Der derzeitige Trend zu leichten und kompakteren Bässen ist unübersehbar – immer mehr Hersteller liefern zu diesem Thema passende Antworten. Auch im 2025er-Lineup von Sire nimmt genau dieser Ansatz eine zentrale Rolle ein. Die Koreaner haben unlängst gleich drei neue Modelle vorgestellt, bei denen das geringe Gewicht ganz oben auf der Agenda steht: die Jazz-Bass-Modelle Marcus Miller V6, die Marcus Miller PJ-Vertreter P6, sowie die modern ausgerichteten Marcus Miller M6-Modelle. Letztere treiben den Ansatz sogar noch ein Stück weiter: Der M6 markiert nicht nur Sires ersten Schritt in die Liga der Headless-Bässe, sondern kommt gleich noch im Multiscale-Design. „Wenn schon modern, dann aber auch richtig!“, könnte hier das Motto gelautet haben. Den Sire Marcus Miller M6 Headless 4 gibt es als Vier- und Fünfsaiter in den Finish-Varianten „Mahogany Satin“, „Tobacco Sunburst Satin“, „Surf Green Metallic Satin“ sowie im schlichten „Black“. Letzteres nimmt hier eine Sonderrolle ein: Statt Mahagoni setzt Sire hier nämlich auf leichte Sumpfesche, und obendrein erhält der Body ein spezielles sandgestrahltes Finish – haptisch wie optisch also ein sehr eigenständiger Auftritt. Wir haben uns einen viersaitigen schwarzen Sire Marcus Miller M6 Headless 4 in unser Teststudio bestellt und sind gespannt, ob der supermoderne Newcomer hält, was seine Eckdaten versprechen.

- gute Gesamtverarbeitung (abgesehen s. Minuspunkte)
- sehr fairer Preis
- klanglich sehr vielseitig
- sehr ausgewogen-homogener Sound
- Stimmschrauben schwergängig und nicht besonders griffig
- Intonationsschrauben mit mitgeliefertem Inbus zum Teil nicht justierbar
- Kante des Saitenhalters beim Greifen des ersten Bundes spürbar

Gigbag inklusive!
Der neue Sire Marcus Miller M6 Headless 4 rangiert im Sire-Portfolio in der mittleren Preisklasse und kommt folgerichtig mit einer Gigbag ins Haus. Allerdings handelt es sich beim M6-Case – anders als bei den übrigen Serien – um eine Tasche im Gitarrenformat. Kein Wunder: Ein Headless-Bass ist nun einmal deutlich kompakter und kürzer!
Die Bag selbst macht einen äußerst soliden Eindruck. Sie wirkt stabil, hochwertig verarbeitet, und eignet sich problemlos für den Weg zur Probe oder direkt zum Gig. Konstruktionstechnisch bewegt sie sich eher in Richtung Softcase: verstärkte Seitenwände, eine durchgehende Schaumstoffpolsterung, sowie eine Halsauflage mit Klettverschluss, die den Bass sicher fixiert.
Auf der Vorderseite wartet zudem eine großzügig dimensionierte Zubehörtasche, in der problemlos Kabel, Tools oder sogar ein kleines Micro-Topteil unterkommen. Kurz: Die Gigbag taugt und ist fraglos ein echter Mehrwert zum Instrument!
Sire Marcus Miller M6 Headless 4: Erster Eindruck
Kommen wir nun zum eigentlichen Hauptdarsteller, nämlich dem ersten Headless-Bass aus dem Hause Sire. Der Sire Marcus Miller M6 Headless 4 wirkt gleichermaßen modern wie grazil, und gerade das sandgestrahlte Black-Finish verpasst ihm eine subtile Prise „Metal-Vibe“ – ohne gleich mit der Tür ins Genre zu fallen. Ob er klanglich tatsächlich in diese Kerbe schlägt oder sich am Ende als vielseitiger Allrounder entpuppt, klären wir wie gewohnt im Praxisteil.
Die grundsätzliche Korpusform hat der Headless-M6 von seinen Geschwistern aus der M-Serie geerbt. Diese wurde jedoch sinnvoll an die speziellen Anforderungen einer Headless-Konstruktion angepasst. Da die Kopfplatte als Gegengewicht fehlt, spielt das Thema „Balance“ hier naturgemäß eine zentrale Rolle. Für das schwarze Modell setzt Sire daher auf leichte Sumpfesche; zudem fällt der Body insgesamt recht flach aus und ist ringsum großzügig verrundet – ein echter Handschmeichler!
Das optische und haptische Highlight ist jedoch eindeutig die sandgestrahlte Oberfläche. Durch die strukturierte Behandlung entsteht hier ein sehr feiner 3D-Effekt, der sich ebenso ungewöhnlich wie interessant anfühlt, ohne im Spielbetrieb störend zu werden. Vollendet wird der moderne Look schließlich durch die tiefschwarze Lackierung, die dem Bass einen progressiven Auftritt verleiht.
Der an fünf Punkten mit dem Korpus verschraubte Hals besteht insgesamt aus fünf Teilen: Drei Streifen Ahorn wurden mit zwei schmaleren Mahagoni-Streifen verleimt und ergeben zusammen eine äußerst stabile Konstruktion.
Als Griffbrettholz kommt Palisander zum Einsatz, bestückt mit 24 schräg installierten Bünden und rechteckigen Inlays mit sanft gerundeten Ecken. Wie bei allen neueren Sire-Modellen sind auch beim M6 die Griffbrettkanten angenehm verrundet – ein Detail, das die Haptik spürbar aufwertet und den Bass schon beim ersten Anfassen äußerst komfortabel wirken lässt.
Der Hals endet zudem nicht abrupt hinter der Saitenbefestigung, wie man es von einigen Headless-Bässen der 80er-Jahre kennt. Stattdessen spendiert Sire dem M6 ein elegant modelliertes Endstück, in dessen Stirnseite sich der Zugang zur Trussrod befindet. Durch diese Verlängerung entsteht auf der Halsrückseite am Übergang zum Body eine leichte Verdickung – und damit ein Griffgefühl, das dem eines „klassischen“ Basses gleicht.
Hardware
Damit wären wir auch schon beim Thema Hardware. Sire greift beim M6 nicht auf vorgefertigte Headless-Komponenten anderer Hersteller zurück, sondern hat die gesamte Mechanik selbst entwickelt. Direkt hinter dem Tusq-Graphtech-Sattel werden die Saitenenden in einen Metallblock geführt und dort jeweils mit zwei kleinen Inbusschrauben fixiert. Spezielle Double-Ballend-Saiten sind also nicht erforderlich – handelsübliche Standardsaiten funktionieren problemlos. Toll!
Am Korpusende werden die Saiten von Sire-Einzelstegen mit integrierten Stimmmechaniken aufgenommen. Jeder dieser Stege verfügt über einen kleinen Saitenreiter, der sowohl in der Höhe für die Saitenlage als auch horizontal für die Intonation justiert werden kann.
Eigentlich clever gemacht: Die Böckchen sind, wie bei normalen Bassbrücken, mit Federn versehen und können mit einer Inbusschraube für die korrekte Intonation nach vorne oder hinten bewegt werden. Die Schraube befindet sich stirnseitig in Richtung des Bridge-Pickups – allerdings mit einem Haken: Bei der G-Saite sitzt der Reiter so nah am Pickup, dass der mitgelieferte Inbusschlüssel schlicht nicht dazwischen passt. Hier wäre ein Werkzeug mit deutlich kürzerem Schenkel vonnöten, und ich frage mich unweigerlich: Testet bei Sire niemand die Praxistauglichkeit der mitgelieferten Tools?
Aber wie auch immer: Am anderen Ende der Einzelstege sitzen die Stimmmechaniken. Sie erfüllen ihren Zweck, laufen jedoch teilweise eher schwergängig. Auch die Drehknöpfe selbst könnten gerne etwas ergonomischer ausfallen – sie bieten kaum Grip, und wer auf der Bühne mit leicht feuchten Händen nachstimmen muss, dürfte hier schnell zusätzlich ins Schwitzen kommen.
Zwar kann man die Mechaniken auf der Rückseite auch per Inbusschlüssel bedienen, was beim Saitenwechsel durchaus praktisch ist – im hektischen Livebetrieb möchte man aber nun wirklich kein Werkzeug zücken! Unterm Strich denke ich daher, dass bei der Hardware sowie dem mitgelieferten Werkzeug noch etwas Nachbesserungsbedarf besteht. Hier darf man durchaus hoffen, denn Sire hat sich in der Vergangenheit stets offen für konstruktives Feedback gezeigt!
Werksbesaitung und Mensurlängen
Erfreulich fällt die Werksbesaitung des neuen Sire Marcus Miller M6 4-String Headless aus: Sire stattet den Multiscale-Headless nämlich ab Werk mit hochwertigen beschichteten Nickel-Saiten des renommierten Herstellers DR aus (DR Dragon Skin+ DBQ-45). Diese halten nicht nur lange, sondern fühlen sich erstaunlich nah an unbeschichteten Saiten an – Daumen hoch dafür!
Die Unterschiede der Mensurlängen fallen beim Sire Marcus Miller M6 Headless 4 übrigens moderater aus als etwa bei den Dingwall-Bässen. Beim Viersaiter reicht die Spannweite von 34,5″ auf der E-Saite bis 33″ auf der G-Saite, was eine relativ dezente Fächerung der Bünde zur Folge hat.

Pickups und Elektronik
Wer sich bereits mit den höher angesiedelten M-Serien von Sire beschäftigt hat, trifft bei der Tonabnehmer und Elektronikausstattung des M6 auf altbekannte und bewährte Komponenten. Herzstück des Systems sind zwei Marcus-Miller-Pure-Humbucker, die sich jeweils über kleine Miniswitches im Cockpit in drei Betriebsarten schalten lassen: seriell, parallel oder als Singlecoil (äußere Spulen).
Von den Pickups wandert das Signal direkt in den Marcus-Heritage-3-Preamp – ein alter Bekannter, der den Bass mit Volume- und Balance-Regler sowie einer flexiblen 3-Band-Klangregelung und den entsprechenden Reglern ausstattet. Die Mitten lassen sich stufenlos zwischen 200 Hz und 1 kHz durchstimmen und ermöglichen damit präzise Eingriffe ins Klanggeschehen.
Zusätzlich steht eine Tonblende zur Verfügung, die sowohl im aktiven als auch im passiven Betrieb arbeitet. Um das Reglerfeld der üppigen Elektronik einigermaßen übersichtlich zu halten, setzt Sire auf zwei Doppelpotis: Die Tonblende sitzt im unteren Ring des Volume-Stacks, die Wahl der Mittenfrequenz im unteren Bereich des Mittenreglers. Beide Batterien, die den Preamp mit insgesamt 18 Volt versorgen, sitzen in einem separaten Klappmechanismus auf der Rückseite. Und sollten die Saftspender unterwegs mal schlappmachen, lässt sich der Sire Marcus Miller M6 4-String Headless jederzeit mit dem dritten Miniswitch im Cockpit in den passiven Modus schalten – dann allerdings mit der Tonblende als einzigem Klangwerkzeug.








































