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Steady Gig: Als Musiker auf einem Kreuzfahrtschiff

Vielen professionellen Musikern wird irgendwann in ihrer Karriere ein Job auf dem Kreuzfahrtschiff angeboten, sei es als Instrumentalist eines Musical- oder Theater-Ensembles, als Musiker einer Cover- und Galaband oder als Mitglied der Band eines gefragten Künstlers. Das Angebot klingt verlockend – dort, wo andere Urlaub machen und relaxen, macht man Musik, sieht täglich neue Orte, wird köstlich verpflegt und verdient dabei noch Geld. Arbeit gleich Urlaub? Wir haben uns unter Musikerkollegen umgehört, die bereits Erfahrungen auf See sammeln konnten und hoffen, euch mit diesem Artikel das Leben als Musiker an Bord, die Arbeitsbedingungen und die Vor- und Nachteile näherbringen zu können.

Bilder: © Shutterstock / Urheber: alphaspirit & Salvador Aznar
Bilder: © Shutterstock / Urheber: alphaspirit & Salvador Aznar
Inhalte
  1. Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
  2. Welche Vor- und Nachteile hat der Job?
  3. Welches Equipment wird benötigt?
  4. Über welche Soft Skills sollte man verfügen?
  5. Wieviel verdient man als Schiffsmusiker?


Sicherlich sind die Bedingungen als Band-Mitglied eines gebuchten Stargasts, der ein bis zwei Konzerte spielt, nicht mit denen eines Ensemble-Mitglieds zu vergleichen, weshalb wir dieses Betätigungsfeld bewusst ausklammern. Hier soll es vor allem um die Form des Gigs gehen, bei dem der Musiker längere Zeit auf dem Schiff verbringt und somit in Lohn und Brot steht. Die Aufgabengebiete an Bord eines Kreuzfahrtschiffes können sehr unterschiedlich sein. Neben Barmusikern, die eher für die musikalische Untermalung im Hintergrund sorgen, gibt es Partybands, Musical-Ensembles und Künstlerbegleitungen, die zur Unterhaltung der Gäste gebucht werden.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, und wie kommt man an den Gig? 

Während es für die Showbands häufig ausgeschriebene Auditions gibt, buchen die Unternehmen die Partybands und Barmusiker oft auch auf Empfehlungsbasis oder werden durch Web-Präsenzen auf sie aufmerksam. In der Regel spielt man an sechs Tagen in der Woche und hat einen Tag zur freien Verfügung. Wie zeitintensiv die Arbeitstage werden, hängt sehr stark vom Betätigungsfeld ab. Als Barmusiker oder Partyband steht das Repertoire meistens fest und muss nicht regelmäßig neu einstudiert werden. Für die Musical- und Theatershows und Künstlerbegleitungen sind jedoch häufig wechselnde Programme geplant, die jeweils vorbereitet und geprobt werden müssen, wodurch sich die Arbeitszeit nicht nur auf die eigentliche Show beschränkt. Sicheres Blattspiel und Kenntnisse in verschiedenen musikalischen Stilistiken wie Jazz, Pop, R’n’B, Rock, Funk, Schlager, Klassik, etc… sind gefragt, da die Stücke häufig speziell für die Show arrangiert sind. Die Mitglieder der Show-Ensembles werden bei manchen Veranstaltern häufiger gewechselt, während die festen Combos für einen bestimmten Zeitraum gebucht werden. Vor dem Antritt der Reise muss man versichern, dass man drei Tage vor dem Flug nicht krank war. Alle Arten von Drogen sind an Bord tabu, Alkohol ist nur in Maßen nach Feierabend gestattet, niemals auf der Bühne.

Welche Vorteile hat der Job?

Die Vorteile sind natürlich die regelmäßige, pünktliche Bezahlung und die Reiseziele entlang der Route der Schiffe, die man auf Landgängen erkunden kann. An Bord wird man verpflegt und lebt frei von Unkosten, sofern man auf Internet (und ausgiebige Barbesuche nach Feierabend) verzichten kann. Internet ist auf hoher See häufig selbst für Gäste kostenpflichtig, da es über Satellitenempfang bereitgestellt wird und bietet auch nicht dieselbe Netzqualität wie auf dem Land. 
Weitere Vorteile, besonders für Berufsanfänger, sind, dass man sich als Musiker in verschiedenen Stilistiken schnell weiterentwickeln kann und durch gemeisterte musikalische Herausforderungen an Bord mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit in seinem Spiel gewinnt. Auch die Erweiterung des persönlichen Netzwerks durch die völlig unterschiedlich zusammengewürfelten Musiker und zum Teil auch stetig wechselnden Ensemble-Mitglieder ist unter Umständen nicht zu unterschätzen.

Welche Nachteile kann der Job haben?

Das Leben auf dem Schiff ist jedoch eigen, und sicherlich ist nicht jeder dafür gemacht. Dabei kommt es besonders auf den Status an Bord an. In aller Regel kommen nur die Musiker eines Stargasts in den Genuss des Gästestatus. Dann fühlt sich die Reise in eigener Kabine mit rund um die Uhr verfügbarem, vorzüglichen Essen und wenigen Konzerten durchaus wie ein Urlaub an. In der Regel ist man jedoch als Crew-Mitglied auf dem Schiff, womit sich der Wohlfühlfaktor spürbar ändert. Feste Kantinenzeiten, häufige, verpflichtende Sicherheitsübungen und eine teilweise strenge Hierarchie an Bord sind Normalität. Man ist auf dem Schiff für einen festen Zeitraum angestellt und unterliegt den Anweisungen eines oder mehrerer Vorgesetzten, die sich auch auf das äußere Erscheinungsbild und das (in ihren Augen unbefugte) Aufhalten in den Gästebereichen beziehen können. Der Vergleich mit einem Servicejob im 5-Sterne-Hotel ist ein guter Richtwert, was das eigene Auftreten betrifft. Als Musiker mit Crew-Status ist man in der Regel in Doppelkabinen untergebracht, die man sich entweder mit Band-Mitgliedern oder aber anderen Mitarbeitern des Schiffs – die einem zu Beginn unbekannt sind – für mehrere Monate teilt. In den Kabinen kann es durchaus eng werden, weil sie oft natürlich nicht den Luxus einer Gästekabine bieten.

Welches Equipment wird benötigt?

Üblicherweise gibt es an Bord die komplette Ausstattung an Verstärkern für Gitarre und Bass, ein oder mehrere komplette Drumsets und verschiedene Tasteninstrumente. Für kleinere Verschleißteile sind die Musiker selbst verantwortlich. Auch wenn viele Schiffe ein ordentliches Ersatzteillager parat haben, sollte jeder Musiker für die teilweise langen Etappen auf See sicherstellen, dass er mit Ersatzteilen wie Kabeln, Saiten und Fellen versorgt ist. Grundsätzlich bleiben die Setups sowohl in Bars als auch in den Musical-Theatern an Ort und Stelle. An Deck wird jedoch zu jeder Show auf- und abgebaut, da das Wetter auf See durchaus rau wird und die feuchte und salzhaltige Luft das Equipment nachhaltig schädigt.

Über welche Soft Skills sollte man verfügen?

Generell sollte man über große Ausdauer und eine „dicke Haut“ verfügen, falls es mal zu Konflikten mit Crew-Mitgliedern oder Gästen kommt. Es sind vor allem Musiker gefragt, die ihr Ego zurückstellen können, Achtsamkeit für die Stimmung der Mitmusiker und der Crew haben und persönlich gefestigt sind. Wer Schwierigkeiten hat, über längere Zeiträume mit Gruppen von Menschen zu arbeiten, ist auf einem Kreuzfahrtschiff definitiv nicht am richtigen Platz.

Wieviel verdient man bei so einem Engagement?

Zwischen 80 und 120 Euro Tagespauschale (mit Künstlerbegleitung), die noch per Einkommensteuer versteuert werden muss, sind normal. Eine Umsatzsteuer fällt bei Einsätzen in internationalen Gewässern nicht an. Laut Vertrag können bis zu acht Stunden Spielzeit pro Tag (inkl. Proben) eingefordert werden, normal sind eher drei Stunden. Da die Einsätze je nach Reederei zwischen sechs Wochen und maximal drei bis vier Monaten dauern können, ist man außerdem längere Zeit für andere Gigs blockiert, da eine schnelle An- und Abreise selbst an freien Tagen entweder nicht möglich ist oder viel Planung und Aufwand erfordert. Das betrifft natürlich auch die Arbeit mit Vertretungen.
Wenn ihr mehr zum Steady Gig auf einem Kreuzfahrtschiff erfahren wollt, können wir euch die Videos auf dem YouTube Kanal des amerikanischen Drummers David Cola sehr ans Herz legen. Dort findet ihr unter anderem Eindrücke aus seinem Alltag an Bord und ein Video, in dem er detailliert auf Fragen antwortet.

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