gesund bin und sich das Netzteil in der Tat etwas „bockig“ verhält.
Irgendwann funktionierte es dann doch und ich konnte die beiden Teile so zusammenstecken, als ob nichts gewesen wäre. Das muss ich als Contra anmerken, auch wenn es keine Bedeutung für die Gesamtbewertung haben wird. Falls der Hersteller diese Zeilen liest: Bitte checkt das mal bei anderen Netzteilen. Vielleicht stellt mein Exemplar ja eine Anomalie dar. Ansonsten sehe ich hier Potential für Verbesserung.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Blick auf die Rückseite zeigt Anschlüsse und Switch für den Preamp

Anschlüsse und weitere Details

Bevor ich den Thorens TD 202 anschmeiße, muss ich euch noch ein paar weitere Details berichten. Zunächst schaue ich mir dafür die Rückseite an. Hier entdecke ich die Erdungsschraube, RCA Cinch-Buchsen, den Switch, mit dem ich den integrierten MM-Phonoverstärker ein- und ausschalte (dazu mehr in der Praxis), einen USB-Anschluss, den Anschluss für das Netzteil sowie den Ein-/Ausschalter.
Der Plattenspieler steht auf vier runden, beweglichen Füßen, die sich sozusagen an die Oberfläche darunter anschmiegen und vor ungewünschten Vibrationen schützen.
Auf der Oberseite – also unterhalb des Plattentellers positioniert – sehe ich den Schalter, mit dem ich zwischen 33,3 und 45 Umdrehungen pro Minute wechsle. Außerdem befindet sich hier der im gleichen Look gestaltete Switch für das Ein- und Ausschalten des Motors. Die beiden Schalter sind aus Plastik und machen nicht unbedingt einen besonders robusten Eindruck. Allerdings wurde der TD 202 auch für einen behutsamen Umgang in der heimischen Wohnung gebaut und nicht für Club- oder Tour-Betrieb. Insofern gibt es also nichts auszusetzen. Die gesamte Konstruktion wirkt durchdacht – das sollte bei einer Traditionsmarke auch nicht überraschen. 3,9 Kilogramm wiegt das gute Stück übrigens.
Jetzt wird es aber echt mal Zeit, eine Platte aufzulegen

Thorens TD 202 Test: Zeit, eine Platte aufzulegen.
Thorens TD 202 Test: Zeit, eine Platte aufzulegen.
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Praxis

Bedienung

Der integrierte Phono-Preamp ist wirklich ein klasse Feature! Das macht unter Umständen das Leben leichter. Wer bisher noch nie groß mit Plattenspielern zu tun hatte, weiß nämlich nicht unbedingt, dass Anlagen (also üblicherweise die Verstärker) für den Anschluss eines „klassischen“ Vinyl-Spielers mit einem dafür ausgelegten Vorverstärker bestückt sein müssen oder externe Phono-Preamps benötigt werden. Line-Eingänge gibt es fast überall, aber mit Phono-Eingängen sieht das schon anders aus. Beim Thorens TD 202 müsst ihr euch darüber keine Gedanken machen. Solange irgendwo ein Line-Eingang bereitsteht, kann die Party losgehen. Dafür schaltet ihr einfach den internen Preamp an – ansonsten könnt ihr diesen ausschalten und direkt in die Phono-Eingänge eines Pults, Verstärkers, oder externen Vorverstärkers gehen. Super!
Der Einschalter befindet sich auf der Rückseite, es gibt kein Licht oder irgendeine Anzeige die mir Betriebsbereitschaft signalisiert. Wenn ich wissen will, ob der Plattenspieler überhaupt eingeschaltet ist oder gar Strom bekommt, muss ich den Start- und Stopp-Schalter betätigen und beobachten, ob sich der Plattenteller dreht. Wenn ja, ist der Thorens TD 202 eingeschaltet – ansonsten gilt „Houston, we have a problem“. In dieser Hinsicht gibt sich der Plattenspieler äußerst minimalistisch, das gilt auch für die Bedienung insgesamt.

Der Tonarm muss manuell bewegt werden - eine Automatik gibt es dafür nicht
Der Tonarm muss manuell bewegt werden – eine Automatik gibt es dafür nicht

Neben den zwei Schaltern für die Umdrehungsgeschwindigkeit und dem bereits genannten Start-/Stopp-Schalter gibt es außer dem Lifthebel nicht viel zu sehen und zu tun. Der Lifthebel für den Tonarm sitzt für mein Empfinden ein bisschen zu nah am Arm. Hier müsst ihr euch daran gewöhnen, mit einem Finger von rechts darunterzugreifen. Wenn ihr den mit Daumen und Zeigefinger nehmen wollt, kommt ihr zu schnell an den Tonarm. Und wo wir gerade von Lift und Tonarm reden: Automatisch bewegt sich hier nichts, ihr müsst also die Nadel manuell auf die Platte senken und wieder anheben. Als DJ bin ich das natürlich gewohnt und finde das auch völlig in Ordnung so. Denn so eine Automatik schlägt sich mit Sicherheit in einem höheren Preis nieder und ist bestimmt auch anfällig für technische Probleme. Außerdem wollen die heutigen Vinyl-Freaks ja auch ein bisschen Feeling, und dazu gehört nun mal, die Nadel auf die Platte zu bewegen. Für diesen Zweck reicht der Lifthebel auf jeden Fall, auch wenn dieser einen sehr einfachen Eindruck macht.
Ach, zwei Sachen muss ich auch noch erwähnen. So schön die glatte und abgespeckte Optik auch gefallen mag, so hat sie auch noch einen kleinen praktischen Makel. Der Single-Puck findet hier nämlich keinen Platz und muss woanders aufbewahrt werden. Und „woanders“ ist ja oft der Ort, an dem Dinge nicht mehr wiedergefunden werden, wenn sie tatsächlich mal gebraucht werden. Der zweite Kritikpunkt dreht sich um die Abdeckhaube aus Acryl. Sehr schön, dass diese dabei ist – wenn sie lange ansehnlich bleiben soll, legt auf keinen Fall irgendetwas darauf. Ich musste die Erfahrung machen, dass selbst eine Plattenhülle schon Spuren hinterlässt.

Den Acryl-Staubschutz solltet ihr behutsam behandeln
Den Acryl-Staubschutz solltet ihr behutsam behandeln

Vinyl über USB digitalisieren

Dank des eingebauten Phono-Vorverstärkers und des integrierten USB-Interfaces kann ich ohne viel Aufwand meine Lieblingsplatten digitalisieren. Was muss ich dafür tun? Einfach nur den Thorens TD 202 über das beiliegende USB-Kabel mit dem Rechner verbinden und den internen Phono-Vorverstärker aktvieren. Eine kostenlose Software wie Audacity oder Oceanaudio nutze ich für die Aufnahme. Wenn ich über USB aufnehme, muss ich mir um eine Aussteuerung des Signals keine Gedanken machen – das erledigt der interne AD-Wandler des Plattenspielers automatisch. Bei allen Tests entstanden keine Übersteuerungen, auch bei sehr laut geschnittenem Vinyl gab es noch genügend Headroom. Wenn ihr das beiliegende System durch ein etwas lauteres tauschen wollt, müsst ihr diesen Umstand bedenken. Dann können mitunter Clippings auftreten und ihr müsst die Aufnahmen über den analogen Weg machen. Richtige Hi-Fi-Connaisseure schlagen diesen Weg vermutlich sowieso ein und pfeifen auf eine Auflösung von 16 Bit und 48 kHz.
Ich habe mal eine kleine Hörprobe des Techno-Tracks „Journey“ von Caldera (mit freundlicher Genemigung von sonic moiré) beigefügt – aufgenommen über den USB-Ausgang, nicht normalisiert und in 44,1 kHz exportiert.

Über den USB-Eingang digitalisiert ihr spielend Schallplatten
Über den USB-Eingang digitalisiert ihr spielend Schallplatten
Audio Samples
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Thorens TD 202 Audiorecording

Sound

Mit dem audio-technica AT 95E kommt der Thorens TD 202 ja bereits mit einem sehr geschätzten Tonabnehmer, der für einen ausgewogenen und runden Sound bekannt ist. Und genau diese Attribute würde ich diesem Setup auch bescheinigen. Unaufgeregt passt mit Sicherheit ebenso – ganz besonders wenn ich die Lautstärke mit einem für den Club gedachten Ortofon Concorde vergleiche. In dieser Hinsicht liegen Welten dazwischen. Das ist hier aber kein Manko, sondern eigentlich genau richtig. Ich habe mir die unterschiedlichste Musik angehört und es hat immer Spaß gemacht. Der Thorens TD 202 ist eine ehrliche Haut – ich mag das.
Wie ihr bereits gesehen und gelesen habt, lassen sich Headshell und Tonabnehmer schnell austauschen, wer also klangliche Upgrades machen will, kann diese jederzeit vornehmen. Super!

Der TD 202 kommt von Haus aus mit dem beliebten audio-technica AT95E
Der TD 202 kommt von Haus aus mit dem beliebten audio-technica AT95E
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Fazit

Thorens richtet sich mit dem TD 202 an alle ambitionierten Fans von Vinyl-Schallplatten. Zu einem Preis von unter 600 Euro bekommen diese einen gut ausgestatteten Plattenspieler, der nach einer schnellen Konfiguration sofort betriebsbereit ist. Der Zusammenbau beschränkt sich auf wenige Handgriffe, die keinerlei Vorwissen erfordern und in der Anleitung Schritt für Schritt beschrieben werden. Neben einer edlen Optik bietet der Plattenspieler wichtige moderne Features. Dazu gehört nicht nur der USB-Anschluss, sondern ebenso die Option, einen internen MM-Phonoverstärker zu aktivieren. Damit lässt sich der TD 202 schnell an jeden Verstärker, Mischer oder direkt an Aktivboxen anschließen. Über den USB-Ausgang sind ohne viel Aufwand Aufnahmen der Vinyl-Schätze möglich. Und nicht zu vergessen: Auch der Sound stimmt!

    Pro
    • Lieferumfang
    • audio-technica AT 95E Tonabnehmer
    • Tonabnehmer lassen sich tauschen
    • eingebauter Phono-Vorverstärker
    • integrierter USB-Anschluss
    • überzeugender Sound
    • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
    • edle Optik
    Contra
    • Konfiguration des Netzteils
    • Lifthebel für Tonarm zu nah am Tonarm positioniert
    • Staubschutzdeckel empfindlich
    Thorens TD 202: Plattenspieler mit integriertem Phono-Vorverstärker und USB-Anschluss
    Thorens TD 202: Plattenspieler mit integriertem Phono-Vorverstärker und USB-Anschluss
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    Profilbild von DJ SpaceTerrapin

    DJ SpaceTerrapin sagt:

    #1 - 12.02.2024 um 17:03 Uhr

    0

    Guten Tag, das ist ja mal eine supergut gelungene, unprätentiöse Beschreibung. Habe eben meinen Thorens nach dieser Anleitung montiert. Ja, ist wohl nicht schwer, aber wir Reptilien haben das nicht so drauf (das Problem mit den entgegengestellten Daumen...Sie verstehen...) Ganz herzlichen Dank! Gruß aus Gehege Drei, DJ SpaceTerrapin

    Profilbild von Helmut Wickler

    Helmut Wickler sagt:

    #2 - 30.08.2024 um 07:15 Uhr

    0

    ich hätte noch die Qualität des eingebauten Ph. VV interessiert.

    Profilbild von Helmut Wickler

    Helmut Wickler sagt:

    #3 - 30.08.2024 um 07:15 Uhr

    0

    ich hätte noch die Qualität des eingebauten Ph. VV interessiert.

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