TAL-Software TAL J-8 Test

Ein Workaholic der Profiklasse: Der Jupiter-8 erweitert den Kosmos der japanischen Vintage-Synthesizer der früher 80er-Jahre. Im Vergleich zum Roland Juno-60 mit einfacher Architektur bietet das Flaggschiff Jupiter-8 dank Crossmodulation und mehr Wellenformen schon in der Oszillator-Sektion einen flexibleren Basisklang. Es lassen sich zwei Klänge schichten oder als Tastatur-Split anordnen. Sein Sound lässt sich als funktionell umschreiben: Von Bässen, über Leads, Pads und Brass bis hin zu Arpeggiator-Klängen beherrscht er alles gut.

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Angesichts der utopischen Preise für gebrauchte Vintage-Synthesizer freut man sich immer über Software, die ein rares, preisintensives Instrument innerhalb der eigenen DAW spielbar macht.
Die Software hier ist dem TAL-Software-Engineer Patrick Kunz zu verdanken: Er hat das Original vor der Entwicklung genauestens analysiert und die Emulation auf drei Plattformen (Windows, Mac OS und Linux) nun zugänglich gemacht.  Der J-8 von TAL-Software ist übrigens nicht das einzige Software-Instrument, das den Roland Jupiter-8 in die DAW holt. Roland selbst und auch Arturia liefern sehr gute Emulationen, die wir in einem weiteren Bonedo-Feature anhand von zahlreichen Audio-Demos noch vergleichen werden.

Details

Klassischer Aufbau

Der TAL J-8 erinnert schon allein durch seine Farbgebung aus Orange und Schwarz sehr an den Roland Jupiter-8 – allerdings ohne den Synthesizer fotorealistisch nachzubilden. Das GUI ist frei skalierbar. Während des Tests betrachte ich den J-8 in der Größe eines 27“-Bildschirms – klasse. Fast alle Parameter finden sich übersichtlich auf einer Seite. Und auch die Funktionalität ist dem Original stark nachempfunden. Das heißt, es gibt beim TAL J-8 zwei Oszillatoren mit Dreieck, Sägezahn, Sägezahn, Sinus und Rauschen, die jeweilis Cross- und Pulsbreitenmodulation erlauben und sich synchronisieren lassen. Daneben bilden zwei ADSR-Hüllkurven für Lautstärke und Filter, ein tempo-synchronisierbarer LFO und eine Filterabteilung, bestehend aus Tiefpass mit Flankensteilheit von 12/24dB plus Hochpassfilter, das Instrumentarium zur Soundparametrisierung des TAL J-8.
Über den Key Mode kann der J-8 zweifach multitimbral zum Klingen gebracht und die beiden Sounds (Lower und Upper) jeweils entweder geschichtet (Dual) oder über die Tastatur verteilt (Split) werden. Diese Konstellation ist zumindest bei den klassischen Analogsynthesizern eher selten. Eine Unisono-Schaltung der Oszillatoren mit wählbarer Stimmenanzahl, Detuning und Stereobreite fehlen hier außerdem ebenso wenig wie ein monophoner Spielmodus (Solo). Habe ich schon den Arpeggiator erwähnt? Der meistert zwar nur die klassischen Muster (Up, Down, Up and Down, Random) um bis zu vier Oktaven, ist aber dennoch eine Bereicherung.

Neue Features

Natürlich gibt es auch einige sinnvolle Abweichungen vom originalen Konzept. So kann etwa die Polyphonie des J-8 auf bis zu maximal 12 Stimmen eingestellt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Kalibration, die mit vier Parametern (VCO, Drive, Reso, Env) eine effiziente Klangformung des Basissounds gestattet. Je nach Absicht kann der J-8 so etwas rotziger klingen oder mehr Punch liefern. Für die Service Control öffnet sich ein Pop-Up. Hier lassen sich acht Stimmen des J-8 in ihrer Tonhöhe, Filterfrequenz sowie in Attack, Decay und Release individuell regulieren. Für einen lebendigen „Analogsound“ rentiert es sich, diese Parameter zu berücksichtigen. Der J-8 ist auch für MPE-Controller anpassbar.

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Die Effektsektion ist gegenüber dem originalen Jupiter-8 um einen Delay-Effekt erweitert worden. Dieser wirkt sich auch bei Split- und Layerkreationen immer auf den gesamten Klang aus. Er ist mit seinen sechs Parametern (Wet, Time, Spread, HPF, LPF und Feedback) sinnvoll editierbar und reichert die Sounds des J-8 sehr wirkungsvoll an. Für mehr Klangfülle ist die Software zudem um den Chorus der Juno-60-Emulation ergänzt worden. Außerdem anders als beim Original: Die Klänge lassen sich im Browser spielend einfach organisieren.

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